DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-03-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 17.03.2017 um 10.30 UTC



Insgesamt wechselhaft, mitunter windig, anfangs sehr mild, später leicht
zurückgehende Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 24.03.2017


Erst einmal bestimmt über mehrere Tage eine zonale Westströmung, "peu a peu"
Richtung Südwest kippend, unser Wetter. Montag verläuft eine schleifende
Frontalzone über dem nördlichen Deutschland, an deren Südflanke im Süden
vorübergehend leichter Hochdruckeinfluss greift, so dass dort weitgehend
trockenes Wetter dominiert. Bis dahin gibt es Übereinstimmung mit den Vorläufen.


Dienstag führt dann eine in die Westströmung eingelagerte markante kurze Welle
bzw. eine von Nord nach Süd über uns zum Alpenrand schwenkende Kaltfront in ganz
Deutschland zu Niederschlägen und bringt dem Norden viel Wind und nachfolgend
einen Temperaturrückgang.

Mittwoch/Donnerstag/Freitag formiert sich ein lang gestreckter Trog, der sich
vom Nordmeer und Skandinavien über die Britischen Inseln weit südwestwärts bis
Madeira erstreckt und dort eine Teil-Abspaltung vollzieht(CUT OFF). Der Nordteil
dieses Troges läuft dabei langsam quasi als Resttrog auf Nordostkurs Richtung
Deutschland. Über unserem Bereich resultiert dabei eine weitgehend indifferente
südwestliche Höhenströmung, in deren Folge sich über Deutschland eine
Hochdruckbrücke aufbaut und sich zum Wochenende weiter festigt.
Lediglich im Süden(Alpenrand und Teile Süddeutschlands) bleibt im Bodendruckfeld
eine flache Tiefdruck-Rinne liegen. Diese wird zeitweise von leichten
Hebungsimpulsen des Resttroges aktiviert, so dass es dort zu weiteren
Niederschlägen kommt.

Ansonsten stellt sich aber mit der Festigung der Hochdruckzone über Deutschland,
die vor allem auch im erweiterten Mittelfristzeitraum zum Tragen kommt,
insbesondere ab Freitag/Samstag meist ruhiges und niederschlagsarmes Wetter ein,
die Temperaturen dürften leicht zurückgehen, bei längerem Aufklaren ist
wahrscheinlich auch Nachtfrost wieder ein Thema.

Der Bruch des neuen ECMW-Laufs mit den bisherigen Szenarien und sehr
beträchtliche Modellunterschiede(siehe Modellvergleich) deuten heute auf eine
sehr hohe Prognoseunsicherheit hin! Das bedeutet auch, dass die von EZMW
vorgestellte antizyklonale Lösung erst einmal auf sehr wackeligen Beinen steht!
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des neuen EZMW-Modellaufs vom 17.03.2017, 00 UTC im Vergleich zu
den vorangegangenen Läufen ist heute als schlecht zu bewerten!
Am Montag gibt es noch Übereinstimmung mit den Vorläufen.
Sodann kommt es allerdings zu einem gewissen Bruch.
Im Gegensatz zu den gestrigen EZMW-Szenarien baut sich heute nach anfänglich
zonal-zyklonaler Prägung später eine mitteleuropäische Hochdruckzone auf, die,
mit Ausnahme des weiterhin in einer flachen Tiefdruckrinne verbleibenden Südens,
zu ruhigem und niederschlagsarmen Wetter führen würde.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle simulieren heute kreuz und quer
durch ein buntes Szenarienspektrum:

Alternatives Szenario 1:
Während das aktuelle EZMW ab Wochenmitte eine Hochdruckzone über Deutschland
aufbaut und diese zusehends festigt, prognostiziert ICON an der Vorderseite
eines breiten, von West- nach Mitteleuropa schwenkenden Langwellentroges, ab
Wochenmitte den Aufbau einer markanten Tiefdruckrinne, die sich von
Südfrankreich über den Alpenraum, Süd-und Ostdeutschland nach Polen ausweitet,
und vor allem im Mittelgebirgsraum reichlich Regen bringt(Dauerregen). Die sich
an der Westflanke dieser Rinne einstellende polare Nordströmung lässt dabei die
Temperaturen und Schneefallgrenze in der Westhälfte Deutschlands markant
absinken, mit dem Angebot von teils
10-25 cm in den westlichen Mittelgebirgen.

Alternatives Sznenario 2:
GFS lässt auf der markanten, nach Deutschland hereinschwenkenden Trogvorderseite
am Mittwoch zunächst über Frankreich ein Tief entstehen, dass sich
Donnerstag/Freitag ostwärts nach Deutschland ausdehnt und einen kräftigen
west-mitteleuropäisches Tiefkomplex bildet. Bei warmer Ostflanke und kalter
Westflanke kommt es zu einer markanten Frontogenese mit teils unwetterartigen
Niederschlägen über dem Mittelgebirgsraum( Do./Freitag) um 50 mm/24h, im
westlichen hohen Bergland teils 20 cm Neuschnee und Verwehungen. Die
Tiefwestflanke ist zudem durch ein Sturmfeld geprägt!

Da weiter vorliegende Modelle noch gänzlich abweichende Szenarien bringen, soll
es mit der Darstellung obiger Alternativ-Szenarien erst einmal genug sein!

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EZMW-EPS Rauchfahnen laufen bis Dienstag hinsichtlich Temperatur- und
Geopotentialverleitung in einem relativ engen Spektralbereich.
Ab Mittwoch weitet sich dann die Bandbreite von Temperatur und Geopotential
deutlich aus. Eindeutige Minima und Maxima lassen sich heute in den EPS-Spektren
leider nicht extrahieren. Es sind eher nur leichte bis mäßige Schwankungen um
ein mittleres Kontinuum.
Bei der Niederschlagssignaldichte kristallisiert sich für den Süden am Montag
eine gewisse antizyklonale Dominanz heraus.
Bei den Temperaturen zeigt sich ein leichtes Süd-Nord-Gefälle.

Die ENS-GFS zeigen ab Mittwoch ebenfalls eine markante spektrale Ausweitung. Die
Niederschlagssignaldichte weist am Montag im Süden ebenfalls ein Minimum auf.
Die 2m-Maximum-temperaturen liegen grundsätzlich im Bereich des klimatologischen
Mittels, zu Beginn teils auch darüber.

Die Großwetterlagenklassifizierung des EZMW-EPS nach Dr. Paul James liefern zu
Beginn(Montag/Dienstag) noch in etwa ein Gleichverteilung der Westwetterlagen
Wz, Wa. Ab Mittwoch/Donnerstag folgt dann aber ein Sammelsurium von
Großwetterlagen, aus dem man keine wirklich dominante Wetterlage herausfiltern
kann!

Die EZMW- CLUSTERverteilung 120-168h(3 CLUSTER) zeigt in etwa eine
Gleichverteilung von antizyklonal und zyklonal geprägter Situation, und liefert
daher auch keine Entscheidungshilfe für eine brauchbare Mittelfristvorhersage.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI deutet am Montag hinsichtlich der 2m-temperatur für den Montag auf eine
deutlich positive Abweichung hinsichtlich des Modellklimas.
Einzelne deterministische Modelle(ICON,GFS) simulieren Donnerstag und Freitag im
Bereich des nördlichen und westlichen Mittelgebirgsraumes erhebliche
Niederschlagsmengen(Dauerregen, GFS extremer Dauerregen). Teils erhältt man dort
für die höheren Lagen um 20 cm Neuschnee. Zudem gibt es nach GFS
Donnerstag/Freitag im westlichen Bergland stürmische Böen.
Die Statistik bestätigt jedoch diese Entwicklungen z.Z. nicht, so dass diese
Szenarien erst einmal mit großem Vorbehalt zu betrachten sind!
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Basis für Mittelfristvorhersage
Aufgrund der Inkonsistenz des EZM und der sehr unterschiedlichen
Modellprognosen, ist es kaum möglich eine geeignete Basis für die
Mittelfristvorhersage zu finden. Es wird versucht, die Vorhersage aus einem
Kompromiss von MOS-MIX und EPS-EZMW abzuleiten.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel