DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-04-2017 09:00
SXEU31 DWAV 050800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.04.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Heute im Norden Windböen, an der See Sturmböen. Auch an den Folgetagen im Norden
und Osten Windböen. In den östlichen Landesteilen zeitweise wechselhaft sonst
hochdruckdominierte Großwetterlage.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... reicht eine Hochdruckbrücke ausgehend vom nahen Ostatlantik über
Mitteleuropa bis nach Westrussland. Diese Brücke weist über Zentraleuropa eine
Bruchstelle auf. Dort eingelagert ist eine Kaltfront, die zu einem Tief über dem
Nordkap gehört. Die Kaltfront hat bereits den Nordwesten überquert und verlagert
sich in weiterer Folge südwärts. Bis zum Abend erreicht sie die südliche Mitte.
Die Front zeichnet sich im Bodenfeld durch einen Windsprung von West auf
Nordwest aus.

In der Höhe lässt sich die Kaltfront vor allem mit Hilfe der 850 hPa Temperatur
verfolgen, die postfrontal auf Werte um -5 Grad zurückgeht. Im Feuchtefeld ist
sie hingegen weniger deutlich zu sehen. Die Hauptfeuchte konzentriert sich auf
die untere Troposphärenschichten bis 850 hPa. Entsprechend lässt sich im
Satellitenbild ein Band tiefer Bewölkung sehen. Auch in höheren Luftschichten
sind höhere Feuchtewerte zu finden, sodass die Kaltfront auch von höheren
Wolkenfeldern überlagert ist. Deren Verlauf spiegelt aber nicht die genaue Lage
der Front wieder.

Allgemein sind die Wettererscheinungen der Störungen eher marginal. Neben den
erwähnten dichteren Wolkenfeldern fallen hin und wieder ein paar Tropfen, teils
bleibt es komplett trocken. Einzig im Osten kann der Niederschlag auch mal zum
Anfeuchten der Straßen ausreichen. Rückseitig der Kaltfront verlagert sich die
Trogachse vom Nordwesten bis in den Osten des Landes. Diese sorgt für eine
gewisse Aktivierung über dem Osten und damit für ein erhöhtes Regenrisiko.

Warntechnisch relevant ist der Wind. Dieser frischt mit Frontenpassage spürbar
auf und dreht auf Nordwest. Über der Mitte sind damit am Nachmittag auch
einzelne Böen Bft 7 möglich. Dem Tagesgang folgend ist die Durchmischung zu
diesem Zeitpunkt am besten, sodass die Prognose durchaus realistisch erscheint.
Zu finden sind die Windböen vor allem bei der Deutschen Modellkette (ICON und
COSMO-DE EPS), wie auch bei COSMO-LEPS, während die restlichen Modelle und EPSse
dem nicht so klar folgen. Betroffen wäre demnach ein Streifen von
Rheinland-Pfalz und Hessen über Thüringen und dem Süden von Sachsen-Anhalt bis
nach Sachsen und Südbrandenburg.

Davon abgesehen nimmt der Luftdruckgradient postfrontal auch im Norden deutlich
zu. Demfolgend zeigt die Modellwelt einheitlich Bft 7 Böen im Norden und Bft 8
direkt an der See.

Am freundlichsten verläuft der Tag präfrontal im Süden des Landes mit häufigem
Sonnenschein und Höchstwerten zwischen 14 und 18 Grad. Einzig der Alpenrand
bleibt davon ausgenommen. Dort liegen noch die Feuchtereste des mittlerweile
über der Schweiz abgezogenen Kaltlufttropfens. Im Rest des Landes werden
Höchstwerte zwischen 10 und 15 Grad erwartet.

In der Nacht auf Donnerstag kommt die Kaltfront bis zum Alpenrand voran, wo sie
schließlich zum Liegen kommen und sich nachfolgend allmählich vor Ort auflösen
wird. Das Vorhersagegebiet gelangt zwischen dem kräftigen Rücken über Westeuropa
und dem nach Osteuropa abziehenden Trog in eine nördliche bis nordwestliche
Höhenströmung, wobei die 850 hPa Temperatur nur bei -5 Grad liegt - der
Tiefpunkt der Woche.

Die Anströmrichtung führt dazu, das einzelne Schauer vor allem im Nordstau der
Mittelgebirge zu erwarten sind Der meiste Niederschlag wird dabei in den
östlichen Mittelgebirgen prognostiziert. Aber auch dort liegen die Mengen bei
nur wenigen Litern. Länger anhaltend fällt der Niederschlag mit der Front am
Alpenrand aus. Dort sind auch bis zu 10 l/qm in 12 h möglich. Die
Schneefallgrenze wird in den nördlichen Mittelgebirgen um 500 m vorhergesagt, an
den Alpen sinkt sie bis zum Morgen auf etwa 1000 m.

Im großen Rest des Landes bleibt es trocken und die Wolkendecke lockert
vorübergehend stärker auf. Die Minima liegen meist oberhalb des Gefrierpunktes
zwischen 6 und 1 Grad. Einzig in den Hochlagen der Berge wird leichter Frost
erwartet.

Der Wind weht vor allem in der Nordosthälfte weiter lebhaft. Im Küstenumfeld ist
mit starken und auch einzelnen stürmischen Böen zu rechnen. In den Hochlagen von
Erzgebirge und Harz sind Sturmböen möglich. In der zweiten Nachthälfte lässt der
Wind allmählich nach.


Donnerstag... verbleibt Deutschland in der nördlichen Höhenströmung und damit im
Einflussbereich der Luftmassen polaren Ursprungs. Allerdings kräftigt sich der
Rücken und damit auch das Bodenhoch von Westen her. Es ist wechselnd bewölkt,
nach Nordosten auch länger freundlich.

Am schwersten tut sich die Sonne im Nordstau der Mittelgebirge. Infolge der
Anströmrichtung ist es dort häufig stark bewölkt oder bedeckt und auch ein
kurzer Schauer kann nicht ausgeschlossen werden. Wirklich nennenswert fallen die
Niederschlagsmengen nur am östlichen Alpenrand aus. Dort liegt die
Schneefallgrenze zwischen 800 und 1000 m.

Die Luftdruckgegensätze sind vor allem an der Nordostflanke des Bodenhochs noch
recht ordentlich, sodass im Norden und Osten von Deutschland im Tagesverlauf
einzelne Böen Bft 7 auftreten können. Stürmische Böen in exponierten
Küstenabschnitten sollten allerdings die Ausnahme bilden.

Die Höchstwerte liegen in der eingeflossenen Kaltluft nur zwischen 5 und 13
Grad.

In der Nacht auf Freitag zeigt das Bodenhoch mit Zentrum über den Britischen
Inseln eine deutliche Schwachstelle auf. Ein zum Haupttief über Nordskandinavien
gehöhrendes Randtief zieht mit seinem Frontensystem von Südschweden kommend
südostwärts. Kräftige positive Schichtdickenadvektion deutet auf mehrschichtige
Bewölkung hin, die am Abend den Norden erreicht und in der Nacht auch in den
Osten des Landes vorankommt. Mit den Aufgleitprozessen setzt zudem Regen ein,
der am kräftigsten an der Grenze zu Polen ausfallen kann. In der Lausitz sind 12
h Mengen möglich, die zwischen 5 und 10 l/qm liegen.

Weiter nach Westen und Süden wirkt hingegen das nahe Bodenhoch mit Absinken und
Wolkenauflockerungen. Zum Teil ist es auch sternenklar. Dort werden Werte
zwischen 4 und 0 Grad erwartet, in ungünstigen Lagen ist leichter Frost möglich.
Häufig gibt es Bodenfrost. Unter den dichten Wolken werden 8 bis 5 Grad
erwartet.

Zu erwähnen ist noch der Wind, der weht im Norden und Osten weiter lebhaft mit
einzelnen Windböen und kommt aus westlichen Richtungen. Auf den Bergen im Harz
und Erzgebirge treten Sturmböen auf.


Freitag... zieht das Randtief unter deutlicher Abschwächung von der polnischen
Ostsee weiter landeinwärts. Sein Frontensystem beeinflusst noch den Osten von
Deutschland. Vom Berchtesgadener Land bis nach Südbrandenburg fällt bei dichter
Bewölkung etwas Regen. Auch im Norden ist es abgesehen von den Küsten häufig
stärker bewölkt wobei es zumeist trocken bleibt.

Im Tagesverlauf kann sich das Bodenhoch von Westen wieder kräftigen.
Insbesondere im Südwesten des Landes ist mit der Nähe zum Hoch ein sehr sonniger
Tag zu erwarten. Dort steigen die Höchstwerte auch auf bis zu 17 Grad, während
im Rest des Landes das Temperaturniveau niedriger liegt (10 bis 15 Grad).

Beim Wind ändert sich nichts Wesentliches. Der Gradient bleibt an der
Nordostflanke des Hochs weiter recht kräftig sodass im Osten und Norden des
Landes mit einzelnen Windböen zu rechnen ist. In den Hochlagen von Harz und
Erzgebirge sind Sturmböen wahrscheinlich. Auch im Bayerischen Wald und am
östlichen Alpenrand sind Sturmböen möglich.
Darüber hinaus gestaltet sich der Tagesablauf ruhig und warnfrei.

In der Nacht auf Samstag setzt sich der Trend zu dem sich von Westen
kräftigenden Hochdruckgebiet fort. Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt
allmählich in Richtung Deutschland. Entsprechend halten auch nach Nordosten
zunehmend gradientschwache Verhältnisse Einzug. Als Folge lässt auch dort der
Wind deutlich nach.

Da in der Höhe weiterhin die nordwestliche Strömung dominiert, treten im Stau
von Erzgebirge und Ostalpen weiter Niederschläge auf, vor allem im
Berchtesgadener Land kann es auch noch längere Zeit regnen. Ausgangs der Nacht
lassen die Niederschläge nach.

Vornehmlich im Osten und Norden hält sich häufig eine hochnebelartige
Wolkendecke. In den Prognosesoundings ist die Wolkenobergrenze etwa bei 900 hPa
angesiedelt. Stärker auflockern kann die Bewölkung hingegen in Richtung
Südwesten. Dort liegen die Tiefstwerte auch bei 5 bis 1 Grad mit vereinzelt
leichtem Bodenfrost. Unter der dichten Bewölkung gehen die Werte nur auf 8 bis 5
Grad zurück.

Warntechnisch relevant ist allenfalls der Nebel, der sich in den klaren Gebieten
streckenweise bilden kann.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen im kurzfristigen Vorhersagezeitraum eine gute
Übereinstimmung, sodass die Entwicklung in diesem Zeitrahmen als recht sicher
einzustufen ist.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer