DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-04-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 14.04.2017 um 10.30 UTC



Zunächst wechselhaft mit einzelnen Regenfällen, ab Dienstag deutlich kälter mit
Schneefällen im Bergland, generell Gefahr von Nachtfrösten.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 21.04.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Ostermontag zeigt die großräumige
Potentialverteilung in 500 hPa einen umfangreichen Langwellentrog über Nord-,
Ost- und Mitteleuropa, Deutschland verbleibt dabei insgesamt in einer
nordwestlichen Strömung. Dem steht ein Höhenkeil, der sich von der Iberischen
Halbinsel bis zur Irischen See erstreckt gegenüber. Durch einen allmählichen
Druckanstieg über den Britischen Inseln dreht die Strömung in der unteren
Troposphäre mehr auf nördliche Richtungen, so dass kältere Luft nach Deutschland
herangeführt wird. Dabei erreicht die -5 Grad Isotherme in 850 hPa zum Abend
allmählich den Mittelgebirgsrande. Der Wettercharakter ist wechselhaft mit
eingelagerten Schauern, vereinzelt kann bevorzugt im Norden auch mal ein
Gewitter auftreten. Im Südwesten treten eher skalige Niederschläge auf, sonst
überwiegt die Schauerform, wobei die Labilität infolge der bodennahen Abkühlung
abnimmt. In Staulagen, bzw. wo es längere Zeit regnet sind auch etwas größere
Niederschlagsmengen im zweistelligen Bereich in 12 Stunden möglich.
Dabei bewegt sich die Schneefallgrenze von rund 900m im Süden und 500m im
Norden. In der Nacht auf Dienstag sind bei stärkeren Schauern Schneeflocken bis
in tiefe Lagen nicht ausgeschlossen.
Am Dienstag zeigt der umfangreiche Trog über Mittel- und Osteuropa
Abschnürungstendenzen. Dabei bestimmt er weiterhin mit höhenkalter Luft
(deutschlandweit um -35 Grad in 500 hPa) unser Wetter. Eine Hochdruckzone
erstreckt sich von den Britischen Inseln bis nach Skandinavien. Sie hat aber
zunächst noch kaum Einfluss auf Wettergeschehen aus. Vielmehr entwickeln sich
verbreitet Schauer und vereinzelt Gewitter, die mit Graupel verbunden sein
können. Die Schneefallgrenze liegt bei etwa 500m. Lediglich im Norddeutschen
Tiefland ist die Schaueraktivität gedämpft, Dort mach sich langsam der
zunehmende Hochdruckeinfluss bemerkbar. Im Nordstau des Berglandes sind häufiger
Niederschläge zu erwarten, mit entsprechend größeren Niederschlagsmengen, bzw.
im Bergland möglicherweise Neuschneemengen. Nachts ist verbreitet Frost zu
erwarten.
Am Mittwoch macht sich im Nordwesten zunehmend Hochdruckeinfluss bemerkbar. Dort
bleibt es bei wechselnder Bewölkung meist trocken, während in der Südosthälfte
weitere Schauer angesagt sind, die teils bis ins Flachland als Schnee
niedergehen werden. Die 850 hPa Temperaturen liegen bei rund -7 Grad.
Am Donnerstag und Freitag wird der Trog nach Osten abgedrängt und die
Hochdruckzone schiebt sich von Nordwesten nach Deutschland herein. Damit erfolgt
in der mittleren Troposphäre eine Erwärmung, die Kaltluft bodennah bleibt aber
noch erhalten. Die Niederschlagsprozesse kommen dann auch in der Südosthälfte
langsam zum Erliegen und in den Nächten sind am Erdboden mäßige bis strenge
Fröste nicht ausgeschlossen.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Während bis zum Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden
Montag das ECMWF Modell noch eine sehr hohe Konsistenz vorweist, indem
großräumig gesehen auch nach der Großwetterklassifikation von Paul James
generell die Wetterlage Nordwest zyklonal simuliert wird, so laufen die
Prognosen des ECMWF ab dem kommenden Dienstag im Detail etwas auseinander. Nach
den neuesten Läufen soll sich aber eine kräftige Antizyklone über dem Nordmeer
und Skandinavien bilden, die dann bis zum kommenden Freitag allmählich nach
Süden wandern soll, also Richtung Mitteleuropa, wohingegen das Wetter in
Deutschland von kommenden Dienstag bis Donnerstag zunächst von einem
Langwellentrog über Osteuropa maßgeblich beeinflusst werden soll. Dadurch fließt
zur Mitte der nächsten Woche von Nordosten sehr kalte Festlandsluft mit Werten
zwischen -5 und -10 Grad in 850 hPa nach Deutschland.
Dieses sehr kalte Szenario haben die Modelle seit gestern auf dem Schirm,
während die Läufe von Vorgestern am kommenden Mittwoch noch eine recht milde
Variante mit 850-Temperaturen von 0 bis plus 5 Grad simulierten. Letztlich
scheint sich aber das kalte Szenario durchzusetzen. Insgesamt hat sich gegenüber
gestern die Konsistenz aber gebessert, da die letzten Läufe, wenn man von
Detailbetrachtungen absieht, sich alle auf eine kalte Variante umgestellt haben.


__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle sind aktuell auf ein kaltes bis sehr kaltes
Szenario umgeschwenkt. Die gängigen Modelle wie GFS, ICON,GEM, UKMO zeigen in
ähnlicher Weise den Abtropfvorgang des osteuropäischen Langwellentroges und die
gleichzeitige Verlagerung des Hochs über dem Nordmeer und Skandinavien nach
Südosten.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen im Großen und Ganzen die Aussagen des Hauptlaufs und die
des Kontrolllaufs.
Die Clusterung bietet im Zeitraum bis +168h 3 Cluster an mit dem Hauptlauf in
Cluster 2, 17 Member, wohingegen der Kontrolllauf in Cluster 1 mit 23 Membern zu
finde ist. Beide Cluster sind sich in der Konfiguration über Mitteleuropa jedoch
ähnlich. Lediglich der nachfolgende antizyklonale Einfluss ab kommenden
Donnerstag wird in Cluster 1 noch schneller vollzogen. Cluster 3 besetzt mit 11
Member bleibt noch stärker zyklonal geprägt. Von daher ist die Variante des
Hauptlaufes zur Verwendung als Prognose durchaus sinnvoll.
In der Offenbacher Rauchfahne folgen gerade in der Temperaturkurve 850 hPa die
meisten Ensembleläufe der Kurve des Hauptlaufs. Es gibt aber etliche Läufe, die
den kontinuierlichen Temperaturrückgang bis zur Mitte der nächsten Woche nicht
mitmachen, allerdings existiert auch eine deutliche Häufung um den Hauptlauf
herum. Beginnend mit dem kommenden Donnerstag wächst der Spread auf 14 K
(zwischen -8 und +6 Grad in 850 hPa) an, während der Spread anfangs allenfalls
10 K. beträgt. Diese generelle Unsicherheit ist auch in den Kurven für das
Geopotential in der 500 hPa Fläche zu finden.

_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am kommenden Osterwochenende spielt aus warntechnischer Sicht der Wind eine
größere Rolle. In der Nordosthälfte sind Windböen und stürmische Böen zu
erwarten, an den Küsten und im Bergland auch Sturmböen, wobei der Höhepunkt der
Windentwicklung am Samstag erwartet wird. Auch am Sonntag treten wahrscheinlich
noch verbreitet Windböen, vereinzelt stürmische Böen auf, wobei Cosmo LEPS die
Aussagen des ECM Hauptlaufs stützt.
Danach zeigt sich die von Nordosten eindringende Kaltluft mit negativen
Temperaturabweichungen im EFI. Frost wird dann ebenso wahrscheinlich wie
Schneefälle im Bergland. Am Montag gibt EFI noch zusätzlich einige Hinweise auf
eine erhöhte Niederschlagsaktivität im Norden des Landes.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, ECMWF, ECMWF-EPS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer