DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-04-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 03.04.2017 um 10.30 UTC



Zunächst vor allem nach Nordosten hin leicht wechselhaft, relativ kühl.
Dann von Südwesten her zunehmend freundlich und wieder wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 10.04.2017


Nacherfolgtem Kaltfrontdurchgang schwenkt zu Beginn(Donnerstag) ein Trog über
Nordostdeutschland und Polen südostwärts.
Zwischen dem sich dann über dem östlichen Mitteleuropa und Osteuropa
etablierenden Langwellentrog und einem über Westeuropa nachfolgenden Rücken
stellt sich zunächst eine relativ kühle nordwestliche Strömung ein, die erst
noch leicht zyklonal geprägt ist. Die erwarteten Niederschlagsmengen bleiben
aber meist gering und weisen nur im Nordoststau der östlichen Mittelgebirge und
der bayerischen Alpen nennenswerte Beträge auf.
Mit Aufbau einer von England nach Süddeutschland gerichteten Hoch-Brücke gelangt
Deutschland ab Freitag von Südwesten und Westen her zunehmend unter
antizyklonalen Einfluss, wobei der Nordosten noch im Randbereich der über
Jütland, Pommern und Westpolen verlaufenden Frontalzone verbleibt.

Am Wochenende dehnt sich der antizyklonale Einfluss (mit Ausnahme des
Ostseeküstenbereichs) allmählich auf ganz Deutschland nordostwärts aus. Das
zunächst gedämpfte Temperaturniveau steigt zum Wochenende wieder an. Nachts
besteht bei längerem Aufklaren mit Ausnahme der küstennahen Gebiete anfangs in
ganz Deutschland, später noch in der Mitte und im Süden örtlich Frostgefahr oder
zumindest Bodenfrostgefahr.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum scheint die mitteleuropäische Hochdruckzone
unter Abschwächung und Verlagerung ihres Schwerpunktes nach Osten/Südosten erst
noch stabil zu bleiben, später schwenkt von Frankreich eine Tiefdruckrinne
herein. Dabei ist es insgesamt sehr mild, bevor am Dienstag oder Mittwoch von
Nordwesten wahrscheinlich kühlere Meeresluft nachfolgt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue EZMW-Modellauf vom 03.04.2017, 00 UTC bestätigt in etwa die Ergebnisse
der vorangegangenen Läufe.
Zum Ende des Mittelfristzeitraums Sonntag/Montag simulierten die beiden
vorangegangenen Läufe einen in den west-und mitteleuropäischen Rücken
hineinlaufenden flachen Trog. Dieser ist nun quasi weggebügelt".
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle simulieren zunächst weitgehend
im Gleichschritt mit EZMW. Im Vergleich zu gestern ist heute auch über das
Wochenende hinaus eine deutliche Antizyklonalisierungstendenz in den
Modellfeldern zu erkennen!
Die meisten Modellergebnisse liefern heute für den kommenden Sonntag und Montag
nächster Woche ein "frühlingshaftes Schönwetterintermezzo mit Höchsttemperaturen
verbreitet um 20°C.
Nach ICON wird das mitteleuropäische Hoch in der Nacht zu Dienstag durch eine
von Frankreich hereinschwenkende Tiefdruckrinne abgebaut, bei GFS erfolgt dieser
Prozess um ca. 12 h, nach EZMW und etwa 24 h verzögert.

Der gestern von GFS zu Wochenbeginn prognostizierte extreme Kaltluftvorstoß ist
heute "obsolet".
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EZMW-EPS-Rauchfahnen zeigen am Donnerstag recht gut die der Kaltfrontpassage
folgende Abkühlung in Form einer spitzen Talsohle.
Sodann steigen die Temperaturkurven, auf zunächst relativ enger spektraler
Bandbreite, bis Sonntag/Montag kontinuierlich an.
Erst Montag läuft das Spektrum quasi "explosiv" auseinander, wobei HRES und
Kontrolllauf am "warmen Rand" der Lösungen zu finden sind.
Ein markanter Ast signalisiert Montag zu Dienstag immerhin einen deutlichen
Temperatursturz.

Entsprechend laufen auch die Geopotentialkurven 500 hPa bis einschließlich
Sonntag in einem schmalen Band, das am Montag dann zerfleddert.

Die Niederschlagssignaldichte deutet für die Zeitspanne Freitag bis Sonntag
einen eher trockenen Witterungsabschnitt an.
Ausgenommen davon sind die Gebiete Richtung Ostsee und Polen, die eine gewisse
Unruhe in der Niederschlagsstatistik aufweisen.

Die ENS-GFS präsentieren ein ähnliches Bild mit der postfrontalen Abkühlung am
Donnerstag und dem zum Wochenende wieder über das Klimamittel hinaus steigende
Ensemblemittel der Temperatur, zum Dienstag einen gemäßigten Rückgang. Die
Periode Freitag bis Sonntag ist ebenfalls durch eine relative
"Niederschlagsarmut" gekennzeichnet.

Die CLUSTER-Analyse des EZMW-EPS 120-168 liefert 4 CLUSTER.
Die Hälfte der Member zeigt dabei am Sonntag für den Nordosten noch einen eher
zyklonalen Einfluss. Am Montag hingegen die eine Hälfte der Mehrzahl der Member
für ganz Deutschland "antizyklonale" Dominanz auf, während die andere Hälfte der
Member von Südwesten bzw. auch Westen her bereits wieder ein "zyklonales" Regime
auf Deutschland übergreifen lassen.
Diese "PAT-SITUATION" äußert sich schließlich in der markanten Spreizung der
Bandbreite am Montag. Die Wettervorhersage ist daher ab Montag als sehr unsicher
zu bewirten!

Die Großwetterklassifikation(EZMW-EPS) nach Dr. Paul James setzt bis Sonntag
mehrheitlich auf die Großwetterlage "NWa", die dann Montag/Dienstag im Prinzip
durch "Wz", "SWz" angelöst wird.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Abgesehen von einzelnen stürmischen Böen an der See oder an der Küste und in
Berglagen Ostdeutschlands sind keine markanten Wettererscheinungen zu erwarten.
Nach EZMW-EPS ergibt sich am Donnerstag im Erzgebirge eine Wahrscheinlichkeit
von 70% für Böen Bft 8 und 40% für Sturmböen, ansonsten erhält man nach COS-LEPS
und EZMW-EPS Donnerstag und Freitag an der Küste und im ostdeutschen Bergland
Wahrscheinlichkeiten von ca. 30-40% für stürmische Böen Bft 8.
Auch EFI signalisiert am Donnerstag für das Erzgebirge mit einem Faktor von 0.8
ein erhöhtes Risiko für Sturmböen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel