DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-04-2017 21:00
SXEU31 DWAV 121800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.04.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
An der Küste und auf Berggipfeln zeitweise Sturmböen.
Am Samstag auch im Binnenland stürmische Böen wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... Eine Kaltfront hat den Nordwesten von Deutschland erreicht und
überquert bis morgen früh zusammen mit dem nachfolgenden Höhentrog Deutschland
ost- bzw. südostwärts. Die dabei ausgelösten Regenfälle erreichen 12stg. Mengen
meist zwischen 1 und 5 mm, in Staulagen (vor allem Erzgebirge) auch 6 bis 10
mm. Der Wind schwächt sich dank der fortgeschrittenen Tageszeit ab und erreicht
im Binnenland meist nur noch 5er und 6er Böen. Im Küstenbereich werden weiterhin
steife Böen und einzelne stürmische Böen simuliert (Maximum CosmoDE). Auf
exponierten Bergen sind Sturmböen, vereinzelt auch schwere Sturmböen zu
erwarten.

Donnerstag ... liegt Deutschland in einer recht glatten nordwestlichen, später
westnordwestlichen Höhenströmung. Auch im Bodendruckfeld dominiert weiter hoher
Luftdruck über Westeuropa und tiefer Luftdruck im Norden und Nordosten Europas.
Der Gradient fächert bei von Westen her steigendem Druck im Südwesten etwas auf.
Im Norden bleibt er aber erhalten und mit der Tageslabilisierung nimmt der Wind
vorübergehend wieder zu. So muss in der gesamten Nordosthälfte wieder mit Böen
der Stärke 7 aus West bis Nordwest gerechnet werden. In freien Lagen ist sogar
eine stürmische Bö in Schauernähe möglich (s. u.) Auf höheren Bergen sind wieder
Sturmböen zu erwarten.
Im Norden und Nordosten sorgen labile Verhältnisse unterhalb einer
Absinkinversion in 650 hPa für lokale Schauer. Gewitter sind gering
wahrscheinlich (Mosmix: gut 10 Prozent in Vorpommern). Ansonsten bleibt es oft
trocken. Allerdings ist die von Westen einfließende Luft so feucht, dass sich
unter einer Absinkinversion im Westen (in 750 bis 800 hPa) Quellwolken bilden,
so dass es oft wolkig ist. Erst gegen Abend dürfte die Troposphäre ausreichend
abtrocknen, so dass dann im Westen und Südwesten längere Zeit die Sonne scheint.
Das Temperaturniveau gleicht sich zwischen Nord und Süd etwas an. In Flensburg
werden 11 Grad erwartet, in Freiburg 17.
In der Nacht zum Freitag zieht ein flacher Höhentrog über den Nordosten
Deutschlands hinweg. Gleichzeitig weitet sich von Südwesten her ein Hochkeil
noch etwas nach Deutschland aus, so dass sich von Südwesten her der Gradient
abschwächt. Im Südwesten schläft der Wind fast ein, im übrigen Land nimmt er
tagesgangbedingt ab. Böen der Stärke 7 bis 8 werden vor allem noch an der Ostsee
erwartet, sowie auf höheren Bergen der Nordosthälfte Deutschlands. Der Trog
sorgt nicht für viel Wetteraktivität in Deutschland. Über der Nordhälfte werden
geringfügige Niederschläge simuliert, die bei auf -4 Grad in 850 hPa zurück
gehenden Temperaturen in Hochlagen als Schnee fallen (Erzgebirge, Oberharz).
Generell sind in Hochlagen Temperaturen um 0 Grad zu erwarten. In tiefen Lagen
bleibt es frostfrei, in Bodennähe ist aber bei längeren Wolkenauflockerungen
stellenweise geringer Bodenfrost möglich.

Freitag ... schiebt sich mit der weiterhin westnordwestlichen Höhenströmung
wieder ein flacher Rücken Richtung Deutschland. Bodennah weitet sich der
Hochkeil über Süddeutschland noch etwas nach Osten aus, gleichzeitig steigt der
Druck im Nordosten an, so dass im Tagesverlauf die geostrophische Westströmung
etwas schwächer wird. Mit der Tageslabilisierung gibt es aber im Nordosten bis
zum frühen Nachmittag noch Böen der Stärke 7, die an der Ostsee auch mal bis 60
km/h stark sein können. Im Oberharz und im Erzgebirge ist der Wind
wahrscheinlich auch nicht stärker.

Leichte WLA im Bereich einer Warmfront greift auf den Norden des Landes über und
bringt mehrschichtige Bewölkung, aus der zunächst im Nordwesten und später auch
im übrigen Norden etwas Regen fällt.
Im Süden ist die Bewölkung im Bereich des Keils des Hochs über der Biskaya
aufgelockert, so dass häufiger die Sonne zum Vorschein kommt. Dort bleibt es
trocken. Weiterhin ist im Süden eine etwas mildere Luftmasse wetterbestimmend,
so dass es im Südwesten wieder bis zu 18 Grad warm werden kann, wohingegen im
Norden nur 12 Grad zu erwarten sind.

Samstag ... Entgegen dem ICON-Lauf von heute 00 UTC soll die nachfolgende
Kaltfront des über Polen ostwärts ziehenden Tiefs Deutschland von Nordwest nach
Südost überqueren. Im alten Modelllauf sollte noch eine Welle über der Mitte die
Südostverlagerung verhindern. Im Zusammenhang mit der Verlagerung über
Deutschland hinweg wird vorübergehend mal Regen fallen, der meist Mengen von 1
bis 5 mm bringt.
Der Kaltfront folgt ein Höhentrog, der vor allem den Norden und Osten
Deutschlands beeinflusst. So fallen postfrontal vor allem im Osten und Nordosten
sowie im Küstenbereich noch einzelne Schauer.
Mit der Kaltfront dringt erneut ein Schwall subpolarer Meeresluft nach
Deutschland, wobei die 0-Grad-Isotherme bis Tagesende fast die Alpen erreicht
und im Norden und Nordosten gibt es -5 bis -7 Grad kalte Luft, so dass abends
und nachts dort ein Graupelschauer oder Schneeregenschauer möglich ist. Im
Erzgebirge und im Harz ist in der Nacht zum Sonntag die Bildung einer dünnen
Schneedecke möglich.
Im Bereich der Front und dahinter verschärft sich der Gradient, so dass nach
ICON-Nest im Norden und Osten verbreitet Böen Bft 8 simuliert werden. Im
Südwesten ist dies lediglich auf den Bergen möglich. CosmoLEPS berechnet die
Sturmwahrscheinlichkeit im Norden und Osten mit 20 bis 40 Prozent.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Wahrscheinlichkeit von steifen Windböen ist morgen nach CosmoDE-EPS
im Norden und Osten deutlich erhöht (20 bis 70 Prozent). Selbst einzelne Böen
Bft 8 sind in Schauernähe nicht ganz auszuschließen (Wahrscheinlichkeit örtlich
10 Prozent nach CosmoDE-EPS).


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden