DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-05-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 17.05.2017 um 10.30 UTC



Am Wochenende Wetterberuhigung und vorübergehend kühler.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 24.05.2017


Am Samstag tropft der von Südwesten zu uns hereinschwenkende Trog zur Adria hin
ab und von Frankreich her weitet sich ein Hochdruckgebiet nach Deutschland aus.
Die wärmere und instabile Luft wird auch aus dem Nordosten verdrängt. Die
einfließende frische Meeresluft gelangt unter Absinken und das Wetter beruhigt
sich langsam wieder.
Am Sonntag baut sich vor einem Trogkomplex über dem Nordostatlantik ein
Höhenrücken über Südwest- und Mitteleuropa auf, das zugehörige Bodenhoch liegt
mit Schwerpunkt über Nordwestdeutschland, bzw. der südlichen Nordsee. Die
Luftmasse beginnt sich bei kräftiger Einstrahlung und durch Absinken zu
erwärmen. Vor allem nach Südosten hin ist die instabile Luft noch nicht
verschwunden und es langt noch für einzelne Schauer.
Am Montag schwächt sich das Hoch langsam wieder ab und verlagert seinen
Schwerpunkt nach Südskandinavien. Die Strömung dreht dabei auf östliche
Richtungen. Unter Absinken stellt sich wieder frühsommerliches Wetter ein. Es
wird wärmere Luft zu uns geführt, in der die Temperaturen im Südwesten wieder
auf Werte bis 25 Grad steigen.
Am Dienstag liegt der Höhenrücken zwar weiter über uns, der Bodendruck fällt
aber deutlich und das entsprechende Hochdruckgebiet findet sich abgeschwächt
über dem östlichen Mitteleuropa. Bei verstärkter Warmluftzufuhr steigt die
Temperatur häufiger auf sommerliche Werte, im Südwesten bis +28 Grad. Allerdings
wird die Luft feuchter und instabil, so dass im Alpenraum und über den
Mittelgebirgen nachmittags mit geringer Wahrscheinlichkeit einzelne Schauer und
Gewitter auftreten.
Am Mittwoch gelangen wir auf die Vorderseite eines Troges, der sich über die
Britischen Inseln und Frankreich nähert. Mit der vorgelagerten Kaltfront greifen
von Westen her vermehrt teils kräftige Schauer und Gewitter über. Auch Unwetter
sind dabei nicht ausgeschlossen.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz zum unmittelbaren Vorlauf ist gut, die zum gestrigen 00 UTC Lauf
schon etwas schlechter. Der aktuelle Lauf zeigt am Wochenende vor allem im
Südosten noch etwas stärkeren zyklonalen Einfluss und somit häufiger Schauer und
vereinzelte Gewitter, als die Vorläufe. Die Wetterberuhigung und die
nachfolgende Erwärmung hatten auch die Vorläufe im Programm, wie stark diese
ausfällt und wann die Kaltfront letztlich wirklich übergreift, ist noch mit
Fragezeichen versehen. Die letzten Läufe haben die Kaltfrontpassage immer wieder
nach hinten verschoben.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Grundsätzlich entwerfen die anderen Modelle zunächst ein ähnliches Szenario, wie
die Europäer. GFS hat aber am Samstag noch fast flächendeckend Niederschläge im
Programm, was übertrieben scheint, eher dürfte der Focus auf den Nordosten und
Süden liegen, wie IFS es simuliert. Am Sonntag folgt der Aufbau des Hochs, der
zumindest in den betrachteten Modellen noch ähnlich aussieht und zum Montag
setzt von Süden die Advektion wärmerer Luft ein. Im GFS folgt aber schon am
Dienstag aus Westen die nächste Kaltfront. Bei ICON, das in der Folge eine
vollkommen andere Lösung anbietet, fehlt der Trog über Westeuropa. Anstelle
dessen ist dort ein flacher Rücken zu finden, der sich zur Wochenmitte sogar
noch aufwölbt, so dass bei uns, statt Trogvorderseite ab Dienstag, daraus eine
nordwestliche Strömung resultiert. Insgesamt bleibt damit festzuhalten, dass die
Entwicklung aus dieser Sicht ab der ersten Hälfte der nächsten Woche sehr
unsicher wird.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen im Wesentlichen die Aussagen des operationellen Laufs. Am
Wochenende erfolgt in kühlerer Luft somit die Wetterberuhigung, gut sichtbar am
Rückgang der Niederschlagssignale und der Temperaturdelle in den ENS
Meteogrammen/Plumes. Mit der Erwärmung in der nächsten Woche nimmt auch die
Gewitterneigung langsam wieder zu. Erst in der erweiterten Mittelfrist scheren
der Haupt- und der Kontrolllauf etwas aus und simulieren niedrigeres
Geopotential als die meisten Ensemblemember.
Der Spread wird ab Dienstag größer, vgl. Abschnitt globale Modelle.

Die Unsicherheiten, die schon beim Vergleich mit den anderen globalen Modellen
anklangen, spiegeln sich auch in der Clusterung wieder. Bis +168h werden jeweils
6 Cluster gebildet. Im ersten Zeitraum liegt der Hauptlauf in Cluster 3, dann
wenigstens in Cluster 1, der auch mit Abstand der größte ist, 16 Member. Die
ICON Lösung ähnelt den Aussagen von Cluster 2, während Cluster 3 eher nach GFS
aussieht.
Erst in der erweiterten Mittelfrist konsolidiert sich das Ganze wieder mit nur 2
Clustern, die niedriges Geopotential für uns zeigen, mithin also Richtung
wechselhaft und kühl tendieren.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt nur ein Temperatursignal, am Samstag niedrige Temperaturen im Süden,
dann zum Dienstag gibt es Hinweise auf überdurchschnittliche Temperaturen.
Darüber hinaus bilden sich anfangs im Südosten einzelne Gewitter, ab Dienstag
dann wieder im Bergland und Mittwoch aus Westen häufiger, was sich in den
Ensembleprodukten aber nicht wiederfindet.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM EPS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner