DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-03-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.03.2017 um 10.30 UTC



Weitgehend antizyklonal und warm. Am Wochenende Trogdurchgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 01.04.2017


Am Dienstag herrscht ein etwas nach Süden verschobenes Omegamuster über Europa
vor. Ein Höhenhoch mit Zentrum über Mitteleuropa wird von einem Atlantiktrog und
einem Trog über Russland flankiert. Die Achse des zugehörigen Bodenhochs
erstreckt sich etwas weiter südlich von der Iberischen Halbinsel über die Alpen
bis zum Schwarzen Meer. Über Mitteleuropa ist es dabei mit 850-hPa-Temperaturen
um 6 °C für die Jahreszeit zu warm.

Am Mittwoch läuft an der Nordflanke des Höhenhochs ein schwacher Kurzwellentrog
von Schottland nach Südskandinavien ins Baltikum. Als Folge flacht sich das
Hoch im Süden etwas ab. Dadurch verstärkt sich im Norden eine westliche
Strömung, wodurch etwas feuchtere und etwas kühlere Meeresluft besonders in den
Nordosten gelenkt wird.

Am Donnerstag und Freitag zieht der atlantische Langwellentrog Richtung
Groß-Britannien. Vorderseitig steilt die Strömung auf, wodurch sich der
Höhenkeil Richtung Skandinavien ausbreitet. Das Bodenhoch wird Richtung
Osteuropa verdrängt. Die Höhenströmung dreht zunehmend auf Südwest und es kommt
WLA in Gang. Die 850-hPa-Temperatur steigt auf Werte um 8 Grad. Die am
Donnerstag noch anfänglich über dem Osten liegende feuchte Meeresluft, die dort
für stärkere Bewölkung sorgt, wird ebenfalls rasch nach Osten verdrängt.

Zum Wochenende greift dann der Langwellentrog unter rascher Verkürzung seiner
Wellenlänge auf Mitteleuropa über. Am Sonntag liegt die Trogachse über
Deutschland. 850-hPa-Tmperatur fällt auf etwa 0 °C ab. Durch ein rasch
nachrückendes Hoch wird der Trog über Mitteleuropa durch PSA stark geschwächt,
wodurch ein anschließendes Abtropfen ins Mittelmeer simuliert wird.

Zum Beginn der neun Woche rückt ein erneutes Hoch nach Westeuropa vor, wodurch
das Omegamuster regeneriert wird.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue ECMWF-Lauf zeigt kaum wetterrelevante Unterschiede zu den Vorläufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS und GEM zeigen dieselbe Entwicklung wie das ECMWF. ICON berechnet den
Kurzwellentrog am Mittwoch deutlich stärker. Dieser soll mit Höhenkaltluft über
die Nordosthälfte ziehen, wobei dort Kaltluftgewitter simuliert werden. In der
Mitte Deutschlands wird ein kräftiges stratiformes Regenband simuliert.
GFS rechnet mit einem etwas schnelleren Übergreifen des Troges am Freitag.
Dadurch wären bei CAPE-Werten um 500 J/kg vorlaufende Gewitter möglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


ie ECMWF-Rauchfahnen zeigen bis zum nächsten Wochenende nur einen geringen
Spread. Bezüglich des Kurzwellentroges am Mittwoch gehen nur einige wenige
Member in Richtung der ICON-Lösung. Weitere Unsicherheiten bestehen darin,
inwieweit sich die Bewölkung am darauffolgenden Donnerstag im Nordosten
Deutschlands auflöst.
Der Trogdurchgang am Wochenende wird ebenfalls von allen ENS-Mitgliedern
getragen. Deutliche Unterschiede gibt es aber noch bei dessen Intensität. So
reichen die 850-hPa-Temperaturen von -4 bis +4 °C.
Anschließend berechnen fast alle ENS-Mitglieder wieder steigendes Geopotenzial
mit deutlicher Erwärmung.
Die GFS-ENS sehen ähnlich aus, wobei in den GFS-ENS der Geopotenzialanstieg mit
anschließender Erwärmung in den ENS nicht mehr klar zu erkennen ist.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Entwicklung bis Freitag ziemlich
sicher ist. Es herrscht ruhiges, warmes und meist freundliches Hochdruckwetter,
mit einer kurzen Störung mit mehr Wolken und Schauern zur Mitte der Woche. Die
ICON-Lösung wird dabei in den Mittelfristvorhersagen als Ausreiser verworfen,
insofern die 12z-ENS diese Lösung auch weiterhin nicht bestätigen. Am Wochenende
erwartet uns dann mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Trogdurchgang, dessen
Intensität sehr unsicher ist. Danach ist die wahrscheinlichste Lösung eine
Wiederherstellung des meridional geprägten, antizyklonalen Muster.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis Freitag werden keine signifikanten Wetterereignisse erwartet. Bei
schnellerem Übergreifen des Langwellentroges könnten am Freitag vorlaufende
Gewitter in der Westhälfte auftreten. In den ECMWF-ENS lassen sich aber kaum
ausreichende CAPE-Werte finden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, am Mittwoch ECMWF/GFS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold