DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-04-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 10.04.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft, an der Küste und im Bergland windig mit Sturmböen. Zeitweilige
Niederschläge, im höheren Bergland als Schnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 17.04.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Donnerstag zeigt
die großräumige Potentialverteilung im 500 hPa-Niveau eine zyklonal geprägte
Nordwestlage, wobei die Frontalzone ausgehend vom Süden Grönlands über die
Britischen Inseln bis nach Deutschland und Polen verläuft. Ein Höhenrücken
erstreckt sich von Marokko ausgehend über die Iberische Halbinsel bis in den
Süden Frankreichs und das westliche Mittelmeer. Dieser wird im Westen von einem
abgeschlossenen Höhentief über dem nahen Nordatlantik sowie einem markanten
Höhentrog über dem östlichen Mittelmeer und der Türkei flanktiert. Deutschland
wird von recht kühler Meeresluft aus dem Nordwesten geflutet. In ihr kommt es
bei wechselnder bis starker Bewölkung bevorzugt im Nordosten und im Stau der
Alpen zu zeitweiligen Regenfällen, die im Norden oberhalb von 900m, im Süden
oberhalb von 1300m durchweg als Schnee niedergehen.

Zum Freitag sorgt schwacher Zwischenhocheinfluss für eine allgemeine
Wetterberuhigung. Allerdings ziehen über den äußersten Nordosten noch einzelne
Regenschauer hinweg. Diese können am frühen Vormittag bis in tiefe Lagen noch
mit Schnee vermischt sein. Sonst sorgt vorübergehendes Absinken für trockenes
Wetter, wobei die dichte Wolkendecke zeitweise auflockert. Der Wind weht
besonders in Schauernähe über dem Nordosten zeitweise böig aus West, sonst
allgemein mäßig, im Bergland und entlang der Küsten zeitweise auch stark bis
stürmisch. Die Höchstwerte liegen unverändert bei 8 bis 17 Grad, wobei die
höchsten Werte entlang des Oberrheins erwartet werden.
Der Zwischenhocheinfluss hält auch die Nacht zum Samstag/Sonnabend zunächst noch
an, bevor sich im weiteren Verlauf der Nacht von den Britischen Inseln kommend
ein neuer Trog mit Bewölkungsverdichtung über dem Nordwesten Deutschlands
bemerkbar macht. Die ersten Niederschläge in Form skaligen Regens werden
voraussichtlich bereits ausgangs der Nacht auf den Nordwesten übergreifen. Im
Süden lockert die Bewölkung zeitweise auf und es bleibt trocken. Die Tiefstwerte
liegen bei 4 bis 0 Grad, im Bergland um -1 Grad. Leichter Frost in Bodennähe
dürfte abgesehen von den Küsten und dem Nordwesten recht verbreitet auftreten.
Am Samstag erfasst der bereits erwähnte Trog die Mitte und den Norden
Deutschlands mit skaligen Niederschlägen, die bei einer vorübergehend auf über
1000 m ansteigenden Schneefallgrenze meist als Regen fallen. Über dem Süden
bleibt es wechselnd bewölkt und es kommt vor allem in der zweiten Tageshälfte zu
einzelnen Schauern.
Am Sonntag kommt Deutschland auf die Rückseite einer Kaltfront die an ein Tief
über der mittleren Ostsee angegliedert ist. Dabei strömt erneut ein Schwall
kühler Meeresluft ein. Dabei kommt es bei wechselnder, teils auch starker
Bewölkung des Öfteren zu Schauern, nachmittags und abends können auch lokale
Gewitter auftreten. Die Schneefallgrenze kommt über dem Norden wieder bei rund
500 m zu liegen, während sie im Süden bei rund 1000 m verbleibt. Besonders im
Stau der Mittelgebirge und der Alpen kann es teils länger anhaltende
Niederschläge geben und es muss im höheren Bergland mit einigen Zentimetern
Neuschnee gerechnet werden.
Auch am Ostermontag bleibt Deutschland im Einflussbereich eines markanten
Langwellentroges über dem östlichen Mitteleuropa. In der eingeflossenen kühlen
Meeresluft sind weitere Schauer oder auch kurze Gewitter angesagt. Die
Tageshöchsttemperaturen liegen nur noch bei kühlen 7 bis 14 Grad.
Der West- bis Nordwestwind weht weiterhin im Norden mäßig bis frisch. Mit
starken bis stürmischen Böen an der Küste und im höheren Bergland.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Auch der neueste Lauf des ECMWF fügt sich nahtlos in die Schiene seiner
Vorgänger ein. Diese haben im mittelfristigen Vorhersagbereich weiterhin eine
eher zyklonal geprägte West- bis Nordwestlage auf dem Schirm. Dies scheint auch
nach der Großwetterklassifikation nach Paul James als die wahrscheinlichste
Variante. Dabei gehen durch das zeitweilige Einfließen kühler Meeresluft die
Temperaturen im 850 hPa Niveau von heute um +7 auf Werte um 0 Grad zurück. Dabei
kommt es vor allem in der Nord- und Nordosthälfte zu zeitweiligen
Niederschlägen, die je nachdem wann Frontenzüge Deutschland passieren werden,
auch konvektiv geprägt sein können, sprich auch mal gewittrig sein können. Da
auch der Gradient zeitweilig etwas kräftiger ausgeprägt ist, treten bevorzugt an
der Küste und im höheren Bergland immer mal wieder stürmische bzw. Sturmböen
auf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle zeigen eine ähnliche Entwicklung auf. Einzig
im Bereich einzelner durchschwenkender kurzwelliger Anteile bzgl. Phase und
Amplituden gibt es geringe Unterschiede. Aber der generelle Trend einer
deutlichen Abkühlung und das Umschwenken auf wechselhaftes Wetter mit
gelegentlichen Niederschlägen ist allen gemeinsam.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Beim Blick auf die Cluster erkennt man die Mittelfrist meist nur über nur 1
Cluster, wobei das klimatologische Regime von "Atlantikhochdruckrücken" zu
"positive NAO" wechselt. Von daher wird die det. Modellaussage durch alle Member
gestützt. Im Zeitraum t+120h-168h treten zwei Cluster auf, die sich über
Mitteleuropa aber kaum unterscheiden und bei uns weiterhin von einer zyklonalen
Entwicklung ausgehen.

Die Meteogramme von Hamburg, Leipzig, Frankfurt am Main und München zeigen alle
die wechselhafte Wetterlage, wobei die Niederschlagssignale im Süden am
schwächsten ausfallen und erst zum Sonntag deutlich zunehmen. Bis dahin sind
besonders der Norden und Osten von den häufigsten und kräftigsten Niederschlägen
betroffen. Beim Wind bleiben die Berglagen und die Küste weiterhin im Fokus des
Geschehens. Die Streuung ist im Allgemeinen sehr gering (auch bei den
Rauchfahnen) und nimmt erst zum Montag etwas zu (z.B. 850 hPa Temperatur).

Ein ähnliches Szenario lässt sich auch bei den GFS-ENS feststellen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt besonders mit Blick auf den Wind wiederholt erhöhte und somit vom
Modellklima abweichende Vorhersagen. Dabei sind unisono der Norden und Nordosten
davon betroffen. Auch beim Niederschlag schlägt der EFI im Nordosten an. Während
im Südwesten zunächst keine Signale zu erkennen sind.
Erst zum kommenden Wochenende sind stärkere Niederschlagssignale auch im Süden
und Südwesten gegeben.

Dies wird auch von EZMW-EPS gestützt, das Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 8
über dem Nordosten bei mehr als 70% und selbst im Binnenland sind 20%
Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen Bft 9 gegeben. Bis Samstag flaut der Wind
allgemein wieder ab, wobei jedoch im Küstenumfeld und auf den Kammlagen bis
Samstag weiterhin noch Böen Bft 8 auftreten können.
COSMO-LEPS zeigt zwar den Höhepunkt ebenfalls am Donnerstag, allerdings
besonders im Binnenland Nordostdeutschlands in abgeschwächter Form (Böen Bft 8
mit rund 40% und Böen Bft 9 strichweise mit 10-15%).

Bezüglich möglicher Dauerniederschläge geben die Ensemble vorerst keine
Anzeichen. Erst zum Sonntag deutet EZMW-EPS im 12-std. bzw. 24-std.
Aufsummierungszeitraum geringfügige Signale (unter 10%) für ergiebige
Stauniederschläge entlang der Alpen an (z.B. mehr als 25 l/qm/12h). Dies ist
jedoch mit Blick auf die rasch zunehmende Unsicherheit der Mittelfrist zwar
möglich, aber nicht unbedingt wahrscheinlich.

Auch muss man die Möglichkeit von kurzen Gewittern mit den gängigen
Begleiterscheinungen vor allem am kommenden Osterwochenende ins Auge fassen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, ECMWF, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer