DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-03-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.03.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaftes, besonders nach Norden hin vielfach zyklonal geprägtes
Frühlingswetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 12.03.2017


Am Mittwoch dringt die atlantische Frontalzone in 500 hPa allmählich bis in den
Kontinent vor, womit über Deutschland die anfangs nordwestliche bis nördliche
Höhenströmung auf WNW zurückdreht und zunimmt.
Am Donnerstag nähert sich vom östlichen Nordatlantik ein langwelliger Rücken,
der die 500 hPa-Strömung hierzulande zunehmend antizyklonal krümmt. Zumindest in
der südlichen Hälfte Deutschlands zeigt sich das Bodendruckfeld antizyklonal
geprägt. Die 850 hPa-Temperaturen steigen von Südwesten her im Tagesverlauf
weiter an.
Am Freitag verlagert sich der Rücken vom Greenwich-Meridian nach Mitteleuropa,
wobei er sich aber deutlich abschwächt. Ein eher als kurzwellig anzusprechendes
Troggebilde folgt diesem Rücken und erreicht am Tagesende die Britischen Inseln
(unter Ausprägung eines Cut-Off-Tiefs, das dann über der Irischen See liegt).
Vorderseitig des Troges entwickelt sich ein Bodentief bis auf unter 990 hPa, das
bis nach Irland vorankommt. Von Frankreich her greift derweil die 10°-Isotherme
in 850 hPa auf den Südwesten Deutschlands über.
Am Samstag kommt der Trog bis nach Mitteleuropa voran und liegt um 24 UTC über
dem Osten Deutschlands. Das Tief über Irland wandert zur Ostsee; rückseitig
stößt ein Schwall Polarluft in unseren Raum vor.
Am Sonntag zieht der Trog unter Abschwächung ostwärts ab und ein nachfolgender
kurzwelliger Rücken sorgt für Wetterberuhigung und deutlich ansteigenden
Bodendruck in Deutschland.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum setzt sich nach Zwischenhocheinfluss im
Norden die recht windige und wechselhafte Witterung fort, während der Süden
deutlich freundlicheres Wetter zu bieten hat.

Der Großwetterlagen-Forecast-Tree nach Paul James gibt für Mittwoch primär die
GWL TrM (Trog Mitteleuropa) aus (38 Fälle), gefolgt von 13 Fällen Wz (West,
zyklonal). Von Donnerstag bis Sonntag ist dann Wz die häufigste GWL im Ensemble
(mit 19, 22, 24 und 15 Fällen). Der Rest teilt sich überwiegend in zyklonal
geprägte Großwetterlagen auf.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-ECMF-Laufs im Vergleich zum gestrigen 00
UTC-Lauf ist bis Sonntag 00 UTC als gut zu bezeichnen, wenngleich sich die
Richtung der geostrophischen Bodenströmung über Deutschland an diesem Sonntag
unterscheidet. Jetzt wird eine nördliche Richtung statt einer nordwestlichen
angenommen. Am Montag 00 UTC sind die Differenzen ungleich größer und beginnen
bereits im Höhendruckfeld 500 hPa: Gestern wurde über Frankreich und Deutschland
ein kurzwelliger Trog gerechnet, während sich heute ein Rücken von Frankreich
aus nach Nordosten zur Ostsee hin erstreckt. Massiv antizyklonaler stellt sich
damit auch das Bodendruckfeld hierzulande dar; das Druckniveau liegt zwischen
1025 und 1033 hPa (gestern zwischen 987 und 1010 hPa). Auch am Dienstag sind
Geopotential und Bodendruck über Mitteleuropa höher (wenngleich die Differenzen
gegenüber dem Vortag deutlich geringer sind), das gilt gleichermaßen für die 850
hPa-Temperatur.
Verglichen mit dem gestrigen 12 UTC-Lauf, kann die Konsistenz bis Freitag 00 UTC
als gut gewertet werden; am Samstag 00 UTC wird das Bodentief statt über der
Nordsee (12 UTC-Lauf) erst über Irland angenommen, so dass die Kaltfrontpassage
ebenfalls erst später erfolgt, als noch vor 12 Stunden gerechnet. Am Sonntag 00
UTC wurde nach dem alten Lauf eine westnordwestliche geostrophische
Bodenströmung über Deutschland simuliert, während sie heute aus nördlicher
Richtung kommen soll (bei um 2-3 K tieferen 850 hPa-Temperaturen). Im weiteren
Verlauf ist in beiden Läufen nach Norden zu eher unbeständiges und windiges
Wetter angesagt, während im Süden unseres Landes der Charakter deutlich
freundlicher ausfällt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON simuliert ebenso wie ECMF mittelfristig eine wechselhafte zyklonal geprägte
Westwetterlage, wobei allerdings die Phasen gegenüber dem ECMF-Lauf verschoben
sind, beispielsweise die Zyklogenese Samstag 00 UTC im Raum Britische
Inseln/Nordsee: Während ECMF das Tief über Irland verortet, hat ICON es über der
nördlichen Nordsee. Samstag 12 UTC soll es dann nach ICON über dem südlichen
Schweden liegen mit einem sehr kräftigen Gradienten über Nordwestdeutschland
(Richtung WNW). ECMF rechnet hingegen eine mäßige südliche Bodenströmung in
diesem Gebiet.
GFS lehnt sich stärker an die ECMF-Variante an als an jene des ICONs.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der deterministische ECMF-Lauf (hier genannt ECMFdet) repräsentiert bis zur
144stündigen Vorhersage gut das gesamte Ensemble bezüglich Bodendruckfeld über
Deutschland. 168stündig stört die schon oben beschriebene kräftige Zyklogenese
bei den Britischen Inseln das Bild, so dass die Richtung der geostrophischen
Bodenströmung im Ensemble WNW, im ECMFdet aber N ist. Die Differenzen setzen
sich in den weiteren Terminen fort; im ECMFdet bis zu 45° unterschiedliche
Windrichtungen und deutlich stärkerer Gradient über Norddeutschland. Das
Geopotential 500 hPa stimmt bis t+168h gut überein, danach ergeben sich aber
auch hier Unterschiede zwischen ECMFdet und dem Gesamtensemble.
120- bis 168stündig werden drei Cluster angeboten, wobei sowohl der Kontrolllauf
als auch der operationelle Lauf im mit 23 Membern besetzten Cluster 1 liegen.
Während 168stündig C1 und prinzipiell auch C3 einen Trog über unserem Gebiet
zeigen, hat C2 diesen schon weiter im Osten mit einer eher nordwestlichen
Höhenströmung über Deutschland. Die windigste Lage ist über Norddeutschland nach
C2 zu erwarten (immerhin 19 Fälle). 192- bis 240stündig gibt es ebenfalls drei
Cluster, die sich 240stündig aber sowohl im Höhen- als auch im Bodendruckfeld
deutlich voneinander unterscheiden, was die Unsicherheit der erweiterten
Mittelfristprognose aufzeigt.
Die 850 hPa-Temperaturrauchfahne von 00 UTC zeigt zunächst einen leichten Abfall
bis Mittwoch früh auf etwa -5 Grad, anschließend erfolgt ein Anstieg, der am
Freitag in der zweiten Tageshälfte in möglichen Werten um 10 Grad kulminiert -
die einzelnen Member reichen Freitag abend von 0 bis 12 Grad). Bis Sonntag
sinken die Werte wahrscheinlich wieder unter den Gefrierpunkt ab; ab Sonntag
müssen wir aber mit einer Member-Schwankungsbreite von 15 bis 18 K rechnen. Die
Unbeständigkeit der Witterung wird durch zahlreiche Peaks der
Niederschlagsmember untermauert.
NAEFS hat 180stündig (Sonntag 12 UTC) im Gegensatz zum ECMFdet einen
Langwellentrog über großen Teilen West- und Mitteleuropas, das Bodendruckfeld
ist weitgehend zyklonal geprägt und der Druck markant tiefer als im ECMFdet. Die
850 hPa-Temperatur liegt höher. Vergleicht man den Bodendruck (ungewichtetes
Mittel) des ECMF-ENS mit dem NAEFS, so ist da schon etwas mehr Übereinstimmung
zu erkennen; allerdings hat auch ECMF-EPS höhere Druckwerte als NAEFS. Das
Modell des brasilianischen Wetterdienstes liefert noch eine andere
Bodendruckversion: Deutschland am Südrand eines südskandinavischen Hochs.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt bezüglich Windböen nur am Samstag Signale: Südwestteil Deutschlands
meist Werte etwas über 0.5. Im Hinblick auf Niederschlag existieren keine
Signifikanzsignale über unserer Region.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Burkhard Kirsch.