DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-05-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.05.2017 um 10.30 UTC



Hochdruckeinfluss und zunehmend warm. Am Montag heiß mit zunehmender
Gewittergefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 29.05.2017


Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem IFS des EZMW
Deutschland an der Ostflanke eines markanten Höhenrückens in einer
nordnordwestlichen Höhenströmung. Ein Trog schwenkt dagegen über dem Ostseeraum
südostwärts. Im Bodendruckfeld spiegelt sich die Geopotenzialverteilung wider:
Ein kräftiges Hoch liegt über der Nordsee, während ein Tief mit seinem Zentrum
über Finnland und Karelien liegt. Dabei ist insbesondere im Osten des Landes ein
etwas stärkerer Druckgradient zu finden, so dass dort der Nordwestwind steife
Böen erreichen kann. Mit der nordwestlichen Strömung wird niedertroposphärisch
mäßig warme (4 bis 8 Grad in 850 hPa) und recht feuchte Luft eingesteuert. Damit
muss vor allem im Norden und Osten des Landes mit viel Quellbewölkung gerechnet
werden, vereinzelt kann es auch zu einem Schauer reichen. Nach Südwesten hin
sollte es etwas sonniger sein, allerdings besteht hier eine markante
Absinkinversion, die zwar Schauer verhindert, an der sich aber zumindest
vorübergehend Quellwolken ausbreiten könnten.
Am Freitag verlagern sich die Drucksysteme etwas nach Osten. Dadurch verstärkt
sich der Hochdruckeinfluss in allen Teilen des Landes und freundliches und
trockenes Wetter setzt sich überall durch. Der Wind im Osten lässt nach.
Allerdings besteht weiterhin die Möglichkeit, dass sich an der Absinkinversion
die Quellwolken tagsüber etwa ausbreiten.
Am Samstag verlagern sich die Drucksysteme weiter nach Osten und am Sonntag
beginnt der Höhenrücken zu kippen, so dass seine Achse am Sonntagnachmittag eine
Linie Paris-Dresden-Minsk erreicht. Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt
südostwärts und ist dann über Osteuropa zu finden. Dadurch gelangt auch
niedertroposphärisch immer wärmere und trockenere Luft zu uns und in 850 hPa
werden 12 bis 15 Grad erreicht. Damit sollte auch die Inversion weitgehend
verschwinden und sich verbreitet sonniges und frühsommerlich warmes Wetter
einstellen. Da wir weiter unter Absinken liegen, sind Gewitter selbst im
Bergland nur gering wahrscheinlich.
Am Montag kippt die Achse des Höhenrückens weiter nach Osten und es stellt sich
zunehmend eine westliche Höhenströmung zwischen 50 und 60 Grad Nord ein. Ein
Trog erreicht die Nordsee und wir gelangen damit auf dessen Vorderseite. Dabei
erreicht die Kaltfront eines Nordmeertiefs am Nachmittag den Nordwesten des
Landes. An dieser dürfte es in der Nordwesthälfte zu schauerartigem Regen und
kräftigen Gewittern kommen, während es im Südosten und noch sonnig und sehr warm
bleibt, allerdings auch mit zunehmender Gefahr isolierter Gewitter.
Am Dienstag soll der Trog Richtung östliches Mitteleuropa vorstoßen und
rückseitig der Kaltfront Meeresluft polaren Ursprungs bei uns einfließen. Diese
soll aber bald wieder unter den Einfluss eines Hochs gelangen, das sich über der
Nordsee aufbaut.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist in der
Mittelfrist hoch. Bis Sonntag sind auf synoptischer Skala keine nennenswerten
Unterschiede auszumachen. Am Montag lässt zunächst der gestrige 12-UTC-Lauf die
Kaltfront etwas früher auf Deutschland übergreifen. Zum Dienstag hin simuliert
dann der gestrige 00-UTC-Lauf den Trog am Dienstag etwas schwächer, womit er
auch etwas schneller nach Osten läuft und sich noch etwas schneller wieder
Hochdruckeinfluss durchsetzt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Samstag stimmen die vorliegenden Globalmodelle weitgehend überein, wobei
auffällt, dass ICON den Keil und das Hoch geringfügig nach Südosten versetzt
zeigt, was für höhere Temperaturen vor allem am Samstag (bis zu 3 Grad) sorgt,
während GFS eher noch 2 Grad kälter als EZMW ist. Danach laufen aber die Modelle
auseinander: Bei ICON greift die Kaltfront schon am Sonntag auf Deutschland über
und in einer recht glatten westlichen Höhenströmung legt sie sich dann am Montag
meridional über Deutschland, wobei es im Süden sehr warm bleibt (+16 Grad in 850
hPa). Auch bei GFS greift die Kaltfront etwas früher auf Deutschland über, zieht
aber bis Montagmittag bis in den Süden. NAVGEM ähnelt dagegen sehr stark dem
EZMW-Modell. Das chinesische Modell lässt ebenfalls am Montag die Kaltfront
übergreifen, bringt aber eine stärkere Austrogung über Deutschland mit kräftigen
Niederschlägen. Eine ganz andere Variante zeigt GEM: Es lässt den Trog schon
frühzeitig auf dem Atlantik abtropfen und folglich bleibt Deutschland die ganze
Zeit unter dem Höhenrücken. Damit stünde eine länger anhaltende Hochdrucklage
mit schon hochsommerlicher Prägung bevor. Alle in der erweiterten Mittelfrist
vorliegenden Modelle (EZMW, GFS, GEM) sind zur kommenden Wochenmitte wieder
antizyklonal aufgestellt, EZMW und GFS aber aufgrund des vorangegangenen
Kaltlufteinbruchs auf deutlich kühlerem Niveau als GEM.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EZMW-EPS wird im Zeitraum Sa, 00 UTC bis Mo, 00 UTC auf 5 Cluster verteilt,
die sich insbesondere in der mittleren Troposphäre sehr ähneln. Im
Bodendruckfeld gibt es größere Unterschiede, allerdings zeigt keiner der
repräsentativen Läufe einen Kaltfrontdurchgang bis Mo, 00 UTC, was sehr stark
den EZMW-Hauptlauf gegenüber ICON und auch GFS stützt. In der erweiterten
Mittelfrist zeigen 4 von 5 Clustern (insgesamt 48 Mitglieder) antizyklonal
geprägte Lagen, wenn auch mit unterschiedlicher Lage des Hochs (zwischen
Skandinavien und den Alpen). Cluster 5 zeigt dagegen eine zyklonale und für die
Jahreszeit sehr stramme Westlage.
Die Rauchfahnen für Erfurt (nahe des geografischen Schwerpunktes Deutschlands)
zeigt einen Anstieg von Potenzial und Temperatur bis Sonntag/Montag, wobei der
Spread vor allem bei der Temperatur schon recht groß ist und der Hauptlauf eher
zu den wärmeren gehört. Am Montagabend zeigen Haupt- und Kontrolllauf den
markanten Kaltfrontdurchgang mit einem Temperaturrückgang über 10 K. Dabei
erreicht der Hauptlauf ein Temperaturniveau das tiefer liegt als der gesamte
Rest des Ensembles. Die Mehrheit der Ensemblemitglieder verbleibt sogar bei über
10 Grad. Nach einem trockenen Wochenende tauchen ab Montagabend wieder
Niederschlagssignale auf, besonders markant bei Haupt- und Kontrolllauf. Selbst
im Norden (Hamburg) verbleiben viele Ensemblemitglieder über 10 Grad in 850 hPa,
so dass ein schwacher oder gar nicht stattfindender Kaltfrontdurchgang Anfang
nächster Woche durchaus in den Rahmen des Möglichen gerät. Interessant ist, dass
auch beim GFS (Rauchfahnen für Erfurt) das gleiche gilt: Während Haupt- und
Kontrolllauf einen markanten Trogdurchgang und Temperaturrückgang zeigen (beim
Kontrolllauf bis unter 0 Grad), sieht der große Rest keine Kaltfront und
verbleibt auf recht hohem Temperaturniveau zwischen 8 und 16 Grad in 850 hPa
verstreut. Auch wenn die Ensembles derzeit die Kaltfront kaum zeigen, wird sie
heute (aufgrund der vielen deterministischen Modelllösungen) in die Prognose
aufgenommen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt am Donnerstag an der Ostsee ein Signal für Wind. Im weiteren
Verlauf wird von Westen her zunehmend ungewöhnlich warmes Wetter angedeutet. EFI
CAPE und CAPE/Shear zeigen bis einschließlich Sonntag keine Signale.
Cosmo-LEPS (ebenso wie EZMW-EPS) zeigt am Donnerstag Signale für stürmische Böen
an der Ostsee und im Erzgebirge.
EZMW-EPS zeigt am Sonntag im äußersten Westen geringe Wahrscheinlichkeiten für
CAPE über 750 J/kg, am Montag dann in weiteren Teilen des Landes.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, MOS-EZMW (ab Sonntag), EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann