DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-06-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.06.2017 um 10.30 UTC



Ab Dienstag Gefahr für einzelne Gewitter mit Starkregen. In der Südhälfte
sommerlich warm, im Norden meist kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 23.06.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Montag liegt Deutschland im
Bereich eines breiten Höhenrückens, der sich von Südwesteuropa über Mitteleuropa
hinweg bis in den Nordwesten Russlands erstreckt. Dadurch gestützt wird eine
Hochdruckzone, die ausgehend von einem Hoch über dem Ostatlantik über
Großbritannien hinweg bis nach Mitteleuropa reicht. Dabei ist eine sehr warme
Luftmasse wetterbestimmend, wobei die Temperaturen in 850 hPa verbreitet
zwischen 10 und 15 Grad liegen. Im Tagesverlauf nähert sich vom europäischen
Nordmeer ein Höhentrog, der sich in der Nacht zum Dienstag nach Skandinavien
verlagert. Dem Trog vorgelagert ist die Kaltfront eines Tiefs mit Kern über
Sibirien. Die Kaltfront greift in den Frühstunden auf den Norden Deutschlands
mit Schauern über.

Am Dienstag schwenkt die Trogspitze über den Norden Deutschlands hinweg. Die
Kaltfront erreicht bis zum Abend etwa die mittleren Landesteile, wobei
rückseitig der Front deutlich kühlere Luft einfließt mit Temperaturen in 850
hPa, die im Norden bis auf 1 Grad absinkt. Dadurch ergibt sich ein
Temperaturgradient von 17 Kelvin zwischen Nord- und Süddeutschland. Da sich der
Einfluss eines Hochs mit Schwerpunkt nordwestlich von Großbritannien hierzulande
aber noch verstärkt, ist trotz der thermisch guten Ausprägung mit Frontpassage
nur mit einzelnen Schauern und Gewittern zu rechnen, die aber örtlich kräftig
ausfallen können.

Am Mittwoch verbleibt der Nordosten Deutschlands im Einflussbereich des
Höhentroges. Gleichzeitig baut sich über Westeuropa erneut ein kräftiger
Höhenrücken auf. Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt auf die südliche
Nordsee, wobei ein Keil weiterhin Richtung Deutschland gerichtet ist. Dadurch
ist im Norden trotz des Troges kaum mit Schauern zu rechnen. Die Kaltfront hat
mittlerweile den Süden Deutschlands erreicht, kommt dort aber kaum noch weiter
südwärts voran, sodass es dort zu keinem Luftmassenwechsel kommt. Insbesondere
südlich der Donau können sich dann in der warmen Luftmasse Schauer und Gewitter
bilden.

Am Donnerstag zieht der Höhentrog allmählich ostwärts ab, wir verbleiben aber
auf der Vorderseite des nachfolgenden Höhenrückens. Das Hoch verlagert seinen
Schwerpunkt Richtung Deutschland. Die Luftmassengrenze über dem Süden
Deutschlands wird wieder leicht rückläufig, sodass auch in den Westen wieder
wärmere Luft gelangt. Im Norden und Osten hält hingegen die Zufuhr kühlerer
Meeresluft an.

Am Freitag kommt der Höhenrücken etwas weiter ostwärts voran und wir verbleiben
unter schwachem Hochdruckeinfluss. Die Luftmassengrenze kommt noch etwas weiter
nach Nordosten voran, wodurch auch in den Norden und Osten wieder wärmere Luft
gelangt. Im Südwesten steigen die 850 hPa Temperaturen bis auf 20 Grad an. Dabei
besteht weiter im Süden und zunehmend auch im Westen die Möglichkeit einzelne
Gewitter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC Laufs des EZMW kann insgesamt als gut
bezeichnet werden. Unterschiede gibt es bezüglich der Frontpassage am Dienstag,
die nach dem neuen Lauf geringfügig schneller vorankommt. Der dem Höhentrog am
Freitag nachfolgende Rücken verlagert sich im neuen Lauf etwas langsamer
ostwärts, sodass auch die Warmluft langsamer nach Nordosten vorankommt, als
gestern noch angenommen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bereits am Dienstag ergeben sich Modellunterschiede. Nach ICON ist der westlich
von uns liegende Höhenrücken stärker ausgeprägt und liegt weiter östlich, sodass
die Kaltfront nur auf den Norden und Osten Deutschlands übergreift, bevor sie
relativ rasch bereits am Mittwoch wieder als Warmfront auf der Vorderseite eines
Tiefs über Großbritannien rückläufig wird. Dies hat zudem zur Folge, dass der
Warmluftvorstoß nach ICON deutlich früher einsetzt und kräftiger ausfällt.
Bislang stellt ICON aber eine Einzellösung dar. Nach GFS und EZMW kommt der
Rücken langsamer ostwärts voran, sodass wir länger auf der kalten Seite des
korrespondierenden Bodenhochs verbleiben.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der Verlauf der Temperatur in der Rauchfahne von Offenbach weist bis Mittwoch
einen relativ geringen Spread auf. Dabei ist eindeutig der Temperaturrückgang
von Dienstag auf Mittwoch mit Frontpassage zu erkennen. Nachfolgend nimmt der
Spread zwar zu, insgesamt zeigt sich aber ein erneuter Anstieg der Temperatur
bis Freitag auf etwa 18 Grad in 850 hPa, wobei Haupt- und Kontrolllauf am oberen
Rand des Ensembles liegen. Somit liegt die ICON-Lösung mit dem schnellen und
kräftigen Warmluftvorstoß zumindest am Donnerstag nicht innerhalb des Ensembles.
Niederschlagssignale sind nur von wenigen Membern vorhanden, sodass eine
Frontpasssage ohne Niederschlagsaktivität im Bereich Offenbach wahrscheinlicher
ist.

Für die Zeiträume von 72 bis 96 Stunden und 120 bis 168 Stunden sind jeweils
drei Cluster vorhanden, wobei sich von Montag bis Dienstag für Mitteleuropa
keine nennenswerten Unterschiede ergeben. Nachfolgend deuten alle drei Cluster
daraufhin, dass wir zumindest am Donnerstag an der Ostflanke des Hochs
verbleiben, was ebenfalls für einen langsameren Vorstoß der Warmluft hindeutet.
Cluster 1 zeigt sogar am Freitag noch ein blockierendes Hoch über Skandinavien
und West- bzw. Mitteleuropa, wodurch selbst am Freitag noch keine signifikante
Erwärmung erfolgen würde.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mit Passage der Kaltfront am Dienstag, sowie in der über dem Süden und Südwesten
noch liegenden Subtropikluft können sich einzelne Gewitter mit Starkregen
entwickeln, dabei ist auch lokal heftiger Starkregen nicht ausgeschlossen. Am
Mittwoch beschränken sich mögliche Gewitter auf die Bereiche südlich der Donau,
bevor ab Donnerstag mit der rücklaufenden Front auch im Westen die Gefahr für
einzelne Gewitter wieder zunimmt. Am Montag und Dienstag muss im Westen und
Süden gebietsweise mit einer starken Wärmebelastung gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Aufgrund der Einzellösung von ICON insbesondere in der zweiten Wochenhälfte
basiert die Mittelfristvorhersage hauptsächlich auf EZMW, EZMW-EPS, MOS-EZMW.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger