DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-03-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.03.2017 um 10.30 UTC



Zunächst weitgehend freundlich und recht warm. Am kommenden Wochenende
wechselhafter und etwas kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 02.04.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Mittwoch
erstreckt sich ein Höhenkeil von der Iberischen Halbinsel über Frankreich und
den Alpenraum bis zum Balkan. An der Westflanke des Keils befindet sich ein
markanter Langwellentrog über dem nahen Nordostatlantik und an der Ostflanke
ebenfalls ein markanter Langwellentrog über Russland. An der Nordflanke des
Höhenhochs läuft ein schwacher Kurzwellentrog von Schottland nach
Südskandinavien ins Baltikum. Als Folge flacht sich das Bodenhoch etwas ab.
Dadurch stellt sich im Norden Deutschlands vorübergehend eine westliche
Strömung, wodurch kurzzeitig etwas feuchtere und etwas kühlere Meeresluft
besonders in den Norden gelenkt wird.

Am Donnerstag und Freitag zieht der atlantische Langwellentrog Richtung
Groß-Britannien. Vorderseitig steilt die Strömung auf, wodurch sich der
Höhenkeil Richtung Skandinavien ausbreitet. Das Bodenhoch wird Richtung
Osteuropa verdrängt. Die Höhenströmung dreht zunehmend auf Südwest und es kommt
WLA in Gang. Die 850-hPa-Temperatur steigt auf Werte um 8 Grad. Die am
Donnerstag noch anfänglich über dem Osten und Norden liegende feuchte
Meeresluft, die dort für stärkere Bewölkung sorgt, wird ebenfalls rasch nach
Osten verdrängt. So stellt sich insgesamt eher freundliches Wetter ein.
Lediglich im äußersten Norden ziehen zeitweise dichtere Wolkenfelder und etwas
Regen bzw. Schauer vorüber.

Zum Wochenende greift dann der Langwellentrog unter rascher Verkürzung seiner
Wellenlänge auf Mitteleuropa über. Am Sonntag liegt die Trogachse über
Deutschland. 850-hPa-Tmperatur fällt auf etwa 0 °C ab. Durch ein rasch
nachrückendes Hoch wird der Trog über Mitteleuropa durch allmähliches Absinken
stark geschwächt, wodurch ein anschließendes Abtropfen ins Mittelmeer simuliert
wird.

Zum Beginn der neuen Woche rückt ein erneutes Hoch nach West- und Mitteleuropa
vor, wodurch das Omegamuster regeneriert wird.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue operationelle Lauf des ECMWF von heute 00-UTC zeigt im synoptischen
Scale keine signifikanten Unterschiede zu seinen Vorgängern auf. Lediglich in
der Behandlung einzelner kurzwelliger Anteile gibt es in der temporären
Ausrichtung geringe Differenzen.
So bleibt die Wetterlage zunächst antizyklonal geprägt. Die aktuelle Wetterlage
kann man mit Nordwest antizyklonal klassifizieren. Am Mittwoch stellt sich dann
die Wetterlage West antizyklonal ein. D.h. ein schwacher Randtrog wird den
Norden des Bundesgebietes überqueren. Dadurch sind lokale Schauer oder Gewitter
vor in der Mitte und im Norden möglich. Danach stellt sich vorübergehend eine
antizyklonal geprägte Südwestlage ein. D. h. es kommt erneut zu ruhigerem
Hochdruckwetter, mit der Zufuhr einer recht warmen Luftmasse. Bevor zum
kommenden Wochenende von Westen her allmählich ein markanter Langwellentrog auf
Deutschland übergreift. Schauer und Gewitter sind die Folge und durch das
Einfließen etwas kühlerer Meeresluft kommt es dann in der Folge auch zu einer
markanten Abkühlung.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum stellt sich dann erneut
Hochdruckeinfluss ein, jedoch auf einem etwas geringerem Temperaturniveau
(Temperatur im 850 hPa 0 bis +3 Grad) als dies zu Beginn des mittelfristigen
Vorhersagezeitraums am kommenden Mittwoch (850-Temperatur bei +5 Grad) der Fall
sein wird. Da auch die anderen Globalen Modelle sowie auch ICON ein ähnliches
Szenario simulieren, kann man als MOS-MIX durchaus als Guidance verwenden.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS und GEM zeigen dieselbe Entwicklung wie das ECMWF. ICON, das gestern den
Kurzwellentrog am Mittwoch noch stärker berechnete, hat sich den anderen
Modellen stark angenähert, bzw. die Modelle haben sich insgesamt alle
angeglichen. Einzelne Schauer sind daher am Mittwoch im Norden und in der Mitte
weiterhin denkbar. Der Süden wird hiervon kaum tangiert werden. So dass es dort
weiterhin eher heiter bis wolkig bleiben dürfte.

Am Freitag rechnet GFS mit einem etwas schnelleren Übergreifen des
Langwellentroges von Westen her. Dadurch wären bei CAPE-Werten um 500 J/kg
vorlaufende Gewitter möglich.


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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMWF-Rauchfahnen zeigen bis zum nächsten Wochenende nur einen geringen
Spread. Bezüglich des Kurzwellentroges am Mittwoch gehen einige Member in
Richtung Trogpassage. Weitere Unsicherheiten bestehen darin, inwieweit sich die
Bewölkung am darauffolgenden Donnerstag im Norden Deutschlands auflöst.

Der Durchgang des Langwellentroges am Wochenende wird ebenfalls von allen
ENS-Mitgliedern getragen. Deutliche Unterschiede gibt es aber noch bei dessen
Intensität. So reichen die 850-hPa-Temperaturen von -4 bis +4 °C.
Anschließend berechnen fast alle ENS-Mitglieder wieder steigendes Geopotential
mit nur langsamer Erwärmung.
Die GFS-ENS sehen ähnlich aus, wobei in den GFS-ENS der Geopotentialanstieg mit
anschließender Erwärmung in den ENS nicht unbedingt klar auszumachen ist.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Entwicklung bis Freitag ziemlich
sicher ist. Es herrscht ruhiges, warmes und meist freundliches Hochdruckwetter,
mit einer kurzen Störung mit etwas mehr Wolken und Schauern zur Mitte der Woche.
Am Wochenende erwartet uns dann mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Trogdurchgang,
dessen Intensität sehr unsicher ist. Danach ist die wahrscheinlichste Lösung
eine Wiederherstellung des meridional geprägten, antizyklonalen Musters.
Allerdings mit nur langsamer Erwärmung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis Freitag werden keine signifikanten Wetterereignisse erwartet. EFI zeigt am
Donnerstag gegenüber dem Modellklima allenfalls ein etwas zu warmes Szenario,
was aber nicht signifikant sein wird. Bei schnellerem Übergreifen des
Langwellentroges könnten am Freitag vorlaufende Gewitter in der Westhälfte
auftreten. In den ECMWF-ENS lassen sich aber kaum ausreichende CAPE-Werte
finden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, ECMWF-ENS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer