DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-06-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.06.2017 um 10.30 UTC



Bei fortschreitender Erwärmung zunächst vor allem im Westen und Norden
wechselhaft. Ab dem Wochenende dann größtenteils sonnig und meist hochsommerlich
warm. Später von Nordwesten her gewittrig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 12.06.2017


Von Beginn an befinden wir uns in einer Erwärmungsphase. In der sich
einstellenden west-südwestlichen Höhenströmung sind anfangs kurzwellige
Troganteile eingelagert, die primär im Westen und Norden für wechselhaftes
Wetter sorgen, während nach Südosten hin freundliche Abschnitte überwiegen.
Freitag dringt von Nordwesten eine vor allem in höheren Niveaus ausgeprägte
Kaltfront über Deutschland südostwärts vor und bringt auch der Mitte und Teilen
des Südens Schauer und Gewitter. In der Höhe erfolgt dabei die Passage eines
Randtroges.
Am Samstag bringt das stagnierende Frontensystem in der Mitte und in Teilen
Süddeutschlands anfangs noch lokale Schauer, unterliegt dann aber bei
ansteigendem Luftdruck der Frontolyse.
Im Zuge einer markanten antizyklonalen Aufwölbung der Höhenströmung mit Aufbau
eines steilen mitteleuropäischen Keils überwiegt dann am Wochenende im größten
Teil Deutschlands zunächst einmal sonniges und sommerlich bzw. hochsommerlich
warmes Wetter. Lediglich der Norden wird weiterhin von Wolkenfeldern der
nordatlantischen Frontalzone gestreift. Die Temperaturen erreichen im Norden
Werte um 25 Grad, im Südwesten Werte um 30 Grad.
Mit Abwandern der Keilachse greift aber bereits ab Sonntagnachmittag/Abend von
Nordwesten eine Tiefdruckrinne auf Deutschland über, mit der sich teils kräftige
Gewitter bis südostwärts fortpflanzen. In den thermischen Feldern bildet sich
dabei gut definierte Kaltfront aus, die bis Montagabend auch Süddeutschland
erreicht. Ungewiss ist, ob die alpennahen Gebiete und der Südosten erst noch
einmal außen vor bleiben.

Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich dann mit Abwandern des Keils
das Heranrücken des westeuropäischen Troges an, postfrontal kommt es im größten
Teil Deutschlands zu einer Abkühlung. Die Kaltfront bzw. die Luftmassengrenze
scheint aber über dem Süden und Südosten zu schleifen, so dass denkbar ist, dass
Teile Süd-und Südostdeutschlands in der feucht-instabilen Warmluft mit erhöhter
Gewitterneigung verbleiben!
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle ECM-Modellauf folgt heute im Wesentlichen der Spur der
vorangegangenen Läufe. Im Unterschied zur gestrigen Einschätzung(gestriger 00
UTC-Lauf) erreicht die am Freitag von Nordwesten vordringende Kaltfront größere
Teile Süd-und Südostdeutschlands nicht, verbleibt unter langsamer Frontolyse im
Bereich der Mainlinie.
Die bis dato simulierte kräftige Aufwölbung der Höhenströmung hat auch im neuen
Lauf Bestand. Allerdings wird die sich mit Abwandern der Keilachse im Laufe des
Sonntags und zum Montag hin ausbildende neue Tiefdruckrinne bzw. neue Kaltfront
in ihre Südostverlagerung gebremst. Vielmehr scheint der Kaltfront eine
Konvergenz vorgelagert zu sein, die bereits Sonntagmittag im Westen und in der
Mitte zu erster Konvektion führt, während die eigentliche Kaltfront erst in der
Nacht zu Montag und am Montag mit Starkregen auf den äußersten Nordwesten und
Norden übergreift.
Hinsichtlich der Verteilung und zeitlichen Abfolge der Niederschläge bestehen
also größere Unsicherheiten!
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle zeigen im synoptischen Skale
weitgehend eine ähnliche Entwicklung.
Was den Freitag betrifft, so wird die über Deutschland südostwärts vordringende
Kaltfront von einem weiter südwärts ausgreifenden und noch etwas zyklonaler
konfigurierten Randtrog gestützt, so dass ihre Wetteraktivität stärker ins
Gewicht fällt und sich weiter zu den Alpen hin ausbreitet. Zudem ist bei GFS der
Höhenrücken breiter strukturiert und wird an der Nordflanke über der Nordsee von
der atlantischen Frontalzone überlaufen, so dass sich das Wetter am Wochenende
im Norden weniger freundlich gestalten würde!

ICON und ECM sind sich heute recht ähnlich in der Beurteilung der neuen
Kaltfront, die nach Abwandern der Keilachse in der Nacht zum Montag mit
kräftigem gewittrigen Regen auf den äußeren Nordwesten und Norden übergreift und
sich dann am Montag mit unterschiedlich geordneter Konvektion südostwärts
verlagert.
Diesbezüglich lässt GFS die Kaltfront am Montag zügiger südostwärts vordringen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EPS-ECM Rauchfahnen zeigen sehr eindrucksvoll den am Donnerstag einsetzenden
und bis Sonntag fortschreitenden Anstieg von Temperatur und Geopotential, mit
kurzzeitig leichter Dämpfung am Freitag.
Zum Montag fallen dann die Temperaturkurven relativ steil ab, begleitet von
einer deutlichen Auffächerung der spektralen Bandbreite.
In der "Niederschlagssignaldichte" kristallisiert sich ein erster kleiner PEAK
am Freitag heraus. Im Laufe des Sonntags und zum Montag wird insgesamt wieder
ein kräftiger Anstieg der Niederschlagsbereitschaft signalisiert!

Die ENS-GFS verlaufen nicht grundsätzlich anders. Auch hier zeigt sich von
Donnerstag/Freitag bis Sonntag/Montag eine recht warme Periode, das
ensemble-Mittel der Temperatur liegt etwa 3-6 K über dem klimatologischen
Kittel.

Die Großwetterlagenklassifikation des ECM-EPS nach Dr. PAUL JAMES beinhaltet bis
Freitag als dominierende Großwetterlage "West Zyklonal", ab dem Wochenende setzt
dann aber bei wachsender Unsicherheit gut ein Drittel der Ensemble-Member auf
"Hoch Mitteleuropa"(HM).

Das CLUSTER-Szenario 120-168h liefert heute 3 CLUSTER. Alle zeigen Sonntag zu
Montag mehr oder weniger das Abwandern bzw. Abkippen der Keilachse.
Nach CLUSTER 1(20Member) liegt dann Deutschland Montag 00 UTC aber schon voll
und ganz unter einem von Westen hereinschwenkenden Trog, die Tiefdruckrinne
liegt dann schon weit im Osten über Polen, postfrontal weht ein kräftiger
Westwind. Bei CL2 und CL3(insgesamt 31 Member)wird der Höhenkeil anfangs noch
über großen Teilen Deutschlands erhalten und der Trog von Westen rückt nur
langsam heran.
Wenn auch die Mehrzahl der Member für die langsamere Version spricht, so könnte
nach gut einem DRITTEL der Lösungen die hochsommerliche Phase im Laufe des
Sonntags bereits wieder gänzlich beendet sein!
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Nach dem fast herbstlichen Windereignis am Mittwoch, hat sich die Situation
diesbezüglich am Donnerstag bereits wieder beruhigt. ICON und GFS zeigen aber am
Donnerstag direkt an der Nordsee noch ein geringes Risiko für stürmische Böen!
Ansonsten werden am Freitag einzelne Gewitter erwartet, mit einem eng begrenzten
Risiko für Starkregen.
Mit Übergreifen der Kaltfront am Sonntagabend bzw. in der Nacht zu Montag
simulieren ICON und ECM im äußersten Nordwesten stärkere Konvektion, mit Werten
teils im STARK-bzw. DAUERREGEN-Bereich.
Die statistischen Verfahren(EPS-und EFI) schlagen diesbezüglich aber noch keinen
Alarm!

Für den Sonntag signalisiert EFI für den Südwesten eine hohe positive Abweichung
der 2m-Temperatur!
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Basis für Mittelfristvorhersage
heute bei hinreichend guter Übereinstimmung von ICON und EZMW: MOS-MIX.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel