DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-06-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.06.2017 um 10.30 UTC



Anfangs kühles Schauerwetter, im Norden sehr windig.
Dann insgesamt wärmer, im Westen und Norden eher wechselhaft, vor allem im Süden
und Osten freundliche Abschnitte.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 11.06.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes (Mittwoch zu Donnerstag) überquert ein
Höhentrog Deutschland ostwärts. Dabei ist es kühl mit Schauern und
Höchsttemperaturen oft nur im einstelligen Bereich. An der Südflanke eines von
der Nordsee nach Südskandinavien wandernden Tiefs weht im Norden ein frischer
Wind mit starken, und besonders zur Küste hin stürmische Böen.

Der Trogpassage folgt ein Zwischen-Höhenrücken, der vielfach Wetterberuhigung
bringt, über dem Norden und Nordwesten hängt allerdings eine schleifende Front.

Hinter dem zügig abwandernden Zwischen-Höhenrücken etabliert sich dann eine
südwestliche Höhenströmung, in die kurzwellige Troganteile eingelagert sind. Sie
bringen primär dem Westen und Norden wechselhaftes Wetter, während die
Südosthälfte von mehr Sonnenschein und ansteigenden Temperaturen profitiert.

Freitag dringt die anfangs noch schleifende Front von Nordwestdeutschland zügig
über den Vorhersageraum südostwärts vor und bringt schauerartigen Regen. Nach
Frontpassage und Durchgang eines markanten KW-Troges kommt am Wochenende zu
einer markanten antizyklonalen Aufwölbung der Höhenströmung mit überwiegend
freundlichem und teils warmen Sommerwetter.

Ausblick auf die erweiterte Mittelfrist:
Das sommerliche Intermezzo geht nach aktuellem Stand bereits ab Sonntagabend
bzw. am Montag von Nordwest nach Südost fortschreitend zu Ende, in dem uns eine
neue Kaltfront südostwärts überquert und im Zuge des nachfolgenden Troges zu
Wochenbeginn wieder zu einer spürbarer Abkühlung führt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis auf kleinere Phasenunterschiede im Bereich der kurzen Wellen liefert der
aktuelle ECM-Modellauf im synoptischen Skale zunächst ähnliche Ergebnisse wie
die beiden vorangegangenen Läufe.
Dies betrifft die kalte Trogpassage und die starke Windentwicklung im Westen und
Norden am Montag.
Ab Freitag weicht dann der neueste ECM-Lauf doch deutlich vor allem vom
gestrigen Vorlauf ab: Die anfangs im Nordwest schleifende Front bekommt einen
kräftigen Impuls nach Südosten und überquert Deutschland rasch südostwärts.
Während im gestrigen ECM-Lauf für das Wochenende noch eine westliche
Höhenströmung im Visier lag, scheint sich heute am Wochenende unter einem sich
markant aufwölbendem KEIL eine antizyklonal dominierte Lage einzustellen, mit
meist schönem Wetter und teils sommerlichen Temperaturen.
Der 5te bis 7te Folgetag ist daher schon aufgrund der internen
Modellfluktuationen als recht unsicher einzustuten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle scheinen die Situation zu
Beginn des Mittelfristzeitraumes noch recht ähnlich einzuschätzen, wobei der
Höhentrog am Mittwoch nach ECM und GFS weiter südwärts ausgreift als nach ICON.
Ebenso ist zu diesem Zeitpunkt der Druckgradient bei ECM und GFS gegenüber ICON
stärker, so dass hier das Risiko für stürmische Böen auch höher ist.
Die sich am Donnerstag/Freitag anschließende südwestliche Höhenströmung ist bei
GFS und insbesondere bei ICON steiler als bei ECM, so dass hier die über dem
Nordwesten schleifende Front am Freitag noch länger zurückgehalten wird, bei ECM
dann am Freitag aber zügig südostwärts durchmarschiert!
Der sich am Samstag über Mitteleuropa aufwölbende rücken ist dann bei ICON und
ECM zunächst stabiler als bei GFS, wo rückseitig der Rücken-Achse an der
weiterhin über dem Nordwesten schleifenden front weitere Niederschläge
auftreten.
GEM stützt insgesamt das ECM-Szenario.

So deuten auch die externen Modelldifferenzen auf eine gewisse
Vorhersage-Unsicherheit ab dem 5ten Folgetag hin!
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EPS-ECM-Rauchfahnen zeigen am Mittwoch die Talsohle des Geopotential-und
Temperaturverlaufs. Nach einem kurzzeitig leichten Einbruch folgt dann zum
Wochenende ein markanter Anstieg beider Kurven in recht hohe Bereiche.
Bis Donnerstag ist das Spektrum eng gebündelt mit einem sozusagen relativ hohen
Vertrauensvorschuss. Ab Freitag läuft die Bandbreite dann fast explosionsartig
auseinander. Da kommen teils sogar mehrere getrennte Äste zum Vorschein.
Auch hier kristallisiert sich ein hoher Unsicherheitsbereich ab dem 5ten
Folgetag heraus.

Die ENS-GFS verlaufen nicht grundsätzlich anders. Auch hier zeigt sich von
Freitag bis mindestens Sonntag eine recht warme Periode, das ensemble-Mittel der
Temperatur liegt etwa 3-4 K über dem Klimamittel.

Die Großwetterlagen-Klassifikation des ECM-EPS nach Dr. PAUL JAMES beinhaltet
bis Freitag eine starke Dominanz der Großwetterlage West zyklonal(Wz), was auf
den eher wechselhaften Wettercharakter hindeutet, ab dem Wochenende setzt dann
bei stark wachsender Unsicherheit immerhin ein Drittel der Ensemble-Member auf
"Hoch Mitteleuropa"(HM).

Die CLUSTER-Analyse 120-168 h liefert 4 CLUSTER, mehrheitlich manifestiert sich
dabei am Wochenende "antizyklonale Dominanz", immerhin 12 Member(CL3) zeigen
aber auch eine TRoglage über Deutschland.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die ECM-EPS Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8 betragen am Mittwoch
beachtliche 80-90% für den Westen und Norden, an der Nordsee immerhin noch
60-70% für Sturmböen.
Bei COS-LEPS sind die Wahrscheinlichkeiten etwas geringer und mehr Richtung
Nordseeküste begrenzt.
Hierbei zeigt sich auch eine gewisse Modelllastigkeit.

Auch EFI signalisiert ein hohes Windrisiko am Mittwoch in der gesamten
Nordhälfte(Faktor 0.8).
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECM weist in der zeitlichen Abfolge immerhin einen stetigen Trend zu mehr
Antizyklonalität am Wochenende auf, was auch in der CLUSTERANALYSE leicht
bestätigt wird. Es wurde daher auf:
EZMW-MOS und EPS-EZMW gesetzt.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel