DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-03-2017 21:00
SXEU31 DWAV 311800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 31.03.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Vor allem am Samstag im Norden und Südosten Gefahr von Gewittern.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt ein Höhenrücken über dem östlichen Mitteleuropa, wohingegen
ein Trog auf Westeuropa übergreift. Deutschland ist somit in eine südwestliche
Strömung gelangt, mit der für die Jahreszeit sehr warme Luft herantransportiert
wurde. Diese ist aber größtenteils noch sehr trocken. In der Höhe werden hohe
und zunehmend auch mittelhohe Wolkenfelder über Deutschland geführt, die die
Einstrahlung tagsüber etwas gedämpft haben, bei Werten von 8 bis 11 Grad in 850
hPa hat es aber örtlich für einen Sommertag gereicht. Bodennah liegt hoher Druck
über dem gesamten Süden Europas, während ein Zentraltief das Seegebiet um und
zwischen den Britischen Inseln und Island beherrscht. Somit kommt der bodennahe
Wind ebenso aus Südwest und hat durch die gute Durchmischung tagsüber im
westlichen Bergland vorübergehend knapp warnwürdige Stärke erreicht,
tagesgangbedingt hat er aber schon wieder abgenommen.

In der ersten Nachthälfte gelangt eine schwache Kaltfront von Nordwesten her in
das nordwestliche Deutschland. Sie führt etwas kühlere, aber auch feuchtere Luft
heran. In ihrem Bereich kommt es aufgrund von in der mittleren Troposphäre
vorhandenen Labilität und ausreichend Feuchte zu schauerartigen Regenfällen, die
Hebungsantriebe sind aber schwach, da der Trog noch zu weit weg ist und die
Kaltfront von leichter Kaltluftadvektion überlaufen ist. Allerdings kann es
zumindest in der ersten Nachthälfte ganz im Westen noch für einzelne Gewitter
reichen, die dann auch durchaus etwas langlebiger sein können, da die
Scherungsbedingungen günstig sind. Als Begleiterscheinungen kommen aber nur
einzelne steife Böen in Frage. Für Hagel reicht die Labilität nicht mehr, für
Starkregen reichen ppws um 20 bei vorhandener mittlerer Zuggeschwindigkeit
nicht.
Abgesehen vom äußersten Norden, Westen und Nordwesten ziehen allenfalls hohe
Wolkenfelder durch, zeitweise ist es in der Nacht auch klar. Bei der sehr milden
und trockenen Luftmasse sollte weder Frost noch Nebel ein Thema sein, auch wenn
letzteres sowohl von den deutschen Modellen als auch von EZMW und UM
gebietsweise simuliert wird (Modellwetter, tiefe Bewölkung).

Samstag ... erreicht der Trog im Tagesverlauf das mittlere Frankreich, wobei er
sich auch immer weiter nach Süden ausdehnt und am Nachmittag in den Löwengolf
abtropft. Deutschland liegt dann in einer schwachen südlichen Höhenströmung. Das
o.e. Zentraltief schwächt sich ab, bzw. der tiefe Druck zieht sich weit ins
Nordmeer zurück. Deutschland gerät dabei in ein äußerst gradientschwaches
Umfeld, in dem sich - wohl einstrahlungsbedingt - im Tagesverlauf schwache Tiefs
bilden, nach den aktuellen Prognosen im Nordwesten und im Südosten Deutschlands.
Gleichzeitig schiebt sich auf der Rückseite des Troges schon ein kräftiges
Hochdruckgebiet Richtung Westeuropa. Die oben erwähnte Kaltfront kommt noch bis
zur Mitte Deutschlands voran. Sie unterliegt allerdings einer gewissen
Auflösungstendenz. Im Nordwesten verbleibt dann das Temperaturniveau etwas
niedriger mit +4 Grad in 850 hPa, im Osten sind es weiterhin 8 bis 11 Grad.
Somit stellen sich Höchstwerte zwischen 16 Grad im Nordwesten und 24 Grad ganz
im Osten ein. Dabei ziehen über den Westen Deutschlands wiederholt dichtere
Wolkenfelder, während nach Osten zu bei nur hohen Wolkenfeldern häufig die Sonne
zum Vorschein kommt. Dort wird es im Tagesverlauf wieder zunehmend labil, wobei
vor allem im Südosten als auch im Nordosten etwas erhöhte Feuchte simuliert
wird, was in CAPE-Werte resultiert, die mitunter 500 J/kg überschreiten. Die
dynamischen Hebungsantriebe sind schwach, allerdings könnten aus den flachen
Tiefs, die entstehen sollen, vom Boden her leichte Antriebe resultieren, so dass
es dann vor allem über dem südöstlichen Bergland, vereinzelt vielleicht auch im
übrigen Osten zu Schauern oder Gewittern kommen kann. Die Auslösetemperaturen
von 20 bis 24 Grad werden sowieso vielfach erreicht. Als Gefahr dürfte Wind eine
untergeordnete Rolle spielen, vielleicht gibt es einzelne aus Fallböen
resultierende Windböen. Bei sehr schwachen Windverhältnissen könnte aber
markanter Starkregen eine Rolle spielen. Zudem könnte die Auftriebsenergie
zumindest punktuell auch für kleinkörnigen Hagel reichen. Des Weiteren wird es
im Westen und Nordwesten interessant: Dort erreicht uns auf der Vorderseite des
herannahenden Troges ein stärkeres Hebungsgebiet. Daraus resultieren in der hier
weniger labilen Luftmasse schauerartige Regenfälle. Die Labilität sollte aber
auch hier einzelne Gewitter zulassen, zudem können diese vor allem ganz im
Norden bei etwas höherer Scherung auch etwas organisierter sein. Die
hochaufgelösten Modelle (Cosmo-DE, Euro4, ICON-6km, WRF dagegen nicht) zeigen
dann auch Niederschlagssignale bis in den Unwetterbereich. COSMO-DE-EPS stößt
dagegen nicht in dieses Horn und bringt nur marginale Signale. Zumindest
markante Niederschlagsmengen sollten aber bei verclusterten Schauern und
Gewittern bei ppws knapp über 20 mm auf die Agenda gesetzt werden.

Die oben genannten schauerartigen Niederschläge erreichen erst in der Nacht ihre
maximale Stärke und ziehen allmählich über den Norden in den Nordosten. Auch im
Süden werden von den meisten Modellen zumindest in der erste Nachthälfte noch
Gewitter und schauerartige Regenfälle simuliert, die dort durch die kaum
vorhandenen Zuggeschwindigkeiten ebenso mitunter noch punktuell markant
ausfallen können. Ansonsten ziehen in der Nacht zum Sonntag zeitweise Wolken
übers Land, dazwischen gibt es aber auch klare Abschnitte. Das Trogsystem
westlich unseres Landes bildet nun ein zunehmend kräftiges Höhentief über dem
westlichen Mittelmeer. Das nördliche Trogresiduum kommt ostwärts in die Deutsche
Bucht voran und steuert die eingangs erwähnten schauerartigen Regenfälle. Im
Bodendruckfeld liegt Deutschland im Bereich einer flachen Tiefdruckrinne
zwischen den Tiefs im hohen Norden Europas und einem Mittelmeertief. Von Westen
setzt sich aber allmählich Hochdruckeinfluss durch.

Sonntag ... weitet sich dieses Hoch allmählich nordostwärts bis zur Nordsee aus.
Die Tiefdruckrinne verlagert sich soweit nach Südosten, dass sich in ganz
Deutschlands zunehmend nördliche Wind durchsetzen. In 850 hPa geht dabei die
Temperatur bis zum Abend auf 0 Grad im Norden und 8 Grad an der Salzach zurück.
Dort im Südosten hält sich nicht nur deutlich wärmere, sondern auch deutlich
feuchtere Luft. Dies hat zu Folge, dass sich grob in der Südosthälfte und mit
Schwerpunkt in Bayern im Tagesverlauf wieder Schauer und Gewitter bilden, wobei
die Labilität nicht mehr so hoch ist wie am Vortag. Zudem treten die Schauer
nach wie vor ohne große dynamische Antriebe auf, da der Trog nach wie vor über
dem Nordwesten Deutschlands hängt. Für warnwürdige Niederschlagsmengen dürfte es
dann auch trotz weiterhin geringer Zuggeschwindigkeiten wohl nicht mehr reichen.
Im Norden ziehen dagegen die schauerartigen Regenfälle aus der Nacht rasch nach
Osten ab und es herrscht dann wolkiges und trockenes Wetter, zum Abend, wenn
sich die flache Quellbewölkung aufgelöst hat, wird es richtig sonnig. Das
Temperaturniveau liegt am Nachmittag bei 15 bis 21 Grad, was für die Jahreszeit
immer noch eine ganze Menge ist. Nur in Seenähe ist es bei auflandigem Wind
teils deutlich kühler.

In der Nacht zum Montag schwenkt das Trogresiduum über Deutschland hinweg
ostwärts und von Westen weitet sich ein Rücken vom Ärmelkanal Richtung Nordsee
aus. Ein Hoch erreicht mit seinem Schwerpunkt einen Bereich von Nordfrankreich
bis Nordwestdeutschland. Dort schläft der Wind nahezu ein, ansonsten herrscht
weiterhin schwacher Wind um Nord, der die feuchtwarme Luft immer mehr auf das
Gebiet der Alpenrepublik abdrängt. Der Trog sorgt in der Nacht noch für
Hebungsantrieb, so dass die schauartigen Regenfälle nicht ganz aufhören, sich
aber nach Südbayern zurückziehen. Für warnwürdige Mengen sollte es weiterhin
nicht reichen. Im übrigen Land herrschen trockene Luft und Hochdruckeinfluss, so
dass der Trog nichts auszurichten vermag. Die Nacht verläuft dort klar,
allerdings können sich Richtung Nordwesten bei Windstille Nebelfelder
ausbreiten. Zudem soll ICON und EZMW zu Folge Stratus von der Nordsee her den
Norden Deutschlands überziehen. Trotz kühlerer Luftmasse wird derzeit von MOS
kein Frost simuliert, auch die deterministischen Modelle deuten nicht darauf
hin.

Montag ... weitet sich der Höhenrücken noch weiter nach Deutschland aus. Das
Bodenhoch wird zu einer schmalen Hochdruckzone langgezogen, deren Achse von der
Biskaya über Norddeutschland hinweg bis nach Nordrussland reicht. Die
eingeflossene kühlere Luftmasse erwärmt sich strahlungsbedingt wieder etwas,
unter Hochdruckeinfluss herrscht ruhiges und heiteres Wetter. Nur direkt an den
Alpen bleiben nach wie vor Reste der feuchten Luft hängen, so dass es dort
weiter wolkig und unbeständig bleibt. Auch etwas Labilität wird weiterhin
simuliert, so dass die Modellwelt sogar weiterhin Gewittersymbole im Angebot
hat. Hebung kommt quasi nur noch erzwungen - hauptsächlich durch Nordostwind an
den Alpen - zu Stande. Weiter nach Norden zu kommt der Wind dagegen eher aus
Nord, ganz im Norden ist mit schwachen umlaufenden Winden zu rechnen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Morgen ist durchaus noch nicht ganz klar, wo in dem Isobarensumpf sich die
flachen Tiefs bilden, was natürlich für die Auslösung konvektiver Prozesse
durchaus von Bedeutung ist. EZMW zeigt das nordwestdeutsche Tief nicht, GFS
schwächer.
Ein weiterer Unterschied ist in der Nacht zum Montag auszumachen: EZMW und GFS
zeigen den allmählich über Deutschland hinweg ziehenden Trog schärfer und viel
weiter nach Deutschland ausgedehnt, womit auch mehr Höhenkaltluft ins Spiel
käme. Damit bestünden wesentlich bessere Konvektionsbedingungen in der Nacht,
zumal EZMW auch die niedere Troposphäre gleich warm simuliert wie ICON. GFS ist
dagegen auch weiter unten etwas kälter. Nach EZMW soll zudem am Montag ein
weiterer Abtropfprozess stattfinden und ein "Osterei" über der Südosthälfte
zurücklassen, was dort für weiter anhaltendes konvektives Geschehen sorgen
würde.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann