DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-04-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 23.04.2017 um 10.30 UTC



Alpenrand anhaltende Regen- und Schneefälle. Sonst wechselhaft, zum Wochenende
trockener und milder. Nachts zunächst häufig Luftfrostgefahr, zum Wochenende
allmählich nachlassend.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 30.04.2017


Zum Beginn der Mittelfrist, am Mittwoch, nähert sich Deutschland von Westen ein
positiv geneigter Höhentrog, der im Verlauf des Tages auch noch weiterer
amplifiziert. An der Süd- und Ostflanke dieses Troges erstreckt sich eine
wellende Front von Spanien über Norditalien und Polen bis nach Weißrussland, die
zum Beginn der Mittelfrist die Alpen erreicht. Zusammen mit dem orografischen
Einfluss sorgt auch die Annäherung des Höhentroges entlang dieser wellenden
Front für eine Zyklogenese über Norditalien, die besonders den Süden und
Südosten Deutschlands beeinflusst. Dort tritt länger anhaltend Regen auf, der
oberhalb von rund 500 m als Schnee fällt. Südlich der Donau wird mit 10-15 l/qm
Niederschlag, in höheren Lagen mit 10-20 cm, in Staulagen auch mit deutlich mehr
Neuschnee gerechnet. Dabei kann die Schneefallgrenze im Zuge wechselnder
Niederschlagsintensitäten auch regional stärker schwanken. Über der Mitte und
dem Norden sorgt die nahende Trogachse für einen Tagesgang der Bewölkung und des
Niederschlags. Dabei muss besonders am späten Nachmittag und Abend mit
zahlreichen Schauern und einzelnen Gewittern gerechnet werden. Die
Schneefallgrenze liegt dabei um 300 m.
In der Nacht zum Donnerstag ändert sich an der Verteilung wenig, wobei die
Niederschläge im Norden rasch nachlassen und die Wolkendecke auflockert. Einzig
im Umfeld der Mittelgebirge fällt noch etwas Niederschlag. Im Süden regnet oder
schneit es weiter bei unveränderter Schneefallgrenze und nur geringfügig
geringeren Niederschlagsmengen.

Zum Donnerstag verlagert sich die Höhentrogachse nur unwesentlich weiter nach
Osten und verbleibt über dem Westen und Nordwesten Deutschlands. Das Italientief
schwächt sich etwas ab und zieht nach Südosten, womit der Einfluss auf
Süddeutschland etwas nachlässt. Dennoch muss auch an diesem Tag im Süden teils
mit anhaltenden Niederschlägen gerechnet werden, die von Nordwesten nur zögernd
in Schauer übergehen. Direkt im Alpenstau fällt bis zum Abend weiter anhaltender
Niederschlag. Die Schneefallgrenze liegt je nach Niederschlagsintensität
zwischen 400 und 600 m, wobei südlich der Donau erneut mit 5-10 l/qm, am
direkten Alpenrand um 15 l/qm Niederschlag gerechnet werden muss. In höheren
Lagen fällt um 10 cm Neuschnee, in Staulagen auch deutlich mehr. Im übrigen
Deutschland gestaltet sich das Wetter stark tageszeitenabhängig. Besonders zum
Nachmittag und Abend entwickeln sich wieder zahlreiche Schauer und einzelne
Gewitter, wobei die Schneefallgrenze im Vergleich zum Vortag etwas ansteigt und
bei rund 600 m liegt. In stärkeren Schauern kann sie jedoch kurzzeitig deutlich
tiefer sinken.
In der Nacht zum Freitag fallen die Schauer im Norden und der Mitte wieder rasch
in sich zusammen und die Wolkendecke lockert teils stärker auf. Im Süden und
hier besonders südlich der Donau bleibt der Himmel wolkenverhangen mit weiteren
leichten bis mäßigen Niederschlägen, die oberhalb von 500 m als Schnee fallen.

Im Verlauf des Freitags schwenkt die Trogachse allmählich weiter nach Osten und
sollte zum Abend mitten über Deutschland liegen. Zwar schwächt sich das
Italientief immer weiter ab, doch dauern die Aufgleitvorgänge in abgeschwächter
Form weiter an. Somit erwartet die Bewohner Süddeutschlands erneut ein trüber
Tag mit zahlreichen Schauern, zeitweise regnet es auch leicht und anhaltend. Die
Schneefallgrenze steigt etwas an und liegt meist bei 700 bis 800 m. Dies hat
einerseits damit zu tun, dass sich die niedertroposphärische Luftmasse etwas
erwärmt, andererseits aber auch damit, dass die Niederschlagsintensitäten immer
geringer ausfallen. Über der Mitte und dem Norden dauert das wechselhafte Wetter
mit zahlreichen Schauern und einzelnen Gewittern weiter an und zum Abend könnte
bereits die Warmfront eines Tiefs über Südwestnorwegen mit skaligen
Niederschlägen auf den Nordwesten übergreifen.
Diese Niederschläge ziehen im Verlauf der Nacht zum Samstag unter Abschwächung
nach Osten und beeinflussen besonders Norddeutschland. Derweilen schwächen sich
die Niederschläge über Süddeutschland von Norden her rasch ab. Am längsten fällt
im direkten Alpenstau noch etwas Regen, oberhalb von 800 m Schnee. Die Wolken
lockern wie bereits über der Mitte Deutschlands unter zunehmendem
Hochdruckeinfluss etwas auf und es bleibt in der Folge überwiegend trocken.

Am Samstag etabliert sich über Nordwesteuropa ein Keil, der unter Intensivierung
auf den Nordwesten Deutschlands übergreift. Der Osten und Süden werden noch von
einer zyklonal geprägten Strömung aus Nordost beeinflusst, wo also die
Kaltluftadvektion weiter andauert. Da im Zuge der Advektion höhenwarmer
Luftmassen vom Atlantik aus Südwest somit ein Aufgleiten stattfindet, muss
deutschlandweit mit dichter Bewölkung gerechnet werden, die nur vorübergehend
und besonders im Süden auflockert. Zeitweise wird etwas Niederschlag erwartet,
der jedoch von der Intensität her nur sehr schwach ausfällt und bei einer
Schneefallgrenze von rund 1000 m meist als Regen fällt.
In der Nacht zum Sonntag geht der Keil eine Verbindung mit einem
Skandinavienhoch ein und verbleibt mit seiner Achse weiter über dem Nordwesten
Deutschlands. Abgesehen vom äußersten Osten schlägt die Strömung nun auch
niedertroposphärisch zunehmend auf Südwest um, dabei wird jedoch gleichzeitig
auch zunehmend feuchte Luft in den Westen Deutschlands geführt. Dies hat zur
Folge, dass es im Westen immer wieder geringfügige Niederschläge geben kann.
Sonst fallen nur im Umfeld der Mittelgebirge und der Alpen einzelne Schauer. Im
übrigen Deutschland bleibt es trocken und die Wolken lockern zeitweise auf.

Zum Sonntag schwächt sich der Höhenkeil zwar allmählich ab, bleibt allerdings
noch das wetterbestimmende Element, sodass der Tag heiter und meist trocken
verläuft.

Die Höchstwerte liegen in der Mitte und im Süden zwischen Mittwoch und Freitag
zwischen 5 und 9 Grad, bei Dauerniederschlägen um 3 Grad. Über dem Norden und
Nordwesten steigen sie von rund 10 Grad am Mittwoch immerhin auf rund 13 Grad am
Freitag. Zum Samstag und Sonntag greift milde Atlantikluft auf weite Bereiche
Deutschlands über mit Höchstwerten zwischen 12 und 17 Grad.
Luftfrost ist in der Nacht zum Donnerstag und Freitag vielerorts nicht
wahrscheinlich, bevor die Luftfrostgefahr in der Folge rasch nachlässt.
Leichter, zum Beginn der Mittelfrist auch mäßiger Frost in Bodennähe muss jedoch
die gesamte Mittelfrist über erwartet werden.

Der schwache bis mäßige Wind aus West bis Nordwest spielt die Mittelfrist über
keine große Rolle.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die großräumige Strömung wird innerhalb der letzten EZMW-Läufe recht gut
erfasst, weist jedoch weiterhin Differenzen auf, die Auswirkungen auf das Wetter
in Deutschland haben.
Die größte Unsicherheit ist bei der Interaktion des Höhentroges mit den Alpen im
Verlauf des Donnerstags/Freitags zu erkennen. Hier wurde die Ostverlagerung des
Troges über Süddeutschland zum Vorlauf (12 UTC) deutlich verringert und es
sollte ein Abtropfprozess über Norditalien stattfinden. Dies ist jedoch weder im
Lauf davor, noch im letzten/neusten Lauf zu erkennen, wo die Trogachse
progressiv weiter nach Osten schwenken sollte. Zwar zeigt der neuste EZMW-Lauf
ebenfalls einen Abtropfprozess, der jedoch nicht mehr über Norditalien, sondern
über dem Balkan stattfinden sollte. Keine Frage, diese Differenzen sind mit
Blick auf die Dauerniederschläge in Süddeutschland essenziell, sodass bezüglich
der Dauer und Intensität dieser Niederschläge noch einige Fragen offen sind.
Über der Mitte und dem Norden werden zahlreiche kräftige Schauer, teils auch
einzelne kurze Graupelgewitter erwartet.
Die nächste Unsicherheit besteht am Sonntag. Da soll sich ein Trog vom Atlantik
dem Nordwesten und Westen Deutschlands nähern. Das zeitliche Übergreifen dieses
Troges auf Deutschland ist noch unsicher und wird nach dem neusten Lauf zeitlich
wieder etwas nach hinten verzögert.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Modelllösung von EZMW ist gut eingebettet in die Modellrechnungen der
anderen Globalmodelle und es fallen keine signifikanten Diskrepanzen auf. Die
größten Unsicherheiten werden noch am Wochenende bei der Keilaufwölbung über
Westeuropa gezeigt, wo EZMW mit einer etwas stärkeren Aufwölbung aufwartet.
Allerdings sind auch innerhalb der Globalmodelle Schwankungen bezüglich der
Handhabung des Italientiefs zu erkennen, die Auswirkungen auf die Dauer und
Intensität des Niederschlags über Süddeutschland haben.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Zum Beginn der Mittelfrist werden 4 Cluster angeboten, die jeweils das
klimatologische Regime "Atlantikrücken" aufweisen. Bei all diesen Clustern wird
Deutschland von einem großräumigen Höhentrog beeinflusst, der nur zögernd nach
Osten vorankommt. Auch in der Folge bleibt die Anzahl der Cluster bestehen,
wobei das Regime vom "Atlantikrücken" zur "positiven NAO" wechselt. Dabei zeigen
sich innerhalb der Cluster die größten Unsicherheiten bezüglich der Entwicklung
des Troges über Mittel- bzw. Südeuropa, wo der eine Teil einen Abtropfprozess
erwartet, während der andere den Trog mehr oder weniger intakt ostwärts über
Deutschland schwenken lässt.
Zum Wochenende nehmen auch die Unsicherheiten bezüglich der Entwicklung des
Atlantiktroges dramatisch zu, wo von einer meridional ausgeprägten Strömung
(stark amplifizierter Höhentrog) bis hin zu einer Westwetterlage (kompaktes
Höhentief bei Island) alles vertreten ist. Die Unsicherheiten sind besonders zum
Wochenende als groß zu bezeichnen und hängen sowohl von der Entwicklung des
Atlantiktroges als auch von der Entwicklung des "abgetropften?" Höhentroges über
Mitteleuropa ab.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI bestätigt die zu kalten Temperaturen (tags wie nachts) mit negativen
Abweichungen, wobei sich diese zum Wochenende von Westen her abschwächen.
Besonders bei den Tiefsttemperaturen schlägt gar der SOT geringfügig aus und
hebt die Ausprägung der negativen Abweichung hervor. Die Gefahr von Luftfrost
bleibt bis zum Wochenende und die Gefahr von Frost in Bodennähe auch darüber
hinaus bestehen.
Mit Blick auf den Niederschlag fällt besonders der Beginn der Mittelfrist ins
Auge, wo es südlich der Donau und besonders am Alpenrand vonseiten des EFIs
einen deutlichen Ausschlag gibt. Noch deutlicher wird dieser, wenn man beim EFI
auf den Schneefall schaut, wo der SOT von mehr als 2 auf ein sehr
außergewöhnliches Ereignis hinweist.
Bei den Niederschlägen deuten auch EZMW-EPS sowie COSMO-LEPS auf markante
Dauerniederschläge südlich der Donau und besonders am Alpenrand hin. Zwischen
München und dem Alpenrand zeigen beide Ensemble zwischen Mittwoch 00 UTC und
Freitag 00 UTC mehr als 30 % Wahrscheinlichkeit für mehr als 40 l/qm
Niederschlag, wobei COSMO-LEPS direkt am Alpenrand gar Wahrscheinlichkeiten von
10-15% für mehr als 60 l/qm Niederschlag innerhalb von 48 h zeigt (Unwetter).

Beim Schneefall werden zwischen Mittwoch 06 Uhr und Donnerstag 06 Uhr vom
EZMW-EPS im Median knapp südlich von München bis zum Alpenrand 24-std.
Neuschneemengen von 10-20 cm gezeigt. Bei COSMO-LEPS ist der Gradient nach
Norden zu schärfer, doch auch hier liegt der Median direkt am Alpenrand um 20 cm
Neuschnee. Bei beiden Modellen werden in Staulagen in Spitzen rund 30 mm
Niederschlag gezeigt, der größtenteils als Schnee fallen würde, was teils mehr
als einen halben Meter Neuschnee zur Folge hätte. Von Donnerstag 06 Uhr bis
Freitag 06 Uhr schwächen sich die Medianwerte auf 5-15 mm ab, Maximalwerte
erreichen jedoch auch während dieses Zeitraums in Staulagen Spitzen von rund 30
mm. Alles in allem ist das Potential gegeben, dass die Neuschneemengen zwischen
Mittwoch und Freitag am Alpenrand Unwetterpotential erreichen können. Allerdings
treten bei der Entwicklung des Italientiefs, das für diese anhaltenden
Niederschläge verantwortlich ist, noch größere Unterschiede auf, weshalb die
Abschätzung des Unwetterpotentials als noch recht unsicher angesehen werden
kann.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy