DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-06-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 07.06.2017 um 10.30 UTC



Nach kurzer Hitze im Süden und Südosten zum Wochenwechsel Kaltfrontpassage mit
Gefahr teils schwerer Gewitter.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 14.06.2017


Am Samstag wölbt sich nach Abzug eines Troges gen Osten ein flacher Höhenrücken
über Westeuropa auf. Dieser wird allerdings unter Annäherung einer Warmfront
über der Nordsee von Warmluftadvektion überlaufen, womit insbesondere in der
Nordhälfte mehrschichtige Bewölkung mit leichtem Regen durchzieht. Weiter nach
Süden dominiert schwacher Hochdruckeinfluss. Bedingt durch die keilvorderseitige
Nordwestströmung in der Höhe treten insbesondere am östlichen Alpenrand noch
staubedingte, leichte Regenfälle auf. Das Temperaturniveau bleibt noch relativ
verhalten mit Werten um oder knapp über 20 Grad. Entlang des Rheins ist mit
diabatischer Unterstützung ein Sommertag (>25 Grad) drin.

Am Sonntag trogt es in der Höhe über dem Ostatlantik bis vor die Iberische
Halbinsel aus. Damit steilt die Strömung über Mitteleuropa auf, wobei die
Keilachse in den Mittagsstunden genau über Deutschland liegt. Damit verstärkt
sich auch der antizyklonale Einfluss am Boden, wobei das Hoch bereits östlich
des Vorhersagebereichs zu finden ist. Infolge der rückdrehenden Strömung macht
die Warmluft aus Süden weiter Boden nach Norden hin gut. So erreicht die 10
Grad-Isotherme in 850 hPa die Dänische Grenze, die 15 Grad-Isotherme in etwa den
Main. Damit wird mit Ausnahme des Küstenumfelds, wo Restbewölkung mit letzten
Tropfen nach Norden rausgedrückt wird, bei viel Sonnenschein verbreitet ein
Sommertag mit Höchstwerten über 25 Grad, im Süden und Südwesten lokal ein heißer
Tag mit Temperaturen über 30 Grad erwartet. Zum Abend hin nimmt die Labilität im
Nordwesten zu. Bei durchgeschwenkter Keilachse können flache Kurzwellentröge
bereits erste Gewitter auslösen.

Am Montag schwenkt ein Kurzwellentrog in den Nordwesten Deutschlands. Aus einer
Tiefdruckrinne über Frankreich entwickelt sich dabei ein Randtief, das bis zum
Mittag bereits über dem Kattegat liegt. Daran angebunden ist eine Kaltfront, die
von Nordwesten Deutschland überquert und am Abend auch den Alpenrand erreicht.
Präfrontal ist in der schwül-heißen Luft dabei durchaus die Entwicklung
unwetterartiger Gewitter mit heftigem Starkregen, Hagel und Sturmböen zu
erwarten. Limitierende Faktoren sind lediglich fehlende dynamische Antriebe,
weshalb die Niederschlagssignale in der Fläche noch verhalten sind.

Am Dienstag und Mittwoch gelangt der Vorhersagebereich in eine zonale
Höhenströmung, in der kurzwellige Anteile bevorzugt über der Nordhälfte ostwärts
ablaufen. Postfrontal gelangt erwärmte Meeresluft zu uns, in der sich einzelne
Schauer entwickeln. Lediglich am Alpenrand können sich noch Reste der
feucht-warmen Subtropikluft halten und für länger andauernde Regenfälle sorgen.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine mäßig-warme und leicht
wechselhafte Nordwestlage mit einem Hoch über dem Südteil der Britischen Inseln
an. __________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Nahezu im gesamten Mittelfristzeitraum bis einschließlich kommenden Mittwoch
zeigt der aktuelle 00 UTC Lauf vom EZ eine erstaunlich gute Konsistenz zu seinen
Vorläufen. Die Kaltfrontpassage ebenso wie die kurzzeitige Hitze mit
Temperaturen um 30 Grad am Sonntag im Süden, am Montag lokal auch im Osten wird
konsistent simuliert. Erste vorlaufende Hitzegewitter sollten demnach am Sonntag
im Nordwesten noch die Ausnahme bleiben, am Montag jedoch in eine Unwetterlage
im Süden und Osten münden.
Erst zum Ende des Mittelfristzeitraums ergeben sich geringe Phasenunterschiede
der ablaufenden Kurzwellentröge.
Während nach dem gestrigen 12 UTC Lauf in der erweiterten Mittelfrist mit einer
Nordströmung ein Temperaturrückgang bis zum Alpenraum (T 850 hPa um 5 Grad) zu
verzeichnen gewesen wäre, kann sich mit der aktuell simulierten zonaleren
Variante die Warmluft im Süden noch länger halten.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich mit den anderen Globalmodellen zeigt bis Sonntag keine
signifikanten Unterschiede. Am Sonntagnachmittag lassen ICON und GFS die
Keilachse allerdings schon etwas früher durchschwenken, womit der Nordwesten
anfälliger für erste Gewitter wäre. So lässt ICON erste Niederschläge
(allerdings skaliger Natur) schon bis nach NRW vorankommen, wohingegen selbst
das gewitterfreudige GFS (oft zu feuchte Grundschicht) es noch trocken belässt.

Der Trogvorstoß am Montag im Nordwesten wird von EZ am aggressivsten simuliert.
GFS und ICON zeigen - wenn überhaupt - nur flache Trogstrukturen, im Süden
bliebe es gar antizyklonal. Davon wird hauptsächlich abhängen, ob im Süden und
Osten eine Schwergewitterlage droht oder die Kaltfront (vom Timing her bei allen
ähnlich) "nur" mit ein paar Tropfen und auffrischendem Wind durchgeht.
Am Dienstag zeigen ICON und GFS einen raschen Druckanstieg von Westen,
wohingegen es EZ deutlich zonaler und auch zyklonaler belässt (ebenfalls als
Folge des markanteren Potentialabbaus in der Höhe). Das zuvor erwähnte Szenario
für die erweiterte Mittelfrist in der zweiten Wochenhälfte sehen das deutsche
und amerikanische Modell bereits am Mittwoch. GEM stützt die EZ-Variante. In der
erweiterten Mittelfrist zeigt GFS den Temperaturrückgang in ähnlicher Ausprägung
des 12 UTC Laufs vom EZ, aber mit einer leichten Verzögerung.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der 00 UTC EZ-Hauptlauf ist in den Ensemblevorhersagen, die in der Mehrheit im
Mittelfristzeitraum zudem dicht gebündelt sind, gut eingebettet. Erst zum
Dienstag hin nimmt die Streuung der 850 hPa-Temperatur vor allem nach Süden hin
zu, was der ungenauen Lage der Luftmassengrenze geschuldet ist. Unsicher bleibt
demnach, wie weit die Temperaturen in Süddeutschland zurückgehen. Die 12 UTC
EZ/GFS 00 UTC Lösung wird in der erweiterten Mittelfrist von einem Cluster mit
16 Membern gestützt. Die anderen Cluster zeigen zwar auch diesen Trog über
Osteuropa, aber weiter östlich und deutlich schwächer, womit der Kaltluftvorstoß
weiter östlich stattfinden würde. Die Ensemblerechnungen vom GFS zeigen im
Vergleich zu den EZ EPS ein ähnliches Verhalten mit zunehmendem Spread ab
Dienstag vor allem im Süden. Der Trend in den neuesten Läufen geht allerdings
dahin, dass die wärmeren Lösungen zunehmen, womit ein komplettes Abdrängen der
Warmluft aufgrund einer auf Nord drehenden Strömung unwahrscheinlicher wird.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI liefert lediglich schwache Signale hinsichtlich der kurzen Hitze im
Süden. Signale bzgl. Niederschläge, CAPE und CAPE-Shear bezüglich etwaiger
schwerer Gewitter sind wenn überhaupt nur schwach vorhanden. Die Möglichkeit von
Schwergewittern am Montag ergibt sich daher rein aus den synoptisch relevanten
Strukturen und wird derzeit noch von keinem Verfahren gestützt.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, Mos-Mix
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen / Thomas Schumann