DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-03-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.03.2017 um 10.30 UTC



Wochenend' und Dauerregen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 21.03.2017


Am Freitag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, greift nach dem EZMW-IFS ein
Trog auf Deutschland über. Bodennah liegt ein umfangreiches Tief über dem
Nordmeer und Skandinavien, während Hochs über dem Balkan und im Bereich der
Azoren ihren Schwerpunkt besitzen. Die Kaltfront des Tiefs greift mit
Regenfällen bereits am Vormittag auf den Nordwesten über und erreicht am Abend
den Südosten. Sie bringt etwas Regen, auf ihrer Rückseite geht in 850 hPa die
Temperatur auf etwa -4 bis -5 Grad zurück, so dass es im höheren westlichen
Bergland noch etwas schneien kann. Vor allem im Bereich der Kaltfront und im
Nordwesten Deutschlands frischt der Westwind stark böig auf. Der Trog schwenkt
in der Nacht zum Samstag rasch nach Osten durch. Am Samstag stellt sich dann
eine recht glatte und kräftige westnordwestliche Höhenströmung ein. Bodennah
zieht eine flache Welle über den Norden Deutschlands hinweg. Ihr Frontensystem
schleift über Deutschland und bringt mitunter recht flächendeckende und
ergiebige Regenfälle. An der Südflanke der Welle bleibt es zudem sehr windig. Am
Sonntag zieht mit der weiterhin nordwestlichen Höhenströmung eine weitere Welle
über die Mitte Deutschlands hinweg. Sie bringt wiederum recht kräftige
Regenfälle und weiten Landesteilen. Der kräftige Westwind weht dann nur noch im
Südwesten des Landes.
Am Montag greift von Südwesten her ein flacher Rücken auf Deutschland über und
der Druckgradient zwischen einem Hoch im Südwesten Europas und dem Zentraltief
über dem Nordmeer fächert auf. Das Frontensystem der abgezogenen Wellen liegt
nach wie vor schleifend über der Mitte Deutschlands, gerät aber unter Absinken,
so dass die Niederschläge nachlassen, aber nicht aufhören. Am Dienstag greift
von Nordwesten her ein Trog auf den nahen Ostatlantik über und induziert eine
Zyklogenese im Bereich der Britischen Inseln. Damit dreht der Wind auf südliche
Richtungen und die Front verlagert sich unter weiterer Abschwächung in den
Norden.
In der erweiterten Mittelfrist soll dann das Tief von den Britischen Inseln zum
Nordmeer ziehen und seine Kaltfront Deutschland erreichen, am Donnerstag
erreicht uns dann auch der nachfolgende Trog.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufes mit seinen beiden Vorgängern kann
insgesamt als gut bezeichnet werden. Die synoptischen Strukturen stimmen grob
überein. Unterschiedliches Timing wird bei den Wellen am Wochenende gesehen,
auch die Zugbahn und Zuggeschwindigkeit des Tiefs Anfang kommender Woche ist
noch unsicher. Nach dem gestrigen Lauf sollte das Tief schneller nach Osten
ziehen und früher auf Deutschland übergreifen. Zudem fällt auf, dass sich bei
den beiden gestrigen Läufen am Montag der Rücken über Deutschland etwas stärker
aufwölbte und die Front deutlich weiter nach Norden abgedrängt wurde.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


EZMW und GFS ähneln sich bis Montag sehr stark, wobei GFS mit den Wellen etwas
schneller ist und den Rücken schon im Laufe des Sonntags übergreifen lässt. ICON
liegt zunächst sehr nahe an EZMW, aber am Montag sorgt ein Rücken weiter
westlich für eine Austrogung bei uns. Die letzte Welle entwickelt sich zu einem
stärkeren Tief und zieht langsam von der Ostsee nach Osteuropa, während auf
seiner Rückseite der Wind auf Nordwesten dreht und kältere Luft nach Deutschland
gelangt. GEM ähnelt sehr stark den Europäern, NAVGEM bis Sonntag auch, dann
verbleibt Deutschland noch länger unter dem Einfluss einer westlichen
Höhenströmung, weil sich der Rücken nicht aufwölbt. Ähnlich deutet es auch UKMO
(bis Montag, 00 UTC vorhanden) an.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Mittelfristzeitraum (So, 00 UTC bis Di, 00 UTC) wird das EZMW-EPS 3 Clustern
zugeordnet. Diese unterscheiden sich nur schwach vor allem im Vorhandensein des
Rückens Anfang kommender Woche. Dieser Rücken würde die Frontalzone etwas
nordwärts abdrängen und für nachlassende Niederschläge sorgen. Würde er - wie 2
Cluster andeuten - nicht auftreten, könnte es auch am Montag und Dienstag
weitere Regenfälle geben.
Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen nach deutlichem Temperrückgang am Freitag
einen Wiederanstieg auf im Mittel etwas mehr als 0 Grad in 850 hPa. Dabei ist in
den Folgetagen ein großer Spread zwischen -6 und +6 Grad auszumachen. Beim
Geopotenzial zeigen sich ein Minimum am Samstag und ein schwaches Maximum am
Montag. Auch hier ist kommende Woche eine recht große Schwankungsbreite zwischen
530 und 570 gpdam in 500 hPa auszumachen. Die Niederschlagssingale sind am
Wochenende sehr deutlich, aber auch Anfang der kommenden Woche in schwächerer
Form noch vorhanden.
Die GFS-Rauchfahnen ähneln denen des EZMW.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt von Freitag, 00 UTC bis Montag, 00 UTC (72-stündig) über
Deutschland recht großflächig Signale für ein verregnetes Wochenende.
Betrachtet man bei EZMW-EPS 48-stündige Überschreitungswahrscheinlichkeiten von
40 mm im Zeitraum von Samstag, 00 UTC bis Montag, 06 UTC so zeigen sich in
folgenden Regionen Werte über 10 %: Bergisches Land, Schwarzwald, Bayerischer
Wald und Alpen. In den Allgäuer Alpen und im Südschwarzwald gibt es auch geringe
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 60 mm. Die Schneefallgrenze liegt meist recht
hoch, in etwa zwischen 1200 und 1600 m. Cosmo-LEPS reicht derzeit erst bis
Sonntag, 12 UTC, zeigt aber bis dahin zusätzlich schon Signale für Dauerregen
auch für den Harz, die Eifel, den Odenwald, Ostwürttemberg, die Fränkische Alb
sowie den gesamten Gebirgszug vom Thüringer Wald bis zum Fichtelgebirge.
Aufgrund der Tatsache, dass der Niederschlag von einem schleifenden
Frontensystem verursacht wird und dessen Lage mittelfristig noch nicht ganz
sicher ist (und in jedem EPS-Lauf etwas anders simuliert wird), muss man davon
ausgehen, dass vermutlich nur ein etwas kleineres Gebiet betroffen wird, dieses
aber umso stärker. So zeigt z.B. EZMW die Niederschläge konzentriert auf einen
Streifen vom Bergischen Land bis zum Bayerwald. ICON bringt in vielen
Mittelgebirgen Unwettermengen über 60 mm in 48 Stunden, womit es aber im
Vergleich zu den übrigen Modellen etwas zu übertreiben scheint.
Ergiebige Schneefälle sollten (je nach Lage der Front) auf die höchsten Lagen
der Mittelgebirge (Harz, Erzgebirge, Schwarzwald) beschränkt bleiben. In den
Alpen kann es oberhalb 1600 m kräftigen Neuschneezuwachs geben, vor allem im
Allgäu sind weitere 50 cm wahrscheinlich.

Cosmo-LEPS zeigt Signale für Sturmböen am Samstag und Sonntag in vielen Regionen
Deutschlands, schwerpunktmäßig in höheren Lagen. Am Montag zeigt EZMW-EPS
immerhin noch leichte Signale für stürmische Böen, schwerpunktmäßig in der
Nordosthälfte.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann