DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-05-2017 21:00
SXEU31 DWAV 191800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 19.05.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Osthälfte bis in die Nacht hinein kräftige Gewitter mit
Unwetterpotential. Ab Samstag zunehmend ruhiger.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland zwischen einem kräftigen Höhenrücken über dem
östlichen Mitteleuropa und einem Höhentrog über Westeuropa in einer südöstlichen
Höhenströmung. Im Bodendruckfeld verläuft ausgehend von einem kleinräumigen Tief
über der Nordsee eine wellende Kaltfront über die Westhälfte Deutschlands
hinweg. Sie trennt eine feucht-warme und instabile Luftmasse in der Osthälfte
von kühlerer und stabiler geschichteter Luft im Westen und Südwesten des Landes.
In der labilen Luftmasse haben sich im Bereich einer Bodenrinne einige kräftige
Gewitter entwickelt, wobei die Hauptgefahr von heftigem Starkregen und größerem
Hagel ausgeht.
Während die Gewitteraktivität in den nächsten Stunden in Bayern deutlich
nachlässt, besteht vor allem von Nordthüringen über Sachsen-Anhalt und
Niedersachsen bis nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg bis in die zweite
Nachthälfte hinein weiterhin die Gefahr von unwetterartigen Entwicklungen
aufgrund von Starkregen. Entsprechende Hinweise gibt es vor allem seitens
COSMO-DE EPS, das in dem genannten Bereich auf Regenmengen über 25 mm in 1h
hinweist. Durch den Zusammenschluss mehrerer Gewitter zu einem großen Cluster
gibt es auch erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Mengen über 35 mm in sechs
Stunden, anfangs auch noch über 60 mm in 6 Stunden. Bis in die Frühstunden
sollte sich die Gewitter- und Niederschlagsintensität allerdings abschwächen, da
mit dem Vorankommen der Kaltfront auch die Tiefdruckrinne in den Osten
Deutschlands abgedrängt wird. Dadurch gelangt sie zunehmend unter den nahezu
stationären Höhenrücken und somit in einen Bereich fehlender Hebungsantriebe.
Im Bereich der wellenden Kaltfront kommt es zu skaligen und teils schauerartig
verstärkten Niederschlägen. Im Laufe der Nacht kommt die Kaltfront weiter
ostwärts voran und erreicht bis in die Frühstunden etwa eine Linie von
Schleswig-Holstein über Thüringen hinweg bis in den Südosten Bayerns. Rückseitig
der Front setzt durch KLA gestützt rasch Druckanstieg ein, sodass die
Niederschläge auch an der Kaltfront allmählich schwächer werden. Von Westen
lockert die Bewölkung auf, sodass sich gebietsweise Nebel bilden kann.
Durch den kräftigen Druckanstieg kommt es vor allem im Südosten, teilweise auch
im Osten Deutschlands zu einer markanten Druckwelle, die dort vorübergehend für
auffrischenden Wind mit starken bis stürmischen Böen (Bft 7 bis 8) sorgt.
Vereinzelt gibt es auch Sturmböen (Bft 9). Aktuell ist der kräftigste
Druckanstieg aber bereits über Bayern anzutreffen, sodass der Wind von Westen
wieder nachlässt.

Samstag ... schnürt sich der südliche Teile des westeuropäischen Höhentroges
Richtung Norditalien ab. Durch den Geopotentialanstieg wird das Bodenhoch
gestützt, das sich im Tagesverlauf ausgehend von Frankreich über weite Teile
Deutschlands ausweitet. Dadurch werden die Kaltfront und die weiterhin
vorderseitig liegende Tiefdruckrinne weiter ostwärts abgedrängt, sodass bis zum
Abend auch im äußersten Nordosten der Luftmassenwechsel stattgefunden hat. Dabei
äußert sich die Frontpassage hauptsächlich durch starke Bewölkung, Niederschläge
sind an der Front aufgrund fehlender Hebung kaum noch zu erwarten. Allerdings
kann der Wind mit Frontpassage nochmal merklich auffrischen, warnwürdige Böen
treten aber voraussichtlich nicht auf.
Mit dem Abtropfen des Höhentiefs hat sich südlich der Alpen ein Tiefdruckgebiet
gebildet. Dadurch kommt es im Südosten Bayerns und an den Alpen durch Aufgleiten
im Laufe des Tages zu Regenfällen. Dabei werden bis zum Abend Mengen um 5 mm
erwartet. In den weiteren Landesteilen gestaltet sich das Wetter unter
Hochdruckeinfluss ruhig, wobei sich auch mal längere Zeit die Sonne zeigen kann.
Einzig im Nordwesten des Landes kann es in Verbindung mit dem Richtung Nordsee
schwenkenden Resttrog zu einzelnen Schauern kommen. In der eingeflossenen
kühleren Luftmasse werden nur noch Höchstwerte zwischen 16 und 19 Grad, in
Gebieten mit Regen maximal 15 Grad erreicht.
In der Nacht zum Sonntag schwenkt der sich über den Britischen Inseln befindende
Resttrog weiter nordostwärts über die Nordsee hinweg. Dadurch setzt sich
hierzulande der Geopotentialanstieg weiter fort, wobei sich in den Frühstunden
eine abgeschlossene Hochzelle über weiten Teilen Frankreichs und Deutschlands
etabliert. Somit schwächen sich auch die Niederschläge an den Alpen weiter ab.
Der Himmel klart verbreitet auf, was sich auch an den Tiefsttemperaturen
bemerkbar macht. Diese liegen meist zwischen 9 und 3 Grad. Dabei ist sogar bei
längerem Aufklaren im Westen und Südwesten lokal Bodenfrost bis minus 1 Grad
nicht ausgeschlossen.

Sonntag ... kräftigt sich der über Mitteleuropa liegende Höhenrücken weiter und
reicht schließlich ausgehend vom Südwesten Europas bis zur Ostsee. Das
korrespondierende Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt in den Norden
Deutschlands. Bei schwachen Luftdruckgegensätzen gestaltet sich das Wetter
ruhig, wobei sich neben einigen Quellwolken oder hohen Wolkenfeldern häufig die
Sonne zeigt. Dabei steigen die Temperaturen wieder etwa an und erreichen
Höchstwerte zwischen 18 und 23 Grad.
In der Nacht zum Montag wird der Höhenrücken von Norden etwas abgebaut, sodass
sich auch das Bodenhoch etwas abschwächt. Der Hochschwerpunkt verbleibt aber
über Deutschland. Bei schwachen Winden und überwiegend klarem Himmel kann sich
stellenweise Nebel bilden. Es werden nochmal verbreitet einstellige Tiefstwerte
zwischen 9 und 5 Grad erwartet, in höheren Lagen lokal bis 3 Grad.
Bodenfrostgefahr ist nicht mehr gegeben.

Montag ... verlagert sich die Achse des Höhenrückens etwas nach Osten und
verläuft schließlich über das östliche Mitteleuropa hinweg. Wir verbleiben aber
weiter unter antizyklonalem Einfluss, wenngleich sich das Bodenhoch weiter
abschwächt. Entsprechend erwartet uns nochmal ein überwiegend sonniger Tag.
Etwaige Quellwolken, die sich im Tagesverlauf bilden, bringen keinen
Niederschlag. Ein von Westen nachrückender Trog mit eingelagerter Tiefdruckrinne
am Boden über Großbritannien und Westfrankreich äußert sich zunächst nur
dadurch, dass die Strömung allmählich auf östliche bis südöstliche Richtungen
dreht. Dadurch gelangt wieder etwas wärmere Luft zu uns, wobei die Temperatur in
850 hPa im Süden und Südwesten auf etwa 8 bis 11 Grad ansteigt. Dabei sind
entlang des Rheins wieder sommerliche Höchstwerte bis 26 Grad zu erwarten, sonst
werden meist 19 bis 24 Grad erreicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen im Vorhersagezeitraum eine sehr ähnliche
Entwicklung.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger