DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-04-2017 21:00
SXEU31 DWAV 141800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 14.04.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Samstag im Norden stürmische Böen, an der Küste und im höheren Bergland
Sturmböen. Außerdem ganz im Norden einzelne kurze Gewitter. Am Sonntag im
östlichen Bergland noch einzelne Sturmböen. Ostermontag in den Kammlagen der
Mittelgebirge Schneefall.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einer nordwestlichen, leicht mäandrierenden
Strömung. Die Frontalzone verläuft von Kap Farvel über Schottland und die Ostsee
hinweg nach Osteuropa. Ein darin eingelagerter, sich verschärfender Trog wird in
die Nordsee gesteuert. Durch diesen Trog wird am Okklusionspunkt des
Frontensystems eines zunächst flachen Randtiefs eine Zyklogenese induziert. Das
resultierende Tief gelangt in eine für eine rasche Vertiefung günstige Position
und wird bis zum südlichen Dänemark gesteuert. An dessen Südflanke beginnt der
Wind aufzufrischen, so dass in der zweiten Nachthälfte an der Nordseeküste und
ausgangs der Nacht auch an der Holsteinischen Ostseeküste Windböen in Gang
kommen.
Die Kaltfront dieses Tiefs greift nach Mitternacht auf den Nordwesten
Deutschlands über. Die Schichtung ist dabei nur in den untersten 600 bis 700 hPa
labil, so dass zwar schauerartige Niederschläge (die fernab von jeglicher
Warnrelevanz sind) auftreten; für Gewitter reicht die Labilität hingegen nicht.

Nach Süden und Osten hin sind noch größere Wolkenlücken möglich; zum Teil klart
es auch auf. Leichter Frost oder zumindest Bodenfrost sollte jedoch auf höhere
Tallagen in den östlichen Mittelgebirgen und auch auf den Alpenrand beschränkt
bleiben.

Samstag ... greift der Trog, ohne sich noch wesentlich zu intensivieren, von der
Nordsee kommend auf den Norden Deutschland über. Das korrespondierende kräftige
Bodentief wird mit einem Kerndruck von knapp unter 1000 hPa über die Südspitze
Schwedens hinweg ostwärts gesteuert. Die Kaltfront dieses Tiefs überquert
aufgrund der großen frontsenkrechten Windkomponente gegen Mittag bereits den
Mittelgebirgsraum und dringt bis nach Süddeutschland vor. Da die Kaltfront
zusehends von Kaltluftadvektion überlaufen wird, sollte deren Wetterwirksamkeit
gering bleiben. Zwar treten mit Frontpassage schauerartige Niederschläge auf,
aber in den Leegebieten der Mittelgebirge wird hiervon nicht mehr viel übrig
bleiben. Rückseitig lässt postfrontales Absinken die Wolken von Nordwesten und
Westen her rasch auflockern.
Die mit dem Trog vordringende labil geschichtete Kaltluft erreicht den äußersten
Norden Deutschlands erst in der zweiten Tageshälfte, d.h. eher zum Abend hin, so
dass dann von der Küste verstärkt Schauer und auch kurze Gewitter aufkommen und
auch etwas weiter landeinwärts ausgreifen. Dabei ist auch Graupel möglich.
An der Südflanke des Tiefs verschärft sich der Gradient, so dass von der Küste
bis zu den Mittelgebirgen Windböen, bis weit ins Nord- und Nordostdeutsche
Tiefland hinein stürmische Böen und in Küstennähe (vor allem der Ostsee)
Sturmböen bis Bft 9 auftreten. Auch in höheren Berglagen der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge sind Sturmböen, auf exponierten Berggipfeln schwere
Sturmböen zu erwarten.
Die Labilität kommt im Küstenbereich erst rückseitig ins Spiel, d.h. das Tief
hat bereits die Südspitze Schwedens überquert und der Gradient beginnt etwas
aufzufächern. Hierdurch sollte die Sturmlage ein wenig entschärft werden.
Nach Westen und Süden hin kommt zwar auch etwas Gradient auf, aber dort sollten
warnrelevante Böen auf höhere Berggipfel beschränkt bleiben.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 9 bis 14 Grad. Am südlichen Ober- und
Hochrhein sind präfrontal vielleicht noch einmal bis 16 Grad möglich.
In der Nacht zum Ostersonntag verlagert sich der Trog nach Osteuropa, wobei eine
nordwestliche Strömung bestehen bleibt. Dem nach Osten abziehenden Tief folgt
noch ein flacher Bodentrog, der zumindest in der ersten Nachthälfte den
Gradienten noch etwas aufrecht hält. Daher sind zunächst noch bis weit ins
nordöstliche Binnenland hinein Windböen und an der Küste stürmische Böen,
exponiert an der Ostsee sowie auf höheren Berggipfeln der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge anfangs auch Sturmböen bis Bft 9 zu erwarten. Nach
Mitternacht wird auch dort der Gradient, bedingt durch das abziehende Tief,
auffächern, so dass dann warnrelevante Böen (immerhin aber zum Teil noch bis
Sturmstärke) auf die Kamm- und Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge
beschränkt bleiben.
Im Norden, in den Staulagen der Mittelgebirge und an den Alpen (wo ja zunächst
noch die Kaltfront liegt) kommt es zu weiteren, teils schauerartigen
Niederschlägen. Dabei sinkt die Schneefallgrenze bis Sonntagfrüh auf 600 bis 800
Meter in den Mittelgebirgen und etwa 1000 Meter am Alpenrand.
In den westlichen und mittleren Teilen Deutschlands kann es zumindest
vorübergehend aufklaren. In windgeschützten Mittelgebirgstälern besteht die
Gefahr von leichtem Frost oder zumindest Frost in Erdbodennähe.

Sonntag ... bleibt die zyklonale Nordwestströmung bestehen. Ein darin
eingelagertes flaches Tief wird nach Dänemark gesteuert. An dessen Südflanke
kann der Wind wieder etwas aufleben; in freien Lagen der mittleren Teile
Deutschlands können dann Windböen aufkommen; für mehr sollte es nicht reichen.
Auf höheren Berggipfeln der Mittelgebirge sind jedoch stürmische Böen möglich.
Bedingt durch die Troglage nimmt die Labilität nach Norden zu. Da aber die
Schichtung nur bis 700, zur Küste hin vielleicht 600 hPa labil ist, sollte es
für Gewitter nicht reichen. Verbreitet treten schauerartige Niederschläge auf,
wobei sich keine Regionalisierung vornehmen lässt. Die Schneefallgrenze steigt
wieder etwas an, so dass die feste Phase an den Alpen oberhalb von etwa 1200
Metern und in den Mittelgebirgen in den Kammlagen zu erwarten ist. Die
Niederschlagssummen sind jedoch nicht warnrelevant. Auflockerungen sind am
ehesten noch nach Norden hin, d.h. in der Kaltluft, vorstellbar, wobei sich dort
typisches Aprilwetter einstellt. Ansonsten überwiegt meist stärkere Bewölkung.

Die Tageshöchsttemperaturen erreichen nur noch 7 bis 13 Grad.
In der Nacht zum Ostermontag wölbt sich über dem Ostatlantik ein Keil auf, der
sich zusehends nach Norden bis in den isländischen Raum erstreckt. Durch diesen
Keil wird ein Bodenhoch gestützt, das einen nach Skandinavien gerichteten Keil
aufweist und sich noch kräftigt. Zwischen diesem Hoch und tiefem Luftdruck über
Mittel- und Südosteuropa beginnt die bodennahe Strömung auf nördliche Richtungen
zu drehen.
Gleichzeitig läuft, aus dem ostgrönländischen Raum kommend, an der Ostflanke des
Keils ein markanter Trog nach Süd-Südost ab, der bis in die Nordsee gelangt.
Dieser Trog verhindert vorerst ein rascheres Vorstoßen der arktischen Polarluft,
so dass sich an der oben beschriebenen Lage der Schneefallgrenze vorerst noch
nicht allzu viel ändert.

Montag ... kommt der o.g. Trog mit seiner Achse bis in die südliche Nordsee
voran. Im Bereich dieses Troges gelangt nahezu in das gesamte Vorhersagegebiet
labil geschichtete arktische Polarluft, wobei die Temperaturen im 500 hPa-Niveau
unter -30 bis -38 Grad zurückgehen. Nur ganz im Südwesten ist die Schichtung
etwas stabiler. Hebungsprozesse, die im wesentlichen aus positiver
Vorticityadvektion und Stau resultieren, lassen im Süden Deutschlands ein
ausgedehntes skaliges Niederschlagsgebiet entstehen. Dabei sind in Staulagen
mehr als 10 bis etwas über 20 mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden möglich.
Daran nach Norden anschließend sind die Niederschläge eher konvektiv geprägt,
wobei von einem typischen Aprilwetter (das auch von Auflockerungen geprägt ist)
nur in Küstennähe und ganz im Nordosten die Rede sein kann. Ob sich, induziert
durch den o.g. Trog, über Deutschland ein flaches Tief entwickelt und an dessen
Flanken zu einer Gradientzunahme mit Wind- und stürmischen Böen führt und wie
dieses Tief sich verlagert, ist noch nicht sicher. Bedingt durch den o.g. Trog
wird die nördlich und nordöstlich von Deutschland vorhandene bodennahe Kaltluft
noch etwas zurückgehalten und kann noch nicht so recht nach Süden vorstoßen. Die
feste Phase sollte daher auf die Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und auf
die Alpen oberhalb von etwa 1200 Metern beschränkt bleiben.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 7 bis 13 Grad, wobei allerdings die 10
Grad-Marke in weiten Teilen des Vorhersagegebietes nicht mehr überschritten
wird.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis einschließlich der Nacht zum Ostermontag zeigen die verfügbaren Modelle eine
weitgehend ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis
dahin nicht ableiten.
Danach, d.h. am Ostermontag, ergeben sich Differenzen vor allem bei der
Einschätzung der Bodendrucksituation. Hier lässt, induziert durch den nach Süden
vorstoßenden Trog, EZMW ein flaches Tief entstehen, das sich von Norddeutschland
in den Nordosten verlagert. Die kräftigsten Böen (bis hin zu Bft 8) würden
demnach an der Westflanke dieses Tiefs, d.h. im Westen und Südwesten
Deutschlands, auftreten.
ICON deutet dieses Tief in Form einer flachen Tiefdruckrinne nur an, die vom
Nordosten Deutschlands bis in den Karpatenraum reicht. Demnach wären
warnrelevante Böen (z.T. bis Bft 8) auf die Ostseeküste beschränkt. Das Modell
des kanadischen Wetterdienstes verlagert dieses Tief über den Westen
Deutschlands hinweg nach Süden.
Probabilistische Verfahren stützen die oben beschriebene Entwicklung und zeigen
genauso nennenswerte Niederschläge in der festen Phase bis einschließlich
Ostermontag nur in den Kammlagen der Mittelgebirge und an den Alpen oberhalb von
etwa 1200 Metern.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann