DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-06-2017 21:00
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.06.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdruckrandlage, vorerst keine warnrelevanten Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland an der Ostflanke eines Höhenkeils, der sich
zusehends in Richtung Baltikum ausweitet. In die vorderseitige nördliche bis
nordwestliche Strömung wurden mehrschichtige Sc-Felder eingesteuert. Der hierfür
erforderliche Hebungsantrieb kommt durch Warmluftadvektion zustande.
Nennenswerte Niederschläge traten bisher nicht auf. Dabei zeichnet sich eine
markante Inversion bei etwa 800 hPa ab, oberhalb davon ist nur noch wenig
Bewölkung vorhanden, die sich zudem durch Absinken weiter auflöst. Im 700
hPa-Niveau ist daher nur wenig Feuchte zu finden.
Das korrespondierende Bodenhoch verlagert sich mit seinem Schwerpunkt nach
Deutschland, so dass sich eine schwachgradientige Lage einstellt. Der Wind ist
bereits so weit abgeflaut, so dass vorerst keine Warnungen erforderlich sind.
Dort, wo es in der kommenden Nacht längere Zeit aufklart, kann sich stellenweise
Nebel bilden. Am wahrscheinlichsten ist dies im Norden und Osten Deutschlands
sowie in einigen Gebieten im Süden. Für eine ausgeprägte Nebellage sind die
Voraussetzungen jedoch nicht gegeben.

Sonntag ... gelangt Deutschland in den Achsenbereich des Höhenkeils.
Großräumiges Absinken sorgt im Zusammenspiel mit nachlassender Warmluftadvektion
für eine weitere Austrocknung, die auch die unteren Troposphärenschichten
erfasst, wodurch die Bewölkung, abgesehen von ein paar Wolkenfeldern im Norden
und Nordosten, weitgehend verschwindet. Dabei ist es im Bereich eines
ausgedehnten Bodenhochs meist schwachwindig, so dass einer deutlichen Erwärmung
nichts im Wege steht. Am Nachmittag werden 23 bis 27, an Ober- und Hochrhein bis
29 und in Küstennähe Maxima um 20 Grad erreicht.
In der Nacht zum Montag schwenkt die Achse des Höhenkeils südwärts, was den
Norden Deutschlands wieder etwas mehr in Frontalzonennähe kommen lässt.
Abgesehen von ein paar Wolkenfeldern, die den Norden dann streifen, bleibt dies
ohne Folgen auf unser Wettergeschehen. Bedingt durch die zunehmende Austrocknung
wird die Nebelneigung auch zusehends geringer.

Montag ... greift auf die nördliche Nordsee ein breiter Trog über, was die
Frontalzone noch etwas nach Süden drückt. Absinken im Bereich des Höhenkeils,
der seine Lage nur wenig ändert, lässt keine nennenswerte Quellbewölkung
entstehen. Im Süden liegt das Kondensationsniveau meist oberhalb von 700 hPa. In
der Mitte und im Norden setzt zwar zwischen 700 und 850 hPa Konvektion ein, dort
ist die Schichtung etwas labiler, aber auch dort sollte eine Inversion die
Quellwolkenbildung unterbinden. Bei nahezu ungehinderter Einstrahlung sind daher
Höchsttemperaturen zwischen 29 und 33 Grad zu erwarten. Im Norden können sich
flache Cu- und Sc-Felder bilden, so dass dort 25 bis 29, an der See Maxima um 22
Grad zu erwarten sind. Aufgrund der fortschreitenden Erwärmung setzt Druckfall
ein, wodurch sich das bis dahin wetterbestimmende Bodenhoch abschwächt.
In der Nacht zum Dienstag wird durch den sich nach Südskandinavien ausweitenden
Trog die Frontalzone zyklonal deformiert. Hierdurch kann auf den Norden
Deutschlands mehrschichtige Bewölkung übergreifen, ohne dass Niederschläge
fallen. Diese Bewölkung steht in Verbindung mit einer Kaltfront, die ausgangs
der Nacht auf das nördliche Schleswig-Holstein übergreift. Da diese Front in den
nach Osten gerichteten Keil eines Hochs über Schottland hineinläuft, beschränkt
sich deren Wetterwirksamkeit auf eine Windzunahme, wahrscheinlich ohne dass
warnrelevante Böen auftreten.

Dienstag ... intensiviert sich der über Skandinavien liegende Trog, was die
vorgelagerte Kaltfront weiter nach Süden, etwa bis zu einer Linie Niederrhein -
Berliner Raum vorankommen lässt. Nach wie vor ist diese Kaltfront antizyklonal
geprägt und weist daher einen stabilen aktiven Charakter auf. Die Frontpassage
geht daher mit einer Windzunahme (bis hin zu warnrelevanten Windböen) und mit
teils mehrschichtiger Bewölkung einher, ohne dass nennenswerter Niederschlag
fällt.
Etwas interessanter ist dagegen das präfrontale Wettergeschehen. In der durch
die vorherige Aufheizung inzwischen stark labilisierten Luftmasse (mit CAPE bis
über 1000 J/kg und einem KO-Index bis unter -5) wäre eine Voraussetzung für
hochreichende Konvektion gegeben. Was fehlt, ist zum einen Hebung (die kommt
erst niedertroposphärisch mit dem Übergreifen der Kaltfront auf), außerdem liegt
der Gehalt an niederschlagbarem Wasser nur bei rund 20 bis etwa 27 mm, wodurch
Kondensation erst oberhalb von 2000 bis etwa 3000 Metern Höhe einsetzt. Mit
anderen Worten: Die Voraussetzungen für eine Schwergewitterlage sind somit nicht
gegeben. Dennoch können sich im Tagesverlauf vor allem über den süd- und
ostdeutschen Mittelgebirgen und später auch an den Alpen einzelne und zum Teil
kräftige Gewitter entwickeln, wobei Unwetter (vor allem durch heftigen
Starkregen, mangels Scherung weniger durch größeren Hagel) zwar wenig
wahrscheinlich, aber nicht ganz ausgeschlossen sind.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen im Westen und Süden 29 bis 35 Grad. Im
Norden und in der Mitte sind 23 bis 29, in Küstennähe Maxima um 20 Grad zu
erwarten. Mit Frontpassage erfolgt ein Temperaturrückgang auf 16 bis 22 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Allerdings werden bzgl. CAPE am Dienstag im Süden Deutschlands von
EZMW, dessen EPS wie auch von COSMO-LEPS höhere Werte (bis über 1500 J/kg) für
möglich gehalten, was größeren Hagel in diesen Gebieten wahrscheinlicher werden
lässt. Außerdem wird vom EPS des EZMW am Dienstag im Nordosten Deutschlands
etwas Niederschlag (einige Millimeter) angenommen, was jedoch ebenfalls fernab
von jeglicher Warnrelevanz ist.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann