DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-05-2017 21:00
SXEU31 DWAV 091800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 09.05.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst keine markanten Wettergefahren. Ab Donnerstag Übergang zu der
Wetterlage Südwest zyklonal. Dabei werden feuchtwarme und zu Gewittern neigende
Luftmassen zu uns geführt. Dabei besteht die Gefahr von Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegen wir östlich eines langwelligen Höhentroges über Osteuropa in
einer nordwestlichen Höhenströmung. Auf der Rückseite des Troges wandert ein
Randtrog südwärts und stützt die Entwicklung eines Randtiefs über Norwegen.
Besagtes Tief verlagert sich in der Nacht von Jütland in die westliche Ostsee.
Vom Tief aus zieht sich eine langgestreckte Tiefdruckrinne bis zu einem weiteren
Tief bei Island. Darin eingebettet findet sich ein Frontensystem, das am Abend
auf den Norden übergreift. Das daran befindliche Frontensystem sorgt vor allem
im Nordosten und Norden für etwas Regen. Die Mengen liegen allerdings zumeist
unter 5mm/12h. Lediglich direkt an der Ostsee wird von den Modellen auch bis
10mm simuliert.
Im restlichen Land sorgt schwacher Hochdruckeinfluss für Aufklaren und so kann
es gebietsweise Nebel geben. Weiterhin gibt es in der Südhälfte und in den
Mittelgebirgen leichten Frost und verbreiteter Bodenfrost. Entsprechende
Warnungen sind bereits ausgegeben.


Mittwoch ... bestimmt ein Keil, der sich zwischen dem osteuropäischen Trog und
einem weiteren Höhentief westlich der Iberischen Halbinsel über Frankreich
aufgewölbt hat, das Wetter in weiten Teilen unseres Vorhersagegebiets.
Vorderseitig eines Höhentiefs, das vom östlichen Atlantik bis zur Iberischen
Halbinsel reicht, hat sich über Frankreich ein Bodentief gebildet. Somit wird
von Süden und Südwesten her zunehmend wärmere Luft zu uns geführt. Die
Temperatur in 850hPa steigt im Süden auf 10 Grad. Dagegen liegt im Nordosten die
T850 immer noch unter 0 Grad.

Weiterhin liegt im Norden die Bodenfront, die im Tagesverlauf aufgrund einer
Sturmtief-Entwicklung bei Island nicht weiter in Richtung Mittelgebirge
vorankommt. Im Gegenteil, sie wird rückläufig und sorgt zwischen der unteren
Oder und der Deutschen Bucht für etwas Regen. Die Mengen liegen weiterhin meist
bei unter 5mm/12h.

Im größten Teil des Landes überwiegt dagegen am Mittwoch Hochdruckeinfluss mit
viel Sonne und so steigt in der Südwesthälfte die Temperatur auf 16 bis 21 Grad.
Dagegen liegen die Temperaturen im Regen im Nordosten nur bei 9 bis 12 Grad.

In der Nacht zu Donnerstag kommt die Front weiter nach Nordosten voran und die
Niederschläge lassen auch im Norden nach. Auch im Südwesten gibt es vermehrt
Wolken. Über der Mitte und Teil des Nordens ist es dagegen wolkenlos und dem
entsprechend können sich Nebelfelder bilden. Zwar ist das Temperaturniveau
insgesamt angestiegen, in Aufklarungsgebieten zwischen der Ems im Westen und dem
Bayerischen Wald und der Neiße im Osten muss dennoch mit Bodenfrost gerechnet
werden.


Donnerstag ... kommt das Tiefrucksystem über Frankreich weiter ostwärts voran.
Die eingelagerte Warmfront erreicht im Tagesverlauf den Westen unseres Landes.
Der eigentlich in der Höhe noch vorhandene Keil hat nur noch bedingt
Wetterwirksamkeit, da er in seiner Ausrichtung von Hebungsprozessen überlagert
wird.

Die Feuchtefelder an der Warmfront sorgen vom Südwesten bis zur Mitte für
dichtere Wolkenfelder. Daran nördlich und östlich anschließend folgt ein
freundlicher Streifen mit viel Sonne, während im äußersten Nordosten wieder die
Wolken überwiegen. Niederschlag fällt dort aber kaum noch.

Im Südwesten kann es in der ersten Tageshälfte hingegen hin und wieder ein wenig
regnen. Rückseitig der Warmfront werden in weiterer Folge feuchte und auch labil
geschichtete Luftmassen in den Südwesten und Süden geführt. Als Folge kann sich
etwas CAPE bilden, sodass am Nachmittag Schauer und auch erste Gewitter möglich
sind. Bei ppw-Werten von 20 bis 25 mm sowie einer eher moderaten Höhenströmung
(W500: um 15 kn) muss vornehmlich der Starkregen eingeplant werden, während
Hagel aufgrund der eher geringen Scherwerte und Wind wegen der nur geringen
850hPa Winde, wohl nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Bei weiterhin steigenden 850hPa-Temperaturen machen die Maxima einen weiteren
Sprung nach oben. Es werden in der Mitte und im Süden 18 bis 23 Grad erwartet.
Einzig im Nordosten bleibt das Temperaturniveau mit 12 bis 15 Grad eher
verhalten.

An den Alpen führt die zunehmende Südkomponente in der Höhenströmung zu ersten
stärkeren Böen (Bft 7/8) in höheren Lagen. Vor allem im 850 hPa Niveau lässt
sich die allmähliche Föhnentwicklung schon gut erkennen.

In der Nacht auf Freitag setzt sich die Entwicklung fort. Die Warmfront erreicht
nun auch allmählich den Nordosten des Landes. Gleichzeitig dreht die
Höhenströmung zunehmend auf Südwest. Gestützt durch einen Kurzwellentrog auf der
Vorderseite des westeuropäischen Haupttroges intensivieren sich die
Niederschlagsprozesse. Dementsprechend greifen anfänglich konvektive und
gewittrig durchsetzte Niederschläge von Südwesten bis zur Mitte aus.

An den Alpen kann sich der Föhn allmählich intensivieren mit ersten Sturmböen in
den Hochlagen. Zudem nimmt der Ostwind an den Küsten zu, so sind vornehmlich
exponiert Böen Bft 7 möglich.

Die Nacht wird deutlich milder als noch die Vornächte mit Tiefstwerten, die im
Südwesten im zweistelligen Bereich liegen. Nur im Nordosten gehen die Werte
nochmal auf 4 Grad zurück.


Freitag ... überquert die Tiefdruckrinne Deutschland von Südwesten und Süden
ausgehend nordostwärts und liegt dann etwa auf einer Linie vom Emsland bis zum
Erzgebirge. In der Tiefdruckrinne eingelagert befindet sich eine Warmfront. Sie
stellt die Luftmassengrenze zwischen der feucht-labilen und milden Luft im Süden
(T850 8 bis 10 Grad) und den Resten der eingeflossenen Polarluft im Norden (T850
2 Grad) dar. Im Bereich der feucht-labilen Luft muss bei Auslösetemperaturen von
17 bis 22 Grad mit Schauern und Gewittern gerechnet werden. Bei CAPE Werten von
500-750 J/kg, PPW Werten von 22 bis 27 mm ist Starkregen wahrscheinlich,
aufgrund der langsamen Verlagerung muss gebietsweise sogar mit heftigem
Starkregen bis in den Unwetterbereich gerechnet werden. Hinzu kommt kleiner
Hagel, während Sturmböen wegen des schwachen Gradienten wohl nicht auf dem
Programm stehen.

Freundliche Abschnitte sind allenfalls ganz im Nordosten zu erwarten. Die
Temperaturen steigen in der Südwesthälfte auf 20 bis 23 Grad, sonst auf 17 bis
19 Grad, an der Küste bei auflandigem Wind aus Ost meist nur um 13 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die externen Modelle liegen auf einer Linie mit der deutschen Modellkette. Sie
zeigen keine vorhersage- oder warnrelevanten Unterschiede.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich