DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-03-2017 09:00
SXEU31 DWAV 090800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.03.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW z Übergang zu SE a

Heute und in der kommenden Nacht im Schwarzwald und an den Alpen Dauerregen,
teils Unwetter. Von Nordwesten her kurze Gewitter mit Windböen, vereinzelt mit
stürmischen Böen. Fr/Sa Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... herrscht über Mitteleuropa eine nordwestliche Strömung an der
Ostflanke eines sich kräftigenden Rückens mit Achse von der Iberischen Halbinsel
zu den Britischen Inseln. Obwohl die Achse des Rückens sich langsam annähert,
führt das mitnichten zu einer Wetterberuhigung. Vielmehr wird durch
Warmluftadvektion, im Tagesverlauf auch durch einen markanten Kurzwellentrog
Hebung ausgelöst, die in der einströmenden feucht milden Meeresluft zu häufig
starker Bewölkung und weiteren Regenfällen bzw. Schauern führt.
Über dem Süden und Südwesten liegt zudem die wellende Kaltfront eines Tiefs über
der Norwegischen See, das sich langsam auffüllt. Vor allem dort sind ergiebige
Regenfälle in Staulagen zu erwarten. Seit gestern sind im Schwarzwald und an den
Alpen 20 bis 45 mm Regen gefallen, zu denen im Schwarzwald bis heute Abend noch
etwa 20 bis 30 mm hinzu kommen dürften, an den Alpen liegen die Modelle mit bis
zu 60 mm in einigen exponierten Staulagen noch höher, wahrscheinlich aber auch
zu hoch, wie ein Vergleich der aktuell gefallenen Niederschläge mit den
gestrigen Prognosen nahe legt. Die ausgegebenen Warnungen vor Dauerregen laufen
also weiter, können beginnend ab den Abendstunden, vielleicht auch im Laufe der
Nacht zum Freitag aufgehoben werden.
Der oben angesprochene KW Trog, der auch mit einem Trog im Bodendruckfeld
verknüpft ist, greift nachmittags von Nordwesten über und bringt durch
höhenkalte Luft eine deutliche Labilisierung und Schauer sowie einzelne kurze
Gewitter, die angesichts von Oberwinden bis 40 Kt in 850 hPa mit starken,
vereinzelt mit stürmischen Böen verbunden sein können.
Die Gradientzunahme durch den Trog hält sich in Grenzen, womit stärkere Böen
abseits der Konvektion wohl nur im höheren Bergland mit Bft 7 bis 8 und an der
Nordsee mit Bft 7 ein Thema werden. Vorübergehende Auflockerungen sind vor allem
über dem Norden und der Mitte möglich. Trotz der meist wolkenreichen
Verhältnisse steigt die Temperatur in der milden Luftmasse auf 9 bis 14 Grad.

In der Nacht zum Freitag dreht die Strömung noch mehr auf Nordwest, da sich der
Rücken weiter aufwölbt und der Trog sich mehr nach Süden ausdehnt, als dass der
nach Osten vorankommt. Auf der Vorderseite des Rückens weitet sich der hohe
Druck von Frankreich nach Nordosten aus, der Schwerpunkt des Bodenhochs findet
sich zum Morgen im Bereich Benelux Westdeutschland. Somit kommt es von Westen
her zu einer Wetterberuhigung und auflockernder Bewölkung, wobei sich dann in
der feuchten Luft recht verbreitet Nebel bildet. Vor allem in der Osthälfte,
aber auch in Staulagen der Alpen regnet es noch weiter, an den Alpen auch recht
ergiebig. Anfangs sind nach Osten hin auch einzelne Gewitter möglich. Der
Gradient verschärft sich an der Rückseite des Troges und mit dem steigenden
Druck weiter westlich, so dass auch in tiefen Lagen nach Osten hin vereinzelte
Bft 7 zu erwarten sind, im Bergland Bft 7 bis 8, in den Alpen und den östlichen
Mittelgebirgen sind Sturmböen möglich, vereinzelt auch schwere Sturmböen. Da mit
dem Trog niedertroposphärisch wieder eine kältere Meeresluftmasse advehiert
wird, sinkt auch die Schneefallgrenze bei Temperaturen in 850 hPa um -4 Grad auf
400 bis 800m, in Hochlagen wird entsprechend wieder etwas Schnee und Glätte ein
Thema.

Freitag... schwenkt der Rücken über Frankreich und die Nordsee nach Osten,
während das Bodenhochdruckgebiet seinen Schwerpunkt über Süddeutschland zu den
Alpen verlagert. Somit setzt sich vermehrt Absinken bei uns durch, verbunden mit
einer deutlichen Wetterbesserung, sprich mit Aufheiterungen vor allem über der
Westhälfte.
Weiter nach Osten zu wird der Trog Richtung Polen, Tschechien abgedrängt. Es
treten aber anfangs aus starker Bewölkung noch Niederschläge auf, im höheren
Bergland Schnee, sonst Regen. Die Intensität der Regenfälle nimmt dabei weiter
ab, und die Dauerregenwarnungen können sukzessive auch am Alpenrand aufgehoben
werden.

Der Wind flaut auch im östlichen Bergland, wo er zunächst in Böen Bft 7 bis 9
erreicht, im Tagesverlauf ab. Die Bewölkungsverhältnisse, aber auch die in den
Osten eingeflossene kältere Luft, führen zu einem SW-NE Gefälle der Temperatur.
Am Oberrhein sind 14/15 Grad drin, ganz im Osten 8 bis 9 Grad.

In der Nacht zum Samstag erreicht der Rücken den Westen Deutschlands, er flacht
aber schon wieder ab und wird von WLA überlaufen. Im Bodenfeld verlagert sich
der Schwerpunkt der Hochdruckzone bis Samstagfrüh nach Nordösterreich und
Böhmen. Von Nordwesten her setzt somit leichter Druckfall ein und bereits im
Laufe der Nacht greifen die Wolkenfelder der Warmfront eines nach Island
ziehenden Tiefs auf den Westen und Nordwesten Deutschlands über. Es bleibt aber
niederschlagsfrei, höchstens noch im äußersten Südosten sind letzte Tropfen
möglich.
Vor allem über der Mitte und dem Süden kann es längere Zeit klar sein, so dass
die Temperaturen merklich zurückgehen. Recht verbreitet muss dort auch mit
leichtem, vereinzelt sogar mit mäßigem Frost gerechnet werden. Glätte sollte
aber kaum auftreten, eher bildet sich Nebel.


Samstag... schwenkt der Höhenrücken zwar weiter nach Mitteleuropa, wird aber
sowohl von WLA als auch von mehreren flachen Kurzwellentrögen überlaufen, so
dass nicht unbedingt "Affenhochglanz" ins Haus steht. Dennoch verbleibt der
Schwerpunkt der Hochdruckzone über dem östlichen Mitteleuropa, so dass das
Frontensystem eines Tiefs bei Island nicht auf Mitteleuropa übergreifen kann,
sondern zunächst über die Nordsee hinweg Richtung Skandinavien zieht.

Lediglich die Warmfront streift mit dichteren Wolkenfeldern den Westen und
Norden des Landes. Niederschläge werden auch im äußersten Westen und im
Nordseeumfeld kaum simuliert, lediglich ICON lässt sie auf den Nordwesten
übergreifen. Somit steht warntechnisch ein ruhiger Tag ins Haus. Vor allem in
der Südhälfte scheint dazu auch häufig die Sonne, während man sie im äußersten
Nordwesten wohl eher selten zu Gesicht bekommt. Die Temperaturen ändern sich
gegenüber dem Vortag nur wenig, im Südwesten steigen sie etwas an. Der meist
schwache bis mäßige südliche bis südöstliche Wind spielt kaum eine Rolle,
warntechnisch wird er nicht relevant.

In der Nacht zum Sonntag zieht sich das Hoch nur wenig nach Osten zurück, der
Rücken verändert seine Lage kaum und liegt genau über Deutschland. Damit können
die Tiefausläufer lediglich in stark abgeschwächter Form auf den Nordwesten
übergreifen und bringen, wenn überhaupt im Nordseeumfeld etwas Regen. Ansonsten
hält sich Hochdruckeinfluss, allerdings nimmt die Bewölkung von Nordwesten her
langsam zu, so dass leichter Frost vor allem ganz im Osten und im Südosten zu
finden sein dürfte. Auch das ein oder andere Nebelfeld bildet sich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich. Die Niederschlagsmengen für die Staulagen im
Süden unterscheiden sich deutlicher, wobei EURO 4 und ICON die größten Mengen
liefern. Sie lagen aber auch für die letzte Nacht zu hoch. An den dort
bestehenden Dauerregenwarnungen muss aber zunächst nicht gerüttelt werden. Der
Regen ist aber teilweise deutlich früher zu ende, als in den Warnungen avisiert,
entsprechend können die Warnungen eher aufgehoben werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner