DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-03-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.03.2017 um 10.30 UTC



Bis zum Wochenende bleibt Deutschland vorderseitig eines Langwellentroges in
einer südwestlichen Höhenströmung, am Wochenende erfolgt über der Iberischen
Halbinsel ein Cut-Off und es stellt sich über uns eine zunehmend östliche
Bodenströmung ein.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 26.03.2017


Am Mittwoch befindet sich Deutschland unter der Vorderseite eines
westeuropäischen Langwellentroges; die schwache Bodenströmung dreht allmählich
von SW auf SE. Im Norden ist anfangs mit Werten um -5 Grad die Temperatur in 850
hPa noch recht tief.
Am Donnerstag zeigt der Trog zunehmend Abtropfungstendenzen im Bereich
Biscaya/Nordspanien, vorderseitig entsteht über Frankreich ein sehr flaches
1010er Tief, das sich nordostwärts nach Mitteleuropa bewegt und sich in der
zweiten Tageshälfte auffüllt.
Am Freitag erfolgt der Cut-Off über dem westlichen Spanien; die bisher
südwestliche bis südliche Höhenströmung hierzulande wird deutlich schwächer und
krümmt sich zum Tagesende antizyklonal. Mit Abzug des flachen Tiefs nach Polen,
das sich dabei weiter auffüllt, steigt der Bodendruck über unserem Gebiet
verbreitet über 1025 hPa an.
Am Samstag verlagert sich das abgetropfte Höhentief von Westspanien zum
westlichen Mittelmeer, während sich aus dem Langwellenrücken, der vom Azorenraum
nordostwärts reicht, eine eigenständige Antizyklone abspaltet, die zum Tagesende
ihren Kern über Südnorwegen haben wird. Die Höhenströmung dreht damit über
Deutschland auf Ost. Die bereits vorhandene nordöstliche bis östliche Strömung
am Boden intensiviert sich merkbar im Tagesverlauf (Druckanstieg über Dänemark,
deutlicher Druckfall über Südwestdeutschland - 1000er Tief zieht über das
westliche Mittelmeer nordwärts).
Am Sonntag besteht die eben schon beschriebene "High over Low"-Situation in der
Höhe über Mitteleuropa weiterhin, wobei sich das Höhentief allerdings
abschwächt. Es bleibt windig aus östlicher Richtung; die 850 hPa-Temperatur
liegt in der zweiten Tageshälfte quasi überall in Deutschland oberhalb der 5
Grad-Marke.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum bleibt die über Skandinavien und dem
östlichen Mitteleuropa positionierte Antizyklone in 500 hPa erhalten, während
das Höhentief sich aus dem westlichen Mittelmeerraum unter Abschwächung nach
Frankreich verlagert. Unser Land befindet sich dabei sowohl in der Höhe als auch
am Boden in einer südöstlichen Strömung, wobei die 850 hPa-Temperatur um 5 Grad
liegt.

Der Großwetterlagen-Forecast-Tree nach Paul James, basierend auf dem gestrigen
12 UTC-ECMF-EPS, weist für Mittwoch und Donnerstag als häufigste Großwetterlage
im Ensemble HNz (Hoch, Nordmeer, über Mitteleuropa zyklonal) aus (32 bzw. 33
Fälle). Die übrigen GWL haben ebenfalls überwiegend zyklonalen Charakter. Am
Freitag ist HNz mit 19 Fällen immer noch am häufigsten, gefolgt von HM (Hoch
Mitteleuropa) mit 14 Fällen. Am Samstag übernimmt HM mit 16 Fällen die Führung
und SEa (Südost, antizyklonal) hat 13 Fälle. Am Sonntag haben HM und SEa jeweils
14 Fälle. Die jeweils restlichen Member weisen ganz überwiegend zyklonale
Großwetterlagen auf.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen ECMF-Laufs von 00 UTC ist im Vergleich zum gestrigen
00 UTC-Lauf bis Donnerstag 00 UTC recht gut, am Freitag 00 UTC zeigen sich aber
über Mitteleuropa schon etwas stärkere Unterschiede:
Der in 500 hPa gestern noch über Deutschland von SE nach NW gerichtete Rücken
ist hierzulande nicht mehr vorhanden bzw. liegt über Südskandinavien. Damit sind
Geopotential und auch der Bodendruck nun tiefer anzusetzen: Über Mitteleuropa
befindet sich nun ein flaches 1015er Tief, während nach der gestrigen Prognose
noch die Brücke zwischen dem Azorenhoch und jenem über dem westlichen Russland
das Wetter hierzulande bestimmt hätte. Die Temperatur in 850 hPa liegt um einige
K niedriger. Auch am Samstag 00 UTC sind die Druckwerte in der Höhe und am Boden
niedriger, als gestern noch prognostiziert, aber insgesamt zeigen beide Läufe
eine antizyklonal bestimmte Lage über Deutschland. Die 850 hPa-Temperaturen
liegen vor allem in der Südwesthälfte deutlich tiefer, teils um mehr als 10 K.
Am Sonntag 00 UTC sind die beiden Läufe in 500 hPa nicht so arg unterschiedlich;
es stellt sich eine "High over Low"-Situation ein (mit der Antizyklone bei
Südnorwegen und dem Höhentief über dem westlichen Mittelmeer). Das Bodenfeld ist
aber markant anders als noch vor 24 Stunden angenommen, da das Höhentief über
dem westlichen Mittelmeer eine kräftige Tiefentwicklung dort in Gang setzt,
wodurch sich über Nordfrankreich und der Südhälfte Deutschlands ein kräftiger
Druckgradient ergibt, der gestern allenfalls ansatzweise zu erahnen war (das
Höhen- und Bodentief lag über der äußeren Biscaya).
Verglichen mit dem gestrigen 12 UTC-Lauf, gelten ähnliche Aussagen wie oben: Am
Freitag 00 UTC, zeigen sich besonders im Bodenfeld über Mitteleuropa stärkere
Differenzen (jetzt das flache Tief, vor 12 Stunden noch eine mäßige östliche
Strömung). Samstag 00 UTC nähern sich die Druckfelder in Höhe und Boden wieder
mehr an; die 850 hPa-Temperatur ist aber nach dem neuen Lauf um teils mehr als 5
K tiefer. Für Sonntag 00 UTC zeigen sich wieder stärkere Differenzen,
insbesondere das Tief mit unter 1000 hPa westlich Korsika/Sardinien gab es vor
12 Stunden überhaupt noch nicht. Insofern scheint die Lage am kommenden
Wochenende doch noch sehr unklar zu sein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Während sich nach 132 Stunden die Prognosen von ICON und ECMF über Deutschland
noch recht deutlich voneinander unterscheiden (ICON Sattelpunktlage in 500 hPa,
ECMF Strömung aus SW bis SSW, ICON teils recht kräftige ENE-Strömung am Boden,
ECMF windschwach aus NW, ICON bis zu 10 K höhere Temperaturen 850 hPa), nähern
sich beide Versionen bis zur 168stündigen Vorhersage wieder recht stark an.
Prinzipiell Ähnliches ist für das GFS zu vermelden, wobei hier am ehesten die
tieferen 850 hPa-Temperaturen auffallen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der deterministische ECMF-Lauf (hier "ECMFdet" genannt) repräsentiert im
Bodendruckfeld eigentlich das gesamte Ensemble ganz gut. Die kräftige
Entwicklung über dem Mittelmeer (t+168h, Sonntag 00 UTC) zeichnet sich zwar auch
im Ensemble ab, aber der Kerndruck liegt doch im ECMFdet um etwa 15 hpa tiefer.
Entsprechend intensiver präsentiert sich natürlich auch der Bodendruckgradient
über dem südwestlichen Deutschland. Analoge Aussagen kann man auch für die 500
hPa-Fläche treffen.
Der 120- bis 168stündige Vorhersagezeitraum wird in 6 Cluster unterteilt, was in
gewissem Maße schon auf eine Unsicherheit im Mittelfristzeitraum hindeutet. Die
Cluster haben eine Memberstärke von 11, 10, 10, 8, 7 und 5. Hier sieht man
bereits, dass es noch nicht mal ein dominierendes Cluster gibt. Der Kontrolllauf
liegt in C2, der operationelle Lauf im Cluster 6 mit den 5 Membern - das
passiert ganz selten. 168stündig zeigt sich allerdings die schon mehrfach
angesprochene "High over Low"-Lage in fast allen Clustern, am schönsten in C1,
C2 und C6. In C3 (immerhin 10 Fälle) stört über Norddeutschland ein
kaltlufttropfenartiges Gebilde, das abgeschwächt auch in C4 und C5 sichtbar ist
und eben prognostisch auch einen Unsicherheitsfaktor darstellt. 192- bis
240stündig werden immer noch 5 Cluster angeboten, die sich nach 240 Stunden in
den Druckfeldern Höhe/Boden recht stark voneinander unterscheiden.
Die 850 hPa-Temperatur-Rauchfahne von Offenbach zeigt bis Mittwoch früh einen
pulsierenden Abfall bis auf etwa -4 Grad, danach ist bis Freitag ein Anstieg der
meisten Member in den Bereich -3 bis 3 Grad erkennbar. Noch im Laufe des
Freitags entstehen zwei Hauptäste, um die sich die einzelnen Ensemblemitglieder
bündeln, ein stärker besetzter warmer Ast im Bereich 1 bis 6 Grad und ein
schwächerer kalter Ast (etwa zwischen -2 und -5 Grad). Auch die ab
Donnerstag/Freitag deutlich zunehmende Schwankungsbreite der Member zeigt die
heute beachtliche Unsicherheit der Prognose auf. Am Sonntag beispielsweise
liegen die Werte zwischen -6 und +11 Grad. Ähnlich unklar ist der Verlauf des
500 hPa-Geopotentials ab dem Wochenende, lediglich das Maximum am Samstag schält
sich noch recht deutlich heraus. Ab dem Wochenende laufen auch Kontroll- und
operationeller Lauf deutlich auseinander; ersterer ist wesentlich kälter bzw.
zyklonaler (bei den unterschiedlichen Clustern, in denen Cont. und Det. liegen,
kein Wunder).
NAEFS ist nach 180 Stunden (Sonntag, 12 UTC) den Ergebnissen des ECMFdets nicht
unähnlich - das Höhentief liegt allerdings weiter im Westen und ist deutlich
schwächer als im ECMFdet. Verglichen mit dem ECMF-EPS, ist die
Bodendruckverteilung recht ähnlich (östliche Strömung über Deutschland), die
Druckwerte selbst sind im NAEFS allerdings 4 bis 7 hPa höher.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI bietet von Mittwoch bis Samstag keine Signifikanzsignale über Deutschland
bezüglich Windböen und Niederschlag.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Burkhard Kirsch.