DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-04-2017 11:00
SXEU31 DWAV 200800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 20.04.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NWa
Ab Freitag im Küstenbereich und auf exponierten Bergen Sturmböen.
Kommende Nacht in Alpentälern strenger Frost möglich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Die vom Seegebiet dicht westlich von Irland bis nach Mitteleuropa
reichende Hochdruckzone schwenkt heute in ihrem Ostteil nur sehr langsam
südwärts und bestimmt unser Wetter. Sie wird gestützt durch ein umfangreiches
Höhenhoch dicht westlich von Irland mit einem Höhenrücken, der von Dänemark nach
Norddeutschland schwenkt. Im Randbereich des Höhentiefs über dem Balkan ist die
Strömung anfangs im Südosten noch leicht zyklonal geprägt, so dass die Wolken an
den Alpen stauen und noch zu leichten Schneefällen führen. Dabei sind am
Vormittag noch 1 bis 5 cm und nachmittags nur noch im Berchtesgadener Land bis 2
cm Neuschnee möglich. Ansonsten scheint in Deutschland häufig die Sonne, ehe im
Norden meist lockere Wolkenfelder durchziehen. Im Nordseeküstenbereich kann die
tiefe Bewölkung gegen Abend auch mal dichter werden, es bleibt aber bis
Tagesende bis auf wenige Tropfen meist noch trocken. Vor der langsam sich
nähernden Warmfront wird der Wind stärker und bringt an der Küste in Böen
Windgeschwindigkeiten von rund 45 km/h. Die Wahrscheinlichkeit von steifen
Windböen liegt im Raum Sylt bei bis zu 30 Prozent (CosmoDE-EPS).
In der Nacht zum Freitag verdichten sich im Norden und Osten die Wolken, so dass
die Frostgefahr gebannt ist.
In der Mitte und vor allem im Süden ist bei zumindest anfangs klarem Himmel
Frost zu erwarten. In der nördlichen Mitte und teils im Rheintal bzw. im
Rhein-Main-Gebiet tritt lediglich Bodenfrost auf.
Im Süden ist örtlich auch mäßiger Frost bis -6 Grad möglich und im
schneebedeckten Alpenraum auch Werte zwischen -7 und -12 Grad.

Freitag... schwenkt der Höhenrücken bis Tagesende über uns hinweg nach
Oberitalien und anschließend stellt sich eine nordwestliche Strömung bei uns
ein. Während die Warmfront des nach Nordfinnland ziehenden Tiefs uns wieder
verlässt, greift die nachfolgende Kaltfront nachmittags auf den äußersten Norden
über und kommt bis Tagesende etwa bis zum Nordrand der Mittelgebirge und bis
Freitagfrüh bis etwa zur Main-Linie voran. Die zunächst schwachen Regenfälle
verstärken sich etwas mit Annäherung der Kaltfront. Warnrelevant wird
diesbezüglich aber nichts, maximal fallen um 5 mm in 6 Stunden.
Dabei liegen wir größtenteils im Warmsektor des o. e. Tiefs wobei mildere
Meeresluft zu uns geführt wird. Nur aus dem Südosten wird die
niedertroposphärische Kaltluft noch nicht ganz ausgeräumt.
Trotz starker Bewölkung steigen die Temperaturen im Norden auf 11 bis 14 Grad,
südlich des Mains scheint meist die Sonne bei 10 bis 15 Grad, mit den höheren
Werten am Oberrhein. Nur in den (schneebedeckten) Alpentälern gibt es teils
einstellige Höchstwerte.
Bei gut ausgeprägtem Druckgradienten treten im Nordosten einzelne starke Böen
Bft 7 aus westlicher Richtung auf, in Hochlagen der Gebirge sind starke bis
stürmische Böen zu erwarten, ebenso wie an den Küsten. Exponiert (Fichtelberg,
Arkona) reicht es vielleicht auch mal zu Sturmböen Bft 9.
In der 2. Nachthälfte verstärken sich die Niederschlagssignale noch etwas und
sollen im Raum Erzgebirge punktuell knapp 10 mm Regen bringen. Die Schneephase
tritt erst kurz vor Nachlassen der Niederschläge auf, so dass kaum
Verkehrsbehinderungen zu erwarten sind. Im frontalen Bereich sind im Bergland
Bft 7, vereinzelt Bft 8 möglich. Ansonsten verschärft sich der Gradient
postfrontal mit der einfließenden maritimen Polarluft wieder und es kommt zu
Böen Bft 7 bis 8 im Nordosten und an den Küsten. Exponiert sind an der See auch
Sturmböen möglich, auf dem Brocken und Fichtelberg Bft 10.

Samstag... weitet sich der Trog über Osteuropa nach Süden aus, womit die
Strömung noch etwas weiter nach Nord dreht. Die Kaltfront kommt zügig bis an den
Alpenrand voran. Ganz im Süden wird die milderen Luft erst kurz vor Tagesende
ausgeräumt und die Schneefallgrenze sinkt wieder auf rund 1000 m, Sonntagfrüh
sogar wieder bis in die Täler.
Vor allem im Süden fällt recht verbreitet Regen, wobei sich in den Staulagen die
Regensignale wieder verstärken. Zunächst fallen meist 2 bis 10 mm in 6 Stunden
und von 18 bis 00 UTC werden in Alpenstaulagen 15 bis 20 mm, bei ICON-Nest sogar
bis 24 mm in 6 Stunden berechnet. Dort gehen die Niederschläge aber in Schnee
über, wodurch wohl keine Starkregenwarnung erforderlich sein dürfte.
Vor allem im Nordosten wird die Schichtung deutlich instabiler durch höhenkalte
Luft mit unter -32 Grad in 500 hPa, was zwar auch nicht extrem kalt ist aber
einzelne Gewitter sollten möglich sein, werden aber von ICON nicht gebracht. Die
Schneefallgrenze pendelt sich postfrontal bei 600 bis 700 m ein, wobei aber am
Nachmittag und Abend keine großen Neuschneemengen simuliert werden. In tieferen
Lagen ist auch mal ein Graupelschauer dabei.
Die Höchsttemperaturen dürften sich etwa auf Werte zwischen 8 Grad auf Sylt
sowie im Voigtland sowie 13 Grad am Rhein einpendeln. In Südbaden sind aber
präfrontal 16 Grad drin.
Präfrontal im Süden, aber auch in der Nordosthälfte und im Bergland bleibt es
windig mit steifen Windböen, an der Küste und auf den Bergen sind stürmischen
Böen oder Sturmböen zu erwarten. Mit einem kräftigen Schauer ist im Nordosten
auch landeinwärts eine Bft 8 möglich.

Modellvergleich und -einschätzung
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In Bezug auf warnrelevante Wetterelemente gibt es keine großen Unterschiede
zwischen den Modellen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden