DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-03-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.03.2017 um 10.30 UTC



Anfangs oft trocken und teils freundlich, ab Sonntag von Westen wieder
wechselhafter, dabei allmählich zurück gehende Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 14.03.2017


Am Freitag liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Höhenrückens in 500 hPa,
dessen Achse im Tagesverlauf langsam über die Britischen Inseln ostwärts zieht
und in der Nacht die Nordsee erreicht. Östlich des Rückens ist ein, ebenfalls
langsam ostwärts wandernder, Langwellentrog auszumachen, wobei zwischen den
beiden Geopotentialstrukturen eine weitgehend gradlinige Strömung und aus dieser
heraus wenig vertikaler Impuls auszumachen ist. Allerdings ist der Trog mit
höhenkalter Luft (Temperaturen unter -30 Grad in 500 hPa) gefüllt. Diese
Höhenkaltluft sorgt insbesondere am Tage und in der Osthälfte noch für eine
deutliche Labilisierung, was zu Hebung und in der Folge auch zu leichten, im
Stau des Erzgebirges, aber auch direkt an den Alpen, auch zu mäßigen
Niederschlägen führt, die aber allmählich nach Polen abziehen. Mit dem
westeuropäischen Höhenrücken korrespondiert im Bodendruckfeld ein kräftiges
Hoch, das bis in die Nacht von Frankreich nach Deutschland gezogen sein wird,
wobei der anfänglich recht hohe Druck über 1025 hPa im Tages- und Nachtverlauf
etwas sinkt. Die auf der Nordostflanke des Hochs aus Nordnordwest kommende
Strömung und der durch sie hervorgerufene Stau am Erzgebirge wurde schon
angesprochen, bemerkenswert ist noch der Druckgradient, der dort auch recht
scharf ist, so dass es zu starken, lokal auch zu stürmischen Böen oder Sturmböen
kommen kann. Bei 850er Temperaturen zwischen 3 Grad im Südwesten und -4 Grad im
Nordosten erscheint eine Temperaturspanne zwischen 8 und 15 Grad plausibel.

Am Samstag läuft in die Rückseite des Höhenrückens ein Kurzwellentrog hinein.
Dieser baut den langwelligen Rücken ab, allerdings folgt ihm sehr rasch ein
neuer Rücken in der Höhe nach. Bis zum Abend soll der Trog, oder das, was
zwischen den beiden Rücken von ihm übrig blieb, laut EZMW-Hauptlauf am Abend
über dem Ärmelkanal und Zentralfrankreich liegen. Ein ähnliches Schicksal
erleidet auch der mit dem Trog verbundene Bodentrog. Während dieser zu
Tagesbeginn noch klar konturiert von der Irischen See bis zur Biskaya und zur
französischen Atlantikküste ausgreift und er auch mit einem kräftigen Regenband
gekoppelt ist, schwächt sich dieses unter Verlagerung nach Frankreich ab und der
Bodentrog wird vor allem in seinem südlichen Teil durch ein sich von Südwesten
kräftigendes Hoch abgebaut. Dadurch ist zum Tagesende eine bodennahe
Trogstruktur nur noch über den Britischen Inseln und der Nordsee zu erkennen. In
der Nacht greifen die sich weiter reduzierenden Trogreste und das Regenband
weiter nach Osten aus, nach dem EZMW-Hauptlauf greifen die Niederschläge aber
allenfalls auf den Südwesten Deutschlands über, wo das Regengebiet im
Nordweststau der französischen und schweizer Alpen breiter auseinanderläuft. Die
850er Temperaturen ändern sich kaum, sie liegen am Abend bei +4 bis -2 (Südwest
- Nordost), zum Morgen bei +1 bis -2 Grad, was eine reduzierte Temperaturspanne,
aber weder eine durchgreifende Temperaturänderung noch (mit Ausnahme des
Feldbergs) festen Niederschlag erwarten lässt.

Am Sonntag läuft auf der Vorderseite des atlantischen Höhenrückens ein weiterer
Trog nach Südosten ab. Dieser regeneriert die Trogreste seines Vorgängers. Dies
bedeutet einerseits eine erneute Verstärkung des Bodentrogs (kräftig) und des
Höhentrogs (mäßig), durch einströmende Höhenkaltluft wird auch vermehrt Hebung
getriggert, und damit intensivieren sich auch wieder die Niederschläge, die nach
dem EZMW-Hauptlauf dann am Tage und in der Nacht zu Montag die Westhälfte und
den Süden beeinflussen. Insbesondere im Süden kommt es bei einer zunehmend auf
Nord drehenden Bodenströmung zu Staueffekten und damit auch länger anhaltenden
und intensiven Niederschlägen. Mit der nördlichen Strömung sinken auch die 850er
Temperaturen. Sie liegen ausgangs der Nacht durchweg unter null Grad, womit auch
die Schneefallgrenze sinkt und in Höheren Lagen, speziell an den Alpen, wieder
mit Schnee zu rechnen ist.

Am Montag und Dienstag liegt Deutschland zwischen einem Höhenrücken, der sich
vom Atlantik über die Britischen Inseln zum Nordmeer und nach Skandinavien
erstreckt und einem Langwellentrog, der weite Teile Mittel- und Osteuropas
überdeckt. Dabei dominiert, zumindest wenn man das Geopotentialfeld zugrunde
legt, der Trogeinfluss, wobei mäandrierende Strukturen die Vorhersage unsicher
erscheinen lassen. Insgesamt deutet der EZMW-Hauptlauf eine nördlich geprägte
Höhenströmung, anfangs auch eine nördlich geprägte Bodenströmung an, was für
weitere Stauniederschläge an den Alpen spricht. Weiters scheint die Westhälfte
mehr Niederschlag erwarten zu haben als die Osthälfte, eine
Modellinterpretation, die sich aus der Geopotentialverteilung nicht zwingend
ergibt. Die 850er Temperaturen sinken weiter, am Montagabend sollen sie zwischen
-1 und -5, am Dienstagabend zwischen -3 und -6 Grad liegen.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum am Mittwoch und Donnerstag bleibt es unter
dem Einfluss tiefen Drucks und niedrigen Geopotentials wechselhaft.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Schon Übermorgen zeigen der aktuelle EZMW-Hauptlauf und seine Vorgänger
deutlichere Unterschiede. Während der gestrige 00-UTC-Lauf am Donnerstagmittag
über der Nordsee noch einen schwachen Höhenrücken simulierte, zeigen die beiden
letzten Läufe dort zu diesem Zeitpunkt eine schwache Trogstruktur. Der
Rücken-Trog-Gegensatz zeigt sich zu diesem Zeitpunkt auch im Bodendruckfeld,
allerdings über Norddeutschland und Dänemark.

Am Freitag pflanzen sich diese Unterschiede im Geopotentialfeld und im Druckfeld
weiter fort. Erkennbar ist dies beispielsweise an einer in den beiden letzten
Läufen langsamer von statten gehenden Verlagerung des Höhenrückens über
Westeuropa oder einer deutlich stärkeren und weiter nach Süden reichenden
Austrogung über dem Balkan in den beiden jüngsten Läufen im Vergleich zu den
weiter zurückliegenden. Auswirkungen hat dies natürlich auch auf die 850er
Temperaturen. Während der gestrige 00-UTC-Lauf die 5-Grad-Isotherme am
Freitagabend noch an den Alpen simulierte, sehen die beiden letzten Läufe dort
die 0-Grad-Isotherme.

Im Weiteren sind zwar zumindest phasenweise Ähnlichkeiten in den
prognostizierten Feldern zu erkennen, es überwiegen aber die teils sogar
deutlichen Unterschiede.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Erste deutlichere Unterschiede zwischen den globalen Modellen zeigen sich in der
Nacht zu Samstag, wo GFS uns auf der Nordflanke eines Mittelmeerhochs sieht,
während EZMW und ICON ein Hoch über dem Westen Deutschlands simulieren. Beim
LFPW liegt das Druckmaximum dagegen östlich der Adria. Im Geopotentialfeld sind
die Unterschiede zu diesem Zeitpunkt über Mittel- und Osteuropa etwas geringer,
allerdings zeigt sich über dem nahen Atlantik ein recht breites Angebot an Trog-
und Rückenstrukturen.

Am Samstag erkennt man auch bei GFS den schon in der (auf dem EZMW-Hauptlauf
basierenden) synoptischen Übersicht erwähnten kurzwelligen Trog über Westeuropa,
den ICON dagegen überhaupt nicht zeigt. Im Bodendruckfeld simuliert ICON eine
Hochdruckbrücke von Skandinavien bis zum Mittelmeer, bei EZMW liegt das Hoch bei
insgesamt gleichmäßiger Druckverteilung über der Lausitz, und bei GFS schiebt
sich von Südwesten her schon ein neues Hoch vom Atlantik nach Süddeutschland -
insgesamt also eine recht unterschiedliche Druckverteilung.

Und die Unterschiede werden nicht kleiner. So modelliert ICON am Sonntag einen
Langwellentrog von den Britischen Inseln bis nach Portugal, während GFS und EZMW
zu diesem Zeitpunkt dort einen Höhenrücken zeigen. Die trogvorderseitige WLA bei
ICON schiebt die 0-Grad-Isotherme in 850 hPa bis weit über die Britischen Inseln
nach Norden, so dass die entsprechenden Isothermen von GFS und EZMW diejenigen
von ICON fast senkrecht schneiden - ein seltenes Bild.

Insgesamt zeigt der Vergleich der Globalmodelle ein ebenso uneinheitliches Bild
wie das des EZMW-Konsistenzvergleichs.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles des EZMW zeigen für Freitag zwei Cluster. Der erste Cluster mit 31
membern wechselt von der Wetterkategorie "Positive NAO" zu einer
Blockierungslage und enthält neben dem Haupt- auch den Kontrolllauf. Der zweite
Cluster bleibt über den betrachteten Zeitraum in der Wetterkategorie "Positive
NAO".

Die schon angedeutete Uneinheitlichkeit der Modellaussagen zeigt sich auch in
der Clusteranalyse für den Zeitraum +120 bis +168 Stunden. Insgesamt 6 Cluster
wurden für diesen Zeitraum gerechnet, der größte mit 14 membern wechselt von
"Positive NAO" zu "Atlantischer Rücken", der mit 3 membern kleinste wechselt in
die "Gegenrichtung". Die einzige Wetterkategorie, die nicht auftaucht, ist die
der "Negativen NAO", und Haupt- du Kontrolllauf liegen mit 8 anderen Mitgliedern
im Cluster 4.

Im weiteren Vorhersageverlauf bleibt es mit 6 Clustern bei einer recht großen
Spannbreite in den Vorhersagen.

Die EZMW-Rauchfahnen für Offenbach zeigen schon ab Freitag eine deutliche
Zunahme der Streuung. Ab Dienstag der kommenden Woche und bis zum Ende der Woche
liefern die Ensemblemietglieder dann für die 850er-Temperatur eine Bandbreite
von 20 Grad (-14 bis +6 Grad). Dabei zeigen Haupt- und Kontrolllauf sowie die
Mehrheit der Ensemblemitglieder ab Samstag einen leichten, aber stetigen
Temperaturrückgang.

Die GFS-Ensembles stützen in ihrer weiten Streuung die Streuung des
EZMW-Ensembles und unterstreichen so die Unsicherheit der Vorhersage. Allerdings
beginnt das GFS-Ensemble erst ab Mittwoch sehr stark zu streuen, davor liegt die
Bandreite der 850er Temperaturen anfangs meist bei -3 bis +5 Grad, ab Dienstag
dann bei null bis -10 Grad.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Für den Mittelfristzeitraum zeigt EFI als einzige signifikante Wettererscheinung
hohe Niederschläge am Alpenrand an, die aber schon im Abnehmen begriffen sind.
Diese Einschätzung teilt COSMO-LEPS, allerdings zeigt COSMO-LEPS auch für den
Sonntag im Süden leicht erhöhte Niederschlagssignale (Maximalwert: im Allgäu
mehr als 10% Wahrscheinlichkeit für mehr als 25 mm in 12 Stunden).
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas