DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-05-2017 11:00
SXEU31 DWAV 050800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.05.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HN z

Heute im Südosten einzelne Gewitter mit Starkregen. Ab Samstagnachmittag/abend
im äußersten Süden Dauerregen, lokal in Staulagen Unwetter und bis in die Nacht
zum Dienstag andauernd.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegt eine kräftige, hochreichende Antizyklone über dem Nordmeer. Dem
gegenüber steht ein Höhentief mit Kern im Alpenraum, das sich langsam abschwächt
und mit Zentrum weiter nach Südosten wandert. Dabei wird es in die Länge gezogen
und gewinnt eine Nordwest-Südost Ausrichtung über Deutschland.
Es reicht im Tagesverlauf von der südwestlichen Nordsee über die Mitte bis ins
nördliche Griechenland.
Die Warmluftadvektion ganz im Norden nimmt dabei ab, im Zusammenhang mit einem
Randtrog, der über dem Norden nach Westen schwenkt, werden dort aber zunächst
noch weitere Regenfälle ausgelöst, die sich aber ebenfalls langsam abschwächen
und Richtung Nordsee abziehen. Ansonsten sind kaum mehr dynamische
Hebungsantriebe erkennbar. Die Labilität im Süden nimmt ab. Die verbleibende
Restlabilität sollte aber vor allem im Südosten noch für einzelne Schauer und
Gewitter reichen, die aber gegenüber den Vortagen seltener werden. Vereinzelter
Starkregen bleibt dabei weiter im Bereich des Möglichen.

Während es über Nord- und Ostdeutschland bedeckt bleibt, setzen sich
Auflockerungen vom äußersten Südwesten, wo aktuell schon die Sonne scheint,
langsam weiter nach Norden durch. Insbesondere vom südlichen Oberrhein bis zum
Bodensee reagiert die MOS-Statistik mit zunehmenden Sonnenschein-Anteilen, wobei
am Oberrhein schon mal wieder die 20°C-Marke erreicht werden könnte. Unter den
Regenwolken im Norden sind gebietsweise kaum 10 Grad zu erwarten.

Der Gradient nimmt im Norden ab, so dass Windböen nur anfangs direkt an der See
auftreten können, am Nachmittag reicht es dafür kaum noch.
In der Nacht zum Samstag weitet sich von Süden her ein Höhenrücken in die
südlichen Landesteilen aus und drängt den Trog etwas nach Norden. Dabei treten
kaum noch Niederschläge auf, letzte Schauer fallen in sich zusammen und die
Bewölkung lockert über der Mitte und dem Süden verbreitet auf. Lokal bildet sich
Nebel und am Erdboden ist im Süden vereinzelt leichter Frost nicht
ausgeschlossen. Im Südwesten zieht im Verlauf der Nacht hohe und mittelhohe
Bewölkung auf, die aus Warmluftadvektion resultiert, auf der Vorderseite des
nächsten Troges über Frankreich.


Samstag... wird das langgestreckte Höhentief von dem von der Biskaya nach
Frankreich ziehenden Trog eingefangen. Gemeinsam bilden sie ein neues, etwas
amorphes Höhentief, mit Schwerpunkten über Frankreich und dem Alpenraum. Der
Südwesten und Westen gelangt auf die Vorderseite des Höhentiefs, während der
Randtrog nach Norden verschoben wird. Dabei formiert sich über Frankreich eine
Tiefdruckrinne, die sich nach Süddeutschland verlagert. In diesem Zusammenhang
wird dann auch wieder stärkere Hebung über dem Südwesten und ganz im Süden
simuliert, wo im Tagesverlauf schauerartige Regenfälle aufkommen. Diese
erreichen bis zum Abend in etwa die Gebiete südwestlich der Eifel bis zum
bayerischen Alpenrand. Im äußersten Süden (Alpenrand) sind nachmittags und
abends auch einzelne Gewitter mit Starkregen nicht ausgeschlossen. Am
Ostalpenrand wird es bevor die Niederschläge einsetzen vorübergehend leicht
föhnig und die Temperatur steigt dort föhnbedingt auf +10 Grad in 850 hPa.

Im Norden und Nordosten hält sich zunächst gebietsweise starke Bewölkung, aus
der aber kein Niederschlag fällt. Erst im Tagesverlauf kommt es zu größeren
Auflockerungen. Am freundlichsten wird es in einem Streifen von NRW bis
Niederbayern, wo dank kräftiger Einstrahlung mehr als 20 Grad drin sind, die
ganz im Südwesten, bei schon stärkerer Bewölkung, dann nicht mehr erreicht
werden.

Der Wind spielt meist keine Rolle, nur auf einigen Alpengipfeln sind stürmische
Böen, vielleicht auch Sturmböen möglich.

In der Nacht zum Sonntag regnet es im Süden und Südwesten und im Bereich einer
Tiefdruckrinne verbreitet. Dabei stellt sich auch wieder eine schwache
Staukomponente ein, da der Süden auf die Westseite des ostwärts ziehenden
Höhentiefs gelangt. ICON, aber auch GFS simulieren nachts mit Schwerpunkt am
Alpenrand größere Niederschlagsmengen, 25 bis 40 mm in 12 Stunden, die für
Dauerregenwarnungen sprechen.
Auch Cosmo Leps zeigt dort hohe Wahrscheinlichkeiten für markanten Dauerregen
(12h), schwächere für unwetterartigen Dauerregen (12h). ECM EPS (Do. 12z Lauf)
hat diese Signale, zumindest für diese Zeitspanne, nicht im Programm, auch nicht
für ein markantes Ereignis, so dass Unsicherheiten verbleiben.


Sonntag... wird das Höhentief über Mitteleuropa von dem skandinavischen
Langwellentrog eingefangen. Dadurch stellt sich bei uns eine schwache nördliche
Strömung ein. Auch am Boden liegen wir westlich des ins östliche Mitteleuropa
abgewanderten Tiefs in einer nördlichen bis nordwestlichen Strömung. Somit
bleibt die Nord-Staukomponente erhalten
und die Niederschläge im Süden verstärken sich noch und dauern an,
wahrscheinlich bis in die Nacht zum Dienstag, so dass letztlich doch Warnungen
nötig werden und länger laufende Dauerregenwarnungen 48/72 h in Frage kommen.
Dabei simulieren die Modelle (bis Montagabend, akkumuliert) im Allgäu meist im
Unwetterbereich, wobei IFS die niedrigsten Mengen simuliert und mit knapp über
60 mm die Unwetterschwellen auch nur knapp reißt. ICON und GFS liegen teilweise
sehr deutlich (akkumuliert über 100mm) darüber und decken größere Teile des
Alpenrandes mit hohen Niederschlagsmengen ab. Auch die vorliegenden
Ensembleergebnisse (vor allem Cosmo Leps) stützen diese Aussagen. So werden wohl
ab Samstagabend (oder Nacht zum Sonntag) Dauerregenwarnungen, auch Unwetter, für
den äußersten Süden fällig, die zumindest teilweise bis Montag andauern sollten.
Das insgesamt vom Dauerregen betroffene Gebiet reicht aus jetziger
wahrscheinlich etwa vom östlichen Bodensee bis Berchtesgaden.

Darüber hinaus kann es im Tagesverlauf im Süden und über der Mitte bei niedrigen
Auslösetemperaturen von 15 Grad wieder örtliche Gewitter geben. Bei einem CAPE
bis 200 J/kg und PPW Werten bis fast 20 mm muss erneut mit Starkregen als
Begleiterscheinung der Gewitter gerechnet werden (markante Warnung).

Ansonsten ist es meist warnfrei bei Höchsttemperaturen von 14 bis 19 Grad. Der
Gradient bleibt schwach, sodass nicht mit Windwarnungen zu rechnen ist.

In der Nacht zum Montag regnet es im Süden weiter verbreitet, in Staulagen auch
kräftig. Auch in den anderen Landesteilen sind einzelne schauerartige Regenfälle
zu erwarten, die aber schwächer ausfallen und sich erst im Nordosten im Laufe
der Nacht wieder verstärken. Warnschwellen sind dort aber nicht in Gefahr. Der
Gradient verschärft sich wieder und gibt vor allem an den Küsten erneut Anlass
zu starken bis stürmischen Böen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Was die Entwicklung der Dauerregenlage ganz im Süden angeht, gibt es noch einige
Unsicherheiten bezgl. der Intensität der Regenfälle und des betroffenen
Gebietes. Das aber Warnungen nötig werden, auch Unwetterwarnungen, scheint recht
sicher. Da vom Unwetter wahrscheinlich nur ein eher kleines Gebiet betroffen
ist, kann auf Vorabinformationen verzichtet werden. In groben Zügen ist die
Entwicklung auch unstrittig, Details zum Dauerregen finden sich im Text.
Entsprechende Warnungen können am Samstag ausgegeben werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner