DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-04-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 09.04.2017 um 10.30 UTC



Bergland etwas Neuschnee. Norden windig, Donnerstag im Nordosten stürmisch.
Nachts vielerorts Frost in Bodennähe und besonders ab mittleren Berglagen teils
auch Luftfrostgefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 16.04.2017


Den Beginn der Mittelfrist prägen eine positive AO und auch NAO, was sich
zunächst durch eine progressive Strömung mit kurzwelligen Trögen äußert, bevor
zum Ende der Mittelfrist zunehmend ein Langwellentrog über Europa etabliert wird
und sich somit die Amplituden deutlich vergrößern. Diese Entwicklung wird auch
beim Blick auf die niederstratosphärische Geopotentialverteilung gestützt, die
eine deutliche Austrogung über Skandinavien anzeigt. All dies spricht die
Mittelfrist über eher für eine wechselhafte Witterung mit zeitweise etwas zu
kühlen Temperaturwerten.

Am Mittwoch, dem Beginn der Mittelfrist, liegt Deutschland am Südrand eines
großräumigen Tiefdruckkomplexes über Skandinavien, um das wiederholt Störungen
mit variabler Intensität herumgeführt werden. Nachdem eine Warmfront Deutschland
zum Vormittag zügig ostwärts verlassen hat, etabliert sich über dem Norden
Deutschlands eine schleifende Frontenlage, die zum Abend durch die Annäherung
eines weiteren Troges von Nordwesten in eine als Kaltfront zügig nach Südosten
ziehende Kaltfront umgewandelt wird.
Somit präsentiert sich der Norden den ganzen Tag über bedeckt und regnerisch.
Regenpausen gibt es nur wenige, allerdings fallen die Niederschläge auch meist
nur mit leichter Intensität. Über der Mitte lässt die
Niederschlagswahrscheinlichkeit allmählich von Nord nach Süd nach und im Süden
bleibt es abgesehen von einzelnen Schauern trocken. Doch auch im Süden zeigt
sich die Sonne nur gelegentlich. Mit 9 bis 13 Grad im Norden und der Mitte wird
es etwas kühler verglichen mit den 14 bis 18 Grad im Süden. Dank der Nähe zur
Frontalzone wird ein frischer bis stark böiger Westwind mit Sturmböen auf den
Hochlagen der Mittelgebirge und im Umfeld der Küsten erwartet. Im Süden weht der
Wind ein bisschen schwächer aus Südwest bis West. Die Schneefallgrenze liegt im
Norden bei rund 800 m, in der Mitte und im Süden bei 1200 bis 1800 m.
In der Nacht zum Donnerstag schwenkt die Kaltfront rasch südostwärts über
Deutschland hinweg, sodass die Schneefallgrenze im Norden und der Mitte rasch
auf 600 bis 500 m sinkt und nur im Süden noch über 1000 m verbleibt.
Postfrontale Schauer besonders im Luv der Mittelgebirge und allgemein über dem
Norden und Osten können somit teils bis in mittlere Berglagen als Schnee fallen,
wobei allerdings nur in den höheren Lagen mit etwas Neuschnee gerechnet werden
muss. Im Südwesten bleibt es abgesehen von einzelnen Schauern trocken. Der Wind
weht im Norden böig aus West, später aus Nordwest mit stürmischen Böen im
Küstenumfeld und im Bergland. Mit 6 bis 1 Grad bleibt es meist frostfrei, nur im
Bergland muss mit leichtem Frost um -1 Grad gerechnet werden.

Am Donnerstag verschiebt sich das Skandinavientief etwas nach Südosten, sodass
Deutschland in einer wechselhaften, kühlen und über dem Norden auch teils sehr
windigen Nordwestwetterlage verbleibt. Wiederholt ziehen Schauer übers Land, die
je nach Intensität in tiefen Lagen als Regen- oder Graupelschauer, in Lagen
oberhalb von 400 m im Norden, 600 m in der Mitte und 1000 m im Süden auch als
Schnee fallen. Im Bergland oberhalb von rund 800 m können wenige Zentimeter
Neuschnee auftreten. Besonders von der Eifel über den Oberrhein bis ins Allgäu
bleibt es abgesehen von einzelnen Schauern meist trocken. Der West- bis
Nordwestwind weht über dem Norden und Nordosten stark böig, teils auch stürmisch
mit Sturmböen im Bergland der östlichen Mittelgebirge und entlang der Küsten.
Schwere Sturmböen sind auf dem Brocken und Fichtelberg zu erwarten, während der
Wind nach Westen und Südwesten dank deutlicher Gradientauffächerung schwächer
ausfallen wird (abgesehen von den Alpengipfeln, wo ebenfalls Sturmböen zu
erwarten sind). Die Höchstwerte liegen deutschlandweit zwischen 8 und 16 Grad
mit den höchsten Werten entlang des Oberrheins.
In der Nacht zum Freitag geht die Temperatur auf 4 bis 1 Grad, im Bergland auf
-1 Grad zurück und je nach Bewölkungsverteilung muss besonders in der Mitte
recht verbreitet mit leichtem Frost in Bodennähe gerechnet werden. Meist
schwächen sich die Schauer zügig ab, können dann jedoch bis in tiefe Lagen mit
Schnee vermischt sein (dies betrifft den Norden und Nordosten). Derweilen fällt
in Staulagen noch längere Zeit Niederschlag, im Erzgebirge oberhalb von 500 m,
entlang der Alpen oberhalb von 800 m als Schnee, wobei mit 1-5 cm Neuschnee
gerechnet werden muss. Der West- bis Nordwestwind schwächt sich deutlich ab und
weht nur noch im Umfeld der Küsten und im Bergland stark böig, zeitweise auch
stürmisch.

Zum Freitag sorgt schwacher Zwischenhocheinfluss für eine allgemeine
Wetterberuhigung. Besonders über den Nordosten ziehen noch einzelne
Regenschauer, die am frühen Vormittag bis in tiefe Lagen mit Schnee vermischt
sein können. Sonst sorgt vorübergehendes Absinken für trockenes Wetter, wobei
die dichte Wolkendecke zeitweise auflockert. Der Wind weht besonders in
Schauernähe über dem Nordosten zeitweise böig aus West, sonst allgemein mäßig,
im Bergland und entlang der Küsten zeitweise auch stürmisch. Die Höchstwerte
liegen unverändert bei 8 bis 16 Grad, wobei die höchsten Werte entlang des
Oberrheins erwartet werden.
Dieser Zwischenhocheinfluss hält auch die Nacht zum Samstag/Sonnabend zunächst
noch an, bevor sich im weiteren Verlauf der Nacht aus Nordwest ein neuer Trog
mit Bewölkungsverdichtung über dem Nordwesten bemerkbar macht. Ob die ersten
Niederschläge in Form skaligen Regens bereits ausgangs der Nacht auf den
Nordwesten übergreifen ist noch sehr unsicher. Im Süden lockert die Bewölkung
zeitweise auf und es bleibt trocken. Die Tiefstwerte liegen bei 4 bis 0 Grad, im
Bergland um -1 Grad. Leichter Frost in Bodennähe muss abgesehen von den Küsten
und dem Nordwesten recht verbreitet erwartet werden.

Am Samstag erfasst der bereits erwähnte Trog die Mitte und den Norden
Deutschlands mit skaligen Niederschlägen, die bei einer vorübergehend auf über
1000 m ansteigenden Schneefallgrenze meist als Regen fallen. Über dem Süden
bleibt es wechselnd bewölkt und abgesehen von einzelnen Schauern meist trocken.

Zum Sonntag weitet dieser markante Höhentrog mit Zentrum über der südlichen
Ostsee seinen Einfluss auf ganz Deutschland aus. Dies würde Deutschland auf die
nass-kalte und sehr wechselhafte Rückseite bringen, wobei die Schneefallgrenze
über dem Norden wieder auf rund 500 m sinkt, während sie im Süden bei rund 1000
m verbleibt. Besonders im Stau der Mittelgebirge und der Alpen kann es teils
länger anhaltende Niederschläge geben und es muss im Bergland mit einigen
Zentimetern Neuschnee gerechnet werden.
Der West- bis Nordwestwind weht an beiden Tagen im Norden frisch bis böig, im
Süden schwach und die Höchstwerte liegen zwischen 8 und 16 Grad (die höchsten
Werte sind erneut entlang des Oberrheins zu finden). In den Nächten gehen die
Tiefstwerte auf 4 bis 1 Grad, im Bergland auf -1 Grad zurück und die Gefahr von
leichtem Frost in Bodennähe bleibt vielerorts bestehen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


EZMW weist an den ersten beiden Tagen (Mittwoch/Donnerstag) eine gute
Übereinstimmung innerhalb der letzten Modellläufe auf. Die großskalige Lage von
Trögen und Keilen wird sehr gut erfasst.
Zum Freitag jedoch nehmen die kurzwelligen Anteile und somit die Unsicherheiten
allgemein zu. Z.B. ist zum Freitagabend eine grundlegende Phasenverschiebung im
500 hPa Geopotentialfeld zu erkennen, sodass der jüngste Lauf einen flachen Keil
anstatt eines schwachen Troges nach Deutschland bringen möchte. Diese
Differenzen bleiben das Wochenende über zwar bestehen, allerdings zeigen alle
Läufe eine wechselhafte und recht kühle West- bis Nordwestwetterlage an.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass das steuernde Zentraltief am Sonntag im
jüngsten Lauf rund 600 km westlicher zu finden ist als in den Vorläufen, was den
Sonntag deutlich wechselhafter gestaltet würde. Dieser Lauf ist aktuell jedoch
noch ein Ausreißer.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Tendenz zu einer wechselhaften und
kühlen Wetterlage durchweg gegeben ist, dass sich das exakte "timing" der Tröge,
Zwischenhochdruckgebiete und Fronten allerdings zum Ende der Mittelfrist höchst
variabel gestaltet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ein relativ ähnliches Bild ist bei den anderen globalen Modellen zu erkennen,
wobei gesagt werden muss, dass die großskalig synoptischen Strukturen durchweg
gut erfasst werden und somit der gesamte Wetterablauf der Mittelfrist
(wechselhaft und etwas zu kühl) als recht sicher angesehen werden kann.
Allerdings zeigen sich auch hier beim Blick auf das Detail gröbere Unterschiede
zwischen kurzwelligen Trögen und Keilen, was sich besonders auf das "timing" der
jeweiligen Niederschlagsereignisse auswirkt. Besonders beim Trogvorstoß am
Samstag ist EZMW deutlich aggressiver als ICON, allerdings mit einer ähnlichen
Lösung wie GFS. Zum Sonntag unterscheiden sich dann auch GFS und EZMW mit der
Lage des Zentraltiefs über der südlichen Ostsee bzw. Dänemark um rund 500-600
km. Grundsätzlich aber ist die Übereinstimmung für eine solch progressive
Wetterlage innerhalb der Modelle recht gut und sorgt für zunehmende
Vorhersagesicherheit bezüglich eines insgesamt eher frischen und wechselhaften
Osterfestes.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Beim Blick auf die Cluster erkennt man die Mittelfrist über nur 1 Cluster, wobei
das klimatologische Regime von "Atlantikhochdruckrücken" zu "positive NAO"
wechselt. Von daher wird die det. Modellaussage durch alle Member gestützt.

Die Meteogramme von Hamburg, Leipzig, Frankfurt am Main und München zeigen alle
die wechselhafte Wetterlage, wobei die Niederschlagssignale im Süden am
schwächsten ausfallen und erst zum Sonntag deutlich zunehmen. Bis dahin sind
besonders der Norden und Osten von den häufigsten und kräftigsten Niederschlägen
betroffen. Beim Wind ist das Maximum am Donnerstag über Nord-/Nordostdeutschland
zu finden, bevor sich der Wind in der Folge wieder abschwächt. Die Streuung ist
im Allgemeinen sehr gering (auch bei den plumes) und nimmt erst zum Sonntag
etwas zu (z.B. 850 hPa Temperatur).

Dasselbe ist auch bei den GFS-ENS zu sehen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt besonders mit Blick auf den Wind wiederholt erhöhte und somit vom
Modellklima abweichende Vorhersagen. Dabei sind meist der Norden und Nordosten
davon betroffen. Aus heutiger Sicht stellt der Donnerstag den Höhepunkt des
Windes dar, wo der EFI im Nordosten bei über 0.8 liegt und gar einen
geringfügigen Ausschlag beim SOT aufweist. Alles in allem deutet das auf die
Möglichkeit hin, dass auch im Tiefland der Wind stürmisch auffrischen kann und
in exponierten Lagen Sturmböen, teils auch schwere Sturmböen (z.B. Brocken) zu
erwarten sind.
Dies wird auch von EZMW-EPS gestützt, das am Mittwoch nur sporadisch schwache
Signale für Böen Bft 8 (Küstenumfeld und Kammlagen der Mittelgebirge) zeigt. Am
Donnerstag allerdings liegen die Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 8 über dem
Nordosten bei mehr als 70% und selbst im Binnenland sind 20%
Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen Bft 9 gegeben. In der Folge flaut der Wind
allgemein wieder ab, wobei jedoch im Küstenumfeld und auf den Kammlagen bis
Samstag weiterhin noch Böen Bft 8 auftreten können.
COSMO-LEPS zeigt zwar den Höhepunkt ebenfalls am Donnerstag, allerdings
besonders im Binnenland Nordostdeutschlands in abgeschwächter Form (Böen Bft 8
mit rund 40% und Böen Bft 9 strichweise mit 10-15%).

Vonseiten der Ensembles werden nur von einzelnen maximalen Memberwerten messbare
Neuschneemengen im Bergland angedeutet. Der Median zeigt meist nur Spuren für
die Kammlagen.

Bezüglich möglicher Dauerniederschläge geben die Ensembles vorerst keine
Anzeichen. Erst zum Sonntag deutet EZMW-EPS im 12-std. bzw. 24-std.
Aufsummierungszeitraum geringfügige Signale (unter 10%) für ergiebige
Stauniederschläge entlang der Alpen an (z.B. mehr als 25 l/qm/12h). Dies ist
jedoch mit Blick auf die rasch zunehmende Unsicherheit der Mittelfrist noch eher
fragwürdig.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW,EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy