DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-04-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.04.2017 um 10.30 UTC



Zunächst wechselhaft und sehr kühl, im Osten und Süden Schnee teils bis in
tiefere Lagen, generell Nachtfrostgefahr. Später nach vorübergehender
Wetterberuhigung von Nordwesten erneut unbeständig, aber milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 22.04.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes(Dienstag) schwenkt ein
markanter Randtrog über Deutschland südwärts, der quasi einen Langwellentrog
über dem östlichen Mitteleuropa ausbildet, der sich südwärts bis nach Italien
und Griechenland ausweitet. An dessen Westflanke gelangt Deutschland unter eine
nördliche Höhenströmung, die besonders nach Osten und Südosten hin zunächst noch
zyklonal geprägt ist, während der Westen und Norden am Mittwoch und Donnerstag
im Zuge eines über die Nordsee heranschwenkenden Rückens schon leicht
antiyzklonal beeinflusst werden. Restniederschläge ziehen sich dabei an den
östlichen Alpenrand zurück, die Sonnenscheinstatistiken EZMW-MIX und MOS-MIX
reagieren am Mittwoch erst im Norden, am Donnerstag dann im Westen und Südwesten
mit einem spürbaren Anstieg der Sonnenscheinausbeute.
An der Südostflanke einer sich von den Britischen Inseln nach Südskandinavien
aufbauenden und langsam südwärts verlagernden Hochdruckzone wird Deutschland mit
bodennah nördlicher bis nordöstlicher Strömung von sehr kalter Luft geflutet,
die Schneefallgrenze sinkt bei in 850 hPa nahe
-10°C zurückgehenden Temperaturen Dienstag und Mittwoch im Osten und Süden bis
in tiefe Lagen, dabei frischt der Wind im östlichen und südlichen Bergland
zeitweise stark bis stürmisch auf. Dienstag/Mittwoch erreichen die
Tagestemperaturen oft nur einstellige Werte, im Alpenvorland liegen sie
wahrscheinlich nur wenig über dem Gefrierpunkt. Nachts ist vielerorts mit
Luftfrost zu rechnen!

Donnerstag/Freitag dringt nun nach Durchschwenken und Abflachen des
nachfolgenden Rückens die nordatlantische Frontalzone von Nordwesten her auf
Deutschland über. Sie bringt unbeständiges Wetter mit zeitweiligen, meist
leichten Niederschlägen und Milderung. Die Höchsttemperaturen erreichen wieder
meist zweistellige Werte, die Schneefallgrenze steigt von Westen her wieder
allmählich auf 1000 bis 1200 n an. Zumindest in der Nordwesthälfte werden
Nachtfröste unwahrscheinlich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW-Modells ist lediglich bis Mittwoch als hinreichend gut
zu bewerten, dann folgt ein Einschnitt:
Das gestrige Szenario des sich Donnerstag/Freitag von Nordwesten her auf ganz
Deutschland ausbreitenden antiyzklonalen Einflusses wird nun durch die
"Version": von Nordwesten durchgreifende nordatlantische Frontalzone ersetzt.
Dies hat nun bereits eine am Donnerstag von Westen bzw. Nordwesten eisetzende
Milderung zur Folge mit unbeständigem Wetter und mit von Nordwest nach Südost
abnehmender Nachtfrostgefahr.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle haben zunächst alle erst einmal
den Kaltluftvorstoß auf dem Schirm, mit eher zyklonaler Prägung im Osten und
Süden.

Ab Donnerstag/Freitag laufen die Modelle dann doch auseinander:
ICON lässt, ähnlich wie EZMW, Donnerstag zu Freitag die nordatlantische
Frontalzone in Form einer Warmfront bzw. Okklusion von Nordwesten her auf
Deutschland übergreifen, allerdings unter deutlich schwächerem Gradienten, so
dass die Milderung von Nordwesten her vergleichsweise etwas verzögert
durchsetzen würde.
GFS lässt die Hochdruckzone Donnerstag/Freitag langsamer über Deutschland
südwärts schwenken, so dass die nordatlantische Frontalzone erst am Freitag und
nur in abgeschwächter Form auf den Norden und Nordosten übergreifen kann. Hier
würde eine in der Nordwestströmung eingelagerte markante Kaltfront am Samstag
von Norden wieder Polarluft einfließen lassen!

Das kanadische Modell stützt eher die EZMW-Version, UKMO eher ICON.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EZMW-EPS-Rauchfahnen zeigen bei recht engem Spektrum weiter leicht sinkende
Temperaturen, die Talsohle wird Mittwoch/Donnerstag erreicht. Zum Wochenende hin
steigen dann die Temperaturen bei zunehmender Bandbreite wieder an. Kontrolllauf
und insbesondere HRES-lauf liegen dabei eher am oberen Ende des Spektrums, d.h.
eine Reihe von Lösungen ist kälter!
Die Geopotentialkurven weisen nach Durchschreiten der Talsohle am Dienstag
anschließend wieder einen markanten Trend nach oben auf, Freitag wird das
Maximum erreicht, dann kehrt sich die Richtung bei enormer spektralen Spreizung
wieder um.
Die Niederschlagssignaldichte weist Mittwoch/Donnerstag allgemein ein Minimum
auf, nimmt dann aber Freitag/Samstag wieder leicht zu.

Die ENS-GFS sind im Wesentlichen den EZMW-EPS nicht unähnlich, beim
Temperaturverlauf kristallisiert sich jedoch eine gewisse Modellastigkeit
zugunsten des deterministischen GFS heraus, in dem der Erwärmung am Freitag,
zumindest im Norden am Samstag wieder eine Abkühlung folgt.
Die Niederschläge dauern hier am Alpenrand bis einschließlich Donnerstag an.

Das "Ensemble-Mittel" der Temperatur verbleibt im Mittelfristzeitraum 2-3 k
unterhalb des klimatologischen Mittels!

Die Großwetterlagenklassifikation des EZMW-EPS nach Dr. Paul James bestätigt
den von den deterministischen Modellen simulierten Kaltlufteinbruch (Dienstag
bis Donnerstag) mit einer Zuweisung der Großwetterlagen "NORD ZYKLONAL, NORDOST
ANTIZXYKLONAL UND NORD ANTIZYKLONAL in etwa gleichen Anteilen. Ab Freitag
überwiegt dann die Einteilung in NORDWEST-ZYKLONAL, was der deterministischen
Vorhersage des EZMW entspricht.

Die CLUSTER-Analyse des EZMW-EPS 120-168h bringt heute 2 unterschiedliche
CLUSTER, 40 Member, 13 Member. Der deterministische EZMW-Lauf ist dabei heute
CLUSTER 1 zuzuordnen, mit dem Szenario des nach vorübergehender antizyklonaler
Dominanz am Freitag/Samstag von Nordwesten übergreifenden und Milderung
bringenden nordatlantischen Frontalzone(13 Member), während CLUSTER 2 mit der
Mehrzahl der Member(40) eher die von GFS favorisierte Version eines zum/am
Samstag von Norden hereinschwenkenden neuen Kaltlufttroges bringt.

Aufgrund der vorliegenden numerischen Modelle und der statistischen Auswertung
ist die Wettervorhersage für den Zeitraum Dienstag bis Donnerstag als relativ
sicher anzusehen, Freitag/Samstag dann aber als sehr unsicher einzustufen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Montag/Dienstag von Norden bzw. Nordosten eindringende Kaltluft zeigt sich
im EFI mit einer deutlich negativen Temperaturabweichung(Faktor 0.7 bis 0.8)
NACHTFROST ist dann ebenso wahrscheinlich wie NEUSCHNEE im Bergland, mit der
Gefahr, dass es im Osten und in Bayern auch mal bis in tiefe Lagen schneit.
Die EZMW-EPS Statistik liefert Dienstag am bayerischen Alpenrand immerhin eine
Wahrscheinlichkeit von 50-80% für mehr als 15 cm Neuschnee, Mittwoch dort
immerhin noch eine Wahrscheinlichkeit von 40-70% für mehr als 10 cm Neuschnee!
Die LEPS-Probabilistik bringt ähnliche Werte.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel