DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-05-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.05.2017 um 10.30 UTC



Insgesamt wechselhaft und zunächst sehr kühl, zu Beginn an den Alpen noch
Dauerregen. Ab Donnerstag zunehmend wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 12.05.2017


Zunächst liegen wir am Rande eines ausgedehnten und weit südwärts ausgreifenden
Langwellentroges über Nordost- und Osteuropa. Im Bodendruckfeld manifestiert
sich eine Tiefdruckzone über Osteuropa, an deren Westflanke mit einer nördlichen
Strömung Kaltluft südwärts nach Deutschland transportiert wird. Vor allem in den
Norden und Nordosten gelangt dabei sogar Arktikluft, in der bei nächtlichem
Aufklaren eine erhöhte Gefahr von Bodenfrost oder auch Luftfrost besteht.

Zu Beginn(Montag)kommt es in der zyklonal geprägten Höheströmung in Staulagen
des Südens und des Ostens noch zu reichlich Niederschlag, am Alpenrand lässt der
teils unwetterartige DAUERREGEN langsam nach.
Bis Dienstag früh sind dann vom Allgäu bis zum Chiemgau und zu Berchtesgadener
Land innerhalb von 48-17 Stunden wahrscheinlich gebietsweise mehr als 100 mm
Regen gefallen(UNWETTER).

Im weiteren Verlauf zonalisiert sich die Höhenströmung zusehends, sie dreht über
Nordwest auf west zurück, wobei sich von den Britischen Inseln vorübergehend ein
Hochkeil nach Deutschland ausdehnt. Weite Teile des Landes profitieren dann
Mittwoch und zum Teil auch noch Donnerstag zwischenzeitlich von etwas mehr
Sonnenschein und meist trockenem Wetter.
Ausgenommen davon sind der Norden und Nordosten, die von einem Randtief über
Südskandinavien beeinflusst werden.

Zum Ende hin( im Laufe des Donnerstags und am Freitag) folgt nach Durchschwenken
eines flachen Keils von Südwesten eine neue Trogvorderseite. Mit einem von
Südwesten nachfolgenden Frontensystem breitet sich teils konvektiver Regen über
Deutschland nordostwärts aus. Das Temperaturniveau steigt von Süd nach Nord
fortschreitend an.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum(Wochenende) scheint dann eine eher zyklonal
strukturierte südwestliche Höhenströmung zu dominieren, mit einer Tiefdruckrinne
über Deutschland. Somit würde sich das unbeständige Wetter auf etwas höherem
Temperaturniveau fortsetzten. Das Gewitterrisiko könnte sich allgemein erhöhen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Auch nach den Ergebnissen des neuen EZMW Laufs gestaltet sich der
Mittelfristzeitraum meist wechselhaft, zunächst sehr kühl, später dann wieder
wärmer. Die Konsistenz ist dabei, über die letzten 3 Modelläufe betrachtet, im
synoptischen Scale als hinreichend gut zu bewerten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


EZMW,ICON und GFS zeigen heute ein ähnliches Entwicklungsmuster.
Übereinstimmend wird die ausklingende DAUERREGNSITUATION an den Alpen simuliert.
Der kalten Langwellentrog-Westflanke folgt nach kurzem freundlicheren Intermezzo
zum Ende hin die Erwärmung von Süden bzw. von Südwesten her, unter deutlich
zyklonalem Regime.

GEM lässt am Freitag eine Warmfront zunächst unter der absinkenden Luftbewegung
eines Keils nordwärts vordringen, so dass sich danach der Freitag noch trocken
und freundlich darstellt. Die von Südwesten nachfolgenden Niederschläge kommen
mit gut 24 h Verspätung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EPS-EZMEW-Rauchfahnen verlaufen allgemein auf recht enger spektralen
Bandbreite, was vorsichtig auf eine relativ hohe Eintreffwahrscheinlichkeit der
Vorhersagen schließen lässt.
Hinsichtlich der 850 hPa-Temperaturen wird am Dienstag die Talsohle
durchschritten, anschließend erfolgt(Absinkerwärmung, später Advektion) ein
deutlicher Anstieg.
Die Niederschlags-Signaldichte spricht gut auf die zum Dienstag abklingende
DAUERREGEN-Lage an, ebenso auf die vergleichsweise trockene Phase am Mittwoch
und Donnerstag in großen Teilen Deutschland, der wiederum eine
niederschlagsreiche Phase ab Freitag folgt.

Die ENS-GFS zeigen einen recht ähnlichen Verlauf. In Bereich der Talsohle der
Temperaturen liegt das "Ensemble-Mittel" am Dienstag 5-8 K unter dem
Jahreszeitlichen Erwartungswert, die Nacht zu Mittwoch beinhaltet verbreitet
2m-Minima um 0°C!
Zum Freitag steigt das Ensemble-Mittel dann allerdings deutlich an und erreicht
Werte um oder sogar etwas über dem Klimamittel.

Die Großwetterlagenklassifikation des EZMW-Ensembles nach Dr. Paul James
beschreibt mit den der Einteilung in "HNz", "Nz", "HNa" und HB die kühle Mailage
zu Beginn recht gut.
Ab Donnerstag zeigt sich dann der Übergang zu "SWz", "Sz" und teils "Sa".

Die CLUSTER-Analyse 120-168h bringt heute nur ein einziges CLUSTER, in das der
deterministische EZMW-Lauf gut hineinpasst.
Es zeigt sich bis Mittwoch die kalte Trogwestrandlage.
Für die erweiterte Mittelfrist(Wochenende) kristallisiert sich die deutlich
mildere Südwestlage heraus mit Tiefbildung über Deutschland.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


der Extreme Forecast Index(EFI) setzt Dienstag/Mittwoch ein starkes Signal für
ein kaltes Ereignis im Nordosten und Osten(Faktor 0,9-1.0)
Etwas schwächer, aber durchaus deutlich kristallisiert sich das
DAUERREGEN-Ereignis am Sonntag und Montag in den Alpen heraus.
Wenngleich EPS-EZMW hinsichtlich der Dauerregensituation etwas zurückhaltender
reagiert, so liefert doch COS-LEPS am Alpenrand bis Montagabend für einen 48h
Zeitraum ein Wahrscheinlichkeit von teils 50 bis 70% für mehr als 60 mm.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MIS-MOX und EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel