DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-05-2017 21:00
SXEU31 DWAV 101800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 10.05.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst warnfrei, ab Donnerstagnachmittag erst im Südwesten, am Freitag und
Samstag bis in den Norden aufkommende Gewitter, teilweise mit Unwettergefahr
aufgrund von Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt unser Vorhersagegebiet rückseitig eines Langwellen-Trogs über
Osteuropa in einer nordwestlichen Höhenströmung. Über Frankreich hat sich ein
Keil ausgebildet, dessen Achse bis Donnerstagmorgen in unsere Westhälfte
vorankommt. Dies sorgt für Zwischenhochdruckeinfluss. Allerdings kommt vom
Atlantik her ein neuer Trog, der die Höhenströmung zunehmend auf Süd bis Südwest
dreht. Dadurch kommt zunehmend wärmere Luft aus dem Mittelmeerraum zu uns und
die Temperatur in 850 hPa steigt in der Nacht im Süden von 3 auf 10 Grad an. Das
sorgt dafür, dass der Hochkeil von WLA überlaufen wird und von daher ziehen im
Südwesten höhere und mittelhohe Bewölkung auf.

Im Norden wirkt in der Nacht noch schwacher zyklonaler Einfluss und es kann vor
allem im äußersten Nordosten noch etwas Regen geben.
Dagegen bleibt die Region zwischen Ostfriesland und Münsterland im Westen und
der Lausitz bis nach Niederbayern im Osten wolkenlos mit der Folge, dass die
Temperaturen dort wieder in Gefrierpunktnähe fallen. Daher muss in dieser Region
verbreitet mit Bodenfrost gerechnet werden. Weiterhin kann es Nebel geben.


Donnerstag ... drückt der Trog über dem Frankreich den Höhenkeil weiter nach
Nordosten. Somit liegt die Achse des Keils am Abend etwa auf einer Linie von
Ostfriesland bis nach Niederbayern. Vor dem Trog hat sich eine Tiefdruckrinne
ausgebildet, die sich bis zum Abend etwa von der westlichen Mitte bis in den
Südosten erstreckt. Die eigentliche Luftmassengrenze befindet sich aber weiter
nördlich davon und ist in unseren TKBs als Warmfront notiert. Sie überquert mit
nur geringer Wetterrelevanz im Tagesverlauf die Mitte und liegt am Abend etwa
auf einer Linie von Ostfriesland bis zum Erzgebirge. Sie trennt die feucht-warme
Luft im Süden von den Resten der kühleren und trockenen Luft polaren Ursprungs
im Norden. Im Warmsektor steigt der Feuchtegehalt der Luft auf bis 20 bis 25 mm
PPW an. Hinzu kommt, dass die Labilität zunimmt (ML-CAPE laut ICON teilweise
über 600 J/kg). Allerdings ist diese durch recht hohe CIN Werte noch gedeckelt.
Trotzdem kann es im Südwesten bei Auslösetemperaturen von 19 bis 22 Grad und
Unterstützung durch die Orografie erste Gewitter geben. Diese sind dann mit
Starkregen verbunden.

Ansonsten ist im Norden und Osten am längsten die Sonne zu sehen. In der Mitte
und Süden ziehen schon am Vormittag rasch Wolken auf und im Südwesten gibt es,
wie schon erwähnt, Schauer und einzelne Gewitter. Die Tageshöchstwerte erreichen
außer im äußersten Norden und Nordosten fast überall 20 Grad, am wärmsten wird
es im Südwesten mit bis zu 23 Grad. Der Wind spielt keine Rolle, Ausnahme die
Alpen: hier gibt es Föhn und in den Gipfellagen kann es stürmische Böen geben.

In der Nacht zu Freitag kommt die Tiefdruckrinne etwas nach Norden voran. Die
Warmfront verlagert sich aber kaum weiter nordwärts. Anfangs gibt es im
Südwesten noch Schauer und Gewitter. Im Laufe der Nacht regnet es im Süden und
im Westen verbreitet. Die Mengen sind allerdings nicht warnwürdig. Die Nacht
bleibt frostfrei bei Temperaturen von 11 Grad im Westen und 5 Grad an der Oder.


Freitag ... setzt sich die feuchtlabile Luft weiter nach Nordosten durch. Nur
noch in Vorpommern halten sich weiterhin die Ostströmung und die kühlere Luft.
Die Statistik simuliert daher dort die längste Sonnenscheindauer. Südlich davon
gibt es immer wieder Schauer und Gewitter. Die ML-CAPE Werte erreichen
verbreitet 250 bis 500 J/kg, örtlich auch 500 bis 750 J/kg, die PPW Werte liegen
bei 18 bis 28 mm, wobei die höchsten Werte im Bereich der Luftmassengrenze
auftreten sollen. Allerdings ist die Scherung recht schwach. Von daher können
die auftretenden Gewittern örtlich mit kleinem Hagel, schwerpunktmäßig jedoch
mit Starkregen verbunden sein, wobei örtliche Unwetter nicht ausgeschlossen
sind.

An den Alpen kommt die Gewittertätigkeit nicht recht in Gang. Hier macht sich
noch der föhnige Einfluss und dadurch bedingt die Austrocknung der unteren
Troposphäre bemerkbar.
Die Tageshöchstwerte liegen bei 17 bis 22 Grad, an der See mit auflandigem
Ostwind auch nur bei 13 Grad.

In der Nacht zu Samstag ändert sich an den großräumigen Bedingungen nichts. Die
Südwestströmung bleibt bestehen. Sie ist aber leicht antizyklonal gekrümmt und
so brechen die Gewitter am Abend rasch zusammen, es klart auf und im Süden und
in der Mitte kann es verbreitet Nebel geben. Die Tiefstwerte liegen bei 11 bis 8
Grad.


Samstag ... schwenkt die Achse des ostatlantischen Trogs weiter nach Osten und
erreicht am Abend Ostfrankreich. Die Tiefdruckrinne ändert ihre Lage über uns
nur unwesentlich und auch die Luftmassengrenze verändert sich kaum, scheint aber
immer noch im äußersten Nordosten zu liegen. Somit hat die feucht-labile Luft
abgesehen vom Nordosten unseren gesamten Vorhersagebereich geflutet. Daher
werden in weiten Teilen des Westens und des Nordens von ICON ML-CAPE Werte von
500 bis 750, stellenweise aber auch 750 bis 1000 J/kg simuliert. Die PPW-Werte
sind zwar nicht ganz so hoch, sie liegen meist bei 20 bis 27 mm. Das bedeutet,
dass bei den auftretenden Schauern und Gewittern mit Starkregen gerechnet werden
muss. Unwetterartige Entwicklungen mit heftigem Starkregen sind möglich. Dafür
spricht auch die langsame Verlagerung der Zellen. Eventuell zeichnet sich sogar
im Nordwesten eine Konvergenz ab, sodass es zu organisierten Strukturen kommen
kann. Allerdings ist die Scherung weiterhin nicht sonderlich ausgeprägt, sodass
es neben dem Starkregen nur kleinen Hagel geben kann.

Insgesamt herrscht recht starke Bewölkung vor und freundliche Abschnitte sind am
ehesten im Nordosten sowie im Südosten vorstellbar. Die Temperaturen steigen
verbreitet auf 20 bis 23 Grad an. Lediglich im Nordosten sorgt der dort
vorherrschende Ostwind noch für Temperaturen von 15 bis 19 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisfelder der Modelle zeigen keine vorhersage- oder warnrelevanten
Unterschiede. Die Einschätzung der Starkregengefahr erfolgte aus synoptischen
Überlegungen, die Modelle geben noch keine dem entsprechenden Hinweise.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich