DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-04-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.04.2017 um 10.30 UTC



Von Nordwesten her zunächst wechselhaft und etwas kühler als zuvor, dann aber
von Südwesten her wieder zunehmend freundlicher und wider milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 09.04.2017


Zu Beginn(Mittwoch) dringt eine Kaltfront von Nordwesten über Deutschland
südostwärts vor. In der Höhe schwenkt ein Trog über Deutschland und Polen
südostwärts, dessen Vorderseite besonders am Alpenrand Regen bringt, der
teilweise konvektiv durchfetzt sein kann.
Zwischen dem sich dann über dem östlichen Mitteleuropa und Osteuropa
etablierenden Langwellentrog und einem über Westeuropa nachfolgenden markanten
Rücken stellt sich zunächst eine nordwestliche Strömung ein, die vor allem nach
Nordosten hin erst einmal zyklonal geprägt ist.
Der Höhenrücken gewinnt dann aber von Südwesten und Westen zunehmend Einfluss
auf Deutschland, d.h. die Niederschlagsneigung lässt von Südwest nach Nordost
fortschreitend bei zunehmender Sonnenscheinwahrscheinlichkeit nach. Lediglich im
Norden und Nordosten bleibt es am Nord-und Nordostrand einer sich über
Deutschland ausbildenden Hoch-Brücke bzw. am Süd-und Südwestrand eines
Skandinavientiefs leicht wechselhaft.
Aufgrund des dort verbleibenden stärkeren Druckgradienten besteht an der Küste
zumindest Mittwoch bis Freitag die Gefahr von starken bis stürmischen Böen(Bft
7/8). Das Temperaturniveau steigt zum Wochenende insgesamt wieder leicht an.
Nachts ist bei Aufklaren örtlich leichter Frost möglich.

Am Sonntag scheint sich dann das antizyklonal dominierte Wetter auch im
Nordosten durchzusetzen.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum(Montag/Dienstag) wird die Hochdruckbrücke
abgebaut, und von Frankreich greift eine atlantische Front auf Deutschland über,
die wechselhaftes und wieder tagsüber etwas kühleres Wetter bringt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Wesentlichen bestätigt der neue EZMW-Modelllauf zunächst die Ergebnisse der
vorangegangenen Läufe. Ab Freitag gewinnt dann aber der von Westeuropa
hereinschwenkende Höhenrücken von Südwesten und Westen etwas rascher und
stärker antizyklonalen Einfluss auf Deutschland, als dies im gestrigen 00
UTC-Lauf simuliert wurde.
Im erweiterten Mittelfristzeitraum ist der gestern noch präsente zweite
Kaltluftvorstoß von Norden nicht mehr zu finden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle simulieren zu Beginn noch etwa
im "Gleichschritt", laufen dann aber am Wochenende doch teils deutlich
auseinander:
Nach ICON greift im Laufe des Samstags von Nordwesten eine neue markante
Kaltfront auf Deutschland über.
Nach GFS folgt dieser Kaltluftvorstoß unter hoher Zyklonalität ca. 24 h später
mit einem Temperatursturz im Norden bis nahe -10°C in 850 hPa, begleitet von der
Schneephase!
Das kanadische Modell setzt am Wochenende und zum darauf folgenden Wochenbeginn
"voll" auf eine warme antizyklonale Version, mit zum Montag im Westen in 850 hPa
auf +10°C ansteigenden Temperaturen.

Hier zeigt sich schon, dass eine über den Samstag hinausgehenden Wetterprognose
auf sehr wackeligen Füßen steht!
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EZMW-EPS Rauchfahnen zeigen mit der nun weitgehend gesicherten
Kaltfrontpassage am Mittwoch, anschließend einen Rückgang der Temperaturen um
mehrere K. bis Freitag laufen die Kurven auf engem Spektrum.
Die Trogpassage manifestiert sich Mittwoch als spitze Talsohle im
Geopotentialverlauf.
Die Niederschlagssignaldichte signalisiert für die postfrontale Witterungsphase
Mittwoch bis Freitag im Osten wechselhaftes Wetter mit Niederschlägen, im Westen
und Südwesten hingegen teils niederschlagsarmes oder trockenes Wetter.
Freitag/Samstag bewegen sich die Temperaturkurven wieder langsam zu höheren
Werten hin, der antizyklonale Einfluss gewinnt nach Nordosten hin an Raum.

Ab Samstag läuft die Bandbreite des Spektrums dann hinsichtlich Temperatur und
Geopotential massiv auseinander. HRES-und Kontrolllauf des EZMW bewegen sich
dabei hinsichtlich des Geopotentials 500 hPa und der Temperaturen in 850 hPa
eher am oberen Rand des Spektrums.

Die ENS-GFS geben zunächst ein ähnliches Bild ab, mit der postfrontalen
Abkühlung am Mittwoch/Donnerstag und dem zum Wochenende wieder über das
Klimamittel hinaus steigenden Ensemblemittel der Temperatur.

Im Gegensatz zu den EZMW-EPS kommt hier der markante Temperatursturz zum Montag
deutlich heraus, ein möglicher Hinweis auch darauf, wie modellastig die
"ensembles" mitunter sein können.

Die Großwetterlagen-Klassifikation(EZMW-EPS) nach Dr. PAUL JAMES setzt
anfangs(Mittwoch) auf die Großwetterlage "Brücke Mitteleuropa", die dann
Donnerstag bis Samstag von einer Mayorität der Großwetterlage "Nordwest
Antizyklonal" ersetzt wird. Ein geringer Anteil "" ist dann auch noch mit von
der Partie.

Die Cluster-Analyse des EZMW-EPS 120-168 h liefert 3 CLUSTER, deren Member zum
einem für das Wochenende eine Trograndlage im Nordosten bzw. Norden Deutschlands
signalisieren, zum anderen aber eine durchweg antizyklonale Situation. Hierbei
haben wir es in etwa mit einer "PAT SITUATION" zu tun.

Wahrscheinlich ist der Wettercharakter am Wochenende im größten Teil
Deutschlands eher antizyklonal geprägt, mit leicht über dem jahreszeitlichen
Erwartungswert liegenden Temperaturen, im Norden und Osten bleibt es hingegen
ungewiss, wohin das Pendel ausschlägt!
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Abgesehen von einzelnen stürmischen Böen an der See oder an der Küste sind keine
markanten Wettererscheinungen zu erwarten. Sowohl COS-LEPS als auch EZMW-EPS
geben Mittwoch zu Donnerstag an der Küste Wahrscheinlichkeiten von 50-80% für
Böen der Stärke 8. ________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MIS-MOX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel