DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-06-2017 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 12.06.2017 um 10.30 UTC



Am Donnerstag sehr warm und teils kräftige Gewitter, danach deutlich kühler und
vorübergehend unbeständiger, Freitag stürmische Böen an der Küste und auf den
Bergen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 19.06.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Donnerstag, verlagert sich ein
Höhenrücken über das Vorhersagegebiet hinweg rasch ostwärts, gefolgt von einem
Kurzwellentrog, der Deutschland in der Nacht zum Freitag erreicht und eine
vorübergehend zyklonal geprägte Nordwestlage einleitet.
Trogvorderseitig gelangen am Donnerstag weite Teile des Landes innerhalb einer
flachen Tiefdruckrinne in den Einflussbereich einer potentiell instabilen
Luftmasse, innerhalb derer es gebietsweise kräftige Gewitter geben kann, wobei
auch Unwetter nicht ausgeschlossen sind. Schwerpunkte der Gewittertätigkeit
lassen sich nach aktueller Modelllage aber noch keine ausmachen, insgesamt
scheint aber der Nordwesten des Landes mit Übergreifen einer Kaltfront bereits
nachmittags und abends in den Einflussbereich kühlerer und stabilerer Luftmassen
zu gelangen. Vorderseitig steigt die Temperatur in 850 hPa aber auf etwa 13 bis
16 Grad, so dass ein hochsommerlich warmer Tag ins Haus steht.
In der Nacht zum Freitag überquert die Kaltfront Deutschland südostwärts,
rückseitig gelangt im Trogbereich deutlich kühlere Meeresluft polaren Ursprungs
ins Vorhersagegebiet. Bis Freitagabend sinkt die Temperatur in 850 hPa auf 3
Grad im Nordwesten und 10 Grad am Alpenrand. Dabei dominiert unbeständiges
Wetter mit Schauern und auch einzelnen kurzen Gewittern. Lediglich im Südwesten
beruhigt sich das Wetter mit dem Vorstoß eines Azorenhochkeils rasch und es gibt
dort kaum mehr Schauer.
In der Nacht zum und am Samstag verlagert sich der Trog allmählich weiter ins
östliche bzw. südöstliche Mitteleuropa und die Höhenströmung steilt mit dem
Vordringen eines markanten Höhenrückens zu den Britischen Inseln weiter auf.
Darin eingebettet überquert ein weiteres Frontensystem Deutschland südostwärts,
wobei es im Laufe des Samstags und der Nacht zum Sonntag vor allem im Stau der
Alpen auch länger anhaltend regnen kann. Ansonsten fallen die
Niederschlagsmengen wohl nicht allzu üppig aus und klingen in der Nacht zum
Sonntag unter zunehmendem Hochdruckeinfluss rasch ab. Insgesamt gelangt
weiterhin kühle Meeresluft mit Temperaturen zwischen 5 und 8 Grad ins
Vorhersagegebiet.
Am Sonntag und Montag verlagert sich der westeuropäische Höhenrücken allmählich
Richtung Mitteleuropa und über dem Vorhersagegebiet verstärkt sich der
Hochdruckeinfluss. Vor allem im Osten und Südosten des Landes kann es am Sonntag
noch vereinzelte kurze Schauer geben, ansonsten stehen wettermäßig ruhige Tage
ins Haus. Die Erwärmung macht am Sonntag nur zögernde Fortschritte, ab Montag
kann mit der Ostverlagerung der Rückenachse von Südwesten her wieder wärmere
Luft vor allem in den Westen des Landes gelangen.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Freitag erweist sich der aktuelle Lauf als einigermaßen
konsistent zu seinen beiden Vorgängern.
Danach werden die Unterschiede größer. Für den Zeitraum Samstag bis Montag haben
sowohl der gestrige 00 UTC- als auch der 12 UTC- Lauf einen weiteren Trogvorstoß
Richtung Südskandinavien und südliche Ostsee auf der Karte. Auch im Bodenfeld
dominiert sowohl am Sonntag als auch am Montag am Rande eines sich allmählich
zum Baltikum verlagernden Tiefdruckgebietes eine recht kräftige nordwestliche
Strömung, mit der sehr kühle Nordseeluft vor allem in den Norden und Osten des
Vorhersagegebietes gelangt. Dort wurden - ganz im Gegensatz zum aktuellen Lauf
des ECMWF - selbst für den Montag nur 2 bis 5 Grad in 850 hPa und Niederschläge
simuliert. Lediglich der Südwesten und Süden profitieren vom dorthin gerichteten
Keil eines Hochdruckgebietes über Westeuropa.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Für den Donnerstag und Freitag bieten alle vorliegenden Globalmodelle ähnliche
Lösungen wie das ECMWF an. Lediglich GFS simuliert den Trogdurchgang am Freitag
etwas kräftiger und ein wenig weiter nach Südwesten ausgreifend als die meisten
anderen Modelle.
Für den Samstag deuten GFS und ICON im Südwesten des Landes eine etwas raschere
Wetterberuhigung an als das ECMWF und simulieren dort kaum mehr Niederschläge.
Was das Vordringen des markanten westeuropäischen Höhenrückens nach Mitteleuropa
angeht, hat das ECMWF die progressivste Variante auf der Karte. Nach Lesart des
GFS bleibt die Rückenachse auch am Montag eher über Westeuropa, vor allem in den
Norden und Osten des Landes können somit noch etwas kühlere und feuchtere
Luftmassen vordringen.
ICON und GEM lassen den Höhenrücken dagegen ins nördliche Mitteleuropa
vordringen, der äußerste Südosten Deutschlands verbleibt nach beiden Modellen
noch im Einflussbereich des über Südosteuropa abgetropften ehemaligen
Höhentroges.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden (Donnerstag, 00 bis Freitag, 00 UTC) verteilen
sich alle Ensemblemitglieder, Haupt- und Kontrolllauf auf einen Cluster.
Der nächstfolgende Zeitraum (120 bis 168 Stunden, also Samstag bis Montag) hat 3
Cluster auf der Karte (jeweils 18, 18 und 15 Member). Diese repräsentieren in
etwa die verschiedenen Lösungen der deterministischen Modellläufe. Cluster 1
ähnelt der GFS-Lösung mit der Trogachse auch am Montag noch über Westeuropa.
Cluster 2 entspricht so ziemlich dem Hauptlauf, welcher sich entsprechend,
genauso wie der Kontrolllauf auch in selbigem befindet.
Cluster 3 lässt den Trog am Sonntag und Montag über Südosteuropa abtropfen,
während der Keil des Höhenrückens allmählich Richtung nördliches Mitteleuropa
und Skandinavien schwenkt, ähnelt also der vom ICON bzw. GEM angebotenen Lösung.

In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden, also Dienstag bis
Donnerstag kommender Woche) verteilen sich die Ensembleläufe auf 3 Cluster,
wobei Cluster 1 und 3 einen Höhenrücken über Mitteleuropa auf der Karte haben,
dessen Achse sich zögernd ostwärts verlagert. Cluster 2 zeigt dagegen einen
markanten Osteuropatrog, einen Höhenrücken über Westeuropa und daraus
resultierend eine nordwestliche Höhenströmung über Mitteleuropa.

Die Rauchfahne eines in etwa in der Mitte Deutschlands gelegenen Gitterpunktes
lässt die Temperatur in 850 hPa bis Freitag in einem relativ engen Spread
verlaufen. Vor allem für die Nacht zum Freitag zeigen einige Member markante
Niederschlagssignale.
Ab Samstag wird der Spread deutlich größer, vor allem zu Beginn der kommenden
Woche bieten einige Member eine Troglage mit Temperaturen von unter 5 Grad in
850 hPa an, während die Ausreißer nach oben Werte bis nahe 20 Grad auf der Karte
haben. Haupt- und Kontrolllauf bewegen sich eher im oberen Bereich der Member.
Insgesamt haben die "warmen" Lösungen zu Wochenbeginn gegenüber den Vorläufen
zugenommen.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI deutet für den Freitag im Norden erhöhtes Windpotential an, zeigt aber
ansonsten keine Auffälligkeiten.
Am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag kann es im Einflussbereich instabiler
Luftmassen einzelne kräftige Gewitter geben, wobei auch Unwetter nicht
ausgeschlossen sind. Räumliche Schwerpunkte lassen sich nach aktueller
Modelllage kaum ausmachen, für den Nordwesten deutet sich allerdings eine recht
zeitige Stabilisierung und ein nicht so hohes Gewitterpotential an.
Am Freitag zeigen ECMWF-EPS und COSMO-LEPS im Küstenbereich insbesondere der
Nordsee und auch in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen
recht hohe Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen (Bft 8) aus Nordwest, wobei
auf exponierten Gipfeln auch Sturmböen (Bft 9) nicht ausgeschlossen sind.
Am Samstag zeigen die probabilistischen Modellverfahren auch an exponierten
Küstenabschnitten und auf freien Gipfeln nur noch geringe Wahrscheinlichkeiten
für stürmische Böen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff