DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-05-2017 21:00
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.05.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Weiterhin mäßig warm und feucht mit hohem Gewitterpotenzial, dessen Schwerpunkt
sich nach Osten verlagert. Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland auf der Vorderseite eines umfangreichen
atlantischen Troges in einer zyklonal gekrümmten und diffluenten Höhenströmung,
was für leichte Hebung sorgt. Im Bodendruckfeld sind Tiefs über dem Atlantik
südlich von Island sowie über Rumänien zu finden. Diese sind über eine Rinne
verbunden, die sich über Deutschland in etwa von Schleswig bis nach Ostsachsen
erstreckt. Südwestlich dieser Linie ist mit südwestlichen Winden feuchte und
mäßig warme Luft eingeflossen, nordöstlich davon herrschen dagegen noch östliche
Winde vor. Allerdings hat - wie die Taupunktmeldungen und Radiosonden von 14 UTC
zeigen - sich die feuchtwarme Luft auch im Nordosten schon durchgesetzt, mit
gemessenen ppws von 27 l/qm über Lindenberg und 24 l/qm über Greifswald, was
deutlich über der ICON-Prognose für Vorpommern (um 15 l/qm) liegt. Allerdings
ist die Labilität im Nordosten noch etwas geringer, da dort die untere
Troposphäre geringfügig kühler ist als im übrigen Land. Somit sind dort weniger
und schwächere Gewitter entstanden. In den Westen ist geringfügig trockenere
Luft eingeflossen, was auch dort für gedämpfte Gewitteraktivität gesorgt hat. Im
stärksten haben sich die Gewitter erwartungsgemäß entlang der Konvergenz
entwickelt, hier wurden Unwetterkriterien mehrfach erreicht.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt ein Kurzwellentrog über Großbritannien hinweg,
was auch über Skandinavien zu Potenzialabbau führt. Damit dreht die
Höhenströmung auf der Vorderseite des atlantischen Langwellentroges etwas
Richtung West. Damit kommt auch die Rinne/Konvergenz deutlich nach Osten voran
und erreicht bis zum Morgen eine Linie Rostock-Cottbus. Von Westen her gelangt
zudem die etwas trockenere Luftmasse weiter nach Osten voran. Die
Gewitteraktivität soll dann schwerpunktmäßig im Nordteil der Rinne noch recht
lange anhalten, weil der o.e. Trog für leichte Hebung sorgt. Auch auf den
Südwesten sollen Gewitter übergreifen, die sich im Nachtverlauf auch auf die
Mitte und den Südosten ausweiten sollen. Die Unwettergefahr sollte in den
Nachtstunden tagesgangsbedingt abnehmen, ebenso die Gefahr von Hagel und
Sturmböen. Im Fokus steht dann der Starkregen, evtl. auch über mehrere Stunden.
Cosmo-DE-EPS liefert hierfür am Alpenrand die stärksten Signale, allerdings
simuliert Cosmo-DE auch aktuell reichlich Gewitter über den Alpen, wo auf dem
Satellitenbild die Schneeflächen in der Sonne leuchten. Wo die Wolken stärker
auflockern - was vor allem im Nordwesten und evtl. auch im Osten der Fall sein
kann - kann sich aufgrund der feuchten Luft stellenweise dichter Nebel bilden.

Sonntag ... erreicht der Randtrog, der zunehmend zur Haupttrogachse des sich
abschwächenden Troges wird, bis zum Abend eine Linie mittlere
Nordsee-Ostfrankreich. Über Westeuropa steigt der Druck, so dass der Wind
allgemein auf westliche Richtungen dreht. Die Achse der Rinne zieht nach Osten
ab, zudem schwächt sich diese immer mehr ab, weil sich allmählich ein Hoch über
Südwesteuropa mit einem weiteren über Nordosteuropa verbindet. Die etwas
stabilere Luft soll dabei am Nachmittag vor allem über dem Norden, Westen und
Südwesten Deutschlands liegen, so dass da die Bildung von Schauern unterdrückt,
aber nicht gänzlich unterbunden wird. Allerdings steigen die Auslösetemperaturen
auf 20 bis 24 Grad, was in etwa im Bereich der Höchstwerte liegt. Die
Wolkenuntergrenzen steigen dort auf etwa 1500 m. Hier wird sich dann ein
wechselnd wolkiger Tag mit nur vereinzelten Schauern und Gewittern einstellen.
Die feuchteste Luft liegt dann vor allem über Mitteldeutschland, aber auch im
äußersten Osten und Südosten. Dort erreichen die CAPE-Werte wieder bis um 500
J/kg und die Auslösetemperaturen liegen eher bei 18 bis 20 Grad. Diese Werte
werden dort problemlos erreicht, so dass ab dem Mittag wieder starke Quellungen
auftreten, die sich rasch zu starken Gewittern entwickeln. Bei ppws um 25 l/qm
ist auch wieder Starkregen mit von der Partie, allerdings nimmt der Westwind in
allen Höhen etwas zu, so dass die Zuggeschwindigkeit höher ist als am Vortag.
Die Scherung reicht aber weiterhin nicht für die Organisation von
Gewitterzellen, so dass überwiegend wieder Einzelzellen auftreten werden.
Einzelne unwetterartige Entwicklungen dürften aber trotzdem möglich sein, zumal
sich da Lage im Vergleich zum Vortag nur wenig ändert. Cosmo-DE-EPS rechnet aber
schwerpunktmäßig mit markanten Ereignissen und liefert nur recht geringe
Wahrscheinlichkeiten für Unwetterereignisse. Am Sonntagnachmittag erreicht eine
Kaltfront den Westen, sie liegt zudem in einem trogvorderseitigen Hebungsfeld.
An ihr steigt auch die Labilität noch einmal etwas an, allerdings sollte
großflächige Hebung das Geschehen dominieren, was eher für schauerartige
Regenfälle mit eingelagerten Gewittern spricht. Es werden von den Modellen nur
sehr geringe Niederschlagsmengen simuliert, aber bei Gewittern ist sicher
örtlicher Starkregen möglich. Aufgrund des zunehmenden Gradienten sind auch
steife bis stürmische Böen aus West vorstellbar.

In der Nacht zum Montag erreicht der sich immer weiter abschwächende Trog die
Mitte Norddeutschlands. Auf seiner Rückseite baut sich ein Rücken auf, der sich
gegen Morgen von der Iberischen Halbinsel bis Großbritannien erstreckt. Im
Bodendruckfeld entwickelt sich ein Hochschwerpunkt über Deutschland. Somit nimmt
der Wind über Deutschland rasch wieder ab, über dem Norden weht er aber noch
schwach bis mäßig um West. Die Kaltfront, die nicht allzu stark ausgeprägt ist,
erreicht in etwa eine Linie Vorpommern-Schwarzwald. Auf ihrer Vorderseite hält
die Gewitteraktivität noch an, allerdings sollte wie üblich die Unwettergefahr
in der Nacht etwas nachlassen. Es werden aber schon noch recht verbreitet
konvektive Umlagerungen stattfinden, zumal der Trog auch etwas Hebung in die
noch im Bereich der labilen Luftmasse befindlichen Regionen bringt. Rückseitig
der Kaltfront lockern die Wolken auf. Vereinzelt ist dann im Westen etwas Nebel
möglich.

Montag ... erreicht die Achse des Rückens im Lauf des Tages schon eine Linie
Ostfriesland-Burgund. Der Trog dagegen erreicht am Abend die deutsche Ostgrenze,
wird aber immer mehr zugeschüttet. Im Bodendruckfeld liegt Deutschland im
Bereich einer umfangreichen Hochdruckzone von Südwesteuropa bis zum Weißen Meer.
Ursache für den Aufbau des Rückens ist kräftige WLA auf der Vorderseite eines
neuen Tiefs, das am Abend das Seegebiet südlich von Island erreicht. Seine
Fronten erreichen tagsüber Deutschland noch nicht, allerdings zieht im Norden im
Tagesverlauf mehrschichtige Bewölkung auf, aus der aber voraussichtlich bis zum
Abend kein Regen fällt. Zuvor scheint dort aber noch länger die Sonne. Die
Kaltfront über Deutschland kommt dagegen im Bereich des Hochs mit schwachen
Windverhältnissen kaum noch voran. Sie erreicht am Abend in etwa eine Linie
Uckermark-Hochrhein, wobei sie aber immer diffuser wird und im Temperaturfeld
kaum noch zu finden ist. Sehr gut lässt sie sich dagegen anhand der Feuchte der
unteren Troposphäre und der daraus resultierenden CAPE-Werte identifizieren,
wobei letztere aber kaum noch 500 J/kg erreichen. Damit sind die Voraussetzungen
für Konvektion in den südöstlichen Regionen wieder gegeben, zumal auch die
Überreste des Troges noch für leichte Hebung sorgen. Vorhandene westliche Winde
sollten für Bewegung der Gewitterzellen sorgen, so dass der Starkregen wohl
keine Unwetterschwellen mehr erreichen wird. Bei wenig Scherung und nur mäßigem
CAPE dürfte es also bei Ocker-Gewittern bleiben. Das Temperaturniveau ändert
sich kaum, nur ganz im Norden ist hinter der Kaltfront etwas kühlere Luft
eingesickert, so dass in 850 hPa dann die Temperaturen zwischen 4 Grad im Norden
und 9 Grad im Süden liegen. Damit reicht es im Norden kaum für 20 Grad,
ansonsten meist für 21 bis 24 Grad.

In der Nacht zum Dienstag wölbt sich der Rücken über Deutschland mächtig auf und
kräftiges Absinken sollte die Atmosphäre abtrocknen und damit die Labilität
vernichten. Somit sollte die Konvektion in der Südosthälfte aufhören und es im
Nachtverlauf zunehmend klar werden. Allerdings kann sich dann Nebel bilden. Im
Nordwesten Deutschlands ist aber weiterhin mächtige WLA im Gange und die
zugehörige Warmfront erreicht am Morgen den Nordwesten Deutschlands und bringt
dort Regen, vor allem über Schleswig-Holstein. Dort fließt eine sehr feuchte
Luftmasse (ppws über 35 l/qm) ein, die allerdings stabil geschichtet ist. Die
mittelhohen Wolken breiten sich weiter aus, so dass es in einem Streifen vom
Südwesten bis zum Nordosten eine trockene, aber bewölkte Nacht gibt.

Dienstag ... liegen wir weiterhin unter dem kräftigen Keil, der sich immer
weiter nordwärts aufwölbt, so dass sich der Hochdruckschwerpunkt nach
Skandinavien verlagert. Die Warmfront überquert im Tagesverlauf den Norden
Deutschlands und bringt vor allem in Schleswig-Holstein weiterhin anhaltenden
mäßigen Regen. Dort sind vor allem nach ICON gebietsweise über 20 mm bis
Dienstagabend möglich. Nach Süden zu wird der Regen rasch weniger, ab dem
Mittelgebirgen bliebt es trocken. Die Bewölkung (vor allem hohe und mittelhohe
Wolken) greifen aber bis zur Mainlinie aus. Südlich dieser bildet sich tagsüber
etwas Quellbewölkung, aber die Sonne dominiert das Wettergeschehen. Die Reste
der dort liegenden feuchten Luftmasse werden durch Absinken getrocknet, so dass
die Wolkenbasen auf 2000 m ansteigen und kaum noch Schauer auftreten sollten.
Die simulierten CAPE-Werte sind marginal. Sowohl durch WLA als auch durch
Absinken gelangt etwas wärmere Luft ins Land, wobei in 850 hPa im Südwesten
schon 10 bis 12 Grad erreicht werden. Mit reichlich Sonne gibt es dort nach
langer Zeit dann wieder einen Sommertag über 25 Grad. Im Norden erreichen die
Werte in 850 hPa erst 6 bis 9 Grad, dort bleibt es auch aufgrund der Wolken
deutlich kühler. In Schleswig-Holstein dürften bei Dauerregen wohl nur 16 Grad
erreicht werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle simulieren die synoptische Lage sehr ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann