DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-06-2017 09:00
SXEU31 DWAV 050800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.06.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrW Übergang zu Wz

Heute im Süden und Osten, am Dienstag im Osten und Norden markante Gewitter.
Heute vor allem Starkregen, dann auch Hagel und Sturmböen. Ab Dienstag aus
Westen windiger, teilweise stürmische Böen, exponiert Sturmböen bis ins
Flachland. Im Allgäu am Dienstag Dauerregen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegen wir in einer südwestlichen Höhenströmung (500 hPa) mit der ein
kurzwelliger Trog von Westen auf Deutschland übergreift. Die zunächst eher
zonale Hochdruckzone, die aktuell von Südwesteuropa ins östliche Mitteleuropa
reicht, verschiebt ihren Schwerpunkt nach Polen, während der Bodendruck über
Westeuropa deutlich fällt. Ursache ist der weiter westlich gelegene Haupttrog,
der sich amplifiziert und den Britischen Inseln nähert, während es unter seiner
Vorderseite zu einer kräftigen Zyklogenese kommt. Das entstehende Tief passiert
mit Kern Irland im Süden und erreicht zum Abend England.
Für uns ist zunächst eher der Umstand von Bedeutung, dass westlich des Hochs
über Polen die Strömung in der unteren Troposphäre wieder auf südliche bis
südöstliche Richtungen dreht und sich die feuchtwarme und instabile Luftmasse
über dem Süden wieder nach Norden ausbreitet. So bilden sich angetrieben durch
den Tagesgang und den von Westen sich nähernden Kurzwellentrog im Tagesverlauf
über dem Süden Schauer und Gewitter, die sich auf den östlichen
Mittelgebirgsraum ausweiten, später sind auch Sachsen-Anhalt und Brandenburg
betroffen. Angesichts des Wassergehalts von bis zu 30 mm ist Starkregen möglich,
während CAPE nur auf ca. 500 J/kg steigt. Ob die nach Norden zunehmende Scherung
0-6 km relevant wird, bleibt abzuwarten, sollten sich auch im Nordosten Gewitter
bilden, können sich auch Gewittercluster bilden. Auch vereinzelte unwetterartige
Entwicklungen sind vor allem im Süden am Alpenrand nicht ausgeschlossen.
Im Norden und Westen geht der Tag ruhiger über die Bühne. Bei teils längerem
Sonnenschein und einigen stärkeren, aber kaum warnwürdigen Böen an der Nordsee
passiert nicht viel.
In der Nacht zum Dienstag dringt der Trog von den Britischen Inseln nach
Frankreich vor, während das Tief am Boden nur noch wenig Boden nach Osten gut
macht und ausgangs der Nacht mit 988 hPa im Kern Südostengland erreichen soll.
Die Strömung bei uns dreht auch in der Höhe zurück auf Süd. Die Schauer und
Gewitter ziehen nachts größtenteils nach Osten ab, bzw. lösen sich auf.
Nachfolgend klart es auf und örtlich bildet sich Nebel. Die Okklusion erreicht
zum Morgen mit Regen den äußersten Westen unseres Landes. Auch aus den Alpen
heraus kann wieder Regen auf den äußersten Süden übergreifen. Dabei nimmt der
Gradient zu und in Hochlagen sind erste Bft 7, vereinzelt im Schwarzwald und in
den Alpen Bft 8 aus südlichen Richtungen möglich.

Dienstag... schwenkt der markante Höhentrog über uns nach Osten bis Nordosten,
er wird aber von Kaltluftadvektion überlaufen, was die Hebungsprozesse etwas
dämpft. Die kräftige positive Vorticityadvektion sollte dennoch für einiges an
dynamischer Hebung gut sein. Das Bodentief über der Nordsee wird stark in die
Länge gezogen, weist schließlich eine elliptische Form auf mit zwei Kernen,
einer nahe der niederländischen Küste, der zweite nahe Schottland.

Das zugehörige, okkludierende Frontensystem greift auf den Westen über und
schwenkt im Tagesverlauf ebenfalls nordostwärts. Dabei wird vorderseitig mit
südlicher bis südöstlicher Strömung feucht-warme Subtropikluft angezapft, in der
sich - bei zunehmender Scherung - vielleicht sogar linienartig organisierte
Gewitter bilden können.
Zwar ist die Labilität nicht allzu hoch, Gleiches gilt für das CAPE, die
Feuchtigkeit hingegen steigt an auf PPWs über 30 mm. Damit ist die
Wahrscheinlichkeit starker, nicht unbedingt unwetterartiger Gewitter gegeben,
wobei neben dem Starkregen und Hagel auch Sturmböen stärker in Betracht zu
ziehen sind, bei zunehmenden Höhenwinden. Mit Verlagerung der Front verschiebt
sich das Areal potenzieller Gewitter am Nachmittag und Abend mehr und mehr in
den NO des Landes.

Ansonsten kommt es an der Front und im Vorfeld zu teils schauerartig verstärkten
Regenfällen, die sich ebenfalls ost-nordostwärts verlagern und wahrscheinlich
unterhalb irgendwelcher Warnschwellen bleiben. Nur im Allgäu deuten sich
stärkere Regenfälle an, die lokal mehr als 25 mm Niederschlag in 12 Stunden
bringen können. Postfrontal gelangt eine satte Portion hochreichender Meeresluft
polaren Ursprungs zu uns, in der die 850-hPa-Temperatur auf 5 bis 3°C und die
500-hPa-Temperatur auf bis zu -25/26°C sinkt.
Entsprechend sind auf der Rückseite der Front neben Wolkenauflockerungen vor
allem nach W hin Schauer und kurze Gewitter drin, die sogar "ocker" ausfallen
können durch Sturmböen 8-9 Bft.

Apropos Sturm/Wind - der frischt mit Frontpassage bzw. dahinter mit Drehung auf
SW bis W merklich auf, vor allem in der Westhälfte und später auch im Süden
sowie allgemein im Bergland. Dabei muss im Flachland mit Böen 7 Bft, in freien
Lagen bis 8 Bft, im höheren Bergland je nach Exposition mit Sturmböen 8-10 Bft
gerechnet werden.
Während die Temperatur im N und O noch mal auf 21 bis 25°C steigt, reicht es
sonst nur noch für 16 bis 20°C.
In der Nacht zum Mittwoch zonalisiert die Strömung zunehmend, weil das Dipoltief
über der Nordsee eindreht und sich in der Bodenrinne über Polen ein Tief bildet,
welches zur Ostsee zieht. Südlich davon stellt sich eine recht lebhafte SW-W
Strömung ein, in der der Wind besonders im N und W sowie in Teilen der Mitte und
im Bergland mäßig bis frisch weht mit Sturmböen an der Nordsee und in höheren
Lagen.
Im NO fällt anfangs frontaler Regen, sonst kommt es noch zu einzelnen Schauern,
im Westen auch kurzen Gewittern.


Mittwoch... verlagert sich das Tief zur nördlichen Nordsee, wobei es sich mehr
und mehr bis in die mittleren und höheren Troposphärenschichten nach oben bohrt.
Davon ausgehend erstreckt sich eine recht stark gekrümmte westliche
Höhenströmung über Deutschland hinweg bis in die Regionen südlich der Alpen.
Westlich und südlich des Bodentiefs baut sich ein ordentlicher Nordwest- bis
Südwestfetch auf, der in die Deutsche Bucht gerichtet ist. Ob daraus für die
deutsche Nordseeküste eine veritable Sommersturmlage erwächst, hängt von der
genauen Position und Intensität des Tiefs ab. Ausgeschlossen ist es jedenfalls
nicht.
Auf alle Fälle lässt sich festhalten, dass der Mittwoch deutschlandweit ein
wechselhafter, relativ kühler und windiger Tag mit Schauern und kurzen Gewittern
bei 15 bis 21°C wird.

Verbreitet kommt es zu Böen Bft 7, in freien Lagen Bft 8 aus West bis Südwest.
An der Nordsee um im höheren Bergland sind auch Sturmböen, eventuell exponiert
auch schwere Sturmböen mit dabei. In Schauern sind auch Sturmböen Bft 9 bis ganz
runter nicht ausgeschlossen. Auf dem Brocken sind auch Bft 11 nicht
ausgeschlossen. Im Tagesverlauf verlässt uns die höhenkälteste Luft nach Osten
hin und die Schichtung stabilisiert wieder. Auf den Nordwesten können dann durch
herumgeholte Warmluft ausgelöste skalige Niederschläge übergreifen.

In der Nacht zum Donnerstag fächert der Gradient langsam auf, vor allem an den
Küsten lassen die Böen aber nur zögernd nach und es muss mit weiteren Bft 7 bis
8, exponiert Bft 9 gerechnet werden. Auch im höheren Bergland bleibt es windig,
sonst setzt mit dem Aufbau einer Hochdruckzone über Süddeutschland und dem
Alpenraum Wetterberuhigung ein. Auf den Nordwesten greift im Laufe der Nacht
vorderseitig der Warmfront eines über Irland und GB nach Osten ziehenden Tiefs,
Regen über.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im synoptischen Scale sehr ähnlich. In Bezug auf die
Niederschläge ergeben sich kleinere Unterschiede, die aber nicht
prognoserelevant sind. Signale für Dauerregen im Allgäu liefern auch PEPS (00
UTC) und Comso Leps (12 UTC).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner