DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-05-2017 23:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.05.2017 um 10.30 UTC



Sommerlicher Hochdruckeinfluss, weitere Erwärmung. Montagabend im Westen erste
Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 30.05.2017


Freitag bis Montag wird das Wetter in Deutschland von einer sommerlichen
Hochdrucklage mit weiter ansteigenden Temperaturen geprägt.
Am noch leicht zyklonal strukturierten Westrand des über dem östlichen
Mitteleuropa abwandernden Troges herrscht zu Beginn(Freitag) lediglich über dem
östlichen Mittelgebirgsraum und am östlichen Alpenrand noch stärkere Bewölkung,
die noch etwas Regen bringen kann.
Von Westeuropa folgt dann ein Höhenrücken, der sich über Mitteleuropa etabliert
und wahrscheinlich bis zum Ende hin recht stabil bleibt. Nachdem im Laufe des
Wochenendes ein Randtrog den Rücken an seiner Nordflanke überläuft, aber
lediglich Jütland tangiert, erfolgt zu Wochenbeginn zunächst sogar noch einmal
eine Regenerierung des Rückens von Westen.

Im Bodendruckfeld erstreckt sich von Skandinavien eine Hochdruckzone südwärts,
die über Ostdeutschland und Polen einen eigenen Kern ausbildet.
Die Tage sind dann durch absinkende Luftbewegung geprägt, mit einem hohen
Sonnenscheinangebot und von West nach Ost fortschreitend auf sommerliche, teils
hochsommerliche Werte ansteigenden Temperaturen. Besonders im Südwesten und
Westen kann die 30°C-Marke erreicht zw. überschritten werden.
Das Bodenhoch zieht sich Sonntag/Montag schwerpunktmäßig zwar langsam
südostwärts nach Südosteuropa zurück, die von Frankreich und Benelux
nachfolgende Tiefdruckrinne beeinflusst unser Wetter im Wesentlichen aber erst
am Dienstag. Bei Zufuhr zunehmend feucht-instabiler Luft könnten aber bereits im
Westen und Südwesten am Montagabend erste Gewitter ausgelöst werden.

Zum Ende(am Dienstag) verbleiben wir zwar noch unter dem kräftigen Rücken, im
Bodendruckfeld schiebt sich aber die Tiefdruckrinne von Westen her nach
Mitteleuropa vor, die dann das Gewitterrisiko deutlich ansteigen lässt.
Die sehr warme Luft bleibt aber noch erhalten.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei GFS, während ICON bereits im Laufe des
Montags die hochsommerliche Wärmeperiode von Nordwesten her beendet.
Sie auch Modellvergleich!
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die vorangegangenen 3/4 EZMW-Läufe gehen nur bis Sonntag einigermaßen konform.
Während im gestrigen 00 UTC-Lauf bereits früh am Montag ein Trog und eine
Kaltfront mit viel Regen fast ganz Deutschland von Nordwesten her überqueren
sollte, bleibt in den beiden letzten beiden Läufen die blockierende Hochrucklage
bis einschließlich Montag erhalten, allenfalls lokale Wärmegewitter deuten sich
Montagabend im Westen an. Die Konsistenz erleidet hier also einen Bruch.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle gehen bis einschließlich Sonntag
weitgehend konform. Was das Temperaturniveau betrifft, liegt allerdings GFS
einige K niedriger, da wird die Erwärmung durch Absinken am Wochenende noch
durch von Osten her wirksame nieder-und mitteltroposphärische Kaltluftadvektion
teils konterkariert.

Ansonsten gleicht sich GFS aber zu Wochenbeginn EZMW an.

Nach ICON wird die hochsommerliche Wärmeperiode bereits im Laufe des Montags
beendet, indem von Nordwesten her ein Trog auf Deutschland übergreift und die
Kaltfront eines über Südskandinavien ziehenden Tiefs große Teile Deutschlands
südostwärts überquert und verbreitet schauerartigen und gewittrigen Regen
bringt.
Etwa in die gleiche Kerbe schlägt NAVGEM, dass am Montag die Kaltfront von
Nordwesten sogar noch etwas rascher über Deutschland südostwärts vordringen
lässt. Auch hier erfasst konvektiver Regen im Tagesverlauf das ganze Land.

Schon aufgrund der auseinanderlaufenden Modell-Szenarien weist der Montag
bezüglich der Wetter-und Temperaturentwicklung große Unsicherheiten auf!
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis einschließlich Sonntag zeigen die EZMW-EPS Rauchfahnen einen stetigen
Aufwärtstrend der Temperaturen. Freitag/Samstag kristallisiert sich dabei in der
Anstiegsphase ein sekundärer kälterer Ast heraus. Dieser deutet darauf hin, dass
die Erwärmung vielleicht doch nicht ganz so rasant erfolgt, wie das
deterministische EZMW dies andeutet.
Montag läuft das Spektrum der Temperaturen dann insgesamt stark auseinander,
wobei sehr viele Lösungen kälter ausfallen, als dies der deterministische
EZMW-Lauf zeigt.

Freitag bis Montag deutet die NIEDERSCHLAGS-SIGNALDICHTE auf eine absolut
trockene Phase hin, selbst Sonntag sind kaum Signale für eventuelle
Niederschläge erkennbar.

Die geopotentialkurven laufen bis einschließlich Sonntag bei engem Spektrum auf
fast konstant hohem Gipfelniveau. Auch hier sieht man am Montag eine markante
Dehnung der Bandbreite, wobei auch hier der deterministische
EZMW-Lauf am oberen Ende des Spektrums läuft.

Die ENS-GFS verhalten sich prinzipiell ähnlich. Allerdings laufen die
Temperaturanstiegskurven Freitag/Samstag auf vergleichsweise niedrigerem Niveau
als die EPS-EZMW-Kurven. Dies entspricht wohl auch dem o-g. kälteren Ast der
EZMW-EPS!
Ab Sonntag/Montag liegt das Ensemble-Mittel der Temperatur dann teils 5 K oder
mehr über dem Klimamittel.

Nach der Großwetterlagenklassifikation des EZMW-EPS nach Dr. Paul James
Findet man Freitag bis Sonntag nahezu ausschließlich HM(Hoch Mitteleuropa).
Montag und Dienstag gesellen sich dann neben HM dann zu einem geringen Anteil
SWa und SWz hinzu.

Die EZMW-EPS-CLUSTERUNG 120-168 h liefert heute 3 CLUSTER, die Sonntag und
Montag allesamt den blockierenden Rücken zeigen. Zum Dienstag bzw. am Dienstag
zeigt dann CLUSTER 3(ca. ein Drittel der Member den zyklonalen Durchbruch von
Westen!
Für die erweiterte Mittelfrist ergibt sich dann in etwa ein Gleichgewicht
zwischen "Südwest zyklonal" und dem Fortbestand bzw. der Regenerierung der
antizyklonalen Blockade!
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Hinsichtlich der Windentwicklung liefert COS-LEPS am Mittwoch schwache Signale
für stürmische Böen im östlichen Bergland sowie an der Ostsee, EZMW-EPS schwache
Signale für stürmische Böen im östlichen Bergland.

Nach EFI ergeben sich Sonntag und Montag deutliche HITZESIGNALE besonders im
Westen.

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Basis für Mittelfristvorhersage
Da EZMW im Gegensatz zu anderen operationellen globalen Modellen zumindest über
die letzten beiden Läufe stabil ist: MOS-EZMW, EPS-EZMW.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel