DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-04-2017 21:00
SXEU31 DWAV 021800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.04.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Anfangs im S und SO einzelne Gewitter, teils markant, in der Nacht nachlassend.
Morgen und am Dienstag nach Süden hin weitere Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... hat ein kurzwelliger Trog den NW des Vorhersageraums erreicht, der
sich bis zum Morgen mit nach SW zurückhängender Achse auf die gesamte Nordhälfte
ausbreitet. Seine Wetterwirksamkeit ist eher gering, was einerseits seiner
Konstitution zuzuschreiben ist (geringe Höhenströmung, leichte KLA vorderseitig,
leicht konfluenter Ausgang), andererseits an der mittlerweile in weite Teile des
Landes eingesickerten kühleren und stabileren Meeresluft liegt. Hinzu kommt auch
noch leichter Druckanstieg auf über 1025 hPa im N und W innerhalb einer
langgestreckten Hochdruckzone, die vom Seegebiet westlich der Iberischen
Halbinsel über Westeuropa und Skandinavien bis zum Weißen Meer reicht.
Dabei lässt es sich allerdings nicht verhindern, dass mit schwachem
nordwestlichem Wind Stratusbewölkung von der Nordsee her in den N und NW des
Landes zieht. Zudem kann sich Nebel insbesondere in den westlichen Landesteilen
bilden.
Im Süden und der südlichen Mitte haben sich in der dort lagernden feuchteren und
labileren Luftmasse einzelne Gewitter entwickelt, die aber nicht die Qualität
der gestrigen Gewitter aufweisen. Der Energiegehalt hat doch deutlich
abgenommen, gleichwohl mussten einzelne Zellen aufgrund ihrer Quasistationarität
mit markant bewarnt werden, vornehmlich wegen Starkregen, bedingt auch wegen
Hagel. Hier wird man am Abend vor allem von Münchener Seite noch etwas
"Kärnerarbeit" sprich Warnmanagement leisten müssen (wenn es ganz dumm läuft,
muss lokal sogar mal die rote Karte gezogen werden), bevor die Gewitterneigung
in der Nacht wahrscheinlich zurückgeht. COSMO-DE jedenfalls scheint die
konvektiven Umlagerungen etwas zu lange am Leben zu lassen, obwohl man die o.e.
Trogannäherung nicht ganz außer Acht lassen sollte. Vielleicht wird dadurch der
Tagesgang etwas ausgehebelt, was im Vorfeld aber schwer zu beurteilen ist.

Montag ... kommt der Höhentrog noch etwas weiter südostwärts voran, wobei er
sich wieder etwas intensiviert. Am Abend liegt er nach ICON diagonal von NO nach
SW orientiert über einem Großteil Deutschlands, was für weite Teile des
Vorhersageraums - namentlich vor allem den N und W, aber auch große Teile
Ostdeutschlands - keine nennenswerten Folgen hat. Vielmehr profitiert man in
diesen Regionen von der sich weiter kräftigenden Bodenhochdruckzone und dem
stabilisierenden Rücken über Westeuropa, die sich zudem noch etwas südostwärts
verlagern. Entsprechend scheint besonders in Küstennähe und im Westen (dort nach
Nebelauflösung) häufig die Sonne von einem meist nur gering bewölkten Himmel.
Etwas wolkiger gestaltet sich der Wochenstart im Osten, und auch die in weite
Teile der Norddeutschen Tiefebene eingedrungene Stratusbewölkung bedarf erst
einmal einer gewissen Behandlung durch die mittlerweile schon recht hoch am
Himmel stehenden Sonne, um Lücken zu schaffen. Spätestens zum Nachmittag sollte
dieses Unterfangen zunehmend von Erfolg gekrönt sein.
Etwas an der sieht es in den südlichen Landesteilen, vielleicht auch noch in der
östlichen Mitte (Thüringer Wald bis zum Erzgebirge) aus, wo die Trogvorderseite
bzw. -spitze mit der dort lagernden potenziell instabilen Luftmasse interagiert.
Mit Unterstützung der Orografie und gut erreichbarer Auslösetemperaturen von
etwas unter 15°C entwickeln sich schona ab dem Vormittag schauerartige
Regenfälle und Gewitter, die bei PPW-Werten von 16 bis 20 mm und geringer
Zuggeschwindigkeit am ehesten mit Starkregen (markant) einhergehen können.
Hagel, zumindest größerer, ist angesichts von avisierten ML-CAPE-Werten von
maximal 300 J/kg nicht so wahrscheinlich, Gleiches gilt für stärkeren Wind. Aber
seien wir ehrlich, gerade bei Gewittern hat uns die Natur schon des Öfteren
bewiesen, dass unsere konzeptionellen Modelle nur bis zu einem gewissen Grad
belastbar sind.
Temperaturmäßig steuern wird morgen Nachmittag auf 12 bis 19°C zu mit den
höheren Werten im S und SW.

In der Nacht zum Dienstag kommt es zur Abtropfung des Troges. Das resultierende
Höhentief zieht als Kaltlufttropfen langsam in südwestlicher Richtung nach
Süddeutschland. Wettermäßig bleibt alles beim alten, sprich, im S und SO sind
weitere konvektiv durchsetzte Regenfälle und auch Gewitter zu erwarten, während
im Rest des Landes unter Hochdruckeinfluss die Nachtruhe auch atmosphärisch
eingehalten wird. Dabei klart es im N und W sowie in Teilen der Mitte verbreitet
auf, stellenweise bildet sich Nebel. Außerdem gibt es gebietsweise im N sowie in
einigen Mittelgebirgstälern leichten Luftfrost, Frost in Bodennähe ist quasi in
allen Aufklarungsgebieten möglich.

Dienstag ... zieht der KLT mit rückseitiger WLA über die Schweiz südwestwärts ab
und von Norden her legt sich der Keil eines atlantischen Höhenrückens über den
Vorhersageraum, der in der Nacht zum Mittwoch auch die südlichen Landesteile
erfasst. Im Bodendruckfeld verläuft eine relativ schmale Hochdruckbrücke über
den Norden hinweg, die ein kräftiges Hoch knapp westlich von Irland mit einem
Hoch über Russland verbindet.
Was die Luftmasseneigenschaften innerhalb der Landesgrenzen angeht, zeigen sich
thermisch eher geringe Unterschiede, d.h. es überwiegt Barotropie. Anders sieht
es mit der Feuchte respektive Labilität aus: während die Luft grob gesprochen in
der NW-Hälfte relativ trocken und stabil ist, präsentiert sie sich nach S und SO
hin feuchter und auch potenziell instabiler. Von daher verwundert es nicht, dass
die Numerik - wenn auch jeweils leicht unterschiedlich in der Akzentuierung der
Schwerpunkte - insbesondere für den S, teils aber auch für die östliche Mitte,
weitere schauerartige Regenfälle und Gewitter modelliert. Die Gewitter können
dabei nach wie vor am ehesten mit Starkregen einhergehen. Nach N und W hin
scheint hingegen häufig die Sonne und es bleibt trocken. Die Temperatur steigt
landesweit auf 12 bis 18°C, an der Küste bei auflandigem Wind etwas darunter.

In der Nacht zum Mittwoch ebben die Niederschläge und Gewitter im Süden mehr und
mehr ab bzw. ziehen sich zu den Alpen zurück. Dafür richtet der Blick nun wieder
verstärkt nach Norden, wo sich von der Nordsee her die Kaltfront eines aus dem
Raum Island zum Nordmeer ziehenden Sturmtiefs nähert. In der 700-hPa-Feuchte als
sehr schmales Wolkenband erkennbar überquert die Front bis zum Morgen große
Teile N- und NW-Deutschlands, wobei es kaum oder sogar überhaupt nicht regnet.
Dafür wird die Zufuhr polarmaritimer Luftmassen eingeleitet,...

Mittwoch ... die sich am Mittwoch relativ zügig südwärts über den Vorhersageraum
ausbreiten. Zwischen dem weiter nach Osten ziehenden Sturmtief und dem kräftigen
Hoch knapp westlich von Irland baut sich von Norden her ein leidlicher Gradient
auf, mit dem sich durchaus etwas Wind produzieren lässt. Dieser macht sich - aus
W bis NW kommend - tagsüber zunächst mal an der See und im norddeutschen
Tiefland sowie in einigen Hochlagen bemerkbar, wo er in der Spitze Stärke 7 Bft,
ab dem Nachmittag in exponierten Küstenlagen und auf dem Brocken sowieso 8 Bft
erreicht.
Ansonsten stößt die maritime Polarluft, die auf direktem Wege aus dem
Nordmeerraum zu uns gelangt, bis Tagesende zu den Alpen vor, was mit einem
Rückgang der 850-hPa-Temperatur auf 0 bis -5°C einhergeht. Die Kaltfront selbst
bleibt wettertechnisch ziemlich handzahm, allerdings kommt etwas erzwungene
Hebung durch die Orografie ins Spiel, so dass es im Stau der Mittelgebirge und
später auch der Alpen vorübergehend mal etwas stärker regnet (am meisten
Niederschlag fällt wohl in der Nacht zum Donnerstag am Alpenrand, wobei die
Schneefallgrenze auf 1200 bis 1000 m sinkt). Unterstützung leistet im
Tagesverlauf zudem ein sich von Skandinavien bis nach Polen ausweitender
Höhentrog, auch wenn die Höhenkaltluft sehr wahrscheinlich etwas weiter östlich
verbleibt. Temperaturmäßig reicht es in weiten Teilen nur noch für 9 bis 14°C,
lediglich im Süden gebietsweise noch etwas mehr, an Oberrhein und Neckar bis zu
17°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Im Großen und Ganzen simulieren die großen Modelle ähnlich, auch wenn der
Abtropfprozess sowohl von der modelleigenen Konsistenz als auch im
Modellvergleich nicht ganz astrein, sprich, zu 100% kongruent gerechnet wird.
Die grobe Richtung stimmt aber, d.h. der S und SO zeigen das höchste Potenzial
für Konvektion.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann