DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-03-2017 09:00
SXEU31 DWAV 200800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.03.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W

Im Norden und im Bergland zeitweise windig mit starken bis stürmischen Böen,
exponiert im Bergland mit Sturmböen. Zum Mittwoch abflauend.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... überqueren Tiefausläufer in einer westlichen Höhenströmung den Norden
Deutschlands nach Osten. Dabei kommt mit Annäherung eines Randtiefs, das über
Schottland und die nördliche Nordsee zur Norwegischen Küste zieht, wieder
vermehrt Warmluftadvektion ins Spiel. Die milde Meeresluft breitet sich damit
wieder in den äußersten Norden und Nordosten unseres Landes aus. Der zunächst
leichte Regen- oder Nieselregen über dem Norden verstärkt sich von Westen etwas,
ohne dass daraus eine Warnrelevanz resultiert. Der Süden profitiert von einem
über Deutschland nach Osten schwenkenden Rücken und der Nähe zu einer
Bodenhochdruckzone über Frankreich und dem Alpenraum. Dort setzt sich im
Tagesverlauf Absinken durch. Entsprechend scheint dort zeitweise die Sonne bei
13 bis 17 Grad, während nach Norden starke Bewölkung überwiegt, dennoch werden
dort 10 bis 14 Grad erreicht.

Der Gradient legt heute im Tagesverlauf besonders in der Nordwesthälfte wieder
zu. Von der Nordsee und Schleswig-Holstein bis zu den westlichen Mittelgebirgen
sind nachmittags starke Böen Bft 7 möglich, in windanfälligen Lagen auch
vereinzelt Bft 8. Direkt an der Nordsee und im Bergland gibt es häufiger
stürmische Böen und auf exponierten Bergen im Norden (Brocken) sind auch wieder
schwere Sturmböen zu erwarten.

In der Nacht zum Dienstag setzt über dem nahen Nordostatlantik eine Austrogung
ein, vor der die Höhenströmung über Mitteleuropa auf SW zurückdreht. Das
Bodentief vor der norwegischen Küste gliedert sich dem steuernden Tief über dem
Nordmeer an, wobei dessen Kaltfront die Nordwesthälfte nachts schleifend unter
Wellenbildung überquert.
Im Norden und später auch im Westen fällt Regen, mit meist 2 bis 5 mm in 12
Stunden bleibt der Niederschlag weitab von warnwürdigen Mengen. Der Gradient
fächert im Laufe der Nacht wieder auf und der Wind lässt nach. Vor allem im
frontalen Bereich über der Mitte sind im Bergland starke bis stürmische Böen
möglich, auf dem Brocken auch schwere Sturmböen. Postfrontal gelangt in den
Nordwesten wieder kältere Meeresluft, während in die SE Hälfte weiter milde Luft
geführt wird. Frost spielt abgesehen von einigen Berggipfeln im Süden keine
Rolle. Bei aufgelockerter Bewölkung kann sich ganz im SE das ein oder andere
Nebelfeld bilden.

Dienstag... macht die Austrogung vor dem europäischen Kontinent weitere
Fortschritte, insgesamt kommt der Trog auch etwas nach Osten voran, wobei sich
einzelne Randtröge lösen, die den Norden zügiger ostwärts überqueren. Bei der
südwestlichen Höhenströmung kommt die Kaltfront unter Wellenbildung nur langsam
bis in den äußersten Südosten Bayerns voran. Postfrontal breitet sich erwärmte
Meeresluft polaren Ursprungs über uns nach SE aus.
Vor allem in einem Streifen vom Südwesten, etwa Baden-Württemberg und
Rheinland-Pfalz bis zur Oberpfalz und Sachsen ist es meist bedeckt und es regnet
verbreitet, wobei erneut gilt, dass keine warnwürdigen Mengen fallen. Im
äußersten SE scheint zunächst zeitweise die Sonne, die sich zwar auch
postfrontal wieder blicken lässt, allerdings kommt es dort auch zu Schauern,
vereinzelt sind kurze Gewitter an der Nordsee nicht ganz ausgeschlossen.

Während über der Südhälfte Windböen, bzw. stürmische Böen wohl vor allem im
Bergland ein Thema werden, gibt es in der Nordhälfte von Westen her häufiger
Windböen Bft 7, im Nordwesten stürmische Böen. An der Nordsee sind auch
Sturmböen möglich. Bei längerem Regen werden kaum 10 Grad erreicht, während im
äußersten Südosten mit ein paar Sonnenstrahlen wohl um die 15 Grad möglich sind.
In einigen Gipfellagen der westlichen Mittelgebirge sind dagegen zum Abend hin
bei sinkender Schneefallgrenze (T850 um -3 Grad) auch ein paar Schneeflocken zu
erwarten.
In der Nacht auf Mittwoch regnet es im Süden teilweise für längere Zeit, da der
Tiefausläufer weiter schleift und nur langsam über die Alpen abzieht.
Gebietsweise fallen 5 bis 15 mm, lokal um die 20 mm. Allerdings sickert auch
dort zögernd die kältere Luft ein und die Schneefallgrenze sinkt auf 800 bis
1000m. In Lagen darüber ist etwas Neuschnee zu erwarten, darunter höchstens
Schneematsch. In den anderen Gebieten stellt sich schwacher Hochdruckeinfluss
ein. Die Schauer im Norden klingen ab und der Wind schläft teilweise ein.

Die Bewölkung lockert stärker auf und die Temperatur geht recht weit zurück. In
der eingeströmten trockeneren Luft gibt es gebietsweise leichten Frost,
vereinzelt ist auch Glätte nicht ausgeschlossen, je nachdem ob die Straßen zuvor
abgetrocknet waren.

Mittwoch... weitet sich der Langwellentrog bis zum Nordwesten der Iberischen
Halbinsel aus, wodurch sich die Höhenströmung über Deutschland weiter aufsteilt.
Davor wölbt sich ein Rücken auf, der seine Achse ins östliche Mitteleuropa
verlagert.
Das zugehörige Bodenhoch, das auch nachts die Wetterberuhigung brachte, zieht
bis zum Abend nach Nordostpolen und kann sich noch ein wenig verstärken. Die mit
dem Trog korrespondierende Tiefdruckrinne über Südwest- und Westeuropa kommt
ebenfalls nach Osten voran und erreicht abends die westliche Nordsee. Somit
dreht die Bodenströmung über dem Vorhersagegebiet auf Südost, im Süden auf Ost.


Die Kaltfront schleift weiterhin über dem Alpenraum, schwächt sich zwar etwas
ab, allerdings kommt es nach wie
vor zu Niederschlägen im Südosten Deutschlands. Mengenmäßig kommen meist etwa 1
bis 5 mm zusammen, stellenweise auch etwas mehr. Insgesamt verlagert sich die
Front leicht retrograd, so dass die Schneefallgrenze insbesondere an den Alpen
und nach Lesart des GFS wieder etwas ansteigt (auf über 1500 m). Mit Annäherung
der Tiefdruckrinne und wohl auch aufgrund der Passage eines im Geopotenzialfeld
kaum erkennbaren Kurzwellentroges kann es eventuell auch im Südwesten und Westen
einzelne kurze Schauer geben.
Somit setzt sich die Sonne wohl am ehesten im Norden und Nordosten durch,
während es sonst aufgelockert, im Süden dagegen stark bewölkt bleibt. Die
Temperaturen steigen auf Werte zwischen etwa 7 Grad im Regen im Südosten und 13
Grad mit Sonne im Nordwesten.

In der Nacht zum Donnerstag breiten sich die starke Bewölkung und die Regenfälle
wieder nach Norden aus, so dass die Frostgefahr abnimmt. Lediglich im Nordwesten
bleibt es längere Zeit gering bewölkt, aber auch dort bildet sich eher Nebel, da
etwas feuchtere Luft advehiert wird. Somit beschränkt sich Frost in 2m Höhe auf
ungünstige Lagen im Bergland, gebietsweise ist aber Frost in Bodennähe möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Großen und Ganzen ähnlich, so dass die Entwicklung
unstrittig ist. Diskrepanzen beschränken auf Details und sind nicht
prognoserelevant.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner