DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-06-2017 09:00
SXEU31 DWAV 190800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.06.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W a
Ruhige Hochdruckrandlage. Vorerst keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse,
aber hohe UV- und zunehmende Wärmebelastung.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland an der Nordflanke eines Höhenrückens, der sich vom
westlichen Mittelmeer mit Teilachsen nach Polen und Irland erstreckt. Dazwischen
findet ein breiter Trog Platz, der auf die nördliche Nordsee übergreift. Das
diesem Trog vorgelagerte Frontensystem schleift über der nördlichen Nordsee und
Südskandinavien, so dass hiervon keine Wetterrelevanz ausgeht. In der west-
nordwestlichen Strömung an der Nordflanke des Rückens läuft ein Kurzwellentrog
nach Südosten ab. Zwar ist im Nordosten die Schichtung einigermaßen labil, etwas
CAPE (bis etwa 500 J/kg) ist vorhanden und der Gehalt an niederschlagbarem
Wasser erreicht 30 mm. Die Auslösung hochreichender Konvektion ist durch diesen
Kurzwellentrog vorstellbar, aber infolge der zuvor erfolgten Austrocknung wenig
wahrscheinlich.
Über Mitteleuropa dauert dagegen das Absinken im Bereich des ausgedehnten
Höhenrückens an. Das korrespondierende Bodenhoch verlagert sich zwar in den
Alpenraum und ins südöstliche Mitteleuropa, behält aber seinen Einfluss auf
unser Wettergeschehen. Was sich insofern äußert, dass Absinken keine
nennenswerte Bildung von Konvektionsbewölkung zulässt. Abgesehen vom Norden und
Nordosten, wo sich etwas die Nähe der Frontalzone bemerkbar macht, liegt die
Auslösetemperatur bei 34 Grad und darüber, was außerhalb des heute erreichbaren
Niveaus ist. Bei nahezu ungehinderter Einstrahlung steigt heute die Temperatur
auf 28 bis 33, in Küstennähe und im höheren Bergland auf Werte um 25 Grad.
In der Nacht zum Dienstag drückt der auf Skandinavien übergreifende Trog die
Frontalzone noch etwas nach Süden. An dessen Vorderseite entwickelt sich ein
Tief, dass sich nach Südfinnland verlagert. Dessen Kaltfront kommt nach Süden
voran, erreicht aber noch nicht das Vorhersagegebiet. Bedingt durch die
fortschreitende Austrocknung ist die Nebelneigung noch geringer als in der
vergangenen Nacht.

Dienstag... schwenkt der o.g. Trog rasch über die Baltischen Staaten hinweg
ostwärts, gefolgt von einem weiteren Kurzwellentrog, der vom Nordmeer auf
Norwegen übergreift. Mit der auf West-Nordwest drehenden Strömung greift die
Kaltfront des sich über den Finnischen Meerbusen hinweg ostwärts verlagernden
Tiefs auf den äußersten Norden Deutschlands über. Dies geht nicht mehr so rasch
vonstatten wie noch von weiter zurückliegenden Modellläufen angenommen wurde.
Die Kaltfront wird von kräftiger Kaltluftadvektion überlaufen, zudem stößt von
der Nordsee ein Hoch nach Südosten vor, so dass diese Kaltfront einen stabilen
und aktiven Charakter aufweist. D.h., deren Wetterwirksamkeit beschränkt sich
auf ein paar, vielleicht auch mehrschichtige Wolkenfelder, aber allenfalls
geringe Niederschläge, eine Winddrehung auf nördliche Richtungen und eine
Windzunahme, infolge der Ageostrophie möglicherweise bis in den warnrelevanten
Bereich hinein.
Präfrontal erfolgt zwar durch die zunehmende Erwärmung eine weitere
Labilisierung, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser erreicht 25 bis 30 mm,
CAPE mehr als 1000 J/kg, wobei diese Werte allerdings gedeckelt sind. Mit
anderen Worten: Hochreichende Konvektion ist allenfalls durch orografische
Unterstützung (südwestdeutsche Mittelgebirge, vielleicht westliches Bergland,
später auch Alpenrand) vorstellbar. Das Kondensationsniveau liegt hier
allerdings bei etwa 2500 Metern, was nicht unbedingt für unwetterartige
Entwicklungen spricht.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 30 bis 36, im Norden 24 bis 29 und an der
Küste Werte um 20 Grad, wobei mit Frontpassage im Norden ein Temperaturrückgang
auf 16 bis 22 Grad erfolgt.
In der Nacht zum Mittwoch bleibt der Norden und Nordosten Deutschlands leicht
zyklonal geprägt, ohne dass die Strömung noch wesentlich aufsteilt. Dies lässt
die Kaltfront schleifend und ohne nennenswerte Wetterwirksamkeit bis etwa zu
einer Linie Emsland - Frankfurt/Oder vorankommen. Über Westeuropa regeneriert
sich der Höhenrücken, was durch Warmluftadvektion über den Britischen Inseln
gestützt wird. Einzelne Gewitter, die vielleicht noch an den Alpen in Gang sind,
sollten in der ersten Nachthälfte in sich zusammenfallen. In größeren Städten
Südwest- und Westdeutschlands dürfte die Temperatur kaum unter 20 Grad
zurückgehen.

Mittwoch... bleibt an der Nordflanke des zu den Britischen Inseln gerichteten
Höhenrückens die west- nordwestliche und zunehmend antizyklonal geprägte
Strömung bestehen. Die über dem Norden und Nordosten Deutschlands liegende und
kaum wetterwirksame Kaltfront kommt daher nur im Osten noch ein wenig nach Süden
voran und beginnt als Warmfront rückläufig zu werden. Da aber an der Südflanke
des Bodenhochs über der Nordsee die trockenere, postfrontal eingeflossene
Luftmasse weiter nach Süden vordringen kann, ist im Westen und Süden gegenüber
Dienstag eine leicht gedämpfte Temperaturentwicklung vorstellbar, so dass Maxima
zwischen 28 und 33 Grad zu erwarten sind. Weiter nach Norden hin werden 22 bis
27, an der See und im küstennahen Binnenland 17 bis 21 Grad erreicht. Außerdem
bewirkt dieses Einsickern der trockeneren Luft eine ausgeprägtere Deckelung der
Labilität. Zwar steigt CAPE auf mehr als 1500 J/kg und der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser auf 30 bis 35 mm, aber die Labilität wird
wahrscheinlich nicht ausgelöst. Eine Ausnahme stellen wiederum die
südwestdeutschen Mittelgebirge und der Alpenrand dar, wo sich im späteren
Tagesverlauf einzelne Hitzegewitter entwickeln können. Möglicherweise bilden
sich auch über den zentralen und westlichen Mittelgebirgen einzelne
Hitzegewitter, die dann auch entsprechend intensiv ausfallen und mit Starkregen
und Hagel einhergehen können.
In der Nacht zum Donnerstag ändert sich an der oben beschriebenen
Geopotentialverteilung nur wenig. Das Bodenhoch über der Nordsee verschwindet
und macht Platz für eine flache Tiefdruckrinne, die sich in der von der
Iberischen Halbinsel nach Nordosten vorstoßenden subtropischen Luftmasse
entwickelt. Hierdurch wird die nunmehr auf den Nordosten Deutschlands
vordringende Warmfront aktiviert, so dass auf die küstennahen Gebiete und
vielleicht auch auf den Nordwesten Niederschläge übergreifen können. Ob diese
mit konvektiven Umlagerungen einhergehen, ist wenig wahrscheinlich.
Im Süden dürfte durch die leicht nordwestliche Anströmung der Alpen die
Konvektion noch etwas länger erhalten bleiben als in den Nächten zuvor. In der
zweiten Nachthälfte sollte aber auch unmittelbar am Alpenrand die konvektive
Aktivität nachlassen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen ein weitgehend ähnliches Verhalten. Anhand der
synoptischen Basisfelder ergeben sich nur geringe Unterschiede. So wird die für
die Nacht zum Donnerstag beschriebene Tiefdruckrinne vom EZMW etwas verzögert.
Beim GFS ist von dieser Struktur kaum etwas zu sehen. Das Modell des kanadischen
Wetterdienstes zeichnet am Donnerstag eine kräftigere Entwicklung.
Möglicherweise ergibt sich am Donnerstag eine Schwergewitterlage.
Probabilistische Verfahren wie COSMO-LEPS und das EPS des EZMW stützen die oben
getroffenen Aussagen zur Niederschlagsentwicklung, beschränken Regionen mit CAPE
über 1000 J/kg im wesentlichen jedoch auf den Süden Deutschlands.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann