DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-03-2017 09:00
SXEU31 DWAV 040800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.03.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW z, Übergang zu Tr M
Heute Föhnsturm an den Alpen mit Orkanböen in Gipfellagen. Mit Föhnzusammenbruch
ab dem Nachmittag auch in den westlichen und süddeutschen Mittelgebirgen
Sturmböen. Auch am Sonntag im Westen und Südwesten windig mit Sturmböen in den
westlichen und südwestdeutschen Mittelgebirgen sowie auf Alpengipfeln. Außerdem
einzelne kurze Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland an der Vorderseite eines auf Westeuropa
übergreifenden Troges. Aus diesem Trog läuft ein kurzwelliger Anteil heraus, der
bis zum Abend den Südwesten Deutschlands erfasst. Das korrespondierende
Bodentief bildet sich nördlich der Pyrenäen und wird über den Osten Frankreichs
nach Belgien gesteuert. Mit dieser Entwicklung erreicht die Föhnsituation an den
Alpen ihren Höhepunkt. Auf exponierten Gipfeln können dann Böen bis Orkanstärke
auftreten. Der Föhn bricht bis in die Täler mit Böen bis hin zu schwerer
Sturmstärke durch. Abseits der Alpen sind nur auf höheren Mittelgebirgsgipfeln
einzelne Sturmböen zu erwarten. Zudem kommt im Osterzgebirgsraum und in Teilen
der Lausitz "Böhmischer Wind" auf.
Ab dem Nachmittag greift die Kaltfront des nach Belgien ziehenden Bodentiefs auf
den Südwesten Deutschlands über. Hierdurch bricht von der Bodenseeregion und vom
Allgäu beginnend der Föhn zusammen. Am östlichen Alpenrand sollte der Föhn bis
zum Abend andauern. Mit Frontpassage treten dann auch in freien Lagen
Süddeutschlands Wind- und stürmische Böen auf. In höheren Mittelgebirgslagen
sind dann Sturmböen zu erwarten. Zudem kommen mit der Kaltfront im Westen und
Südwesten Deutschlands Niederschläge auf, die anfangs bis in die Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge als Regen fallen. Im Norden und Osten bleibt es
jedoch trocken, vor allem zwischen Ostsee und Alpen sind auch längere sonnige
Abschnitte zu erwarten.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen frühlingshafte 13 bis 18 Grad, bei Föhn an
den Alpen durchaus auch 20 Grad. In Küstennähe sind Maxima um 10 Grad zu
erwarten.
In der Nacht zum Sonntag schwenkt der o.g. kurzwellige Anteil in den Nordosten
Deutschlands, gefolgt vom Haupttrog, der Ostfrankreich erreicht. An dessen
Vorderseite stellt sich eine südwestliche Strömung ein. Da die
mitteltroposphärisch kälteste Luft dem Trog etwas vorauseilt, nehmen die
Niederschläge zusehends einen konvektiven Charakter an. Dabei sinkt die
Schneefallgrenze auf 1000 bis 800, nach Westen hin zum Teil auf 600 Meter.
Allerdings sind keine nennenswerten Neuschneemengen zu erwarten.

Sonntag... verlagert sich der Haupttrog nach Deutschland. In diesen stößt vom
nahen Ostatlantik kommend ein weiterer Trog herein. Das mit diesem Trog
korrespondierende Bodentief wird zu den Britischen Inseln gesteuert. An dessen
Vorderseite stellt sich eine südwestliche und zusehends aufsteilende Strömung
ein. Dabei nimmt im Westen und Südwesten der Gradient zu, so dass in freien
Lagen Wind- und stürmische Böen, exponiert auch Sturmböen möglich sind.
Das okkludierende Frontensystem des Tiefs über den Britischen Inseln greift zum
Abend hin auf den Westen Deutschlands mit teils kräftigen Niederschlägen über.
Die Schneefallgrenze liegt dabei zwischen 600 und 900 Metern, so dass die feste
Phase allenfalls auf die Kamm- und Gipfellagen beschränkt bleibt. Sehr
wahrscheinlich werden auch hierdurch keine Warnungen erforderlich.
Im Osten und Süden Deutschlands sind erneut Auflockerungen, im Lee der östlichen
Mittelgebirge und nördlich der Ostalpen auch größere Wolkenlücken zu erwarten.
Bedingt durch die Troglage wird es aber mit 8 bis 13 Grad nicht mehr so mild wie
am Samstag.
In der Nacht zum Montag bleibt die Trogsituation über Mitteleuropa bestehen,
d.h. hochreichend labil geschichtete Luft erfasst nahezu das gesamte
Vorhersagegebiet. Die Frontalzone verläuft dann vom mittleren Nordatlantik über
Südfrankreich hinweg ins Mittelmeer. Im Bereich dieses Troges kommt es zu
weiteren schauerartigen Niederschlägen, die auch mit kurzen Gewittern
einhergehen können. Aufgrund der hohen Scherung, die niedertroposphärisch als
auch bis in mittlere Troposphärenschichten hinauf reichend vorhanden ist, sind
auch organsiertere Strukturen hoch reichender Konvektion vorstellbar. Ein
Oberwind, der im 850 hPa-Niveau 50 kt erreicht, ergibt das Potential für Böen
bis Sturmstärke, die in Verbindung mit kräftigeren Schauern oder kurzen
Gewittern auftreten können. Hiervon ist der Norden und Nordosten Deutschlands
noch ausgenommen. Dabei sinkt bis Montagfrüh die Schneefallgrenze im Westen und
Südwesten auf 800 bis 600 Meter, wogegen sich für die östlichen Mittelgebirge
noch keine wesentliche Änderung ergibt. Im Schwarzwald und im Allgäu können dann
in Staulagen etwas mehr als 10 Zentimeter Neuschnee zusammenkommen.

Montag... etabliert sich der Trog über Mitteleuropa. Dieser wird durch einen
Höhenrücken über Osteuropa und nach Norden hin durch ein blockierendes Hoch über
Fennoskandien blockiert. In diesen Trog läuft ein weiterer Kurzwellentrog
herein, der über Südfrankreich ins Mittelmeer gesteuert wird. Die mit diesem
Kurzwellentrog korrespondierende, zunächst offene Welle entwickelt sich mit
Überquerung der Westalpen zu einem kräftigen Tief. Bedingt durch diese
Zyklogenese kommt es in den Westalpen und in den westlichen Zentralalpen zu
kräftigen Niederschlägen, die oberhalb von 700 bis 1000 Metern als Schnee
fallen. Diese Niederschläge greifen in deutlich abgeschwächter Form auf die
Gebiete nördlich der Alpen über, im Hochschwarzwald und im Allgäu sind um 10
Zentimeter Neuschnee innerhalb von 12 Stunden möglich.
Bedingt durch die Troglage treten auch in den anderen Gebieten wiederholt
Schauer auf. Gewitter sind zwar aufgrund der nicht mehr so hohen Labilität
weniger wahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschließen. Am wahrscheinlichsten
sind dabei Gewitter noch in den Vormittagsstunden. Die Schneefallgrenze liegt
zwischen 600 und 900 Metern, d.h. die feste Phase sollte auf die Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge beschränkt bleiben, wobei wahrscheinlich, wenn
überhaupt, nur wenige Zentimeter Schnee zusammenkommen.
Das mit dem Haupttrog korrespondierende Bodentief, das in die Nordsee gesteuert
wird, sorgt im Westen und Süden Deutschlands anfangs noch für Windböen; auf
höheren Berggipfeln können Sturmböen auftreten. Im Tagesverlauf verlagert sich
dieses Tief unter leichter Auffüllung etwas nach Norden, was den Gradienten
auseinanderzieht, so dass dann der Wind wohl nicht mehr warnrelevant sein
dürfte.
Auflockerungen sind südlich der Mittelgebirge vorstellbar; größere Wolkenlücken
sollten auf den östlichen Alpenrand beschränkt bleiben.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 6 bis 10, am Rhein und an dessen
Nebenflüssen bis 12 Grad.
In der Nacht zum Dienstag intensiviert sich das Tief südlich der Alpen und
verlagert sich nach Mittelitalien. Gleichzeitig kräftigt sich das blockierende
Hoch über Fennoskandien. Im Bereich des korrespondierenden Bodenhochs bildet
sich über Nordeuropa ein ausgedehntes Kaltluftreservoir.
Bedingt durch die kräftige Tiefentwicklung über Südeuropa sollen kräftige
Niederschläge auf die Alpennordseite übergreifen. Da die Schneefallgrenze auf
600 bis 400 Meter absinkt, wären in den südwestdeutschen Mittelgebirgen und am
Alpenrand und dort vor allem im Allgäu bis hin zu den Bayerischen Alpen sowie im
alpennahen Vorland flächig 10 bis über 20, in Staulagen auch mehr als 30
Zentimeter Neuschnee innerhalb von 12 Stunden zu erwarten. Da die Zyklogenese
jedoch weit südlich, d.h. über Mittelitalien, ansetzt, sind derartige
Neuschneemengen synoptisch nicht erklärbar. Abseits der Alpen sollte es jedoch
nur in den Mittelgebirgen ein paar Zentimeter Schnee geben.
In weiten Teilen Deutschlands können die Wolken auflockern. Dabei ist die Frost-
und Glätteproblematik wieder stärker zu berücksichtigen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Deutlichere Unterschiede ergeben sich zum Ende des Vorhersagezeitraumes bzgl.
der Niederschläge ganz im Südwesten Deutschlands und an den Alpen. Hier zeigen
die anderen Modelle maximal halb so viel Niederschlag wie ICON, was eher den
synoptischen Erfahrungen entsprechen würde. Von probabilistischen Verfahren
werden dann nicht die Ergebnisse des ICON, sondern der externen Modelle
gestützt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann