DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-04-2017 18:44
SXEU31 DWAV 191800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 19.04.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In den Alpen nachlassender Schneefall. Nachts verbreitet leichter, lokal mäßiger
Frost. Im Süden Glätte.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... gelangt zwischen einer Hochdruckzone nördlich von uns und einem Tief
über dem Balkan mit nordöstlicher Strömung sehr kalte, zunehmend kontinental
geprägte Luft nach Deutschland, die unterhalb einer Inversion in 800 bis 850 hPa
nicht zuletzt durch den Tagesgang instabil geschichtet ist. Die Hochdruckzone
weitet sich langsam nach Deutschland hinein aus, während sich das Tief, ebenso
wie der der damit verbundene Höhentrog nach Südosten zurückzieht.
Die aktuell noch auftretenden leichten Schauer (Schnee, Schneeregen oder
Graupel) schwächen sich abends und nachts weiter ab und hören schließlich meist
auf. Lediglich im Alpennordstau schneit es weiter mit 5 bis 10, vereinzelt 15 cm
Neuschnee in 12 Stunden. Auch im Südwesten und im Erzgebirge hilft die Orografie
dabei leichte Schneefälle auszulösen, diese bleiben aber unergiebig.

In der trockenen Luft und unter Absinken klart es ansonsten vielfach auf und es
kühlt stark ab. Die Ausgangswerte von 3 bis 8 Grad sind auch nicht berauschend,
so dass es verbreitet leichten, örtlich in Mulden- uns Senkenlagen auch mäßigen
Frost gibt. Nur im Südosten hält sich starke Bewölkung; dort langt es aber
advektiv für leichten Frost. Nur an einigen Küstenabschnitten oder auf Inseln
kann es frostfrei bleiben.
Glätte wird nur im Süden ein Thema, wo kräftigere Schauer Restnässe
hinterlassen, die gefrieren kann.
Der Wind frischt nachts in Hochlagen des Schwarzwaldes oder der Schwäbischen
Alpen kräftiger auf, eventuelle Bft 7 bis 8 werden aber kaum warnwürdig. Nach
Südosten hin fächert der Gradient im Übergangsbereich zum Balkantief auf und der
Wind flaut in auch in Kamm- und Gipfellagen ab.

Donnerstag ... schenkt die Achse eines Höhenrückens von Nordwesten her bis ins
deutsche Küstengebiet, die zugehörige Bodenhochdruckzone verschiebt ihre
Divergenzachse in die Mitte Deutschlands. Der zyklonale Einfluss im Südosten
geht zu ende, da das hochreichende Tief über dem Balkan sich weiter Richtung
Schwarzes Meer entfernt.
Sowohl in der unteren, als auch in der mittleren Troposphäre steigen die
Temperaturen durch Warmluftadvektion und Absinken wieder an (T850 um -2 Grad,
T500 um -19 Grad im NW), während im Südosten nahe dem Höhentief Reste der
höhenkalten Luft (T500 knapp -30 Grad) verbleiben.

Mit der im Norden wieder aufkommenden westlichen Strömung kommt WLA - vor der
Warmfront eines ins Nordmeer ziehenden Tiefs - in Gang, die zum Aufzug vor allem
hoher und mittelhoher Bewölkung führt. Regen fällt bis zum Abend aber noch
nicht. Im Südosten, speziell am östlichen Alpenrand, sind dagegen noch leichte
Schneefälle zu erwarten, die bis zum Mittag vielleicht auch noch wenige cm
Neuschnee hinterlassen. Am Nachmittag fällt meist nicht mehr viel. Insgesamt
steht ein ruhiger, teilweise sonniger Tag an, Quellwolken trüben den Eindruck
nur gering und im Westen und Nordwesten sind wieder zweistellige Temperaturen zu
erwarten, während die häufiger noch starke Bewölkung im SE nur 3 bis 7 Grad
zulässt.

Der Gradient nimmt im Vorfeld der Warmfront im Norden zu und an den Küsten sind
nachmittags und abends erste Bft 7 möglich.

Nachts macht die Warmfront über Norddeutschland langsam Boden nach SE hin gut.
Da sie aber in den Keil, der uns nur zögernd nach Süden überquert, hinläuft, ist
die Wetterwirksamkeit limitiert. Es gibt nur leichte Regenfälle im Norden, die
starke Bewölkung erfasst aber zumindest teilweise auch die mittleren
Landesteile. Damit bleibt der Norden frostfrei, über der Mitte gibt es eine
Frostabschwächung.
Im Südosten bleibt die Nacht gering bewölkt oder klar. Hier verschärft sich der
Frost gegenüber der bewölkten Vornacht noch und es gibt verbreitet leichten bis
mäßigen, über Schnee in einigen Tälern, Muldenlagen vereinzelt strengen Frost.
An den Küsten von Nord- und Ostsee sorgt der Gradient für einige starke Böen.

Freitag ... stellt sich nach Passage des Höhenrückens eine nordwestliche
Strömung bei uns ein. Während die Warmfront des inzwischen über Nordschweden
angelangten Tiefs und wieder verlässt, greift die nachfolgende Kaltfront nur
zögernd auf den Norden über, da an ihr durch einen markanten, über die Nordsee
hereinschwenkenden Randtrog eine Wellenbildung induziert wird. Die zunächst
schwachen Regenfälle verstärken sich etwas mit Annäherung der Kaltfront.
Warnrelevant wird diesbezüglich aber nichts, maximal fallen um 5 mm in 6
Stunden.
Dabei liegen wir größtenteils im Warmsektor des o.e. Tiefs wobei mildere
Meeresluft zu uns geführt wird. Nur aus dem Südosten wird die
niedertroposphärische Kaltluft noch nicht ganz ausgeräumt.
Trotz starker Bewölkung steigen die Temperaturen im Norden auf 11 bis 14 Grad,
südlich des Mains scheint meist die Sonne bei 10 bis 15 Grad, mit den höheren
Werten am Oberrhein.
Bei gut ausgeprägtem Druckgradienten treten im Nordosten einzelne starke Böen
Bft 7 aus westlicher Richtung auf, im Bergland sind starke bis stürmische Böen
zu erwarten, ebenso wie an den Küsten. Exponiert reicht es vielleicht auch mal
zu Sturmböen Bft 9.
In der Nacht zum Samstag zieht die Welle nach Polen ab und der bis etwa zur
Mainlinie vorankommenden Kaltfront folgt ein neuerlicher Schwall kalter
Meeresluft polaren Ursprungs. Vor allem in Staulagen sind dabei 5 bis 10mm Regen
zu erwarten, sonst fällt meist weniger. Im frontalen Bereich sind im Bergland
Bft 7, vereinzelt Bft 8 möglich. Ansonsten verschärft sich der Gradient
postfrontal mit der einfließenden maritimen Polarluft wieder und es kommt zu
Böen Bft 7 bis 8 im Nordosten und an den Küsten. Exponiert sind an der See auch
Sturmböen möglich, auf dem Brocken und Fichtelberg Bft 10. Die feste Phase
spielt aber kaum eine Rolle, obwohl die Temperatur in der Kaltluft auf -6 bis -7
Grad in 850 hPa im Norden zurückgeht, da die Niederschläge mit Ankunft der
Kaltluft rasch nachlassen. Im äußersten Süden, wo es präfrontal aufgelockert
bleibt und auf exponierten Gipfeln gibt es leichten Frost, sonst geht die Nacht
frostfrei über die Bühne.

Samstag ... weitet sich der Trog über Osteuropa nach Süden aus, womit die
Strömung noch etwas weiter nach Nord dreht. Die Kaltfront kommt zügig bis an den
Alpenrand voran, ganz im Süden halten sich aber noch Reste der milderen
Luftmasse.
Vor allem im Süden fällt recht verbreitet Regen, wobei aber erneut keine
überbordend großen Regenmengen auftreten sollten. Um 10 mm in 12 Stunden sind in
einigen Staulagen zu erwarten. Vor allem im Nordosten wird die Schichtung
deutlich instabiler durch höhenkalte Luft mit unter -32 Grad in 500 hPa, was
zwar auch nicht so wenig ist, aber für Schauer sollte es reichen. Ob es wirklich
die im ICON avisierten Gewitter gibt, bleibt abzuwarten. Die Schneefallgrenze
ganz im Süden, vor allem in den Alpen, liegt weiter recht hoch bei mehr als
1000m, im nördlichen Mittelgebirgsraum sinkt sie teilweise auf 600 bis 800m ab.

Die Maxima dürften sich etwas im Bereich 8 bis 13 Grad einpendeln.
Präfrontal im Süden, aber auch in der Nordosthälfte und im Bergland bleibt es
windig, teilweise mit stürmischen Böen oder Sturmböen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Wesentlichen ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner