DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-03-2017 09:00
SXEU31 DWAV 150800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.03.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW a, Übergang zu W z
Auf höheren Berggipfeln und in einigen exponierten Küstenlagen Gefahr von
Sturmböen, sonst vorerst keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland an der warmen Seite der Frontalzone unter einer
allmählich aufsteilenden, von WNW auf NW drehenden Strömung. Dies ist bedingt
durch einen Keil, der sich, ausgehend von einem blockierenden Hoch mit
Schwerpunkt über Nordfrankreich, aufwölbt und bis nach Island ausweitet. Dabei
kommt der Geopotentialgewinn nördlich der Britischen Inseln hauptsächlich durch
Warmluftadvektion zustande. Durch das Rückdrehen der Strömung gelangt die über
Deutschland liegende und als Warmfront rückläufig werdende Front mehr und mehr
ins Schleifen. Allerdings lässt der sich kräftigende antizyklonale Einfluss von
dieser Front kaum Wetterwirksamkeit übrig. So sind in den Staulagen der
Mittelgebirge noch geringe Niederschläge (weniger als 2 mm innerhalb von 12
Stunden) möglich. Auch können vor allem an der Ostseeküste und tagesgangsbedingt
vielleicht auch im nordöstlichen Binnenland einzelne Böen bis Bft 7 und in
exponierten Lagen auch stürmische Böen auftreten; auf höheren Berggipfeln der
östlichen Mittelgebirge sind Sturmböen bis Bft 9 vorstellbar.
Im Westen und Südwesten dominiert jedoch antizyklonaler Einfluss, so dass dort,
wenn man von der frontalen Bewölkung mal absieht, Auflockerungen und auch
Aufheiterungen zu erwarten sind. Die Temperaturen erreichen je nach
Sonnenscheindauer 11 bis 16, unmittelbar an der Küste und im höheren Bergland
Werte um 8 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der von dem Hoch über Frankreich
ausgehende Keil in die Nordsee, wodurch der frontale Einfluss nach Nordosten
abgedrängt wird. Mit der Ausweitung des korrespondierenden Bodenhochs nach
Nordosten stellt sich im Westen und Süden Deutschlands eine schwachgradientige
Lage ein. Aufgrund der Vorgeschichte sowie der fortgeschrittenen Jahreszeit
sollte die Nebelneigung gering bleiben.
Bei längerem Aufklaren kann es in ungünstigen Lagen West- und Süddeutschlands
sowie im gesamten Mittelgebirgsraum erneut leichten Frost oder zumindest Frost
in Erdbodennähe geben.

Donnerstag... nähert sich vom nahen Ostatlantik kommend ein weiterer Trog, der
bis zum Abend auf die Britischen Inseln übergreift. Der stromab liegende
Höhenkeil gelangt somit nach Mitteleuropa. Das korrespondierende Bodenhoch
verlagert sich mit seinem Schwerpunkt unter einsetzender Abschwächung in den
Ostalpenraum, wodurch sich in weiten Teilen Deutschlands eine schwache
südwestliche bodennahe Windkomponente durchsetzt. Im Süden und Südosten bleiben
die Luftdruckgegensätze jedoch gering, so dass dort bei der bodennahen
Windrichtung regionale Besonderheiten die dominierende Rolle spielen.
Im Bereich des Bodenhochs dominiert Absinken, wodurch in weiten Teilen
Deutschlands längere sonnige Abschnitte zu erwarten sind. Nur der Norden wird
von dichteren Wolkenfeldern gestreift, die aus Warmluftadvektion resultieren.
Die kräftige Einstrahlung wie auch die südwestliche bodennahe Windkomponente
sollte zu einem weiteren Temperaturanstieg führen, so dass 15 bis 19, mit Hilfe
der Sonne in tieferen Lagen Südwest- und Westdeutschlands 20 Grad erreicht
werden. In Küstennähe und im Bergland bewegen sich die Temperaturen zwischen 10
und 14 Grad, bei auflandigem Wind auch etwas darunter.
In der Nacht zum Freitag greift der nachfolgende Trog unter Intensivierung auf
die Nordsee über. Die Kaltfront eines in die Norwegische See ziehenden Tiefs
erfasst bis Freitagfrüh den Norden und Nordwesten Deutschlands. Allerdings sind
auch mit dieser Frontpassage nur geringe Niederschläge zu erwarten. Mit
Durchgang der Front frischt der Wind auf. Für warnrelevante Böen sollte es
allerdings nur an der Küste sowie auf höheren Berggipfeln (wo vielleicht auch
stürmische Böen auftreten können) reichen.
Im Südosten und Süden bleibt im Randbereich des sich weiter abschwächenden Hochs
die schwachgradientige Lage bestehen. Dort kann es in ungünstigen Lagen nochmals
leichten Frost oder zumindest Bodenfrost geben. Die Nebelneigung ist jedoch
gering.

Freitag... schwenkt der o.g. Trog von der Nordsee kommend weiter südostwärts und
greift bis zum Abend auf den Osten Deutschlands über. Die diesem Trog
vorgelagerte Kaltfront wird rasch nach Südosten gedrückt und erreicht am Abend
den Alpenrand und leitet eine grundlegende Wetterumstellung ein. Nach wie vor
sind im Frontbereich nur geringe Niederschläge zu erwarten. Allenfalls in
einigen Staulagen können um 5, im Allgäu vielleicht auch um 10 mm Niederschlag
innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen.
Möglicherweise ist auch die Kaltfrontpassage in Süddeutschland mit heftigeren
Erscheinungen bis hin zu Gewittern verbunden. Präfrontal erfolgt im Süden und
Südosten ein Einschub labiler und (etwas) feuchterer Luft, der sich annähernde
Trog liefert die erforderliche Hebung, auch ist vor allem niedertroposphärisch
ausreichend Scherung vorhanden, so dass die Kaltfrontpassage auch mit
organisierteren Strukturen hochreichender Konvektion einhergehen könnte. Dabei
ist auch von entscheidender Bedeutung, ob Einstrahlung eine hierfür
erforderliche Erwärmung liefert. Zumindest von MOS und ICON wird diese Version
offen gehalten.
Aber auch der Norden und Nordosten sollte die Konvektion betreffend beachtet
werden. Der Trog sorgt mit seiner hochreichend labilen Kaltluft und
Temperaturen, die im 500 hPa-Niveau bis -34 Grad zurückgehen, für eine
hinreichende Labilität. Scherung ist auch vorhanden, das Kondensationsniveau
liegt deutlich unterhalb von 1000 Metern. Das rasche Vordringen der labil
geschichteten Kaltluft macht staffelartige Strukturen vorstellbar, wobei die
Konvektion aufgrund der polaren Luftmasse bei Weitem nicht so hochreichend ist
wie in Süddeutschland.
Der Wind frischt generell auf, verbreitet treten Windböen, in Nordseenähe und
mit Frontpassage (auch ohne Konvektion) stürmische Böen und auf höheren
Berggipfeln Böen bis Sturmstärke auf. In Verbindung mit konvektiven
Entwicklungen können dann auch abseits der Front Böen bis Sturmstärke auftreten.
Der Oberwind bis 45 kt im 850- bzw. 925 hPa-Niveau ist hierfür hinreichend.
Größere Auflockerungen sollten auf die Donauregion und die Gebiete südlich davon
beschränkt bleiben. Dort werden noch einmal 15 bis 19, am Alpenrand bei föhniger
Unterstützung vielleicht auch 20 Grad erreicht. Ansonsten sind 8 bis 14 Grad zu
erwarten, wobei die Maxima bereits in der ersten Tageshälfte auftreten und
danach die Temperaturen spürbar zurückgehen.
In der Nacht zum Samstag wird der Übergang zu einer zyklonalen Nordwestlage
durch ein Randtief vollzogen. Dieses Tief wird rasch in den Nordwesten
Deutschlands gesteuert. Mit der Annäherung dieses Tiefs kommen im Nordwesten und
Westen länger andauernde Niederschläge auf, wobei jenseits des
Vorhersagezeitraumes wahrscheinlich Warnschwellen überschritten werden. Anfangs
kann es bis in Lagen um 600 Meter schneien, bis Samstagfrüh sollte jedoch die
Schneefallgrenze rasch bis in die Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge
ansteigen.
An der Südflanke des Randtiefs frischt der Wind auch wieder auf, so dass im
Westen, Südwesten und zum Teil auch in den mittleren Gebieten verbreitet
Windböen, im Bergland stürmische Böen und auf höheren Gipfeln Sturmböen
auftreten können.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen bis Freitagabend eine weitgehend ähnliche
Entwicklung. Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine
prognoserelevanten Unterschiede ableiten. Erst in der Nacht zum Samstag deuten
sich Unterschiede an. Das Randtief, das nach ICON auf den Nordwesten
Deutschlands übergreifen soll (und sich erst im Laufe des Samstags zu einer
Welle rückbildet) wird von EZMW und GFS als offene Welle simuliert, was eine
verhaltenere Windentwicklung zur Folge hätte.
Für den kürzestfristigen Vorhersagezeitraum zeigen Ensemble-Verfahren für die
vorpommersche Ostseeküste und das daran angrenzende Binnenland Signale für
stürmische Böen, was sich synoptisch nur aus dem Tagesgang erklären ist (der
postfrontale Druckanstieg ist ja bereits erfolgt). Die Warnungen wurden an
diesen Umstand angepasst. Aktuelle Beobachtungen geben diese Entwicklung noch
nicht wieder.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann