DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-06-2017 09:00
SXEU31 DWAV 080800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 08.06.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z, Übergang zu W a
In der kommenden Nacht im Westen mit Kaltfrontpassage schauerartiger Regen mit
der Gefahr eingelagerter Gewitter. Am Freitag teils starke Gewitter; Unwetter
nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland unter der leicht mäandrierenden Frontalzone. In
dieser greift ein breiter Rücken auf Mitteleuropa über, das korrespondierende
Bodenhoch verlagert sich vom Alpenraum zum östlichen und südöstlichen
Mitteleuropa. Eigentlich sind somit die Voraussetzungen für einen freundlichen
Wettercharakter gegeben, wenn nicht der Rücken durch kräftige Warmluftadvektion
überlaufen wäre. Diese steht in Verbindung mit der Warmfront eines Tiefs über
dem Nordatlantik, die im Tagesverlauf den Norden und auch die mittleren Gebiete
Deutschlands überquert und im Norden für zeitweise, in den mittleren Gebieten
für vereinzelte Niederschläge sorgt. Aber selbst in Küstennähe sind diese
Niederschläge mit Summen bis maximal 5 mm innerhalb von 12 Stunden fernab von
jeglicher Warnrelevanz.
Nach Süden hin hält sich leichter Hochdruckeinfluss, was dort Auflockerungen und
auch Aufheiterungen erwarten lässt. Dies lässt die Temperatur auf 21 bis 25 Grad
steigen, wogegen im Norden und zum Teil auch in den mittleren Gebieten nur 16
bis 21 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Freitag verlagert sich das o.g. Tief vom nahen Ostatlantik über
Schottland hinweg in die Nordsee und beginnt sich, bedingt durch eine
Sturmtiefentwicklung über dem mittleren Nordatlantik und das hieraus
resultierende kompensierende Absinken, aufzufüllen. Dennoch erreicht ausgangs
der Nacht die Kaltfront des nunmehr über der Nordsee liegenden Tiefs den
äußersten Nordwesten Deutschlands. Hierdurch kommen im Nordwesten und ganz im
Westen schauerartige Niederschläge auf, wobei einzelne eingelagerte Gewitter
nicht ganz ausgeschlossen werden können.

Freitag... "verendet" das o.g. Tief über der Nordsee, der korrespondierende,
recht markante Trog greift im Tagesverlauf auf Deutschland über. Auch wenn
dieser Trog von Kaltluftadvektion überlaufen wird, sollte diese Entwicklung im
Auge behalten werden. Bedingt durch die markante Ausprägung des Troges kommt
kräftige Hebung in Gang, wodurch die vorderseitig eingeflossene labile Luftmasse
aktiviert wird. CAPE erreicht bis etwa 1000 J/kg, der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser bis über 30 mm und auch mittel- wie auch
niedertroposphärische Scherung kommt in Gang. Die Zutaten für eine
Schwergewitterlage sind somit gegeben. Möglicherweise entwickelt sich eine
vorlaufende Konvergenz, an welche die heftigsten Entwicklungen gekoppelt sind.
Deren Passage dürfte mit Böen bis schwerer Sturmstärke einhergehen; ICON zeigt
entsprechende Signale. Im Südosten und ganz im Osten dürfte die Passage der
Konvergenz wie auch der wenig später folgenden Kaltfront zur tagesgangsbedingt
aktivsten Zeit erfolgen. Im Südosten und ganz im Osten sind vor allem mit
Passage der Konvergenz in Verbindung mit organisierteren Strukturen hoch
reichender Konvektion unwetterartige Entwicklungen vorstellbar. Bedingt durch
die Scherung sind Superzellen wahrscheinlicher als bisher. Dabei sind heftiger
Starkregen, Sturmböen und auch größerer Hagel zu erwarten.
Aber auch der Trog kann durch vorderseitige Hebung zu staffelartig organisierten
Strukturen hoch reichender Konvektion führen. Zudem ist in Trognähe CAPE
deutlich höher als in der Warmluft im Osten und Südosten.
Im Nordwesten und im Westen entspannt sich im Tagesverlauf die Lage. Gewitter,
die sehr wahrscheinlich keinen Unwettercharakter aufweisen, treten dort am
ehesten am Vormittag auf. Die Niederschläge lassen dort rasch nach und die
Wolken lockern auf. Dabei bewegen sich die Temperaturen je nach Bewölkung
zwischen 17 und 23 Grad, wogegen sich im Osten und Südosten die Luft präfrontal
auf 24 bis 29 Grad aufheizt.
In der Nacht zum Samstag überquert der Trog auch den Osten Deutschlands. Mit
diesem Trog verlagern sich die Niederschläge nach Polen, wobei bis weit in die
erste Nachthälfte hinein eingelagerte Gewitter, möglicherweise auch noch mit
Starkregen, nicht auszuschließen sind. Die vorgelagerte Kaltfront legt sich an
die Alpen, was dort die Niederschläge andauern lässt, sehr wahrscheinlich jedoch
ohne dass Warnschwellen überschritten werden.
In den anderen Gebieten setzt sich Hochdruckeinfluss durch, wobei allerdings
Warmluftadvektion bereits wieder mehrschichtige Bewölkung aufziehen lässt.

Samstag... nähert sich von Westen her ein breiter Höhenrücken, der sich
zusehends kräftigt und durch Warmluftadvektion, die relativ weit nördlich
ansetzt, nach Norden ausweitet. Das flankierende Tief über dem nahen Ostatlantik
wandelt sich derweil in ein Zentraltief um, was die Ostverlagerung der
Keil-Trog-Strukturen etwas bremst. Das korrespondierende Bodenhoch etabliert
sich über dem Alpenraum und Süddeutschland. Die Voraussetzungen für einen
freundlichen Wettercharakter wären somit gegeben, wenn da nicht die Warmfront
des atlantischen Tiefs wäre, deren Bewölkung mit einer nordwestlichen Strömung
in weite Teile Deutschlands gedrückt wird. Für geringe Niederschläge sollte es
jedoch nur im Norden und Nordosten sowie an den Alpen reichen. Etwas begünstigt
sind die Gebiete westlich des Rheins und der Südwesten, wo sich bereits die
Warmluft durchsetzt.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 19 bis 24, an den Küsten Werte um 17 und
in den tieferen Lagen West- und Südwestdeutschlands bis 26 Grad.
In der Nacht zum Sonntag greift der Höhenrücken auf Deutschland über. Die
Kaltfront des nachfolgenden Tiefs wird durch Wellenbildung zurückgehalten.
Abgesehen vom Norden und Nordosten, wo sich noch Restbewölkung der Warmfront
hält, gelangen die anderen Gebiete in die Warmluft.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann