DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-04-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 13.04.2017 um 10.30 UTC



Am Osterwochenende teils stürmisch, danach deutlich kälter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 20.04.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Ostersonntag liegen wir in einer
hochreichenden nordwestlichen Strömung mit der recht kühle subpolare Meeresluft
nach Deutschland gelangt. Dabei ist die Schichtung über der Nordosthälfte
instabil und es treten Schauer oder schauerartige Regenfälle auf, durch
eingelagerte kurzwellige Tröge wird nochmals Hebung generiert, die auch einzelne
Gewitter möglich macht. Ausgehend von einer Rinne nördlich Irlands erstreckt
sich ein Feuchtefeld bis in den Südwesten Deutschlands und bringt dort eher
skalige Regenfälle. Mit Ausnahme des Südwestens und der Ostseeküste frischt der
West- bis Nordwestwind tagsüber auf und erreicht in Böen Stärke 7, im Bergland
sind stürmische Böen zu erwarten, exponiert auch Sturmböen.
Am Ostermontag verbleiben wir im Bereich des Langwellentroges über Nord-, Ost-
und Mitteleuropa in einer nordwestlichen Strömung. Durch den Druckanstieg über
den Britischen Inseln dreht die Strömung in der unteren Troposphäre mehr auf
nördliche Richtungen, so dass kältere Luft herangeführt wird. Dabei erreicht die
-5 Grad Isotherme in 850 hPa zum Abend die Mittelgebirge. Der Wettercharakter
ähnelt dem des Sonntags. Im Südwesten treten eher skalige Niederschläge auf,
sonst überwiegt die Schauerform, wobei die Labilität infolge der bodennahen
Abkühlung abnimmt. In Staulagen, bzw. wo es längere Zeit regnet sind auch etwas
größere Niederschlagsmengen im zweistelligen Bereich in 12 Stunden möglich.
Dabei sinkt die Schneefallgrenze von rund 1000m am Sonntag auf ca. 500m am
Montag und in der Nacht auf Dienstag sind bei stärkeren Schauern Schneeflocken
bis in tiefe Lagen nicht ausgeschlossen.
Am Dienstag zeigt der umfangreiche Trog über Mittel- und Osteuropa
Abschnürungstendenzen, bestimmt derweil weiter mit höhenkalter Luft
(deutschlandweit unter -35 Grad in 500 hPa) unser Wetter. Die Hochdruckzone über
Nordeuropa bleibt erhalten, wirkt sich aber weniger auf unser Wettergeschehen
aus. Vielmehr entwickeln sich verbreitet Schauer und vereinzelt Gewitter, die
mit Graupel verbunden sein können. Die Schneefallgrenze liegt bei etwa 400m. In
Nordstaulagen sind längere Zeit Niederschläge zu erwarten, mit entsprechend
größeren Niederschlagsmengen, bzw. im Bergland möglicherweise Neuschneemengen.
Nachts ist verbreitet Frost zu erwarten.
Am Mittwoch und Donnerstag wird der Trog nach Osten abgedrängt und die
Hochdruckzone schiebt sich von Nordwesten nach Deutschland herein. Damit erfolgt
in der mittleren Troposphäre eine Erwärmung, die Kaltluft bodennah bleibt aber
erhalten. Die Niederschlagsprozesse kommen langsam zum Erliegen und in den
Nächten sind am Erdboden strenge Fröste nicht ausgeschlossen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des operationellen Laufs des ECM ist aktuell nicht berauschend,
oder deutlicher gesagt: schlecht. Schon eingangs der Mittelfrist sind
Unterschiede zu den Vorläufen zu erkennen, die in der Folge deutlich größer
werden. So wurde in den gestrigen Läufen für den Ostermontag mit einem über die
Ostsee ziehenden Tief eine kräftige Windzunahme simuliert, im aktuellen Lauf ist
davon nichts mehr zu sehen. In der Folge werden die Unterschiede noch
gravierender. So soll zur Mitte der nächsten Woche von Nordosten her ein Vorstoß
kontinentaler Kaltluft nach Mitteleuropa erfolgen, während der 00 UTC Lauf von
Gestern in diesem Zeitraum noch die Advektion milder Luftmasse von Süden her
vorsah. Entsprechend sind auch die Prognosen mit Vorsicht zu genießen und
größere Unsicherheiten verbleiben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorigen Abschnitt beschriebenen Unsicherheiten treten auch beim
Modellvergleich zu Tage. Schon am Sonntag zeigt ECM einen deutlich größeren
Gradienten als GFS und erst recht als ICON, die die nordwestliche Strömung
relativ flau simulieren. Am Montag soll sowohl im ICON als auch im GFS ein
kleines Tief über Deutschland nach Südosten ziehen, auf freilich
unterschiedlicher Zugbahn. Die Europäer haben dies nur ansatzweise, in Form
eines Bodentroges, im Programm, bei deutlich höherem Bodendruck, da dort die
Höhenströmung recht glatt verläuft mit einem flachen Trog, der in den anderen
Modellen deutlich ausgeprägter berechnet wird. Die hat natürlich auch
Auswirkungen auf die Niederschlagsverteilung und die Windentwicklung, die in der
Peripherie des möglichen Bodentiefs auftreten könnte. Im Verlauf der nächsten
Wochen ähneln sich die Modellaussagen vorübergehend wieder mehr. Die dann
anstehende antizyklonale Phase geht aber im GFS und ICON wieder rasch zu ende,
während sie sich bei den Europäern zäher hält.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen im Großen und Ganzen die Aussagen des Hauptlaufs und die
des Kontrolllaufs. In der Offenbacher Rauchfahne folgen gerade in der
Temperaturkurve 850 hPa die meisten Ensembleläufe der Kurve des Hauptlaufs. Es
gibt aber etliche Läufe, die den kontinuierlichen Temperaturrückgang bis zur
Mitte der nächsten Woche nicht mitmachen, allerdings existiert auch eine
deutliche Häufung um den Hauptlauf herum. Beginnend mit dem Ostermontag wächst
der Spread auf 20 K (zwischen -10 und +10 Grad in 850 hPa) an. Diese
Unsicherheit ist auch in den Kurven für das Geopotential 500 hPa zu finden, wo
am Ostersonntag eine Bifurkation einsetzt und sich zumindest für 2 bis 3 Tage
zwei deutlich voneinander getrennte Äste des Verlaufs zu finden sind. Je mehr
man dabei nach Südwesten geht, je mehr spiegelt sich die Lage im Randbereich des
Troges wider.
Die Clusterung bietet im Zeitraum bis +168h 2 Cluster an mit dem Hauptlauf in
Cluster 1, 32 Member. Cluster 2, 19 Member ähnelt ist gewisser Weise der ICON
Lösung. Es fehlt vor allem der Potentialanstieg über Skandinavien und damit auch
das Drehen der Strömung auf Nordost. Im Gegensatz dazu etabliert sich rasch
wieder ein Trog über den Britischen Inseln und vorderseitig gelangt wieder
mildere Luft nach Mitteleuropa. In der erweiterten Mittelfrist werden 5 Cluster
angeboten, die zwar alle ins Muster "atlantischer Rücken" fallen, dennoch aber
für Mitteleuropa deutlich voneinander abweichenden Lösungen parat halten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am kommenden Osterwochenende spielt aus warntechnischer Sicht der Wind eine
größere Rolle. In der Nordosthälfte sind Windböen und stürmische Böen zu
erwarten, an den Küsten und im Bergland auch Sturmböen, wobei der Höhepunkt der
Windentwicklung am Samstag erwartet wird. Auch am Sonntag treten wahrscheinlich
noch verbreitet Windböen, vereinzelt stürmische Böen auf, wobei Cosmo LEPS die
Aussagen des ECM Hauptlaufs stützt. Ob zum Montag mit einem kleinen Tief wieder
eine "Windlage" auftritt, ist noch unsicher.
Danach zeigt sich die von Nordosten eindringende Kaltluft mit negativen
Temperaturabweichungen im EFI. Frost wird dann ebenso wahrscheinlich wie
Schneefälle im Bergland.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECM, MosMix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner