DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-05-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 02.05.2017 um 10.30 UTC



Anfangs verbreitet, später vor allem im Süden wechselhaft mit Regen. Dabei am
Wochenende vor allem im Süden wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 09.05.2017


Am Freitag wird ein Höhentief über Deutschland allmählich abgebaut bzw.
aufgefüllt. In der Nacht zu Samstag bleibt eine Geopotentialrinne übrig, die
sich von den Britischen Inseln bzw. Nordfrankreich bis zum Balkan erstreckt.
Damit lässt einerseits der strömungsinduzierte Hebungsantrieb nach, andererseits
erwärmt sich die Luft in 500 hPa etwas. Der Südwesten gelangt darüber hinaus auf
der Vorderseite eines schwachen Höhenrückens zumindest vorübergehend unter
Absinken. Während von Norden her ein Hochdruckgebiet an Einfluss auf Deutschland
gewinnt, gelangt der Südwesten insbesondere in der Nacht zu Samstag auf die
Vorderseite eines Tiefs über Westfrankreich. Während dessen Regengebiete noch
weitab von uns liegen, dreht die Strömung an Hoch- und Oberrhein sowie im
Alpenvorland schon auf Süd. Damit wird sehr milde Luft advehiert, so dass die
850er Temperaturen in den angesprochenen Regionen ausgangs der Nacht bei bis zu
10 Grad liegen. Ansonsten reicht das Temperaturniveau in 850 hPa von 1 bis 6
Grad, wobei im Rahmen der beschriebenen Prozesse insgesamt nur noch eine geringe
Niederschlagsneigung zu beobachten ist.

Am Samstag liegt der Nordosten anfangs noch im Einflussbereich des Hochs,
während sich im Südwesten zunehmend das Tief über Nordfrankreich bemerkbar
macht. Einerseits weitet es seinen Wirkungsbereich im Verlauf des Tages und der
Nacht zu Sonntag nach Osten aus, womit das Hochdruckgebiet zunehmend abgebaut
wird. Andererseits füllt es sich selbst allmählich auf, zumal seine Lage
senkrecht unterhalb des korrespondierenden Höhentiefs kein Entwicklungspotential
bietet. Somit laufen die geschilderten Prozesse bei recht geringen
Luftdruckgegensätzen ab, so dass der Wind allgemein moderat bleibt. Im Gegensatz
dazu nehmen die Temperaturen einen vehementen Anlauf auf die 25-Grad-Marke, die
an den Alpen bei 850er Temperaturen von knapp unter 13 Grad in greifbare Nähe
rückt. In den übrigen Gebieten bleibt das Temperaturniveau bei etwa 1 bis 7
Grad.

Am Sonntag, Montag und Dienstag liegt Deutschland im Bereich eines
Langwellentroges, der sich vom Nordwesten Russlands bis nach Mitteleuropa
erstreckt. An dessen Randbereich laufen immer wieder kurzwellige Anteile ab, die
zeitweise für wechselhaftes Wetter sorgen, allerdings könnte speziell der
Dienstag durchaus freundlich werden. Dabei steht am Boden tiefer Druck im Süden
und Osten hohem Druck im Westen und Norden gegenüber, wobei sich an den Alpen
zumindest zeitweise eine Staukomponente mit Niederschlägen einstellt. Im Süden
sinken die 850er Temperaturwerte auf das allgemein gültige Niveau von 1 bis 7
Grad.

In der erweiterten Mittelfrist wird es wieder regnerischer und kälter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Ab Freitag deuten sich schon erste deutlichere Unterschiede der Modelle an.
Insbesondere zeigt der aktuelle Lauf das Geopotentialminimum über Deutschland
schwächer ausgeprägt als die Vorläufe. Das Bodendruckfeld zeigt sich hingegen
bei den verschiedenen Läufen vergleichsweise stabil. Am Samstag wird das Tief
über Frankreich vom aktuellen Lauf kräftiger und großflächiger simuliert als von
den Vorläufen. Im Geopotentialfeld zeigt sich nach dem aktuellen Lauf ein
kleinräumiges Höhentief über England, das von den Vorläufen noch nicht simuliert
wurde. Ähnlich sieht es mit dem schwachen Höhenrücken über Südfrankreich aus,
der erst im aktuellen Lauf in dieser Deutlichkeit ausgearbeitet wird. Am Sonntag
laufen die Modelle zumindest bezüglich des Geopotentials über Nordwestrussland
wieder zusammen. Ansonsten zeigen sich weiterhin Unterschiede im
Geopotentialfeld, wo der aktuelle Lauf im Gegensatz zu den Vorläufen konsequent
auf das Höhentief über England und der Irischen See setzt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis in den Freitag hinein zeigen die internationalen Modelle (EZMW, GFS, ICON,
LFPW) eine sehr gute Übereinstimmung. Dies gilt insbesondere für das
Geopotential, aber auch für den Bodendruck, die Feuchte in 700 hPa und die 850er
Temperatur. Am Samstag beginnt GFS von ICON und EZMW deutlicher abzuweichen,
insbesondere bezüglich des Geopotentials über Westeuropa. Im Weiteren nehmen die
Unterschiede weiter zu, auch zwischen ICON und EZMW. Der Bereich über
Skandinavien und NW-Russland scheint von den Modellen gut erfasst zu werden,
hier zeigen sie eine gute Übereinstimmung. Statt des Höhentiefs von EZMW über
England hat ICON einen Geopotentialrücken südwestlich von Irland im Programm,
GFS setzt auf einen Geopotentialrücken nordwestlich von Spanien. Im
Bodendruckfeld haben alle Modelle Tiefen Luftdruck über dem Atlantik im
Programm, über Mitteleuropa zeigen sich jedoch sehr unruhige Muster.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Mittelfristbereich (+120 bis +168 Stunden) liefern die Ensemblerechnungen 3
Cluster, die alle aus der Wetterlage "Negative NAO" in die Lage "Atlantischer
Rücken" wechseln. Im Zeitraum +192 bis +240 Stunden gibt es nur einen Cluster,
anfangs in der Kategorie "Atlantischer Rücken", zum Ende in die Kategorie
"Positive NAO" wechselnd.

Die EZMW-Ensembles zeigen für das Wochenende bei nur leicht steigender Streuung
einen Temperaturanstieg in 850 hPa, zum Wochenstart sinken die Werte dagegen
wieder ab, wobei auch die Streuung größer wird. Das gleiche Muster zeigen auch
die GFS-Ensembles, bei denen die Streuung aber am Wochenende noch
vergleichsweise gering ist und erst mit Beginn der neuen Woche deutlicher
ansteigt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt für den Donnerstag Anzeichen für signifikant unter dem Klimamittel
liegende Temperaturen. Darüber hinaus gibt es im Nordosten Anzeichen für
signifikant erhöhte Niederschläge.

In Deutschland aktuell nur in Nordbayern vereinzelt Pegel (Altmühl, Fränk.
Rezat, Sulzbach) mit kleinen oder mittleren Hochwassern.

Am Donnerstag und Freitag im Süden und speziell im Südosten Signale für
Dauerregen (>20 mm in 12 Stunden) bei COSNO-LEPS, ebensolche auch in den
Frühstunden des Sonntags im Südwesten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas