DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-05-2017 09:00
SXEU31 DWAV 150800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.05.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu Süd-antizyklonal (Sa)
Heute im Osten und Süden noch Gewitter mit Starkregen. Im Anschluss keine
markanten Wettergefahren mehr.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Montag... überquert ein Kurzwellentrog den Vorhersageraum ostwärts und zieht
bereits in der zweiten Tageshälfte ostwärts ab. Dahinter folgt ein Höhenkeil,
der im Bodendruckfeld zu Druckanstieg führt. Gleichzeitig wandert eine schwache
Kaltfront ebenfalls ostwärts. Diese zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass
sie die feuchtwarmen und labil geschichteten Luftmassen im Osten und Süden von
stabileren und trockeneren Luftmassen nach Westen und Nordwesten trennt.

So gehen postfrontal sowohl spezifische Feuchtigkeit, als auch Taupunkt deutlich
zurück, wie auch schon den aktuellen Bodenmeldungen zu entnehmen ist
(vorderseitig Taupunkte von 10 bis 12 Grad, postfrontal Rückgang auf 4 bis 8
Grad). Dementsprechend gestaltet sich der Tag in Richtung Westen und Norden oft
länger sonnig und warnfrei.

Anders schaut es in der feuchtlabilen Luftmasse im Osten und Süden aus. Erhöhte
Werte an spezifischer Feuchte und Lapse Rates führen zu etwas MLCAPE (um 500
J/kg) im Tagesverlauf. Bei kaum vorhandener Windscherung ist wie an den Vortagen
von pulsierenden Einzelzellen auszugehen, die sich nur vereinzelt auch zu
Multizellen organisieren können. Die ppw-Werte liegen im Süden bei 20 mm, im
äußersten Osten sollen bis 25 mm erreicht werden. Die Höhenströmung ist nur
moderat (im Süden um 15 kn in 500 hPa, im Osten immerhin bei 20 kn). In jedem
Fall ist also der Starkregen als dominante Begleiterscheinung zu beachten,
während Wind (nur geringe 850 hPa Winde) und Hagel (fehlende Scherung) wohl eher
im Hintergrund stehen. Unwetterartige Entwicklungen erscheinen allerdings eher
unwahrscheinlich und auch das COSMO-DE EPS zeigt kaum Hinweise darauf

Im Fokus stehen die Regionen ausgehend vom Erzgebirge über Ostbrandenburg bis
nach Vorpommern, wobei der Schwerpunkt in der zweiten Tageshälfte schon
allmählich Richtung Polen und Tschechien abgedrängt wird. Außerdem sollten große
Teile von Bayern (ausgenommen der Nordwesten) sowie der Südosten von
Baden-Württemberg betroffen sein. Zum Nachmittag und Abend zieht sich die
Hauptaktivität nach Südostbayern und Österreich zurück.

In der Nacht auf Dienstag liegt der Höhenrücken über Mitteleuropa und
Deutschland. Allerdings wird dieser nach Norden und Nordwesten von
Warmluftadvektion überlaufen. Damit erreicht diese Regionen mehrschichtige
Bewölkung, aus der in der zweiten Nachthälfte immer mal wieder ein wenig Regen
fallen kann.

Die Warmluftadvektion steht mit einem Tief bei Island in Verbindung, dessen
Warmfront ostwärts zieht und die 850 hPa Temperatur allmählich von Südwesten her
ansteigen lässt. Zudem nimmt der Gradient im Nordwesten etwas zu, sodass auch
der Wind an der Nordsee auffrischt. Für warnwürdige Böen sollte es aber wohl
nicht reichen.

In der Südhälfte bleibt es hingegen häufig gering bewölkt. Letzte Schauer und
Gewitter über Südostbayern ziehen eingangs der Nacht rasch nach Österreich ab.
Im Süden und dort vornehmlich in Bayern kann sich häufig Nebel bilden, wie auch
die hohen MOS-Wahrscheinlichkeiten andeuten. Auch bei EURO4 lassen sich dafür
klare Anzeichen finden.

Davon abgesehen verläuft die Nacht störungsfrei bei 10 bis 4 Grad, im Nordwesten
bei 13 bis 10 Grad.


Dienstag... befindet sich der Höhenrücken mit seiner Achse weiterhin über
Deutschland weswegen auch das Druckniveau im Bodenfeld vergleichsweise hoch ist.
Vom Norden bis zur Mitte sorgt WLA für mehrschichtige Bewölkung aus der im
Norden auch immer wieder etwas Regen fallen kann. Direkt an der Nordsee sorgt
der verstärkte Luftdruckgradient für einzelne starke Böen (Bft 6/7) aus
südlicher Richtung. Davon sind am ehesten die nordfriesischen Inseln betroffen.

Weiter nach Süden sorgt der Keil für freundliches und störungsfreies Wetter mit
viel Sonnenschein. In Abhängigkeit von der Bewölkung fallen auch die
prognostizierten Maxima sehr unterschiedlich aus. So werden im Norden nur 15 bis
21 Grad erwartet, während weiter nach Süden 20 bis 24 Grad, im Südwesten auch
schon bis 27 Grad möglich sind.

Gerade im Südwesten kommt im Tagesverlauf die 10 Grad Isotherme in 850 hPa
hinein, was erklärt, warum dort die höchsten Maxima anzutreffen sind.
Warnrelevanz besteht allgemein nicht.

In der Nacht auf Mittwoch ändert sich nichts Grundlegendes an der
Großwetterlage. Nach Norden hat man weiterhin mit etwas WLA und infolgedessen
dichter Bewölkung und ein wenig Niederschlag zu tun. Weiter nach Süden sorgt der
Keil hingegen für Absinken und von der der Mitte bis in den Süden gibt es
größere Wolkenauflockerungen. Dort kann sich vereinzelt auch etwas Nebel bilden
und die Tiefstwerte sinken auf 11 bis 6 Grad. Unter den dichten Wolken gehen die
Werte nur auf 15 bis 11 Grad zurück.

Der Wind bleibt abgesehen von exponierten Küstenabschnitten ebenfalls schwach,
sodass über die lokalen Nebelfelder hinaus keine Warnrelevanz besteht.

Mittwoch... wandert die Achse des Höhenrückens ostwärts. Gleichzeitig liegt über
den nahen Ostatlantik ein Höhentrog, auf dessen Vorderseite der Vorhersageraum
allmählich gelangt. Damit dreht die Höhenströmung zunehmend auf Südwest, sodass
sehr warme Luftmassen nach Deutschland advehiert werden. Die 850 hPa Temperatur
steigt auf 10 bis 14 Grad.

An den Alpen wird es mit der Südkomponente leicht föhnig. Dadurch steigt die 850
hPa in dieser Region auch auf Werte um 15 Grad. Allerdings ist der Föhn nur
schwach ausgeprägt, sodass wohl keine warnrelevanten Böen auftreten sollten.

Während in großen Landesteilen häufig und länger anhaltend die Sonne scheint,
muss im äußersten Norden weiterhin mit dichteren Wolkenfeldern und etwas Regen
gerechnet werden. Ursächlich dafür sind weiterhin die Feuchtefelder, die mit dem
Frontensystem des Islandtiefs in Verbindung stehen.

In den Regionen mit dichterer Bewölkung werden nur 19 bis 24 Grad erreicht,
sonst wird es hochsommerlich warm mit 24 bis 29 Grad.

Zwar wird die Luftmasse insgesamt etwas feuchter (steigende spez. Feuchte),
allerdings fehlt es noch an Labilität und das HKN liegt recht hoch, sodass bis
zum Abend nicht mit Gewittern zu rechnen ist.

In der Nacht auf Donnerstag gelangen wir immer mehr auf die Trogvorderseite,
sodass sich die südwestlich Höhenströmung noch verstärkt. Während die Kaltfront
noch über Frankreich liegt, schiebt sich von BeNeLux allmählich eine
Tiefdruckrinne mit konvergenter Windströmung in den Westen von Deutschland. In
den Morgenstunden prognostizieren die Modelle auch erste Niederschlagssignale.
Ob damit auch Gewitter verbunden sind, die in der Nacht über Ostfrankreich aktiv
waren, ist noch etwas fraglich.

In jedem Fall wird die Luftmasse in den westlichen Landesteilen deutlich
feuchter und auch die Labilität kann etwas zunehmen.

Von den möglichen ersten Gewittern im Westen abgesehen, verläuft die Nacht sonst
ruhig und die Wolkendecke ist zum Teil stärker aufgelockert. Dazu kann sich
vornehmlich im Süden etwas Nebel bilden. Die Minima liegen in der Südosthälfte
zwischen 12 und 7 Grad, in der Nordwesthälfte werden 16 bis 12 Grad erwartet.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle zeigen im Kurzfristzeitraum eine gute Übereinstimmung, sodass die
Vorhersage als recht sicher eingestuft werden kann.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer