DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-06-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.06.2017 um 10.30 UTC



Zunächst Hochdruckeinfluss und sommerlich warm bis heiß. Dabei kaum
Niederschlag. Ab Freitag zunehmende Gewitteraktivität, schwülwarm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 25.06.2017


Am Mittwoch, zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums befindet sich
Deutschland an der Ostflanke eine Westeuropäischen Höhenkeils. Das dazugehörige
Bodenhoch befindet sich über der Nordsee und bestimmt das Wetter in weiten
Teilen des Landes mit trockener Warmluft. Lediglich der äußerste Norden wird von
einer Kaltfront eines Tiefs bei Finnland beeinflusst. Dort ist mit 850
hPa-Temperaturen von 5 Grad eine deutlich kühlere Luftmasse aktiv als im Süden,
wo die 850-hPa Temperatuten bei 15 Grad liegen. Allerdings ist die Kaltfront nur
wenig wetteraktiv, so dass sie sich lediglich in Form stärkerer Bewölkung
bemerkbar macht. In Alpennähe kommt labil geschichtete Warmluft, in Form lokaler
Wärmegewitter zur Geltung.
Am Donnerstag kommt der Höhenrücken unter Abflachung seiner Amplitude etwas
ostwärts voran, die Achse verbleibt aber westlich von uns. Das Bodenhoch
verlagert seinen Schwerpunkt unter Abschwächung Richtung Mitteleuropa.
Gleichzeitig etabliert sich ausgehend von einem Tiefdruckgebiet bei Island eine
Tiefdruckrinne über Westeuropa. Mit der auf südliche Richtungen drehenden
Strömung kommt die Warmluft wieder etwas weiter nach Norden und Osten voran,
wobei die 15-Grad-Isotherme Freitagfrüh etwa entlang der Elbe verläuft.
Am Freitag zieht sich der Höhenrücken nach Südwesten Richtung Iberische
Halbinsel zurück. Das mitteleuropäische Bodenhoch zieht zum Balkan und
Griechenland ab. Deutschland gelangt zunehmend auf die Vorderseite eines
Höhentroges über dem Nordwesten Europas. Gleichzeitig greift die Tiefdruckrinne
mit eingelagerter Kaltfront von Westen auf uns über. Vorderseitig muss mit
einzelnen kräftigen Schauern und Gewittern gerechnet werden.
Am Samstag und Sonntag etabliert sich über Mitteleuropa eine zyklonal geprägte
Westwetterlage. Bei wechselnder bis starker Bewölkung kommt es zu schauerartigen
Regenfällen, die vor allem nachmittags und abends auch mit kräftigen Gewittern
einhergehen können. Der Temperaturgradient in 850 hPa ist mit 5 Grad im Norden
und 15 Grad im Süden wieder ähnlich hoch wie am Mittwoch.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Auch der neueste operationelle Lauf des ECMWF von heute 00 UTC stimmt gut
überein mit den vorangegangenen Ergebnissen seiner Vorgänger, so dass die
Konsistenz des ECMWF bis einschließlich Freitag als gut bezeichnet werden kann.
Zumal das Vordringen einer ersten Kaltfront aus Westen zum Freitag hin gut mit
den Lösungen der Vorgänger von statten gehen soll.
Danach kommt es mit der Umstellung auf eine zyklonale Westlage zu Diskrepanzen
was die zeitliche und räumliche Entwicklung der einzelnen Modellläufe angeht.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Modellvergleich zeigt bis Freitag keine wesentlichen Unterschiede.
Nachfolgend zeigt EZMW im Vergleich zu ICON eine deutlich schnellere
Frontpassage und GFS die langsamste Lösung, weshalb die 10-Tages-Vorhersage auf
Basis von MOS-Mix erstellt wird. Ohnehin prognostiziert GFS ab Samstag ein
anderes Szenario. Während EZMW und ICON ab Samstag auf einen unter
Tiefdruckeinfluss wechselhaften und kühlen Witterungsabschnitt hindeuten, baut
sich nach GFS bereits der nächste Höhenrücken über West- bzw. Mitteleuropa
auf.__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne von Offenbach zeigt zunächst einen engen Verlauf der Member auf
einem hohen Niveau beim Geopotential. Zum Freitag wird der Spread dann deutlich
größer mit einer leichten Tendenz zum Absinken. Im Hinblick auf die Frontpassage
am Freitag liefern Haupt- und Kontrolllauf am Freitagmittag einen rasanten
Temperaturrückgang, während die Mehrheit der Member dies erst am in der Nacht
zum Samstag und Samstag früh zeigt. Der zeitliche Versatz wird auch bei der
Niederschlagsverteilung sichtbar. Der Hauptlauf besitzt einen deutlichen Peak
Freitagmittag, anhand der Member tauchen die meisten Niederschlagssignale aber
erst im Laufe des Samstags auf, aber auch bereits Donnerstagabend gibt es erste
Niederschlagsignale. Eine zeitliche Schwankung bzgl. des Übergreifens der Rinne
bzw. der Kaltfront scheint somit denkbar.

Die Clusterung des EZMW besitzt für Dienstag und Mittwoch nur einen Cluster. Für
den Zeitraum von Donnerstag bis Samstag gibt es zwei Cluster. Cluster 1, das die
Mehrheit der Member beinhaltet, deutet ebenfalls auf ein späteres Übergreifen
der Rinne hin. Der Hauptlauf befindet sich in Cluster 2.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


In der über dem Süden verbleibenden Warmluft können sich am Mittwoch und
Donnerstag insbesondere südlich der Donau und im Schwarzwald einzelne Gewitter
in Verbindung mit Starkregen, Hagel und Sturmböen bilden. Auch können erste
Gewitter am Donnerstagabend mit Annäherung der Rinne im Nordwesten des Landes
nicht völlig ausgeschlossen werden.

Vermehrt mit teils kräftigen Schauern und Gewittern ist wieder am Freitag und
Samstag mit Kaltfrontpassage zu rechnen, wobei der genaue zeitliche Ablauf noch
nicht in trockenen Tüchern ist.

EFI zeigt an allen Tagen im Südwesten und Süden des Landes gegenüber dem
Klimamittel deutlich zu hohe Temperaturen, so dass man von einer hohen
Wärmebelastung ausgehen kann.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, ECMWF, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer