DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-03-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.03.2017 um 10.30 UTC



Insgesamt ruhiges, meist trockenes und zunehmend freundliches Wetter. Lokal
windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 27.03.2017


Am Donnerstag liegt Deutschland vorderseitig eines Langwellentroges, der sich
von Skandinavien bis zur Biskaya erstreckt und dessen Südteil im Tagesverlauf
abtropft. Die "Sollbruchstelle" liegt dabei über der Nordsee, so dass sich über
Deutschland eine schwach antizyklonale Höhenströmung einstellt. Mit dem
südlichen Teil des Langwellentroges korrespondiert ein großräumiges, aber
schwachgradientiges Tief über Spanien, Frankreich und dem westlichen Mittelmeer.
Auf dessen Ostflanke wird milde und recht feuchte Luft nach Norden
transportiert, die den Westen und Südwesten Deutschlands mit Wolken und auch
etwas schauerartigem oder gewittrigem Regen beeinflussen soll. Nach Norden zu
sowie in der Osthälfte ist die Luft recht trocken, was dort einen freundlichen
Wettercharakter erwarten lässt. Dabei liegen die Temperaturen in 850 hPa
zwischen -2 Grad an der Nordsee und etwas über 10 Grad im Alpenvorland. In der
Nacht zu Freitag schreitet der Abtropfprozess voran, wobei die Höhenströmung
über Deutschland noch etwas antizyklonaler wird. Ansonsten ändert sich an der
synoptischen Situation nur wenig, die südliche Strömung sorgt aber im Norden für
einen Anstieg der Temperatur, so dass zum Morgen die 850er Temperaturen auch an
der Küste um null Grad liegen.

Am Freitag zieht der großräumig strukturierte südliche Teil des Langwellentroges
etwas nach Süden, so dass sein Schwerpunkt über dem Südwesten der Iberischen
Halbinsel zu finden sein wird. Dadurch steigt das Geopotential über Deutschland
weiter an. Weil mit der südwärtigen Verlagerung des abgetropften Höhentiefs auch
das korrespondierende Bodentief südwärts zieht (es liegt zum Abend südlich der
Balearen und im nördlichen Algerien), verliert es auch zunehmend an Einfluss auf
das Wetter in Deutschland. Stattdessen kann sich über dem Norden Deutschlands
eine Hochdruckzone etablieren, die von den Britischen Inseln über
Norddeutschland und Dänemark hinweg bis nach Ostpolen und zum Baltikum reicht.
Diese Entwicklungen sollten unter dem Strich weitestgehend trockene Verhältnisse
zur Folge haben. Im Norden steigen die 850er Temperaturen dabei noch etwas an
auf Werte um 3 Grad, im Süden liegen sie bei Werten um 7 Grad. In der Nacht zu
Samstag kräftigt sich das Hochdruckgebiet vor allem über den Britischen Inseln
weiter, in der Höhe (500 hPa-Niveau) bildet sich eine Geopotentialbrücke aus,
die vom Balkan über Deutschland bis zum Nordwestatlantik reicht. Somit hält die
insgesamt ruhige Wetterlage an.

Am Samstag werden nach Lesart des EZMW-Hauptlaufs sowohl das Hochdruckgebiet
als auch die Geopotentialbrücke in ihrem östlichen Teil abgebaut. Statt an der
Süd-, liegt Deutschland dann an der Südostflanke des Hochs. Dessen Einfluss
reicht zwar aus, um Feuchtefelder und daran gekoppelte Niederschläge östlich an
Deutschland vorbei zu steuern, allerdings dringt von Skandinavien wieder kühlere
Luft in den Nordosten, so dass dort die 850er Temperaturen wieder unter null
Grad sinken, während sie sich in der Südhälfte kaum verändert zeigen. Insgesamt
sollte es weiter trocken bleiben, wenngleich es diesbezüglich noch eine gewisse
Unsicherheit gibt, liegt doch die Luftmassengrenze zwischen der mild-feuchten
Mittelmeerluft und der trockne-kühlen Festlandsluft im Alpenraum, womit es dort
unter Umständen auch zu Schauern kommen kann. In der Nacht zu Sonntag zieht vom
Baltikum ein markanter Langwellentrog nach Süden, der aber nach dem
EZMW-Hauptlauf nur geringen Einfluss auf unser Wetter hat, zumal das induzierte
kräftige Tiefdruckgebiet vor allem über dem Westen der Ukraine kräftige
Niederschläge bringt. Allerdings wird bei uns in weiten Teilen der Osthälfte die
850er Temperatur zum Morgen des Sonntags unter 0 Grad liegen.

Am Sonntag und Montag deutet sich keine durchgreifende Änderung der synoptischen
Situation an. Hohes Geopotential und ein kräftiges Hoch über den Britischen
Inseln, das sich bis nach Deutschland erstreckt, sorgen für trockenes und oft
freundliches Wetter.

Auch in der erweiterten Mittelfrist bis zum Mittwoch ist im EZMW-Hauptlauf keine
grundlegende Umstellung der Wetterlage zu erkennen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Mittwoch zeigen der aktuelle EZMW-Lauf und seine Vorgänger eine gute
Übereinstimmung. Ab Donnerstag werden die Unterschiede größer, insbesondere
zeigte der gestrige 00-UTC-Lauf noch keine so deutlichen Abtropftendenzen wie
der gestrige 12-UTC-, insbesondere aber der aktuelle Lauf. Im Bodendruckfeld
liegt entsprechend bei den jüngeren Läufen das Bodentief weiter westlich und
zeigt damit tendenziell einen geringeren Einfluss auf unsere Wetter. Am Freitag
werden diese unterschiedlichen Tendenzen noch deutlicher. Zeigt der gestrige
00-UTC-Lauf über der Nordsee eine von Nordost nach Südwest verlaufende
Geopotentialrinne, bieten der gestrige 12-UTC- und der heutige 00-UTC-Lauf über
der Nordsee eine von Nordwest nach Südost verlaufende Geopotentialbrücke an. In
der Folge liegen auch die Bodendruck- und Temperaturfelder deutlich auseinander.
Im weiteren Verlauf bleibt der gestrige 00-UTC-Lauf die Außenseiterlösung, dem
gegenüber muss gesagt werden, dass der aktuelle Lauf und sein direkter Vorgänger
bis in den Samstag eine sehr gute Übereinstimmung zeigen. Die beiden
letztgenannten Läufe streben erst ab dem Sonntag deutlicher auseinander,
insbesondere bezüglich des osteuropäischen Langwellentroges, den der aktuelle
Lauf deutlich weiter im Osten sieht als der Vorlauf, mit entsprechend
"günstigen" Folgen für die Temperatur und die zu erwartenden Niederschläge.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Donnerstag zeigt EZMW eine gute Übereinstimmung mit GFS, ICON und LFPW,
wobei beim Abtropfprozess GFS das Höhentief am weitesten nördlich sieht. EZMW
hat das Höhentief am weitesten im Süden, LFPW und ICON simulieren die
gradientschwächste Geopotentialverteilung. Dieses Muster der Modelle findet sich
auch im Bodendruckfeld wieder. Von Donnerstag bis Sonntag liefert GFS, so wie
auch EZMW, einen Übergang von einer Geopotentialrinne über der
Nordsee/Norddeutschland hin zu einer Geopotentialbrücke. ICON geht diesen Weg
bis zum Freitag mit, geht ihn aber nicht zu Ende, so dass dieses Modell am
Samstag einen Sattelpunkt über dem Alpenraum simuliert. Bezüglich des
Bodendruckfeldes zeigt ICON am Samstag mit 1035 hPa bei den Britischen Inseln
den höchsten Druck, GFS hält mit 1035 hPa von der Nordsee bis nach Weißrussland
dagegen. Bei EZMW liegt der höchste Druck nur bei 1030 hPa, der Schwerpunkt
ähnelt dem von ICON. Am Sonntag zeigt EZMW einen markanten Langwellentrog über
Osteuropa, den ICON und GFS nicht simulieren.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Alle Läufe des EZMW-Ensembles liegen im Zeitraum +72 bis +96 Stunden in einem
Cluster, der von der Wetterlage "Negative NAO" in eine Blockierungslage
wechselt.

Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden werden 3 Cluster gerechnet, die durchweg ein
Blockierungsmuster zeigen. Der Haupt- und der Kontrolllauf liegen dabei beide im
mit 21 Membern größten Cluster, die anderen beiden Cluster haben 20 und 10
Mitglieder.

Im Zeitraum +192 bis +240 Stunden zeigen die Cluster 1 (mit 15 Mitgliedern) und
3 (mit 14 Mitgliedern) durchweg eine Blockierungslage, wobei auch der Haupt- und
Kontrolllauf in Cluster 3 liegen. Die beiden anderen Cluster wechseln von einer
Blockierung hin zur "Positiven NAO" (Cluster 2 mit 14 Mitgliedern) bzw. in die
Gegenrichtung (Cluster 4 mit 8 Mitgliedern). Letztendlich zeigen aber alle
Cluster über Deutschland einen mehr oder weniger kräftig ausgeprägten
Höhenrücken, was sich auch in den Clustern des 1000 hPa-Geopotentials zeigt, wo
durchweg hohe Werte dominieren.

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bis Mittwoch ein Sinken, dann wieder einen
Anstieg der Temperatur in 850 hPa. Dabei nimmt ab Freitag die Streuung deutlich
zu, wobei die Mehrzahl der Läufe, inklusive des Haupt- und der Kontrolllaufs, zu
höheren Temperaturen tendieren, die auf niedrigem Niveau verharrenden Läufe
bilden eine kleine Minderheit. Einheitlicher ist das Muster beim Geopotential,
wo nach einem Absinken bis Mittwoch alle Läufe bis zum Samstag einen Anstieg
simulieren, bevor dann erst eine deutliche Zunahme der Streuung zu beobachten
ist.

Die GFS-Ensembles stützen die Sicht der EZMW-Rauchfahnen, sowohl bezüglich der
erst abnehmenden, dann ansteigenden 850er Temperaturen, als auch bezüglich der
steigenden Varianz der Läufe ab Freitag bzw. dem Übergang von Donnerstag zu
Freitag.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt im Mittelfristzeitraum keine signifikanten Wettererscheinungen.
COSMO-LEPS zeigt für Freitag - synoptisch schwer einzuordnende und eher
unglaubwürdige - Hinweise auf Dauerregen im Südwesten Deutschlands. Darüber
hinaus zeigt COSMO-LEPS geringe Signale für Frost in den Frühstunden sowie
Windböen in den Hochlagen am Freitag und Samstag.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas