DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-06-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 06.06.2017 um 10.30 UTC



Insgesamt wechselhaft, am Wochenende vor allem im Süden und Osten freundlich und
hochsommerlich warm, zu Wochenbeginn von Nordwest nach Südost fortschreitend
kräftige Gewitter und nachfolgend kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 13.06.2017


Der zu Beginn(Freitag) läuft ein die west-südwestliche Höhenströmung
eingelagerter und nun recht markanter Kurzwellentrog über Deutschland ostwärts.
Gleichzeitig dringt die von Nordwesten übergreifende Kaltfront mit
schauerartigem, im Süden und Osten auch gewittrigem Regen bis Freitagabend zu
den Alpen voran und sorgt in Alpennähe auch Samstagvormittag noch für
Niederschläge.

Im Norden wird am Samstag von dem schleifenden Frontensystem eines Tiefs bei
Schottland beeinflusst, das dort gebietsweise etwas Regen bringt.
Ansonsten sorgt eine kräftige antizyklonale Aufwölbung der Höhenströmung über
dem großen Teilen des Landes für Wetterberuhigung und insbesondere im Süden für
mehr Sonnenscheinanteile.
Am Sonntag wird dann unter der ostwärts wandernden Höhenrücken der Höhepunkt des
sommerlichen Intermezzos erwartet, mit Ausnahme der küstennahen Gebiete gibt es
öfters viel Sonnenschein mit hochsommerlichen Temperaturen, die am Oberrhein die
30°C-Marke überschreiten können.

Mit Abwandern der Keilachse greift aber bereits ab Sonntagnachmittag/Abend von
Nordwesten mit der von Westen herannahenden Trogvorderseite eine Tiefdruckrinne
auf Deutschland über, mit der sich Schauer und teils kräftige Gewitter
südostwärts fortpflanzen. In den thermischen Feldern bildet sich dabei eine gut
definierte Kaltfront aus, die bis Montagabend, frontogenetisch wirksam, auch
Süddeutschland erreicht. Vor allem im Süden und Osten, wo es wahrscheinlich noch
einmal kräftig aufheizt, besteht am Montag die das Risiko unwetterartiger
Gewitter mit Sturmböen.
Postfrontal fischt der westliche Wind allgemein böig auf.

Dienstag wird es insgesamt deutlich kälter und unter dem hereinschwenkenden
Höhentrog sind weitere Schauer und auch Gewitter zu erwarten, nach Norden hin
von stark böigem Westwind begleitet.

Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich eine mehr zonal geprägte Westlage an,
bei der sich bevorzugt im Süden auch freundliche Abschnitte abzeichnen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz de ECM-laufs lässt heute zu wünschen übrig.
Der aktuelle ECM-Modellauf folgt heute nur eingeschränkt der Spur der
vorangegangenen Läufe. Die bereits Donnerstag beginnende Erwärmungsphase
erscheint insbesondere gegenüber dem gestrigen 00 UTC-Lauf zumindest zeit-und
gebietsweise gedämpft.
Der Freitag Deutschland überquerende Kurwellentrog läuft bei gleichzeitiger
Amplifizierung langsamer, der sich nachfolgend aufwölbende Keil folgt verzögert
und wird am Montag bereits wieder massiver abgebaut.
Überhaupt bestehen hinsichtlich der zeitliche Abfolge, Intensität und Verteilung
der Niederschläge große Unsicherheiten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle bewegen sich nur anfangs noch
grob im Gleichschritt mit ECM:
Bereits der am Freitag Deutschland überquerende Kurwellentrog stellt sich bei
ICON und GFS noch ein Tick progredienter und wetterwirksamer dar als bei ECM.

Sehr massive Differenzen ergeben sich dann zu Wochenbeginn:
Bereits im Laufe des Sonntags kippt die Keilachse bei ICON und GFS spürbar
rascher ostwärts ab. Bei GFS beschleunigt sich der von Westen nachfolgende Trog
derart, dass er bereits Montagmittag mit seiner Achse und höhenkalter Luft
zentral über Deutschland liegt! Bei ICON erfolgt die Trogpassage etwa Dienstag
00 UTC, bei EZM erst Mittwoch 00 UTC.

Schon aufgrund der Modellunterschiede ist die Wettervorhersage zu Wochenbeginn
als sehr unsicher einzuschätzen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EPS-EZMW-Rauchfahnen zeigen nach dem Freitag zu Samstag erfolgenden "Knick"
im Temperaturverlauf(Kaltfrontpassage) bis Sonntagabend bzw. Montag früh einen
Anstieg, der aber im Norden wesentlich bescheidener ausfällt als im Süden. Bis
dahin läuft das Temperaturspektrum im Westen und Süden noch auf recht enger,
nach Norden und Osten hin schon auf deutlich zunehmender Bandbreite. Am Montag
folgt dann ein steiler Abfall der Temperaturkurven bei gleichzeitig insgesamt
massiver spektraler Auffächerung.
In der Niederschlagssignaldichte kristallisiert sich Samstag/Sonntag ein Minimum
heraus. Deutliche "Peaks" folgen dann ab Sonntagabend bzw. Montag nach
Überschreiten des Geopotential-Plateaus.

Die ENS-GFS verhalten sich strukturell ähnlich, zum einen ist aber die
niederschlagsausbeute am Freitag höher, zum anderen der Temperaturanstieg am
Wochenende schwächer ausgeprägt. Zudem setzt der Temperaturrückgang bereits am
Sonntag im Westen ein und kommt am Montag sehr rasch im äußersten Süden und
Südosten an. Dieser Abbau-Prozess des sommerlichen Intermezzos erscheint also
hier gegenüber den EPS-EZMW stark beschleunigt!

Die Großwetterlagenklassifikation des ECM-EPS nach Dr. Paul James signalisiert
am Freitag die Großwetterlage West zyklonal "Wz".
Am Wochenende setzt dann bei zunehmender Unsicherheit etwa ein Viertel bis ein
Drittel der Member auf "Hoch Mitteleuropa"(HM), ergänzt durch Wz,Sw.

Die CLUSTER-Analyse 120-168 h liefert heute 2 CLUSTER mit ähnlich starker
Belegung, die eine PAT-SITUATION zwischen dem Szenario des am Montag langsam
abwandernden Höhenrückens und zögernd von Westen übergreifenden Höhentroges und
dem radikaleren Szenario des am Montag rasch über Mitteleuropa
besitzergreifenden Troges!
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Nach der EPS-EZMW und COS-LEPS Statistik ergibt sich am Donnerstag für die
see-nahen Gebiete noch ein erhöhtes Risiko für stürmische Böen Bft 8.
Freitag werden Gewitter erwartet, mit einem leichten Risiko für Starkregen und
stürmische Böen.
Mit dem Übergreifen der neuen Kaltfront von Nordwesten her ab Sonntagabend bzw.
Montag früh simuliert ECM am Montag an der Nordsee und in Schleswig Holstein
Niederschläge im Grenzbereich zu STARK- bzw. DAUEEREGEN, GFS hingegen in einem
Gebiet über Baden Württemberg und Bayern.
Dienstag wäre nach ECM am Alpenrand DAUERREGEN nicht ausgeschlossen.
Die Statistik springt allerdings noch nicht so recht darauf an.

Für den Sonntag signalisiert EFI für den Südwesten eine hohe positive Abweichung
der 2m-Temperatur(mögliche starke Wärmebelastung).
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel