DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-04-2017 18:44
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 19.04.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft und für die Jahreszeit zu kühl.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 26.04.2017


Am Samstag gelangt Deutschland an die Westflanke eines sich von Skandinavien
nach Südosteuropa ausweitenden Troges. Die diesem Trog vorgelagerte Kaltfront
dringt rasch über die Mittelgebirge hinweg nach Süden vor. Eine vorübergehende
Milderung macht sich daher nur in Alpennähe bemerkbar, bevor im Tagesverlauf
auch dort Niederschläge einsetzen. An der Küste sowie auf Berggipfeln können
dann stürmische Böen, exponiert vielleicht auch Sturmböen auftreten. Ansonsten
bleiben warnrelevante Böen auf den Norden und Nordosten Deutschlands beschränkt,
wo der Wind im Tagesverlauf auffrischt.
Am Sonntag setzt sich im Westen und Südwesten vorübergehend antizyklonaler
Einfluss durch, wogegen der Nordosten und der Osten noch unter dem Einfluss des
über Osteuropa liegenden Troges steht. In weiten Teilen Deutschlands stellt sich
daher kühles Schauerwetter ein. Nur im Westen und Süden sind Auflockerungen
häufiger, Schauer gibt es dort nur selten. Dabei bleibt es an der Küste und in
einigen höheren Berglagen windig mit Wind- und einzelnen stürmischen Böen. In
den Nächten zum Sonntag und Montag besteht bei längerem Aufklaren Frostgefahr.
Am Montag gelangt Deutschland unter einen Höhenrücken, wodurch es weitgehend
niederschlagsfrei bleibt. Absinken sorgt dann für Auflockerungen und
Aufheiterungen. Im Bereich eines ausgedehnten Bodenhochs bleibt es dann
windschwach. Im Westen und Süden wird die 15 Grad-Marke zum Teil deutlich
überschritten. Allerdings greift von Norden her bereits in der Nacht zum
Dienstag ein markanter Trog auf Westeuropa über. Die diesem Trog vorgelagerte
Kaltfront erfasst bis zum Abend den Nordwesten und Westen Deutschlands.
Präfrontal hält sich noch vergleichsweise milde Luft, aber aufgrund zunehmender
Bewölkung und bereits einsetzender Niederschläge werden keine höheren Maxima als
am Montag erreicht. Bis Mittwochabend setzt sich dann der Trog über Deutschland
durch, was mit einem erneuten Temperaturrückgang einhergeht. Im Bereich dieses
Troges stellt sich kühles Schauerwetter ein; auch kurze Gewitter sind nicht
auszuschließen. Der Wind frischt auf höheren Berggipfeln und später auch an der
Küste in Böen wieder stürmisch auf. In den Nächten zum Mittwoch und Donnerstag
kann es bei längerem aufklaren leichten Frost oder zumindest Frost in
Erdbodennähe geben.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum etabliert sich über
Skandinavien ein Zentraltief. Der von diesem Tief ausgehende Trog hält sich über
dem Vorhersagegebiet, so dass sich an der wechselhaften und für die Jahreszeit
zu kühlen Witterung nicht allzu viel ändert. Bei nächtlichen Aufklaren besteht
weiterhin Frostgefahr.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden gestrigen
Modellläufen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich
bis dahin nicht ableiten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum gelangt dagegen das
Vorhersagegebiet etwas rascher in den Trogbereich, d.h. der Übergang zu kühlem
Schauerwetter erfolgt wahrscheinlich bereits am Donnerstag. An der oben
getroffenen Grundaussage ändert das allerdings nur wenig.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis in die Nacht zum Montag hinein zeigen die verfügbaren Modelle eine ähnliche
Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten.
Das für Montag von EZMW "versprochene" Bodenhoch wird von ICON nur in
Süddeutschland gesehen, GFS zeigt dieses Hoch bereits über Südosteuropa, das
Modell des kanadischen Wetterdienstes eher über der Ägäis und dem südlichen
Schwarzmeergebiet. Die Troglage, die sich dann zur Wochenmitte einstellt, wird
von allen Modellen ähnlich gesehen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum tropft nach dem kanadischen
Modell der Trog nach Westeuropa aus. Über Fennoskandien bildet sich ein
Bodenhoch, an dessen Südflanke wird von Nordosteuropa Kaltluft advehiert. Auf
eine derartige Entwicklung läuft es auch nach GFS hinaus, wobei sich das Hoch
über Nordeuropa aber erst mit einer gewissen Verzögerung einstellt. Das ist
etwas anderes als die oben beschriebene Entwicklung. Allerdings wird sich an den
Temperaturen nicht allzu viel ändern.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung, zudem sind die
aktuellen Vorhersagen gegenüber weiter zurückliegenden Modellläufen konsistent.
Erst zum Ende des erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraumes deutet sich
(anhand der Temperaturen im 850 hPa-Niveau) ein leichter Temperaturanstieg an,
der vom Hauptlauf nicht mitgetragen wird. Ähnliche Ergebnisse liefert auch das
Modell des kanadischen Wetterdienstes.
Das EPS des EZMW wird in 3 Cluster untergliedert, die alle eine Troglage im
Programm haben. Dabei reicht der Trog beim dritten Cluster, das die geringste
Anzahl an Membern aufweist, am wenigsten weit nach Süden. Diesem ist der
deterministische Lauf zugeordnet. Die anderen beiden Cluster simulieren den Trog
kräftiger, das mit den meisten Membern besetzte Cluster lässt ausgangs der
erweiterten Mittelfrist sogar ein Hoch über Fennoskandien entstehen (was der
Variante der amerikanischen Modelle entspricht). Ein Temperaturanstieg im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wäre somit mehr als
unwahrscheinlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag sind im Norden und Nordosten in freien Lagen vor allem in Verbindung
mit Schauern stürmische Böen bis Bft 8, an der Küste und auf Berggipfeln auch
Sturmböen bis Bft 9, auf exponierten Gipfeln auch darüber, zu erwarten. Zudem
sind im Nordosten einzelne kurze Gewitter nicht auszuschließen.
Am Sonntag beschränken sich stürmische Böen wahrscheinlich auf exponierte
Küstenlagen und höhere Berggipfel. Auch am Montag und Dienstag besteht
allenfalls auf exponierten Gipfeln die Gefahr stürmischer Böen.
Ab Mittwoch frischt der Wind dann wieder auf, so dass in exponierten Küsten- und
Berglagen stürmische Böen auftreten können. Von Nordwesten he stellt sich eine
Schauerlage mit kurzen Gewittern ein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), MOS ist "zu warm"
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann